Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker Fehlerberechnung


von Markus (Gast)


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Schönen guten Abwend,

im Studium haben wir das grundsätzliche Verhalten von 
Operationsverstärkern vermittelt bekommen. Dies stützte sich aber alles 
auf einen optimalen OPV und nicht auf das reale Verhalten.

Ich möchte mit einen Instrumentationsverstärker (AD8221ARMZ-R7 ist das 
eine gute Wahl?) den "Strom" (Eigentlich wird ja die Spannung gemessen, 
einmal für 10A und einmal für 1A) an einen 4 Leiter Messshunt messen. 
Dieser Aufbau soll mein Feedback von einer elektronischen Last werden. 
Derzeit möchte ich mich mit der Auslegung der Bauteile beschäftigen und 
habe festgestellt das ich bei realen Operationsverstärkern noch einige 
Wissenslücken habe, die ich gerne füllen möchte.

Zu meinen jetzigen Stand ist mir für die Genauigkeitsberechnung bewusst, 
das die Eingänge nicht hundertprozentig Symetrisch gefertigt werden 
können und aus diesen Grund ein gewisser Offset, zwischen den beiden 
Eingängen besteht. Dieser Offset wird mit der Verstärkung, mit 
verstärkt.

Das Rauschen wird ebenso verstärkt.

Weiterhin sind einige Parameter von der Temperatur abhängig.

Und der Eingangsstrom kann das Ergebnis beeinflussen.



Habe ich noch Abhängigkeiten vergessen in betracht zu ziehen?
Natürlich wird der Operationsverstärker(nicht symetrisch) mit einer 
Positiven und einer negativen Spannung betrieben(+11 Volt und -5 Volt)
Der Ref Pin, wird auf meine Analoge Masse geschalten(Ich hoffe dies ist 
so korrekt, da ich kein Offset erzeugen möchte.


Weiterhin habe ich noch eine andere Frage, der OPV verfügt derzeit nicht 
über eine direkte Möglichkeit den Offset zu kompensieren. Ist dies 
dennoch sin voll? und Wenn wie wird sowas gemacht?

Vielen Dank

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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RTM. Dann nochmal konkrete Fragen stellen.
Du wirst viele INA finden, die schlechter sind als dieser.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

hier findest Du eine Abhandlung zum OPV und vieles mehr:

https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/opa2.htm


Welchen Wert soll Dein Shunt denn haben?

MfG

: Bearbeitet durch User
von Markus (Gast)


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Danke das werde ich mir morgen durchlesen und hoffe etwas aus den Text 
zu lernen.

Derzeit ist ein 0.05 Ohm Shunt eingezeichnet, ich würde den gerne jedoch 
zwecks Erwärmung, gerne auf 0.01 Ohm oder kleiner reduzieren. Deswegen 
will ich nachrechnen wie sich die Änderung auf die Genauigkeit auswirkt.

Danke für den hinweis auf das Manual. Leider gibt es sehr viele davon 
und die ich mir bis jetzt angeschaut habe, haben sich leider nicht mit 
der Thematik beschäftigt. Deswegen bin ich auch sehr dankbar, wenn ich 
Hinweise bekomme, wo ich das nachlesen kann.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Beispielsweise hier hat man sich schon mal mit der Problematik befasst:

Beitrag "Strommessung über Shunt"

MfG

von APW (Gast)


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Ich habe erst letzte Woche auf der TI-Website zufällig 2 PDFs zu OPVs 
gefunden, die für dich interessant sein könnten:

1) slyt701.pdf: The Signal e-book: A compendium of blog posts on op amp 
design topics
http://www.ti.com/litv/pdf/slyt701   (frei zugänglich)

2) slyy137a.pdf: Analog Engineer’s Circuit Cookbook: Amplifiers (Rev. A)
http://www.ti.com/litv/pdf/slyy137a  (erfordert leider Anmeldung)

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was sind denn die Genauigkeitsanforderungen ? Ich verwende jeweils einen 
MCP616 ohne 4 Leiteranschluss, mit einem 2mOhm Shunt auf der 
Leiterplatte. Die absolute Genauigkeit interessiert mich eigentlich 
nicht so. Koennt man ja kalibrieren, wenn man wollte.

von Marc E. (mahwe)


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Wenn du testen willst kann ich dir TINA von TEXAS INSTRUMENT und LTSPICE 
von linear/ Analog Devices ans Herz legen damit kannst du erst mal sehr 
gut simulieren.

von oszi40 (Gast)


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Marc E. schrieb:
> simulieren.

