Forum: Offtopic Zukunft von Antischall in Wohnräumen


von Bingo Bongo (Gast)


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Hallo allerseits,

ich wohne in zentraler Lage einer größeren Stadt und habe wie viele 
andere mit zunehmendem Lärm von draußen zu kämpfen. Selbst mit relativ 
guten Fenstern sind bestimmte Lärmquellen einfach nicht wegzubekommen 
(z.B. Sondersignale von Rettungsfahrzeugen), was besonders Nachts ein 
Problem ist. Der Einsatz dieser Sondersignale hat im Vergleich zu früher 
immens zugenommen und die Lautstärke ist so hoch, dass ich mir als 
Fußgänger vor lauter Schmerzen die Ohren zu halten muss, damit ich keine 
bleibenden Hörschäden oder Tinnitus erleide.

Meine Recherche hat bislang ergeben, dass es immer wieder mal 
Antischall-Erfindungen in dieser Richtung gegeben hat, aus denen aber 
scheinbar nie etwas geworden ist. Das Kickstarter-Projekt "Muzo" soll 
zuletzt angeblich viel Geld abgezockt und am Ende nur Placebo-Geräte 
ausgeliefert haben, die nicht mehr als das Abspielen von Sounds in 
mieser Qualität beherrschen sollen. Aber auch von den anderen StartUps 
scheint keines Erfolg gehabt zu haben.

Ich überlege nun, woran es liegt, dass dieses allgegenwärtige Problem 
"Lärm" niemand in den Griff bekommt? Es geht mir nicht mal darum, bei 
geöffnetem Fenster Ruhe zu haben. Mir würde schon reichen, wenn ich bei 
geschlossenem Fenster drinnen kaum etwas vom Lärm draußen wahrnehmen 
würde. Ist die Idee, dafür einen Sensor und einen "Vibrator" von innen 
an das Fenster zu kleben, zum Scheitern verurteilt, da durch den 
Gegenschall auch der Sensor gestört wird? Oder ist es das 
unvorhersehbare Schwingungsverhalten der Fenster, dass eine komplizierte 
Einmessung vor Ort erforderlich macht, so dass die Geräte niemals 
universell eingesetzt werden können?

Viele Grüße
Bingo Bongo

: Verschoben durch User
von Walter T. (nicolas)


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Antischall? Ist doch schon lange Realität. Du kannst Kopfhörer, die -4 
dB Verbessung bringen, für unter 60 Euro kaufen.

von eric (Gast)


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Die Schallverteilung im Raum ist nicht gleichförmig.
Darum funktioniert Gegenschall immer nur lokal, z.B. mit einem 
Kopfhörer.
Sennheiser hat einen guten, etwas billiger ist Oropax.

von Stefan F. (Gast)


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Bingo Bongo schrieb:
> damit ich keine bleibenden Hörschäden oder Tinnitus erleide.

Ich würde Dir als erstes empfehlen, nicht maßlos zu übertreiben. 
Lösungen kann man nur mit vernünftigen Aussagen erarbeiten.

Du kannst du Einsatzfahrzeuge weder leiser machen, noch die Anzahl der 
Einsätze reduzieren.

Wenn es dein eigenes Haus ist, kannst du bessere Fenster und eine 
Lüftungsanlage installieren, damit du die Fenster geschlossen halten 
kannst. Je nach Geräusch musst du auch die Wände austauschen. In meiner 
Umgebung fahren Auto-Freaks ihre lauten Fahrzeuge abends durch die 
Gegend. Deren Lärm dringt überwiegend durch die Wände ein. Nicht zu 
vergessen seien auch die zahlreichen Bauarbeiten in der Umgebung, die 
den Boden beben lassen.

Für Dich sehe ich nur eine praktikable Lösung, mit der du zur Ruhe 
kommst: Die Stadt verlassen.

