Forum: HF, Funk und Felder Reichweite von WLAN in der Praxis


von Werner (Gast)


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Guten Morgen,

ich habe den Eindruck, dass das Problem mit der Reichweite bei WLAN nie 
so richtig im Sinne der privaten Nutzer gelöst wurde. Jedes Jahr kommen 
noch schnellere Router mit fast schon absurden Geschwindigkeiten auf den 
Markt, aber die Reichweite scheint sich gefühlt eher noch verringert zu 
haben. Wenn die baulichen Gegebenheiten ungünstig sind, geht bereits im 
Raum nebenan nichts mehr. Die Antwort darauf lautet seit ein paar Jahren 
Mesh, aber das funktioniert genau wie MU-MIMO oder Beamforming offenbar 
längst nicht bei jedem.

Ist das bescheidene Problem der Versorgung von 2 Etagen in einem 
Einfamilienhaus mit nur einem Router physikalisch schlicht nicht zu 
lösen, oder werden die Hersteller Opfer ihres eigenen Erfindungswahns, 
der sie zwingt, jedes Jahr neue unausgereifte Ideen zu präsentieren, 
anstatt die bekannten Reichweite-Probleme in Angriff zu nehmen?

Man sollte ja meinen, dass es für einen Aufpreis entsprechend gute 
Empfänger-Schaltungen gibt, die auch noch weit entfernte Geräte 
zuverlässig empfangen können. Viele Router oberhalb von 300 Euro sind 
relativ groß und rundherum mit eindrucksvollen Antennen bestückt. Da 
fragt man sich, warum das zusammen mit Beamforming nicht bis in den 
hinterletzten Winkel reicht?

Ich habe schon den Wechsel auf 5 GHz nicht verstanden, da sich meines 
Wissens nach die Funkwellen dort im Vergleich zu 2,4 GHz mehr wie 
sichtbares Licht verhalten und durch Materie stark gedämpft werden. 
Hätte man nicht besser im 2,4 GHz Band bleiben sollen und dort für eine 
weniger überlappende und insgesamt größere Kanal-Auswahl sorgen können?

Viele Grüße
Werner

von Stefan M. (derwisch)


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Prinzipiell stimmt das alles.

Bei WLAN vergisst man aber gerne mal, dass nicht nur der Router für die 
Reichweite sorgt, sondern auch immer das "Endgerät" ( auch Client 
genannt, glaube ich ).

Die 5 GHz Technik macht in den eigenen 4 Wänden sicher nichts besser.
Aber auch 2,4 GHz sind schon sehr ähnlich im Ausbreitungsverhalten.

Wie überall in der Funktechnik gilt das Prinzip der guten Antenne.
Wenn der Router z.B. mehr Sendeleistung ( als üblich ) hat, aber eine 
schlechte Antenne, dann hat das wenig Sinn.
Dein Handy, Laptop etc. müsste dann nämlich auch mehr Sendeleistung 
bringen, damit das gesamte System mehr Reichweite hat.

Ich habe mir z.B. einen kleinen WLAN Repeater mit einer guten Antenne 
modifiziert ( 4fach Patch von Huber und Suhner ).
Seitem gibt es keinen Ärger über tote Winkel mehr.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Die effektiv nutzbare Reichweite bei noch brauchbarer Rate bestimmt sich 
auch aus der Kanalbelegung und der Aktivität der Anderen. Der 2.4er 
Bereich hat eine größere Reichweite in Gebäuden, aber viel Konkurrenz 
auf den wenigen Kanalen. In der Studentenkaserne sieht die Bilanz also 
anders aus als im Villenviertel.

von Lothar M. (Gast)


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Werner schrieb:
> Ist das bescheidene Problem der Versorgung von 2 Etagen in einem
> Einfamilienhaus mit nur einem Router physikalisch schlicht nicht zu
> lösen,

Nicht jeder hat ein Einfamilienhaus mit 2 Etagen und deshalb muss bei 
der Verteilung von WLAN-Ressourcen darauf geachtet werden, dass für die 
breite Bevölkerung die Nutzung derselben gewährleistet wird.
Stell dir mal ein Hochhaus/Plattenwohnungssiedlung vor, in der in jeder 
Wohnung mindestens ein WLAN-Gerät betrieben wird.

Zu deiner 2,4 vs 5 GHz- Technik liest du mal diesen Link durch, der dir 
Aufschluss gibt über die Bandbreite und deren möglichen 
Übertragungsraten:
https://www.welotec.com/de/5ghz-wlan

Wenn du aber stolzer Besitzer eines solchen Heimes bist, hast du auch 
eine Fülle von Möglichkeiten dein Netzwerkzugang zu gestalten.

von Ham (Gast)


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Hallo

A.K. hat die direkte Auswirkung in der Praxis schon beschrieben.

