Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik "Entfernte" Strommessung


von Alec T. (803)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich habe einen Akku (bis 85V) für den ich Spannung und Strom bis 30A 
(bidirektional) über einen Shunt messen möchte. Die Anzeige/Auswertung 
soll auf einem Controller mit Display in ein paar Metern (ca. 2-5m) 
Entfernung stattfinden. Die auswertende Schaltung soll per Schaltregler 
aus dem zu messenden Akku erfolgen (der parasitäre Strom ist für mich 
vernachlässigbar).

Ich gehe im Moment davon aus wegen der 85V nur ne low-side messung in 
Frage kommt.

Wie würde man grundsätzlich die Schaltungsteile sinnvollerweise 
aufsplitten?

1. Akkuspannung (Versorgung und Mess getrennt) und den Spannungsabfall 
über den Shunt direkt über die lange Distanz an die auswertende 
Schaltung leiten? -> Wär mir am liebsten da ich dann die Schaltung 
kompakt aufbauen kann, aber kriegt man so noch sinnvolle Messwerte?

2. Den OP bzw. Strommess-IC nahe am Shunt platzieren, (incl. dem 
Schaltregler?) und dann AkkuSpannung, (Schaltungsversorgungsspannung?), 
sowie verstärkte Shunt-Spannung über die Distanz zur auswertenden 
Schaltung leiten?

3. Einen Strommess-IC mit Digitalinterface (welches?) nahe am Shunt 
platzieren (selbe Frage, wohin den Schaltregler?) und über die Distanz 
das Digitalsignal an die auswertende Schaltung geben?

Wäre super wenn mir jemand Tips geben kann welche Variante sinnvoll ist 
und welche nicht bzw. welche Vor- und Nachteile die Varianten hätten.

Vielleicht hat auch jemand ein beispiel wo ein ähnliches Szenario schon 
umgesetzt wurde? Habe bei meiner Suche bislang leider kein Beispiel 
gefunden.

Viele Grüße
Alec

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
> ich habe einen Akku (bis 85V) für den ich Spannung und Strom bis 30A
> (bidirektional) über einen Shunt messen möchte.

Warum muss es unbedingt ein Shunt sein. Mit einem Hall-Geber bist du 
unabhängiger und kannst messen, wo du willst.

Welche Zeit- und Stromauflösung brauchst du?
Welche Genauigkeit ist erforderlich?

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

... bis 30A, hört sich eher nach großen Strömen an.
Hallgeber, aber auch Shunt sehe ich keine Probleme.
Den Leistungsverlust (der eh sehr gering ist) kannst du doch 
kompensieren.

von Alec T. (803)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Alec T. schrieb:
>> ich habe einen Akku (bis 85V) für den ich Spannung und Strom bis 30A
>> (bidirektional) über einen Shunt messen möchte.
>
> Warum muss es unbedingt ein Shunt sein. Mit einem Hall-Geber bist du
> unabhängiger und kannst messen, wo du willst.
>
> Welche Zeit- und Stromauflösung brauchst du?
> Welche Genauigkeit ist erforderlich?

Hall hatte ich mal ausprobiert. Ist aber schon ne Weile her. Kann mich 
erinnern das es da Temperaturabhängigkeiten gab und um den Nullpunkt rum 
sah das auch nicht so toll aus. Weiß net obs da inzwischen besseres 
gibt.

Abtastrate würde ich mal 10ms anpeilen. Auflösung das was son 12bitter 
in etwa hergibt wird mir wohl reichen...

von Karl K. (karl2go)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
> low-side messung in
> Frage kommt.

Hall-Sensor, und Versorgung aus eigenem Akku. Messung mit ATmega328 und 
Übertragung per nRF24L01+.

Es ist schwierig Schaltregler für 85V bei kleiner Leistung zu bekommen. 
Eventuell DC/DC Wandler für 120-230V, die bei 85V schon arbeiten.

von eierkuchen (Gast)


Lesenswert?

Wenn Du Deinen Strommeß-Shunt lowside hast, und unter dem Shunt 
gesamt-GND etc., verfaelscht Dir doch der stromabhaengige 
Spannungsabfall am Shunt die Spannungsmessung (angenommen 
Spannungsteiler, Fußpunkt an eben jenem GND)?

von Alec T. (803)


Lesenswert?

Karl K. schrieb:
> Alec T. schrieb:
>> low-side messung in
>> Frage kommt.
>
> Hall-Sensor, und Versorgung aus eigenem Akku. Messung mit ATmega328 und
> Übertragung per nRF24L01+.
>
> Es ist schwierig Schaltregler für 85V bei kleiner Leistung zu bekommen.
> Eventuell DC/DC Wandler für 120-230V, die bei 85V schon arbeiten.