Der wahre Aufbau entscheidet später über den Tod des Simulanten :-)
Weggebrannter Leiterzug oder Spannungsprobleme?

von Achim S. (Gast)


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Marc E. schrieb:
> Wenn du testen willst kann ich dir TINA von TEXAS INSTRUMENT und LTSPICE
> von linear/ Analog Devices ans Herz legen damit kannst du erst mal sehr
> gut simulieren.

Damit kann man tatsächlich sehr gut die Funktion simulieren. Aber wenn 
es um eine Fehleranalyse geht, muss man bei Simulationen jedesmal raten, 
welche Fehlerquellen alle im Modell mit berücksichtigt werden. Und ob es 
um typsiche oder garantierte Fehlergrößen geht. Von den externen 
Fehlereinflüssen, die oszi40 beschreibt und die vom Modell des 
Herstellers kaum abgedeckt werden können, mal ganz abgesehen.

Markus schrieb:
> Derzeit möchte ich mich mit der Auslegung der Bauteile beschäftigen und
> habe festgestellt das ich bei realen Operationsverstärkern noch einige
> Wissenslücken habe, die ich gerne füllen möchte.

Du solltest zwischen den Fehlerangabe bei Operationsverstärkern und bei 
Instrumentierungsverstärkern unterscheiden. Ein Teil der Fehlerangaben 
wird bei beiden vergleichbar gehandhabt. Andere Fehlerangaben (wie z.B. 
der Verstärkungsfehler) können gar nicht gleich beschrieben werden. Weil 
der Instr.Amp. eine definierte Verstärkung hat, der OpAmp aber nicht.

Bei den Herstellern gibt es meist ziemlich ausführliche Beschreibungen. 
Unter folgendem Link 
https://www.analog.com/en/education/education-library/dh-designers-guide-to-instrumentation-amps.html 
kannst du z.B. in Appendix A nachlesen, wie die 
(Genauigkeits-)Spezifikationen deines Instr.Amps im Detail zu verstehen 
sind.

von ths (Gast)


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Man muss alle Fehlerquellen berücksichtigem.

Zunächst der Shunt, welcher sich bei Strombeaufschlagung erwärmt. Die 
Wärme entsteht hauptsächlich an den Stromanschlüssen, die möglichst 
niederohmig ausgeführt werden müssen. Der tatsächliche Widerstand des 
Shunts ist also wärmeabhängig, und wenn man ganz genau hinguckt, auch 
noch stromabhängig. Hier meine ich nicht die Erwärming durch den Strom, 
sondern die Stromverteilung innerhalb des Shunts.

Dann der Instrumentenverstärker, hier ist der AD8221 genannt. Dessen 
Offset-Drift ist erfreulich gering, aber die Gain Drift ist relativ groß 
mit 50 ppm/K. Dazu kommt die Temperaturabhängigkeit des 
verstärkungsbestimmenden externen Widerstandes. Es ist etwas günstiger, 
einen Instrumentenverstärker mit komplett integrierten 
verstärkungsbestimmenden Widerständen zu wählen. Z. B PGA 204 o.ä.

Was den gesamten Aufbau betrifft, ist es nicht verkehrt, das ganze 
Instrument bei verschiedenen Strömen zu kalibrieren, um es besser 
beurteilen zu können.

von Markus (Gast)


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Danke für die reichlichen Antworten.

