Forum: /dev/null Marktführer Schiess nun auch platt gemacht


von Harzer (Gast)


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Ein weiteres Traditionsunternehmen (Maschinenbau) muss leider schließen. 
Es macht mich einfach nur traurig, so etwas beinahe täglich zu lesen. 
Vor allem im Osten, wo die Arbeitsplätze eh schon rar sind.

> Im gesamten Insolvenzverfahren haben sich die jetzigen Eigentümer nicht
> gemeldet.

Ich denke die Chinesen wollten nur das Know-How abgreifen...

Der Ministerpräsident möchte noch schnell einen Brief nach China 
schicken, ich glaube aber kaum das dieser etwas ausrichten wird.

https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/magdeburg/salzland/traditionsunternehmen-schiess-kuendigungen-stehen-bevor-aschersleben-100.html

Ruhigen Freitag euch.

:
von Toni Tester (Gast)


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Tja, willkommen in einer globalisierten, kapitalistischen Welt.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum: Waren hier die Lohn- und 
Betriebskosten zu hoch (wahrscheinlich ja), war kein Absatzmarkt für die 
Maschinen mehr in Sicht (kann auch gut sein) - was war der Grund?
Man weiß es nicht...

Selten doof, naiv und kindisch ist es natürlich jetzt, sich 
hinzustellen, zu weinen und/oder sauer mit dem Fuß aufzustampfen und 
beleidigt zu sein - ich denke nicht, dass das Unternehmen gezwungen 
wurde, (an Chinesen) zu verkaufen - insofern ging es dem Unternehmen 
eventuell zuvor schon beschissen, und der neue Investor zieht jetzt eben 
die Notbremse?

Natürlich; die neuen Investoren woll(t)en Geld verdienen und haben das 
Unternehmen nicht aus purer Menschlichkeit und Nächstenliebe gekauft. 
Und "der Chinese" ist auch bei Weitem nicht so doof, wie er immer 
hingestellt wird, und kalkuliert auch knallhart im globalen Wettbewerb - 
allerdings kann man den Chinesen dieses Verhalten kaum zum Vorwurf 
machen; immerhin haben sie dieses ja ausschließlich über Jahrzehnte 
hinweg von westlichen Konzernen und Staaten gelernt.

But worry not: Die deutsche und europäische Führung verfolgt ja schon 
seit Längerem massivste Anstrengungen zum Umbau in eine DDR 2.0 bzw. 
eine EUdSSR - dauert nicht mehr lange, dann sind hier Alle gleich, Jeder 
erhält den gleichen Lohn, darf/muss +/- das gleiche Vermögen besitzen, 
und bekommt sogar eine bedarfsgerechte Wohnung zugewiesen.
Natürlich sind alle gleich, mit Ausnahme derer, die gleicher sind, und 
beispielsweise auf Grund ihrer Führungsrolle in diesem System, die sie 
auf Grund ihres richtigen Parteibuchs erlangten, Anspruch auf z. B. 
mind. 200k€/a, Privatsekretär, extraordinäre Pensionsansprüche usw. 
haben.
Dann wird es auch im sogenannten "Nahen Osten" wieder aufwärts gehen - 
Kohls blühende Landschaften sind nicht mehr fern.

von Msd (Gast)


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Kann ja wohl nicht Marktführer sein wenn er nu pleite ist!

von (prx) A. K. (prx)


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Msd schrieb:
> Kann ja wohl nicht Marktführer sein wenn er nu pleite ist!

Doch, das geht. Ein guter Firmenchef schafft das.
Wenn man bei jedem Verkauf zusetzt ist das kein Problem.

von Toni Tester (Gast)


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Msd schrieb:
> Kann ja wohl nicht Marktführer sein wenn er nu pleite ist!

Aus dem Artikel: "Schiess sei der einzige Maschinenbauer im Land, der 
Großwerkzeugmaschinen auf Weltmarktniveau herstelle."
Mit anderen Worten: Marktführer ist man bei Großwerkzeugmaschinen schon 
mal nicht, nur +/- globaler Durchschnitt.

Weiter: "Schiess ist einer der wenigen, die im Hochtechnologiebereich 
auch Marktführerschaft haben." - sagt einer von der CDU.
"auch"? - Was haben die denn sonst noch so im Hochtechnologiebereich? - 
Oder bezieht sich das "auch" darauf, dass sie einer von mehreren 
"Marktführern" sind? Konterkariert sich das nicht irgendwie?
Und welcher "Hochtechnologiebereich" ist das? - Ohne weiter recherchiert 
zu haben, entnehme ich dem Artikel, dass man offenbar Experte in einer 
kleinen Marktnische ist - offensichtlich zu klein, um davon tragfähig 
leben zu können. Doof.