Ja, stimmt. Wobei der Akku ja bis 60V runter geht. Solche Netzeile wären 
mir da wohl zu unsicher. Eigener Akku kommt nicht in Frage. Ggf. muss 
die Versorgung dann wohl doch linear reduziert werden.

Aber was soll der Vorteil vom Hall-Sensor hier sein?

Und Funkübertragung ist mir dann doch übertrieben. War das jetzt ernst 
gemeint?

: Bearbeitet durch User
von Alec T. (803)


Lesenswert?

eierkuchen schrieb:
> Wenn Du Deinen Strommeß-Shunt lowside hast, und unter dem Shunt
> gesamt-GND etc., verfaelscht Dir doch der stromabhaengige
> Spannungsabfall am Shunt die Spannungsmessung (angenommen
> Spannungsteiler, Fußpunkt an eben jenem GND)?

Ja, aber am Shunt fallen ja nur je nach Auslegung max. 50mV oder so ab. 
Das würde mich nicht weiter stören. Ich sehe schon, ich muss mal n 
konkreten Draft machen über den man diskutieren kann. So ist das wohl zu 
abstrakt...

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
> Und Funkübertragung ist mir dann doch übertrieben. War das jetzt ernst
> gemeint?

Das kommt drauf an, was du mit dem Messwert vor hast. Wenn es sowieso 
digital weiter gehen soll, ist doch ein nRF24L01+ eine einfache Lösung, 
falls da keine Stahlwand im Weg ist.

von Bauform B. (bauformb)


Lesenswert?

Karl K. schrieb:
> Es ist schwierig Schaltregler für 85V bei kleiner Leistung zu bekommen.
> Eventuell DC/DC Wandler für 120-230V, die bei 85V schon arbeiten.

3 Watt wäre doch angemessen? 43 bis 160V rein, wahlweise 
3.3/5/9/12/15/24V raus, 2 bis 3mA Eigenverbrauch, gibt's bei Reichelt 
angeblich ab Lager:

https://www.reichelt.de/dc-dc-wandler-tmr-3wir-3-w-5-v-600-ma-sil-tmr-3-7211wir-p251049.html?&trstct=pos_10

eierkuchen schrieb:
> Wenn Du Deinen Strommeß-Shunt lowside hast, und unter dem Shunt
> gesamt-GND etc., verfaelscht Dir doch der stromabhaengige
> Spannungsabfall am Shunt die Spannungsmessung?

Dann miss die Spannung eben am anderen Ende des Shunt. Ein highside 
Shunt ist aber auch nicht besser, obwohl ich den ganz klar bevorzugen 
würde.

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
> Aber was soll der Vorteil vom Hall-Sensor hier sein?

Schaue Dir die Bausteine von Allegro an, z.B. den alten ACS712-30. Das 
Ding ist galvanisch getrennt und meinen Erfahrungen nach nicht so 
schlecht, wie es in manchen Prucklerforen dargestellt wird.

von Alec T. (803)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> Alec T. schrieb:
>> Aber was soll der Vorteil vom Hall-Sensor hier sein?
>
> Schaue Dir die Bausteine von Allegro an, z.B. den alten ACS712-30. Das
> Ding ist galvanisch getrennt und meinen Erfahrungen nach nicht so
> schlecht, wie es in manchen Prucklerforen dargestellt wird.

mag sein, aber nochmal, welchen Vorteil bringt mir hier die galvanische 
Trennung (außer das ich dann high-side messen kann)?

von Karl K. (karl2go)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
> welchen Vorteil bringt mir hier die galvanische
> Trennung

Überleg halt einfach mal, wie Du bidirektional, also mit Vshunt unter 
GND am ADC messen willst. Da musst Du eh irgendwie das Potential 
anheben. Also kannst Du auch den Hallsensor nehmen und hast keine 
Probleme mit Transienten durch Strompeaks.

Alec T. schrieb:
> Und Funkübertragung ist mir dann doch übertrieben. War das jetzt ernst
> gemeint?

Ja, kommt halt drauf an, was Du messen willst. Wenn das eine 
Akkukettensäge im Realbetrieb ist, wäre es schon praktisch kein Kabel zu 
haben. Wahrscheinlich ist es aber eh ein Opafahrrad.

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
>> Schaue Dir die Bausteine von Allegro an, z.B. den alten ACS712-30. Das
>> Ding ist galvanisch getrennt und meinen Erfahrungen nach nicht so
>> schlecht, wie es in manchen Prucklerforen dargestellt wird.
>
> mag sein, aber nochmal, welchen Vorteil bringt mir hier die galvanische
> Trennung (außer das ich dann high-side messen kann)?


Du kannst messen, wo Du willst, oben oder unten.

Der ACS712 liefert ohne Strom halbe Betriebsspannung, also 2,5Volt. Bie 
negativem Strom weniger, bei positvem Strom mehr. Wenn die Auflösung 
genügt, brauche ich keine Klimmzüge, mit einem üblichen 5V_µC beide 
Richtungen zu messen.

