Hi, ich würde gerne mal wissen, ob ihr das folgende Phänomen kennt bzw. wie ihr damit umgehen würdet. Ich bin nach dem Studium vor ein paar Monaten in den Job eingestiegen, habe aber im gleichen Bereich vorher schon im "nicht-akademischen" Sektor gearbeitet. Grundlagenwissen ist also vorhanden. Nun fehlt mir aber trotzdem ne Menge Wissen. Also frage ich dann halt manchmal einen erfahrenen Kollegen. Nun habe ich aber öfter (nicht immer) das Problem, dass ich dem Kollegen nicht glaube oder dessen Aussage anzweifle. Einfach aus dem Grund, dass ich nun auch schon öfter die Erfahrung gemacht habe, dass auch die erfahrenen Kollegen teilweise nur über ein Halbwissen verfügen, sich nicht weiterbilden oder sonstwas. Ergo bin ich öfter, wenn mir ein Kollege etwas erzählt, erstmal skeptisch und recherchiere dann selbst nochmal (Beim Hersteller, in Normen oder Fachartikeln). Natürlich heimlich, denn wenn der Kollege bemerkt, dass man dessen gottesähnliches Wissen anzweifelt, ist er erstmal beleidigt und man gilt als Besserwisser. Wie würdet ihr mit der Problematik umgehen? - Gar nicht mehr nachfragen und direkt selbst recherchieren? - Nachfragen, recherchieren, den Kollegen über sein "Unwissen" "diplomatisch" aufklären? - Drauf "scheißen", die Anweisungen des Kollegen umsetzen und quasi "Dienst nach Vorschrift machen"? Danke
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Ganz klar: Peter L. schrieb: > - Nachfragen, recherchieren, den Kollegen über sein "Unwissen" > "diplomatisch" aufklären? Ich bin auch einer der Kollegen, der gerne mal gefragt wird. Ich kann aber nicht alles wissen und manchmal liege ich auch falsch. Ich bin dankbar, wenn ich dann darauf hingewiesen werde. Meist läuft es so ab, dass ich oder wir dann nochmal recherchieren und geklärt wird, wie in der Zukunft bei dieser Frage zu verfahren ist. So muss es doch auch sein, denn Ziel ist es für die Firma korrekt zu handeln. Ich war auch noch niemandem bösen, wenn er nochmal nachgefragt oder mich auf eine Fehlinterpretation hingewiesen hat. Vielmehr wird das Ergebnis kollegial erarbeitet. So ist das bei uns üblich. Dennoch muss man bei dem Ganzen oft vorsichtig sein, denn nicht jeder Kollege reagiert so offen wie ich. Auch muss man darauf achten, dass man nicht ständig die Aussagen des Kollegen in Frage stellt, denn dann wird man schnell zum Besserwisser. Bei uns läuft das oft als Frage- und Antwortspiel. Meine Kollegen wollen Dinge nicht nur wissen, sondern auch verstehen und daher fragen sie eben solange nach, bis sie es verstanden haben. Gruß Uwe
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Meine Erfahrung mit den sogenannten Experten ist leider sehr negativ. Es werden oft Aussagen getroffen die einfach nicht stimmen und das einzige Argument ist dann "haben wir schon immer so gemacht". Da kann man ja schlecht gegenhalten und sagen dann hast du die letzten 40 Jahre was falsch gemacht. Aber man merkt relativ schnell wen man glauben kann und wem nicht. Viele wollen überhaupt nix davon wissen dass sie falsch liegen, also diese Kollegen bloß nicht damit konfrontieren weil für die bricht sonst eine kleine Welt zusammen. Besonders kritisch sind Behauptungen und Tipps zum Thema EMV und Fertigungstechnologien ... da gibt es soviele Legenden: "du musst runde Leiterbahnen verlegen sonst pfeift der ganze Dreck aus den Ecken raus" "0,2/0,5 Vias sind der Standard bei allen Herstellern haben wir immer so gemacht" "MELF kannst du nicht verwenden die rollen dem Bestücker weg" "da brauchst du mindestens 2 Mannjahre" "bei jedem großen IC müssen lokale Passermarken hin" "du musst die Pastenmaskenöffnungen des Herstellers im Footprint verwenden" ...
da gibt's ne ganz klare Antwort: kommt drauf an! Jeder Kollege ist anders; manchen ist wichtig, dass du ihnen vertraust; andere wollen möglichst viel lernen; andere wollen ihre Ruhe; andere wollen, dass du ihre Arbeit machst; ... Um Diplomatie und Kreativität kommst du nicht rum. Beispiel: "Bestimmt übersehe ich etwas, aber wäre es nicht besser, an dieser Stelle XXX zu machen?" Es gibt sicher ein paar Leute, die sich davon immer noch angegriffen fühlen. Man muss halt ausprobieren, was klappt Dein Weg scheint alles in allem gut zu sein: Miteinander reden hilft. Gesundes Misstrauen auch. Pfusch gibt's überall. Was Pfusch ist, weiß man aber oft erst hinterher. Manche Weisheiten ändern sich auch mit der Zeit - gerade bei komplexen Aufgabenstellungen.
Peter L. schrieb: > - Drauf "scheißen", die Anweisungen des Kollegen umsetzen und quasi > "Dienst nach Vorschrift machen"? In den ersten Monaten würde ich eher das empfehlen. Mit der Zeit wirst du schon merken wer wirklich Ahnung hat und wie die einzelnen mit Kritik umgehen (zwangsläufig wird ja der ein oder andere Merken dass du nicht genau ihre Tips befolgt hast). Sollte es wirklich so schlecht sein, kann man immer noch die Firma wechseln. Du solltest aber achtsam sein ob deine gefundenen oder gerlernten Lösung wirklich besser sind. In manchen Situation (und gehäuft in manchen Unternehmen) "funktioniert" Uni-Wissen sozusagen nicht und manchmal kommt man gegen die "haben wir immer so gemacht"-Blockade halt auch nicht an; bzw. die Produktivität sinkt erstmal wenn man dagegen ankämpft.
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