Gegenschall ist an dieser Stelle jedenfalls vollkommener Blödsinn.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Vergiss es. Antischall geht nur fuer einen Sensor, an genau dessen 
Stelle. Daher kauf dir einen Sony WH1000

von Harald W. (wilhelms)


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Walter T. schrieb:

> Antischall? Ist doch schon lange Realität. Du kannst Kopfhörer, die -4
> dB Verbessung bringen, für unter 60 Euro kaufen.

Ja, das funktioniert aber nur bei Kopfhörern. Zu besseren Schlaf
hift nur Ohropax o.ä. Das schafft auch deutlich mehr als die obigen
-4dB.

von Stefan F. (Gast)


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Sennheiser produziert übrigens auch Ohrenstöpsel (ohne Strom).
http://gehoerschutz-welt.de/senner-musicpro-ohrstoepsel-testbericht/

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Bingo Bongo schrieb:
>
> ich wohne in zentraler Lage einer größeren Stadt und habe wie viele
> andere mit zunehmendem Lärm von draußen zu kämpfen. Selbst mit relativ
> guten Fenstern sind bestimmte Lärmquellen einfach nicht wegzubekommen
> (z.B. Sondersignale von Rettungsfahrzeugen), was besonders Nachts ein
> Problem ist.
Da steht die Frage, ob man auch nachts unbedingt mit Sondersignal fahren 
muß, sofern der Verkehr zu der Zeit eher gering ist.
Wenn sich nur genügend Bürger über die möglicherweise überflüssige 
Benutzung von Sondersignalen beschweren, kann das evtl. auch per 
Verordnung deutlich eingeschränkt werden.

> Der Einsatz dieser Sondersignale hat im Vergleich zu früher
> immens zugenommen und die Lautstärke ist so hoch, dass ich mir als
> Fußgänger vor lauter Schmerzen die Ohren zu halten muss, damit ich keine
> bleibenden Hörschäden oder Tinnitus erleide.
Das Problem ist, dass viele moderne PKW im Inneren auch gut 
Schallschützt sind und Sondersignale mit moderate Lautstärke deshalb 
auch erst später wahrgenommen werden. Ein insgesamt hoher Lärmpegel 
verursacht automatisch auch wieder lautere Warnsignale. Die 
Sondersignale sollen ja letztentlich vor Schaden bewahren und das in 
mehrfacher Hinsicht.
Einmal direkt, um sicher zustellen, dass keine Unfälle mit 
Personenschäden durch die Rettungsfahrzeuge im Einsatz verursacht 
werden.
Und indirekt, dass die Einsatzfahrzeuge auch rechtzeitig ankommen um 
Leben zu retten. Währe ja schon blöd, wenn du ein Rettungsfahrzeug wegen 
Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb 5 min. erwartest, aber wegen 
einem Unfahl, der sich auf der Anfahrt ereignet hat, erst nach 40min ein 
Ersatzfahrzeug kommt.
Hier muß man als Bürger auch gewisse Unanehmlichkeiten ertragen.

Es wäre aber auch technisch längst machbar, dass sondersignale per Funk 
an alle Verkehrsteilnehmer im Umkreis von paar hundert Metern gesendet 
werden. Eine derartige technische Aussstattung ist längst überfällig.
Mit Einführung sich selbst steuernder Fahrzeuge wird aber auch eine 
grundsätzliche Vernetzung der Fahrzeuge einher gehen. Dann wäre auch 
dieses Thema quasi nebenher mit zu erledigen. Dauert aber sicher noch 
paar Jahrzehnte.

> Meine Recherche hat bislang ergeben, dass es immer wieder mal
> Antischall-Erfindungen in dieser Richtung gegeben hat, aus denen aber
> scheinbar nie etwas geworden ist.
Das Thema ist sehr vielfältig. Aber die Physik, die dahinter steht, kann 
man nicht einfach austricksen. Manches, was dir so vorschwebt, ist 
zumindest derzeit einfach nicht machbar.

> Das Kickstarter-Projekt "Muzo" soll
> zuletzt angeblich viel Geld abgezockt und am Ende nur Placebo-Geräte
> ausgeliefert haben, die nicht mehr als das Abspielen von Sounds in
> mieser Qualität beherrschen sollen. Aber auch von den anderen StartUps
> scheint keines Erfolg gehabt zu haben.