Und: "Der Betriebsratschef sagte, er sei bereits seit 30 Jahren am 
Standort und habe zwei Insolvenzen mitgemacht."
Nichts für Ungut, aber offenbar versteht man dort nicht, wie Unternehmen 
funktionieren, und verfügt auch über eine ausgeprägte Lernresistenz. Es 
reicht nicht, nur gut in Etwas zu sein - man muss es auch gewinnbringend 
verkaufen können. Und genau das beherrscht man da offenbar nicht.
Ich bin ja auch besonders gut im Schlafen und Essen - nur suche ich 
immer noch nach der zündenden Idee, wie ich daraus Kapital schlagen und 
damit meinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Beitrag #5780488 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Toni Tester (Gast)


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UmLeiTung schrieb im Beitrag #5780488:
> Umweltschutz

Und Verbraucherschutz!
Ganz wichtig!

Ganz populär z. B. DSGVO und Artikel 13. Oder in Deutschland z. B. auch 
die Rundfunklizenzpflicht für Streamer.

"Die Amis" machen Software; "die Chinesen" machen Hardware; Europa hat 
den international mit Abstand umfangreichsten Vorschriftenwald, um nach 
Möglichkeit Alles und Jeden bestmöglich zu schützen.
Bei inzwischen unverzichtbarer Infrastruktur (z. B. Behörden-IT) ist 
Europa auf Gedeih und Verderb abhängig von USA und 
China/Taiwan/Malaysia/Thailand/etc.
Deutsche Unternehmen wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte bereits 
großflächig an ausländische Investoren verkauft und werden nun langsam 
aber sicher abgewickelt; die Maschinenbaukompetenz ist bereits 
weitgehend in asiatischer Hand, ebenso wie ein Großteil der 
Autobaukompetenz ins Ausland verkauft wurde - und der Rest der deutschen 
Automobilindustrie hat nun begonnen, sich selbst zu zerfleischen (VW 
versus VDA).

Was bleibt?

von Hyper Mario (Gast)


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Hat denn keiner Ahnung was das für ein Laden war und warum die Dicht 
machen?
Also ich lese hier nur blaba und im Artikel auch.

Da will ein Politiker einen Brief schreiben, kann er kein 
email/whatsup/facebook oder ist sein Telefon kaputt? Wie wäre es mit 
einem Fleurop Blumengrusskärtchen?

Dann ist der Laden zum 3. mal insolvent. So clever scheinen die Chinesen 
ja nicht zu sein das Sie die Bude kaufen statt die Konkursmasse.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Hatte in der DDR als WEMA 2500 Mitarbeiter. Selbst nach Streichung des 
sozialistischen Wasserkopfes auf ca. 350 kein dauerhaft rentables 
Unternehmen, wahrscheinlich weil die lokale (Schwermaschinenbau 
Magdeburg) und Kontintentale (Ex-Ostblock) Kundschaft lieber woanders 
als "made in Ex-GDR" einkaufte.

Beitrag #5782745 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Horst G. (horst_g532)


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Hyper Mario schrieb:
> Hat denn keiner Ahnung was das für ein Laden war und warum die Dicht
> machen?

Na, guck doch einfach mal auf der im MDR-Artikel verlinkten 
Unternehmenswebsite; da sieht man doch, welche Produkte die machen, und 
man kann die Unternehmensgeschichte etc. nachlesen: 
http://schiessgmbh.de/de/home.html
Was willst du denn noch wissen - die Schuhgröße des 
Unternehmensgründers?

Wikipedia verrät auch noch ein bisschen was dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Schiess#Nach_dem_Tod_des_Gr%C3%BCnders
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Unternehmen_der_Stadt_Aschersleben#Werkzeugmaschinenfabrik

Hat mich ca. 20 Sekunden gekostet, das zu googlen. You're welcome.

Hyper Mario schrieb:
> So clever scheinen die Chinesen
> ja nicht zu sein das Sie die Bude kaufen statt die Konkursmasse.

Ja, gell? - Beißt sich irgendwie mit der Verschwörungstheorie, dass die 
nur das Know-How abgreifen woll(t)en - zumal die das Unternehmen schon 
anno 2004 kauften und seitdem trotz mangelhafter Performance über Wasser 
hielten - reichlich blöd von den Chinesen, wa?

Insgesamt bestätigen sich damit wohl die zuvor hier geäußerten 
Einschätzungen der Lage (Msd, Toni Tester, Hyper Mario, FPGA K.) - ein 
0815-Durchschnittsunternehmen mit mehr oder weniger 
Standard-Produktpalette und ohne besondere Alleinstellungsmerkmale, das 
trotz mehrmaliger "Warnschüsse" (Insolvenzen) zu träge und nicht in der 
Lage war, die Globalisierung zu meistern und nachgefragte Produkte auf 
den Markt zu bringen.

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