Forum: Platinen Woran erkennt man schlechte Bleifreie Lötstellen?


von Benjamin B. (benji179)



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Hallo,

Das Foto wäre ein Beispiel eines aktuellen Projekts , sind solche 
Bleifreien Lötstellen akzeptabel?(wurde Industriell gelötet). 
Pad=Glänzend & glatt aber ab dem Übergang zum Bauteil wird es wellig , 
Rau und matt. (Beinchen geht noch weiter unters Bauteil)
TVS-Diode Uni-Directional SMAJ28A

Löte selbst bisher nur Bleihaltig auch auf Bleifrei verzinnten PCB‘s und 
da wäre sowas ja ein nogo. Aber kenne mich mit bleifrei nicht aus 
deshalb interessehalber mal nachfragen bevor ich selbst Bleifrei 
versuche.

Danke,
Gruß, Benji

: Verschoben durch Moderator
von Dussel (Gast)


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Ich finde die Bilder zu unscharf, um dazu was sagen zu können, aber wenn 
das Zinn gut verlaufen ist, sehe ich keine Probleme. Die matte 
Oberfläche ist zumindest kein Negativkriterium.

von Lass es besser sein (Gast)


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daran dass sie kein Blei enthalten

von Thomas (Gast)


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Wenn ich in letzter Zeit einige Platinen, die bleifrei gelötet wurden, 
unter dem Mikroskop ansehen .... oh oh oh ... aber scheinbar dürfen 
Platinen in der Serie heute so aussehen!

Bei einigen wo die Stellen arg schlimm aussahen habe ich "verbleit" 
nachgelötet, aber die Lötstellen sahen schlimmer aus als auf deinen 
Bildern!

Was bleifrei angeht bin ich noch ein Noob, ich löte nach wie vor 
verbleit auch in der Firma. Daheim werde ich wohl bald auf bleifrei 
umstellen, die Vorräte gehen zu Ende und verbleit bekommt man heute auch 
nicht mehr in jedem Versandhaus.

Nutzt Ihr eigentlich für bleifrei eigenen Stationen, sprich lötet ihr 
sortenrein oder dürfen Eure Spitzen "beides" sehen? Gibt es da 
langfristig negative Wechselwirkungen wenn bleifreies mit bleihaltigem 
Lot vermischt wird?

Reichen eigentlich 60 Watt Stationen heute noch für bleifreie Lote aus 
oder wird das eher ein Geklebe?

von Dussel (Gast)


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Thomas schrieb:
> Reichen eigentlich 60 Watt Stationen heute noch für bleifreie Lote aus
> oder wird das eher ein Geklebe?
Ich benutze 50 W. Das funktioniert problemlos bei angeblich 300 °C. 
Allerdings habe ich die Station noch nie (nach)kalibriert. ±10 °C werden 
es schon sein.

von Nils P. (torus)


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len, die Vorräte gehen zu Ende und verbleit bekommt man heute auch
> nicht mehr in jedem Versandhaus.

Na, ich hoffe doch, dein Gelöt beleibt auch in der Firma als Prototyp 
usw ist das ja okay.

> Nutzt Ihr eigentlich für bleifrei eigenen Stationen, sprich lötet ihr
> sortenrein oder dürfen Eure Spitzen "beides" sehen? Gibt es da
> langfristig negative Wechselwirkungen wenn bleifreies mit bleihaltigem
> Lot vermischt wird?

Bei der Spitze hatte ich nie Probleme. Was allerdings ein Problem ist, 
ist auf einer Lötstelle zu mischen. E.g. wenn Du ein SMD Pad hat welches 
bleifrei verlötet wurde, dann wird es nicht viel besser, wenn du 
verbleit nachlötest.

So ein Mischmasch hält zwar, aber meiner Erfahrung nach steigt die 
Schmelztemperatur was den Traces nicht gut tut.

Also entweder verbleit oder bleifrei, aber nicht mischen.

Und was die Lötspitzen angeht: Wenn Du das Lot wechselst einfach die 
Spitze neu verzinnen, abstreifen und neu verzinnen.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Nils P. schrieb:
> So ein Mischmasch hält zwar, aber meiner Erfahrung nach steigt die
> Schmelztemperatur was den Traces nicht gut tut.
Kannst du diese Hypothese irgend wie begründen?

Wenn zu bleifreiem Lot eine Legierung mit Blei dazu kommt, dann sinkt 
üblicherweise die Schmelztemp. weil die Legierung sich in Richtung 
Eutektikum verschiebt.

Das entspricht auch ganz klar meinen Erfahrungen. Bleifreie Lötstellen, 
die mit bleihaltigem Lot nachgelötet werden, lassen sich deutlich 
leichter aufschmelzen. Es tut also der LPL und den Bauelementen eher 
gut.