> Ich überlege nun, woran es liegt, dass dieses allgegenwärtige Problem
> "Lärm" niemand in den Griff bekommt?
Das kann man so ja nicht sagen.
Einerseits wird der Lärm als Umweltbelastung angesehen und in 
vielfältiger Weise vom Gesetzgeber reglementiert. So mancher Bürger 
fordert da viel mehr, ist aber der meinung, dass vor allem die anderen 
den Lärm machen und man selber die Freiheit hat zu tun, was einem eben 
gerade in den kram paßt.
Das ist aklos immer eine Abwägung von Intersssen.

> Es geht mir nicht mal darum, bei geöffnetem Fenster Ruhe zu haben.
> Mir würde schon reichen, wenn ich bei geschlossenem Fenster drinnen
> kaum etwas vom Lärm draußen wahrnehmen würde.
Das Thema passiver Schallschutz ist auch recht weit gediegen.
Nur sind die notwendigen baulichen Maßnahmen oft umfangreich und man muß 
wirklich jedes Detail beachten, wenn ein sehr hoher Dämpfungsfaktor 
erreicht werden soll.
Grundsätzlich haben die Übergänge von Luftschall auf massive Festkörper 
einen sehr schlechten Wirkungsgrad, so dass ein hohes Dämpfungmaß 
erreicht werden kann. Aber geringste Undichtheiten lassen Schall durch 
Ritzen und Poren wieder besser durch.
Echte Schallschutzfenster sind deshalb eher 3-fach verglast und haben 
perfekte Dichtungen im Rahmen (Vorteil: Das deckt sich weitgehend auch 
mit  dem Anforderungen für hervorragende Wärmeisolierung.).

> Ist die Idee, dafür einen Sensor und einen "Vibrator" von innen
> an das Fenster zu kleben, zum Scheitern verurteilt, da durch den
> Gegenschall auch der Sensor gestört wird?
Nein, Schall ist nicht nur eine triviale Grundschwingung der Scheibe.
Solche rel. niederfrequenten Schwingungen kann man auch rel. gut 
erfassen und dagegen steuern.

Der Lärm von außen ist aber ein sehr breitbandiges Gemisch von 
Schallwellen, welche sehr unterschiedlich auf die Glasflächen wirken. Da 
entstehen an jedem beliebigen Ort der Galsfläche andere 
Schwingungsmoden.
Siehe auch sogenannte Partialschwingungen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Moden
https://physik.cosmos-indirekt.de/Physik-Schule/Partialschwingung
Solche lassen sich kaum mit einfacher Technik kompensieren.
Und wenn die Fenster nicht perfekt dicht sind, nutz es sowieso weniger.

> Oder ist es das
> unvorhersehbare Schwingungsverhalten der Fenster, dass eine komplizierte
> Einmessung vor Ort erforderlich macht, so dass die Geräte niemals
> universell eingesetzt werden können?
ich meine, passiver Schallschutz ist hier erfolgsversprechend, kostet 
aber natürlich deutlich viel mehr Geld als so ein kleines Gerät für paar 
€.

Zukünftig sollte insbesondere der Fahrzeuglärm durch Motoren stark 
abnehmen, wenn elektrisch gefahren wird.

Ansonsten bleibst dir auch noch der persönliche passive Lärmschutz per
Kopfhörer oder Ohrstöpsel (Ohropax).
Gruß Öletronika

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Da fällt mir Bullshit Bingo ein.

Grund: 2* Wellenursprung + Ausbreitung = Interferenz

http://www.didaktik.physik.uni-erlangen.de/quantumlab/index.html?/quantumlab/Interferenz/Grundlagen/index.html

Namaste

von Harald W. (wilhelms)


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U. M. schrieb:

> Da steht die Frage, ob man auch nachts unbedingt mit Sondersignal fahren
> muß, sofern der Verkehr zu der Zeit eher gering ist.

