Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Röhrenradio Minola Minerva: 50 Hz rauschen


von Otto O. (otto_27)



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Hallo,

ich würde gerne meiner Oma ihren Radio reparieren. Er lässt sich 
einschalten jedoch kommt nur ein Rauschen. Während der Sendersuche 
kracht es und mündet nur wieder in dem Rauschen. Die Lautstärkeregelung 
funktioniert.

Es ist möglich das Gerät von 220V auf 240V Netzspannung umzustellen, 
soll ich dies machen?

Ich habe einige Elkos mit einem Fluke 876B überprüft.
Die Messung an den Entstörkondensatoren vor dem Netzteil ergaben 11 und 
9,2 nF statt den nominal 4,7nF.

Die drei größten Kapazitäten (alle drei in einem gemeinsamen 
Alu-Gehäuse) ergaben 58µ,48µ und 46µ statt 3x50µF.

Alle Kondensatoren bis auf drei waren optisch in einwandfreien Zustand. 
Bei einem 47nF Kondensator(Foto) ist die Grundfläche gelb und die 
Deckfläche schwarz. An diesem Elko habe ich mit dem Multimeter 72nF 
statt 47nF gemessen. Ich habe dann am Oszi mit einem RC Glied (1kOhm und 
9V) nachgemessen auf 58nF. Ein weiterer 47nF Kondensator ist etwas 
deformiert,Kapazität passt jedoch. Ein 0,1µF Kondensator hat eine 
schwarze Färbung am Mantel, Grund und Deckfläche sind jedoch 
normal(gelb). An diesem messe ich 0,27µ statt 0,1µ.

Alle gemessenen Elkos habe ich im Schaltplan (ink. Messwert) 
eingezeichnet.

Warum messe ich teilweise so hohe Werte?
Die Kapazität kann durch Alterung nur niedriger werden, oder?
Soll ich die optisch auffälligen Elkos trotzdem tauschen oder liegt der 
Fehler wo anders?
Wie gehe ich am besten vor?

ich bitte um Hilfe

mit freundlichen Grüßen
Otto

von Dieter (Gast)


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Es stört bei der Messung die dielektrischen Absorption.
http://www.b-kainka.de/bastel144.html

von Werner H. (werner45)


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Rauschen kommt immer von der ersten (evtl. auch der zweiten) Stufe oder 
von einer fehlenden Verbindung in der Kette.
Die Werte der Kondensatoren in den hinteren Stufen sind egal und 
erzeugen NIE Rauschen, höchstens Brumm.
Elkos können ihre Kapazität spannungslos stark erhöhen, weil die 
Aluoxidschicht dünner wird. Das gibt sich wieder unter Spannung.
Bei den Kondensatoren ist die Kapazität relativ egal, wichtiger ist in 
einem Röhrenradio ein hoher Isolationswiderstand, vor Allem zwischen 
Anodenspannung und Gitter.

Wenn es bei Abstimmen kracht, liegt das am Drehkoschleifer (reingen). Im 
UKW-Bereich kann es nicht krachen, weil dort induktiv abgestimmt wird.

Es scheint eine Verbindung zwischen den HF-Stufen oder zum 
Antenneneingang zu fehlen. Laß die Kondensatoren mal sein und reinige 
die Schalterkontakte (mit einem Pappstreifen).

Gruß   -   Werner

von ZF (Gast)


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Hallo Otto,

Otto O. schrieb:

> ich würde gerne meiner Oma ihren Radio reparieren. Er lässt sich
> einschalten jedoch kommt nur ein Rauschen. Während der Sendersuche
> kracht es und mündet nur wieder in dem Rauschen. Die Lautstärkeregelung
> funktioniert.
Beschreib das für die Fehlersuche mal genauer. 50 Hz ist eher Brummen 
als rauschen. Funktioniert KW / LW?

> Es ist möglich das Gerät von 220V auf 240V Netzspannung umzustellen,
> soll ich dies machen?
Ja, wäre der Lebensdauer der Heizungen zuträglich.

von ZF (Gast)


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Meinte MW, nicht LW.

von michael_ (Gast)


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Hast du denn auch ordentliche Antennen angeschlossen?
Für UKW wie auch LMK?

von Peter D. (peda)


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Prüfe erstmal, ob der NF-Zweig funktioniert. Schließe dazu an "PH" einen 
MP3-Player an.

Welcher Wellenbereich geht denn nicht oder geht keiner?

Otto O. schrieb:
> Die drei größten Kapazitäten (alle drei in einem gemeinsamen
> Alu-Gehäuse) ergaben 58µ,48µ und 46µ statt 3x50µF.

Das ist doch top.
Oft steht auf Elkos: -20/+50% Toleranz, also 40..75µF ist o.k.

von Mike (Gast)


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>Es ist möglich das Gerät von 220V auf 240V Netzspannung umzustellen,
>soll ich dies machen?

Ja, unbedingt machen, sonst geht das Gerät schnell kaputt, wenn nicht 
schon passiert. (Kondensatoren, Röhrenheizung).

Der Netztrafo hat einen 240V Anschluss. Meistens gibt es in der Nähe des 
Netzkabels eine Art von Drehschalter oder Stiftplätchen zum umstecken. 
Sonst müsstet Du umlöten (sollte aber nicht nötig sein)

von Schnellkaputt (Gast)


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Mike schrieb:
> Ja, unbedingt machen, sonst geht das Gerät schnell kaputt, wenn nicht
> schon passiert. (Kondensatoren, Röhrenheizung).