Ich habe sowohl ACS712 als auch Shuntmessung per INA219 im Einsatz, es 
ist immer eine Frage der individuellen Anwendung.

von Harald A. (embedded)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
>
> mag sein, aber nochmal, welchen Vorteil bringt mir hier die galvanische
> Trennung (außer das ich dann high-side messen kann)?

Bei 30A ist die Auslegung für den Shunt interessant, insbesondere wenn 
wann Verlustleistung minimieren möchte und Fehlerfälle wie Kurzschluss 
berücksichtigen möchte. Da kann Hall-Messung Vorteile bringen, geht aber 
ganz sicher auch mit anderen Nachteilen einher.

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

Alec T. schrieb:
> mag sein, aber nochmal, welchen Vorteil bringt mir hier die galvanische
> Trennung (außer das ich dann high-side messen kann)?

Im Fehlerfall raucht dir u.U. nicht deine Schaltung ab.
Bei Batterien kann auch, wenn es ganz ungünstig knallt, deine Batterie 
abschießen.

von Thomas V. (thomas_v70)


Lesenswert?

Warum nimmst Du nicht einen BMS mit eingebauten CSA von TI oder MAXIM?
Kannst Du direkt an den Akku anbringen (Stringspannung) und über SPI/I2C 
auslesen.

Wenn du Zugriff auf die einzelnen Zellen des Akkus hast kannst Du nicht 
nur Strangspannung, sondern auch bis 14 Zellspannungen messen.
Temperaturmessung ist auch gleich noch mit drin.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Bei so hohen Strömen würde ich einen Hall Sensor versuchen. Für die 
Messung gibt es fertige IC's (auch für Shunt):

Zum Beispiel von AD: 
https://www.analog.com/en/products/monitor-control-protection/power-monitors.html

Die Übertragung zum Ziel würde ich mit Optokopplern trennen.

von Willi S. (ws1955)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich verwende solche Anfragen gerne, um wieder ein paar interessante 
Bauteile kennenzulernen, so auch dieses Mal nach etwas Recherche:

ACS770LCB-050B-PFF-T
Stromsensor auf Hall-Basis AC/DC 50A, bei dem mir die relativ gute 
Genauigkeit (fünfmal besser als beim ACS712) und vor allem die Bauform 
super gefällt. Massive Hochstromfahnen und sonst nur 3 Pins. Nur 0.1 
Ohm!

Buck Switcher bis zu 100 Vin (bei Analog Devices Parametrische Suche für 
60-100V zu 5V/500mA gefunden. LT8630, weil aber der LT8631 für bis zu 1A 
keinen Cent mehr kostet, würde ich diesen nehmen. Ohne Kupfer zur 
Kühlung passen die Bauteile auf 2*2 cm.

Zur Wandlung der Analogsignale würde ich natürlich die ADC vom MCU 
verwenden, aber das kann man ja machen wie man möchte.

Skizze ohne Zubehör wie Kerko/Filter etc.
Schön ist die Skizze nicht, aber mit gutem Willen kann man sie 
verstehen.

von Karl K. (karl2go)


Lesenswert?

Willi S. schrieb:
> LT8630, weil aber der LT8631

Leider bescheidenes Gehäuse mit GND unten drunter und leider anscheinend 
kaum zu bekommen. 16 Wochen Lieferzeit ist irgendwie unlustig.

von Andreas G. (andreas-atstache)


Lesenswert?

Manno, könnt IHR kompliziert sein !!
Gibts hier keine profunden Elektroniker mehr, nur noch Controller Nerds 
?
Einfach einen Stromshunt für 40A zu 150mV in die Minusleitung, an den 
Spannungspfad über einen Spannungsteiler die 6m Leitung dran und am Ende 
ein Voltmeter (ebay 173855026444) oder, wenns denn elektronischer sein 
soll, einen Controller dran.
Nur ein, na gut 2 Bauteile und fertich

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Andreas G. schrieb:

> Manno, könnt IHR kompliziert sein !!

Hier im Forum werden die komplizierten Lösungen immer
gegenüber den einfachen, zweckdienlichen bevorzugt. :-)

von Bernd K. (prof7bit)


Lesenswert?

Karl K. schrieb:
> Wahrscheinlich ist es aber eh ein Opafahrrad.

20s Akku wäre eher schon Größenklasse L3e oder L1e, das hat keine Pedale 
mehr, so schnell kann der Opa eh nicht treten.

von alec (Gast)


Lesenswert?

Anwendung ist eine Brunnenpumpe. Gibt dort keinen Strom. Der Akku wird 
über eine kleine Solaranlage geladen und bei Bedarf schaltet sich die 
Pumpe ein...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.