M.W. kann es da aber rechtliche Probleme geben, wenn es ohne Sonder-
signal zu einem Unfall kommt. Dann bekommt der Fahrer des Sonder-
signalfahrzeugs möglicherweise eine Mitschuld.

von H-G S. (haenschen)


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Es gibt Erfindungen mit Meta-Strukturen die sehr kompakt sind (zB. 
Wandbildformat) und bestimmte Frequenzen verschlucken.

Vielversprechend ist auch die Erfindung dieser Anordnung aus stehenden 
Röhren in einer bestimmten ANordnung, die man zwischen Strasse und Haus 
aufbaut und die den Verkehrslärm deutlich reduzieren sollen.

Ich finde gerade die Links nicht, es war alles auf phys.org.

von Stefan F. (Gast)


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Wenn man sich total abschottet hört man aber die Sirenen nicht mehr, die 
man hören sollte. Was ist, wenn die Russen kommen?

von Den O. (denon)


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Atomreaktoren und Geschosse die 20cm Panzerstahl wie nichts durchdringen 
können sie bauen, aber so ner simplen Schallwelle werden die nicht Herr.
Ist doch ganz klar das da die Bevölkerung einfach nur drangsaliert 
werden soll damit keiner Wach durch den Tag kommt und Unstimmigkeiten im 
System findet.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Stefanus F. schrieb:
> Wenn man sich total abschottet hört man aber die Sirenen nicht
> mehr, die
> man hören sollte. Was ist, wenn die Russen kommen?

Nünt, die tun nichts die wollen nur spielen.

Namaste

von Stefan F. (Gast)


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Den O. schrieb:
> aber so ner simplen Schallwelle werden die nicht Herr.

Deswegen nutzen die Koreaner Schallwellen, um ihre Gegner zu nerven.

> Ist doch ganz klar das da die Bevölkerung einfach nur drangsaliert
> werden soll damit keiner Wach durch den Tag kommt und Unstimmigkeiten im
> System findet.

An der Grenze zwischen Nord und Süd-Korea ja. In Deutschland dienen 
Sirenen als Warnsignal, um schlimmeres zu verhindern. Aber wem sage ich 
das, du bist sicher nicht so Banane, das nicht zu wissen.

von Stefan F. (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> die (Russen) tun nichts die wollen nur spielen.

Mal Spaß beiseite, mir wurde noch in der Schule beigebracht, wie man 
sich bei Fliegeralarm zu verhalten hat und dass wir uns vor den 
Russischen Bombern fürchten müssen.

Meine Kinder gucken immer mit großen Augen, wenn ich denen davon 
erzähle. Die können sich gar nicht vorstellen, jemals in krieg zu 
geraten. Die haben eher Angst vor gewalttätigen Mitschülern.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Siehste und uns ham’s das über die Amis erzählt. Und ehrlich die Amis 
haben deutlich öfter und intensiver gebombt jedenfalls solange ich Kind 
war. Seit Afghanistan haben die Russen nachgezogen aber aufgeholt wohl 
noch lange nicht.

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Stefanus F. schrieb im Beitrag b#5824669:
> Die können sich gar nicht vorstellen, jemals in krieg zu
> geraten.
Dann wäre es an der Zeit ihnen zu sagen, dass die globale wie die 
europäische Situation alles andere als save ist.

Namaste

von Stefan F. (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Siehste und uns ham’s das über die Amis erzählt

Ich habe Krieg zum Glück nie erleben müssen. Aber ich habe mit alten 
Menschen darüber gesprochen.

Mein Stief-Opa sollte seinen Freund erschießen, weil die Grenze zum 
Feind plötzlich zwischen deren Höfe verlief. Er hat absichtlich daneben 
gezielt und musste dafür lange ins Gefängnis. Sein Freund hat versucht, 
zu desertieren und wurde hingerichtet.