Unsinn.

von Schnellkaputt (Gast)


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>>Es ist möglich das Gerät von 220V auf 240V Netzspannung umzustellen,
>>soll ich dies machen?

Ja. Aber nicht weils sonst schnell kaputt geht.

von my2ct (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Rauschen kommt immer von der ersten (evtl. auch der zweiten) Stufe oder
> von einer fehlenden Verbindung in der Kette.

50 Hz Rauschen wird oft als Brummen bezeichnet.

Rauschen ist gewöhnlich breitbandig und lässt sich nicht durch Angabe 
einer Frequenz beschreiben, allenfalls durch ein Frequenzband.

von Schnellkaputt (Gast)


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Otto O. schrieb:
> Während der Sendersuche
> kracht es

Drehko ausblasen, evtl auf Schluss untersuchen und ausbrennen (Ausbau, 
100Watt-Glühobst in Serie)

Otto O. schrieb:
> kommt nur ein Rauschen.

tagsüber normal auf AM-Bereiche, abends mehr Glück mit Antenne, evtl. 
ECH kaputt

Otto O. schrieb:
> 58µ,48µ und 46µ statt 3x50µF.

Ist OK.

Otto O. schrieb:
> Warum messe ich teilweise so hohe Werte?

Papierkondensatoren zogen Wasser, alle austauschen

Otto O. schrieb:
> Wie gehe ich am besten vor?

Suchmaschine Deiner Wahl anwerfen,

Signal einspeisen (z.B. der DMM-Piepser) und rückwärts abchecken,

mit dem Plan dürfts kein Problem sein

von Volker S. (sjv)


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Hallo,

die beiden Kondensatoren auf der Primärseite des Netztrafos entfernen.
22nF kondensator an der Anode der EABC80 unbedingt erneuern.

Danach die Spannungen an den Röhrenfassungen messen und hier posten.
Pin 4,5 ist heizspannung, die kannst Du weglassen.

Beitrag #5784388 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Klaus R. (klara)


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Otto O. schrieb:
> Wie gehe ich am besten vor?

Schenk Deiner Oma für 10 € ein Transistorradio.
mfg klaus

von Otto O. (otto_27)


Angehängte Dateien:

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Danke für die ausführlichen und schnellen Antworten.

Ich habe auf 240V Versorgungsspannung umgestellt, alle Elkos wieder 
eingelötet und alle Kontakte in der weißen Umrandung gründlich 
gereinigt.

UKW funktioniert jetzt wunderbar. Es gibt auch kein Brummen, nicht 
einmal wenn das Gerät auf einer Frequenz ist auf der nicht gesendet 
wird.

Leider habe ich die Verbindung von der mit dem Pfeil gekennzeichneten 
Induktivität zu "LW-Ferr" unabsichtlich unterbrochen. Dh. wollte ich 
vorsichtshalber noch nicht LW testen.

Ich werde den 22nF Kondensator an der Anode der EABC80 tauschen und die 
genannte Induktivität wieder verbinden.

Zum Post von  Peter D hätte ich noch eine Frage. Kann ich einen mp3 
Player oder ein raspberry am Phono Eingang mit guter Audioqualität 
betreiben oder braucht man dazu etwas dazwischen?

Außerdem sind anbei die Audioaufnahmen VOR der Kontaktreinigung

von Alugiesser (Gast)


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Otto O. schrieb:
> braucht man dazu etwas dazwischen?

nur einen Stereo - Mono Adapter.

von Günter Lenz (Gast)


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Otto O. schrieb:
> braucht man dazu etwas dazwischen?

Führe L und R über zwei 1kOhm zu einem Monosignal
zusammen. Es könnte sein das die Wiedergabe etwas
leise ist. Wenn es dir zu leise ist, noch eine
Verstärkerstufe zwischenschalten oder mit einem
NF-Übertrager hochtransformieren. Der MP3-Spieler
ist ja niederohmig und der NF-Eingang vom Radio
ist hochohmig.

von Alugiesser (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Der MP3-Spieler
> ist ja niederohmig und der NF-Eingang vom Radio
> ist hochohmig.

Gerade das ist kein Problem, die können das gut ab.

von Otto O. (otto_27)


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Ich habe L und R über jeweils einen 1kOhm Widerstand zu einem Monosignal 
zusammengeführt. Hat super funktioniert, danke. Sowohl Lautstärke als 
auch Qualität ist top.

Die eine Induktivität hab ich wieder verbunden. Dann hab ich mit der 
internen Antenne, mit der Wasserleitung und zu guter Letzt mit der 
Gasleitung (wie in der Betriebsanleitung empfohlen) versucht FM zu 
empfangen und bin gescheitert. Nur stille bei LW,MW,KW.

Es gibt beim Abstimmen kein "krachen" mehr.

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

ob Du dem weiter nachgehst ist Deine Entscheidung, Ortssender gibt es da 
ja keine mehr.
Es ist gut möglich, daß der Oszillator auf AM nicht mehr schwingt, weild 
as C-System der ECH81 taub geworden ist. Das passiert, wenn jehrelang 
nur UKW gehört wird, ohne Anodenspannung stirbt das durch 
Zwischenschichtbildung.
War umgekehrt auch auf UKW so: wenn jahrelang nur AM gehöert wurde, ging 
UKW wegen tauber ECC85 nicht mehr. Später hat man einen hochohmingen 
Widerstand über den Schaltkontakt gelötet (hier den UKW3 Kontakt). Damit 
floß ein sehr geringer Anodenstrom mit dem zwar der Oszillator nicht 
anschwang aber die Zwischenschichtbildung verhindert wurde.

Gruß aus Berlin
Michael

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