> Also entweder verbleit oder bleifrei, aber nicht mischen.
Ist das nur eine Meinung, oder hat das eine nachvollziehbare Begründung?
Gruß Öletronika

von Wilma Streit (Gast)


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U. M. schrieb:
> Hallo,
> Wenn zu bleifreiem Lot eine Legierung mit Blei dazu kommt, dann sinkt
> üblicherweise die Schmelztemp. weil die Legierung sich in Richtung
> Eutektikum verschiebt.
>
> Das entspricht auch ganz klar meinen Erfahrungen. Bleifreie Lötstellen,
> die mit bleihaltigem Lot nachgelötet werden, lassen sich deutlich
> leichter aufschmelzen. Es tut also der LPL und den Bauelementen eher
> gut.


Genauso ist es auch..


@TO: Die optischen Eigenschaften einer guten Lötstelle sind bei bleifrei 
und bleihaltig die gleichen, außer dass bleifrei oft etwas matt 
aussieht. Mit am wichtigsten ist eig ein geringer Benetzungswinkel. Der 
zeigt, dass die Oberflächenspannung des Lotes beim Löten ausreichend 
niedrig war (also keine Verunreinigungen und ausreichend hohe Temp). 
Zumindest solang es nicht zuviel Lot geworden ist. Und ja heutzutage 
findet man auch auf billig industriell gefertigten Produkten verhunzte 
Lötstellen. Ob man die deswegen schon präventiv nachlöten muss, muss 
jeder selber wissen.

von Wilma Streit (Gast)


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Und ja, die gezeigten Lötstellen sind nicht besonders schön. Ich habe 
aber auch schon schlimmeres gesehen.

von nils (Gast)


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U. M. schrieb:
> Kannst du diese Hypothese irgend wie begründen?

Ja, anekdotisch :-)

Wenn ich Rework gemacht habe, dann lief das mit gemischtem Lot nie 
wirklich gut. Bin dazu übergegangen entweder gleich mit bleifrei Lot zu 
arbeiten oder das alte Lot zu entfernen und dann verbleit zu arbeiten.

Eine chemische Begründung habe ich dafür nicht.

von Benjamin B. (benji179)


Angehängte Dateien:

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Und noch eine mit schön vielen Kratern:

Sorry schärfer gehen die Bilder nicht weil ich nichts für Fotos 
geeignetes habe zum soweit ranzoomen.

Und Danke für die Antworten, also nicht Ideal aber durchaus nicht ganz 
unüblich und „sollte“ funktionieren?
Wirklich Kritisch sind diese Verbindungsstellen eh nicht, aber wäre es 
anders, zbsp bei einer Lötstelle über die 30A laufen oder bei 
Hochfrequenten empfindlichen Signalwegen.... sollte man nachlöten wenn’s 
so aussieht oder?

: Bearbeitet durch User
von Wilma Streit (Gast)


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Benjamin B. schrieb:
>... sollte man nachlöten wenn’s so aussieht oder?

Kommt drauf an. Baust du etwas wo Leben davon abhängen, dass es auch in 
12 Jahren noch funktioniert? Dann ja. Ansonsten würde ich es einfach im 
Hinterkopf behalten für den Fall dass mal etwas nicht funktioniert.

von Alex G. (dragongamer)


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U. M. schrieb:
>> Also entweder verbleit oder bleifrei, aber nicht mischen.
> Ist das nur eine Meinung, oder hat das eine nachvollziehbare Begründung?
> Gruß Öletronika
Die nachvollziehbarste Begründung die ich mal gehört habe, ist dass eine 
vergleichbare Legeirung entstehen kann wie beim "flüssigen 
Schraubstock". Vorallem Wismuth setzt den Schmelzpunkt in einer 
Legierung stark herab.

Zu den Bildern oben. Beim Rechten Bild sieht es schon so aus als ob das 
Zinn nicht richtig verlaufen ist.
Üben, üben... Es ist nicht grade unmöglich bleifreies Zinn zum zerlaufen 
zu bringen. Der einzige optische Nachteil der bleibt ist die matte 
Oberfläche.

: Bearbeitet durch User
von Wühlhase (Gast)


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Die Krater in der letzten Lötstelle sehen mir eher nach Verunreinigungen 
auß, die auf dem Lot geschwommen sind. Vielleicht kamen die vom 
Flußmittel. Die Lötung selber scheint mir ok zu sein, das Lot hatte 
jedenfalls ausreichend wenig Oberflächenspannung und hat einen schönen 
Meniskus gebildet und warm genug war es anscheinend auch. Vielleicht zu 
warm und das Flußmittel ist verbrannt.

Etwas spekulativ, aber alles was ich aus den Bilder herauslesen kann.

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