Das ist nur eine von vielen sehr traurigen Geschichten. Wir denken viel 
zu selten daran, wie gut wir es zur Zeit haben.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Nachtrag

Ja, aus militärhistorischer Betrachtung heraus sehe ich es so:

Es geht wieder mal um die Neuaufteilung von Interessens- und 
Einflusssphähren und das politische Klima erreicht das Stadium einer 
Spannungsphase, wie sie allen Kriegen der letzten hundertfünfzig Jahren 
vorausging.
Wobei D. wieder mal zwischen allen Stühlen sitz. Keiner, weder 
Verbündete, noch Enemy trauen Ihnen über den Weg.
Nicht mal das Schweizer Modell käme in Frage.
Diplomatie scheint die einzig vernünftige Chance. Militärisch steht D. 
auf dem Stand von FLi.

Und auch im Osten flammen die Konflikte wieder auf.

https://www.vol.at/neuer-ukrainischer-praesident-bereit-zu-gespraechen-mit-moskau/6185476

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Den O. (denon)


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Stefanus F. schrieb:
> Den O. schrieb:
>> aber so ner simplen Schallwelle werden die nicht Herr.
>
> Deswegen nutzen die Koreaner Schallwellen, um ihre Gegner zu nerven.
>
>> Ist doch ganz klar das da die Bevölkerung einfach nur drangsaliert
>> werden soll damit keiner Wach durch den Tag kommt und Unstimmigkeiten im
>> System findet.
>
> An der Grenze zwischen Nord und Süd-Korea ja. In Deutschland dienen
> Sirenen als Warnsignal, um schlimmeres zu verhindern. Aber wem sage ich
> das, du bist sicher nicht so Banane, das nicht zu wissen.

oh man :)

von Harald W. (wilhelms)


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Stefanus F. schrieb:

> Meine Kinder gucken immer mit großen Augen, wenn ich denen davon
> erzähle.

Das war schon immer so, wenn Opa vom Krieg erzählt...

von Loudness L. (loudness)


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Stefanus F. schrieb:
> Ich würde Dir als erstes empfehlen, nicht maßlos zu übertreiben.
> Lösungen kann man nur mit vernünftigen Aussagen erarbeiten.

Ich übertreibe nicht. Speziell die Feuerwehr ist hier dermaßen laut, 
dass man als Fußgänger heilfroh ist, wenn die Attacke vorrüber ist. Laut 
einer Schallpegelmessung soll die Sirene wohl ungefähr 120 dB haben. 
Freunde von mir, die zufällig mal einen solchen Einsatz live aus 
nächster Nähe erlebt haben,  empfanden die Sirene ebenfalls als 
schmerzhaft.

Langfristig wäre ein Umzug denkbar, aktuell muss ich erstmal 
Alternativen zum Umzug in Betracht ziehen.

Individuell angepasster Gehörschutz vom Akustiker soll in so einem Fall 
angeblich gut für die Nachtruhe sein. Ich habe schon recherchiert, finde 
aber kaum Informationen über die frequenzabhängige Dämpfung. Den Wecker 
oder die Türklingel würde ich schon gerne hören, aber ob sich das mit 
dem Wunsch nach stark gedämpften Sondersignalen verträgt? Eventuell muss 
ich mir dann einen neuen Wecker und eine neue Türklingel mit höherer 
Frequenz kaufen.

U. M. schrieb:
> Hier muß man als Bürger auch gewisse Unanehmlichkeiten ertragen.

Das verstehe ich natürlich und ich hoffe ehrlich für jeden in Not 
Geratenen, dass er schnellstmöglich versorgt wird, aber die ständige 
Störung der dringend notwendigen Nachtruhe kann für unseren Organismus 
auf lange Sicht schwere gesundheitliche Folgen haben (z.B. Herzinfarkt). 
Spätestens hier sollte man die Interessen mal objektiv gegeneinander 
abwägen und zumindest Nachts die Sirene um 30 dB leiser machen, denn es 
müssen neben mir noch viele andere Menschen mit diesem krankmachenden 
Lärm leben.