Leider sind Frequenzen ein beschränktes Gut und gerade im GHz Bereich 
aktuell wieder mal sehr hoch gehandelt (5G)

Sowohl der 2,4GHz als auch der 5GHz Bereich sind kostenlos vergeben und 
werden was 2,4GHz weltweit genutzt.
Das hat Vorteile (Gerätepreis) und Nachteile (Gerätepreis).
Unlogisch?
Nein denn weil weite Teile des 2,4GHz Bereichs nicht exklusiv für WLAN 
begrenzt sind, schon gar nicht weltweit, funkt dort alles was meint 
funken zu müssen - gegen diesen "Störnebel" muss dein persönliches WLAN 
ankommen.

Auf 5GHz sieht es schon besser aus - aber leider hat das mittlerweile 
auch Tante Käthe und Opa Krause mitbekommen und nutzt ebenfalls fleißig 
diesen Bereich.

"Hätte man nicht besser im 2,4 GHz Band bleiben sollen und dort für eine
weniger überlappende und insgesamt größere Kanal-Auswahl sorgen können?"

Leider nein - dafür müssten das Band erweitert werden (was wohl nicht 
geht) oder die Datenrate herunter gesetzt werden (das will keiner - WLAN 
ist sowieso schon lahm genug wenn man es sich mit anderen teilen muss).
Leider benötigt eine hohe Datenrate eine hohe Bandbreite egal wie 
raffinierte man den Datenstrom bearbeitet und welche schwer 
nachvollziehbare und geniale Modulation man verwendet, nebenbei hat man 
immer irgendwie den Klotz alter Systeme mit am Bein - auch der WLAN 
Client von 2002 soll ja weiterhin nutzbar sein...

WLAN ist leider für den einzelnen Nutzer gesehen sehr erfolgreich...

Wenn auch ein ganz anderer Bereich:
Genauso ist es mit einer Bahnlinie die auf einmal einen besseren Takt 
und mehr Komfort anbietet.
Auf einmal hat man nicht mehr die Sitzbank für sich alleine, ist es 
nicht mehr angenehm still, findet der Fahrgastwechsel nicht mehr 
problemlos und schnell statt usw.

ham

von oszi40 (Gast)


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Werner schrieb:
> Ist das bescheidene Problem der Versorgung von 2 Etagen in einem
> Einfamilienhaus mit nur einem Router physikalisch schlicht nicht zu
> lösen,

Wer aus dem Kellerfenster blickt, hat nur einen sehr kleinen Horizont. 
Dein Router auch. Suche Dir einen Besseren Ort. Jede zusätzliche Kiste 
verbraucht Strom und Bandbreite.

von Markus (Gast)


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> MU-MIMO oder Beamforming

Bei diesen Techniken versucht der Router kontinuierlich das 
Strahlungsprofil nachzuführen, was zu stark schwankenden 
Empfangsbedingungen führt.
In der Praxis führen derlei Finessen dazu, daß bei Vorhandensein 
mehrerer Router im Haus die Endgeräte sich nicht entscheiden können, mit 
welchem Router sie eine Verbindung aufbauen sollen. In der einen Sekunde 
'gewinnt' Router A, eine halbe Minute später hat Router B sein Profil 
nachgeführt und das Endgerät bricht die Verbindung zu A ab, um sich auf 
B einzuloggen....
Als Benutzer ist der Spaß quasi vorprogrammiert ;-)

von Michael W. (dbru61)


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Werner schrieb:
> Guten Morgen,
> ...
> Ist das bescheidene Problem der Versorgung von 2 Etagen in einem
> Einfamilienhaus mit nur einem Router physikalisch schlicht nicht zu
> lösen, oder werden die Hersteller Opfer ihres eigenen Erfindungswahns,
> der sie zwingt, jedes Jahr neue unausgereifte Ideen zu präsentieren,
> anstatt die bekannten Reichweite-Probleme in Angriff zu nehmen?
> ...


Das liegt auch an der überzogenen Erwartung der Nutzer, wenn sie z.B. 
glauben, mit ihren mickrigen Antennen im Smartphone in der Handfläche 
noch 3 Räume weiter surfen zu können.

Ich sage z.B. meinen (Privat)Kunden: 50qm, eine Wohnebene. Alles weitere 
ist Bonus.
Bei Geschäftskunden gibt's da eher weniger Diskussion.
Das kann aber in einem Fachwerkhaus natürlich noch viel schlechter sein, 
nach der 2 Wand ist da nämlich häufig schon Schluß.
Hinzu kommt (wie schon weiter oben angedeutet) die Kanalbelegung im 
urbanen  Umfeld.
Und der Entscheider, wo eingebucht wird, ist der WLAN-Client (im 
ungemanagten Netz).

Grüße

Michael

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael W. schrieb:
> Das kann aber in einem Fachwerkhaus natürlich noch viel schlechter sein,
> nach der 2 Wand ist da nämlich häufig schon Schluß.

Auch ohne Fachwerk kann schnell Schluss sein, weil die direkte Linie 
zählt. Wenn eine bestimmte Verbindung diagonal durch 3 Wände geht, kann 
es sein, dass es auch im Ziegelbau bereits 5m weiter zwar mit 2,4 GHz 
noch gerade so funktioniert, mit 5 GHz aber nicht.

Wobei manche der heute recht verbreiteten Trockenbauwände auch nicht 
viel besser abschneiden als eine Stahlbetondecke.

: Bearbeitet durch User
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