Für mich geht es eher nicht darum, bei anderen etwas nachzubauen, 
sondern ich möchte es verstehen warum und wie die Schaltungen aufgebaut 
werden sollten. Da habt Ihr mir einige Informationen zu gegeben die ich 
durcharbeiten werde. Ich hab es leider heute nicht mehr geschafft 
anzufangen. Es wird aber kommen.

Anforderungen an die Genauigkeit gehen in der Theorie, würde mich aber 
gerne mal schauen was mit "geringen" Aufwand auch möglich ist. Ziel wäre 
wenigstens im 10A Bereich, den Strom auf 1mA genau einstellen zu können. 
Wenn ich 1/3 mA schaffen würde, wäre es sogar genial. Ich weiß das es 
dann auch an den Rest der Schaltungen gewisse Anforderungen gestellt 
werden, mit den ich mich auch schon beschäftigt habe oder werde.

Ich mache das Projekt nur in meiner Freizeit um mir neues Wissen 
anzueignen.

von ths (Gast)


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Mit sehr guten Shunts und PGA 204 habe ich eine Kurzzeitstabilität einer 
Stromquelle von 5 ppm bei 100 A erreicht, also 0,5 mA über einige 
Minuten. Viel Erfolg wünsche ich.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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APW schrieb:
> Ich habe erst letzte Woche auf der TI-Website zufällig 2 PDFs zu OPVs
> gefunden, die für dich interessant sein könnten:
>
> 1) slyt701.pdf: The Signal e-book: A compendium of blog posts on op amp
> design topics
> http://www.ti.com/litv/pdf/slyt701   (frei zugänglich)
>
> 2) slyy137a.pdf: Analog Engineer’s Circuit Cookbook: Amplifiers (Rev. A)
> http://www.ti.com/litv/pdf/slyy137a  (erfordert leider Anmeldung)

Die Klassiker von TI in dem Bereich sind "Handbook of Operational 
Amplifier Applications" http://www.ti.com/lit/an/sboa092b/sboa092b.pdf
und

"Op Amps for Everyone Design Guide" 
https://e2echina.ti.com/cfs-file/__key/telligent-evolution-components-attachments/00-52-01-00-00-04-59-46/OP-amp-for-everyone.pdf 
Die Datei hieß ursprünglich mal slod006b.pdf, aber unter der Bezeichnung 
hat TI sie schon von der Webseite verschwinden lassen.

Von Analog gibt es ein ähnliches Werk "Op Amp Applications Handbook" 
https://www.analog.com/media/en/training-seminars/design-handbooks/Op-Amp-Applications/Op_Amp_Applications.zip

Keine Sammlung ist komplett ohne Jim Williams Opus "High Speed Amplifier 
Techniques" 
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/application-notes/an47fa.pdf

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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ths schrieb:
> Mit sehr guten Shunts und PGA 204 habe ich eine Kurzzeitstabilität einer
> Stromquelle von 5 ppm bei 100 A erreicht, also 0,5 mA über einige
> Minuten. Viel Erfolg wünsche ich.

Wir haben eine ähnliche Geschichte laufen. Analoge untere Regelschleife, 
nachgeregelt digital. Wir kommen untemperiert auf 6V  20A  <<10ppm.
Aktuelle neue Designvorgaben 6V  200A  <<10ppm.
Da wird dann aber die Elektronik, inkl. Shunts, temperiert.

Ths - wenn Du magst, wäre ich an einer direkten Kontaktaufnahme 
interessiert.

von Michael L. (Gast)


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Hallo,

wenn ich Dich richtig verstehe, suchst Du nach dem Begriff "Current 
Sense Amplifier". Das sind OPV, die speziell für Deine Anwendung 
konzipiert sind. In den Datenblättern findest Du ggf. auch passende 
Auslegungsbeispiele.

Sobald Du eine konkrete Schaltung hast, kannst Du sie ja zur Diskussion 
einstellen.


Viele Grüße
Michael

von Dietrich L. (dietrichl)


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Markus schrieb:
> Habe ich noch Abhängigkeiten vergessen in betracht zu ziehen?

- Common-Mode Rejection Ratio
- Power Supply Rejection Ratio

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