Ich sehe hier jeden Werktag mehrfach, wie die Einsatzfahrzeuge trotz 
infernalem Sirenenlärm elend Lange durch mehrere Autofahrer nacheinander 
aufgehalten werden, die nur zögernd Platz machen. Die ohnehin schon 
extreme Lautstärke der Sondersignale hilft da augenscheinlich kein 
bisschen weiter. Ich fahre ja selber Auto und sobald ich nur Musik in 
wirklich moderater Lautstärke anstelle, nehme ich Sondersignale bei 
geschlossenem Auto-Fenster fast gar nicht mehr war. Im Sommer hat man 
darüber hinaus meistens noch die Klimaanlage an, die ebenfalls Geräusche 
macht, und die Fenster in der Folge geschlossen. Von daher pflichte ich 
Dir völlig bei, dass es höchste Zeit ist, diesen Teufelskreis zu 
durchbrechen und eine wirksame Signalisierung für Einsatzfahrten 
einzuführen.

Edit: Ich musste mich zum Antworten registrieren und "bingobongo" war 
als User schon belegt, daher nenne ich mich "loudness".

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Das einzig praktikable, wenn man so empfindlich ist:
Zieh aufs Land.
Warum sich Leute in der Stadt über Lärm beschweren kann ich nicht 
nachvollziehen. Eine Stadt ist nun mal laut (mehr oder weniger).

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Andreas B. schrieb:

> Warum sich Leute in der Stadt über Lärm beschweren kann ich nicht
> nachvollziehen. Eine Stadt ist nun mal laut (mehr oder weniger).

Nun, ich bin aus einem Vorort mitten in die Stadt gezogen.
Seitdem herrscht nachts himmlische Ruhe, während ich vorher
immer wieder mal nachts wach wurde. Es kommt also immer darauf
an. Z.Z. läuft ein Prozess, ob in einem kleinen Dorf auf einer
Weide direkt neben einem Wohnhaus die Kühe Kuhglocken tragen
dürfen. Ich glaube, jetzt ist der Bundesgerichtshof dran.

von Matthias L. (limbachnet)


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Loudness L. schrieb:
> Laut
> einer Schallpegelmessung soll die Sirene wohl ungefähr 120 dB haben.

So eine Angabe ist weitgehend sinnfrei, da völlig unklar ist, was da 
angegeben wird. Mit "Schallpegel" kann der Schalleistungspegel gemeint 
sein, dann wären die 120dB ein Maß für den gesamten von der Sirene 
abgegebenen Schall (vereinfacht). Gebräuchlicher wäre die Angabe als 
Schalldruckpegel, der ist aber massiv abhängig vom Abstand zur 
Schallquelle. Je näher, desto laut.

Wenn die Sirene einen Schalldruckpegel von 120dB in 1m Entfernung 
hervorruft, klingt das nach sehr viel - aber in deinem Wohnzimmer kommen 
vielleicht trotzdem nur 60dB an. Das ist störend, keine Frage, aber 
trotzdem eine ganz andere Größenordnung.

Die Schmerzschwelle liegt bei ca. 130dB, Gehörschäden gibt's so ab 120dB 
bei kurzfristiger Einwirkung. Aber: diese Pegel gelten DIREKT AM OHR! 
Wenn eine Sirene die selben 120dB in 30m Entfernung und einer Hauswand 
dazwischen erzeugt, dann ruft sie natürlich KEINEN Hörschaden hervor.

Als Fußgänger in der Hauptschallrichtung des Einsatzwagens so in 20m 
Entfernung, ja, da bringt so eine Sirene schon einen ordentlichen 
Schalldruck zustande - da ist ein beherzter Sprint aus der Fahrbahn aber 
auch angezeigt. Üblicherweise produzieren die Biester 110dB in 10m 
Entfernung, also knapp unter der Hörschaden-Gefahrgrenze.

Soll heißen: Um das Maß der störenden Schallimmission in der Wohnung zu 
bekommen, muss auch in der Wohnung gemessen werden und zwar in normalen 
Hörpositionen. Also frei im Raum, im Bett, am Küchentisch - und nicht 
mit an die Außenmauer gehaltenem Mikro...

