Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 20kV-Trafo mit nur einem Draht?


von Georg S. (randy)


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Hallo,

ich hab diese Konstruktion gesehen: Der Mittelspannungstrafo mit 
geschätzten 20kV hat auf der Hochspannungsseite nur einen Draht. Kann 
man tatsächlich den gesamten Primärstrom einfach über einen Erder 
ableiten? Auf der Topf ist ein Aufdruck "25kVA", bei 20kV wäre das über 
1A Erdstrom, und das im Normalbetrieb. Da löst sich doch jede Elektrode 
mit der Zeit auf? Und es handelt sich um eine eher trockene Gegend 
(südliches Australien), da wundert mich wie man einen Erder bauen kann 
der 1A Dauerstrom ableitet.
Was haltet ihr davon? Funktioniert das anders als ich mir jetzt denke?

Georg

von Jens M. (schuchkleisser)


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Das funzt offensichtlich sehr gut und lange so, und auch genau wie du 
vermutest: der Gegenpol ist die Erde.
Ist nur die Frage wie weit man den Erder reinprügelt...

Und AC sollte ja dank Trafo DC-frei sein, also hält der Erder auch.

von OS (Gast)


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Georg S. schrieb:
> Kann
> man tatsächlich den gesamten Primärstrom einfach über einen Erder
> ableiten?

Vermutlich Ja, ich könnte mir vorstellen, das es ein Spartrafo ist, also 
nur eine Wicklung, Anfang geerdet, Abgriff bei 230 Volt?, Ende 20KV.
Die Erdung des Wicklungs Anfang ist verteilt auf die Hausanschlüsse.
Mit einem Erder am Masten wäre vermutlich zu wenig.

Schon etwas Abenteuerlich, aber es funktioniert.

von Philip S. (Firma: ueberblick industries) (ueberblick)


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Das nennt sich Single-Wire Earth Return:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Single-Wire_Earth_Return

von OS (Gast)


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Philip S. schrieb:
> Das nennt sich Single-Wire Earth Return:

Danke für den Hinweis.
Die Nachteile sind schon gravierend!
Wir können froh sein, dass es so was bei uns nicht gibt.

von samstag (Gast)


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OS schrieb:

> ich könnte mir vorstellen, das es ein Spartrafo ist, also
> nur eine Wicklung, Anfang geerdet, Abgriff bei 230 Volt?, Ende 20KV.

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, da Unterbrechung des 
Erders in diesem Fall zu interessanten Effekten auf der 
Niederspannungsseite führen würde.

Aus dem gleichen Grund sind selbstverständlich auch immer zwei 
unabhängige Erder pro Masttrafo vorhanden, getrennt jeweils für die 
Hoch- und Niederspannungsseite.

von hinz (Gast)


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OS schrieb:
> Philip S. schrieb:
>> Das nennt sich Single-Wire Earth Return:
>
> Danke für den Hinweis.
> Die Nachteile sind schon gravierend!
> Wir können froh sein, dass es so was bei uns nicht gibt.

Bei uns gibts besseres: Baltic Cable.

von Markus M. (adrock)


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Jupp, das habe ich auch gerade gelesen :-) Mit interessanten Effekten an 
den Elektroden im Wasser. Unglaublich das man sowas tatsächlich 
realisiert hat, nur um das Material für das zweite Kabel zu sparen.

von Schukostecker (Gast)


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OS schrieb:
> Wir können froh sein, dass es so was bei uns nicht gibt.

Weil Deutschland ein winziges Land ist und die meisten Leute keine 
rechte Vorstellung von den Herausforderungen woanders auf der Welt 
haben:

"SWER-Netze weisen in Australien, im so genannten Outback, räumliche 
Ausdehnungen pro Segment von bis zu 300 km auf, was ungefähr der 
zehnfachen  Größe der in Mitteleuropa üblichen Mittelspannungsnetze 
entspricht."

von A. S. (Gast)


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OS schrieb:
> Wir können froh sein, dass es so was bei uns nicht gibt.

Wieso? Wird Erde bei uns mitgeführt?

von Horst (Gast)


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OS schrieb:
> Wir können froh sein, dass es so was bei uns nicht gibt.

Erzähl das nicht der Bahn, dann bleiben alle E-Loks stehen.

von Clodius (Gast)


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Horst schrieb:
> Erzähl das nicht der Bahn, dann bleiben alle E-Loks stehen.

Ich wusste gar nicht, dass die Schienen aus Kunststoff, Holz oder 
Keramik sind...

von Vollpfostenberater (Gast)


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Clodius schrieb:
> Horst schrieb:
>> Erzähl das nicht der Bahn, dann bleiben alle E-Loks stehen.
>
> Ich wusste gar nicht, dass die Schienen aus Kunststoff, Holz oder
> Keramik sind...

Siehst Du: Nun weißt Du es.

Merke: Es gibt immer Einen, der auf eine saublöde Antwort noch Einen 
draufsetzen kann.

von Carsten S. (dg3ycs)


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A. S. schrieb:
> OS schrieb:
>> Wir können froh sein, dass es so was bei uns nicht gibt.
>
> Wieso? Wird Erde bei uns mitgeführt?

Das nicht, aber wir haben ein Dreiphasensystem ueber alle 
Spannungsebenen bis ins Haus hinein...

Da ist die Energiemenge die über die Erde zurück geht deutlich geringer, 
erst recht pro einzelnen Erder gesehen...
Auf der Seite des Verteilernetzes oberhalb der Verbrausebene geht es 
gegen Null, auf verbrauchsebene ist es beim dreiphasennetz auch nur ein 
Teil und da auch nur bis zum nächsten mittelspannungstrafo. (abhängig 
von der Schieflast)
Beim fahrstrom der Bahn sind es theoretisch 100%, bis zurück zum 
nächsten Einspeisepunkt. Wobei die Leitfähigkeit der "Erde" auf der 
Strecke durch die Schienen doch erheblich verbessert ist... (das 
Schienennetz ist praktisch eine aneinanandereihung großer 
Potentialausgleichsschienen und Oberflächenerder...)

Gruss
Carsten

von Malkon (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Jupp, das habe ich auch gerade gelesen :-) Mit interessanten Effekten an
> den Elektroden im Wasser. Unglaublich das man sowas tatsächlich
> realisiert hat, nur um das Material für das zweite Kabel zu sparen.

Einen Metallstab in die Erde geschlagen und dann mit 230 Volt ( ohne FI 
) verbunden. Nach wenigen Minuten kamen die Würmer aus der Erde.
Ist das hier auch so?
Das war wohl so ein alter Fischertrick um Würmer zu bekommen.

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