Die Ursprungsfrage ist ja aschon beantwortet - Gegenschall funktioniert 
nur punktuell an beiden Enden der Schallübertragungsstecke. Also 
entweder an der Quelle (Irgendwo hab' ich mal gelesen, dass mit 
Gegenschall zum Ruhigstellen quietschender U-Bahn-Räder gearbeitet 
wurde) oder an der Senke, also direkt am Ohr. Ich hab' hier 
geräuschunterdrückende Kopfhörer (Sony MDR-1000X), die sind für meinen 
Geschmack darin ziemlich gut.

von Michael B. (laberkopp)


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Bingo Bongo schrieb:
> mit zunehmendem

Merkwürdig.

Überall wird es ruhiger.

Weniger Überschalljäger, weniger Strassenbahnen, weniger Lastwagen, 
selbst Busse fahren heute mit Elektroantrieb (der Bus war das einzig 
röhrende hier nachts im Stadrteil, seit dem er an der Stadtteilgrenze 
auf Elektro umschaltet ist Ruhe), und die Geschwindigkeit des 
Parkplatzsuchverkehrs ist von 50 auf 30 reduziert.

Sicher ist es in Innenstädten immer noch zu laut, was auf Dauer krank 
macht und die Herzinfarktrate in die Höhe treibt, aber Innenstadt ist 
doch hip, da wollen doch all die Besserverdienenden hin (und 
Geringverdiener können sich angeblich die dortigen Mieten doch sowieso 
nicht mehr leisten, ziehen also auf's noch ruhigere Land in dem nicht 
mal mehr Fabriken die Idylle stören.

: Bearbeitet durch User
von Johnny B. (johnnyb)


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Bingo Bongo schrieb:
> ich wohne in zentraler Lage einer größeren Stadt und habe wie viele
> andere mit zunehmendem Lärm von draußen zu kämpfen. Selbst mit relativ
> guten Fenstern sind bestimmte Lärmquellen einfach nicht wegzubekommen

Technisch lässt sich das in einem Altbau praktisch nicht lösen, da die 
komplette Isolation, nicht nur in den Fenstern, unzureichend ist. Wie 
schon gesagt wurde, funktioniert "Antischall" nur für einen Punkt im 
Raum bzw. in der Praxis sogar nur mit Kopfhörern.
Ohrstöpsel sind bestimmt auch keine Lösung; ich denke, setzt man die 
langfristig ein, vermehren sich mangels Belüftung Bakterien im Innenohr 
und machen krank.
Es bleibt wohl nur, in ein moderneres Gebäude umzuziehen, welches besser 
schallgedämmt ist, oder in eine ruhigere Gegend zu ziehen.

von Frank _. (fbi)


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Matthias L. schrieb:
> Wenn die Sirene einen Schalldruckpegel von 120dB in 1m Entfernung
> hervorruft, klingt das nach sehr viel

Soviel sind das in dem Abstand gar nicht. Laut DIN müssen es in 3.5m 
Abstand wohl mindestens 110db(A) Schalldruckpegel sein.

von Serge W. (Gast)


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Ernsthaft: Ignorieren, nach zwei bis drei Wochen hörst du das alles 
nicht mehr.

Ich bin vor vielen Jahren auch vom Kuhkaff in die Großstadt gezogen und 
anfangs war der Lärm selbst mit geschlossenem Fenster unerträglich.

Mittlerweile höre ich das gar nicht mehr, kann sogar mit offenem Fenster 
schlafen, trotz Fenster raus Richtung Bahn Güterverkehr in der Nacht, 
Hauptstraße inkl. Feuerwehr etc. Ich hab gelernt, das auszublenden.

Vor Lärm ist man nie sicher. Mein Nachbar renoviert gerade seine Wohnung 
und ich müsste am PC fast Gehörschutz tragen (kein scherz, die Hilti ist 
saumäßig laut!) da wir eine Wand teilen.

Also wie gesagt, in der Stadt ist es nunmal laut. Will man es leise, 
muss man aufs Dorf, mit allen verbundenen Nachteilen.

von Frank B. (frank501)


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Serge W. schrieb:
> Also wie gesagt, in der Stadt ist es nunmal laut. Will man es leise,
> muss man aufs Dorf, mit allen verbundenen Nachteilen.

Nachteile wie zum Beispiel eine kaputte Amsel, die ein ziemlich 
unnatürlich klingendes, durchdringendes und andauerndes Piepsen von sich 
gibt. (Gut, die war nur ein Jahr da, dann hat vermutlich die 
Nachbarskatze sie ausgeschaltet.
Oder Nachteile wie ein Hahn, der den ganzen Tag über in unregelmäßigen 
Abständen kräht.

Und aus irgend einem Grund schafft es, außer natürlich seinem Besitzer, 
so gut wie niemand in der Nachbarschaft diesen Hahn zu ignorieren, so 
wie es bei spielenden Kindern, Rasenmähern oder Nachbars Baulärm 
gelingt.

So ruhig und friedlich ist es auf dem Land also auch nicht immer. Aber 
wenigstens fahren hier weniger Autos und man kann sich im eigenen Garten 
am Wochenende in die Sonne legen. ;-)

von Karl K. (karl2go)


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eric schrieb:
> Darum funktioniert Gegenschall immer nur lokal, z.B. mit einem
> Kopfhörer.

Oder direkt an der Quelle. ;-)

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Karl K. schrieb:
> Oder direkt an der Quelle. ;-)

Sagen wir "in der Nähe der Quelle". Damit wird klar, dass es ein 
Phasenproblem gibt und Auslösung mit einfachem Gegenschall in alle 
Richtungen so richtig gut nur für Bässe funktioniert. Das allerdings ist 
sehr effektiv, wenn man es richtig macht.

von Percy N. (vox_bovi)


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Jürgen S. schrieb:
> Karl K. schrieb:
>> Oder direkt an der Quelle. ;-)
>
> Sagen wir "in der Nähe der Quelle". Damit wird klar, dass es ein
> Phasenproblem gibt und Auslösung mit einfachem Gegenschall in alle
> Richtungen so richtig gut nur für Bässe funktioniert. Das allerdings ist
> sehr effektiv, wenn man es richtig macht.

Mit hinreichend viel TNT kommt es sogar nicht einmal mehr auf die 
Phasenlage an;  da ist schlicht Ruhe. Hinterher.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Percy N. schrieb:
> Mit hinreichend viel TNT kommt es sogar nicht einmal mehr auf die
> Phasenlage an;  da ist schlicht Ruhe. Hinterher.
Da braucht es kein TNT, regelmässig lauter Schall oder einmal überlaut 
reicht auch:

Loudness L. schrieb:
> die zufällig mal einen solchen Einsatz live aus
> nächster Nähe erlebt haben,  empfanden die Sirene ebenfalls als
> schmerzhaft.
Ich halte mir zeit meines Lebens die Ohren zu, wenn ich sehe, dass 
gleich ein solches Fahrzeug an mir vorbei fährt.

von Claus M. (energy)


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Johnny B. schrieb:
> Technisch lässt sich das in einem Altbau praktisch nicht lösen, da die
> komplette Isolation, nicht nur in den Fenstern, unzureichend ist.

Das lässt sich so allgemein nicht sagen. Gerade die Häuser z. B. um 1900 
haben mit 60cm ziegelmauer massiv sicher einen besseren schallschutz als 
so manch ein neueres Gebäude, vor allem die kurz nach dem Krieg. Fenster 
müssen natürlich stimmen.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Claus M. schrieb:
> mit 60cm ziegelmauer massiv
Wenn das so schon vorliegt und günstig zu erwerben ist, kann das 
hinkommen.

Wenn man aber 60cm Zubauen will und darf, plädiere ich lieber für eine 
modern ausgeführte Doppelwand mit Dämmung dazwischen. Das ist akustisch 
genau so gut hinzubekommen, aber deutlich preiswerter und auch 
wärmetechnisch günstiger. Im Verbund mit einem Doppelfenster aus 
dreifach-verglasten Scheiben ist man da auch auf der sicheren Seite.

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