Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Länge der Zuleitung zu analogen Sensoren


von Sven L. (lenny_hai)


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Hallo Gemeinde,

ich hoffe ich bin im richtigen Forum, ansonsten bitte freundlich drauf 
hinweisen :-)

Ich habe ein kleines gedankliches Problem.
Ich möchte folgende Sensoren (wobei das an sich wohl für alle Sensoren 
gilt, die eine Spannung als Wert ausgeben)

https://www.switchdoc.com/2018/11/tutorial-capacitive-moisture-sensor-grove/

auf einer Kabellänge von ca. 10m "verteilen". Sprich einige werden eine 
recht kurze Verbindung haben, einige eine recht lange. Am Ende wird dann 
ein ADC sitzen.
Ich wollte eigentlich die ADCs mittel I²C Bus zu den Sensoren bringen, 
dass ist aber auch keine einfache Sache. Ich habe zwar so etwas wie 
Range Extender gefunden, aber am Ende scheitert es daran, dass die 
meisten ADCs auf dem I²C Bus nicht mehr als 4-8 Adressen anbieten und 
ich bräuchte mehr.

Ich hoffe, dass ich bald den Rest zu probieren bekomme, aber ich frage 
mich, ob mein Gedankengang nicht zu kompliziert ist. Die Dinger erlauben 
eine Spannungsversorgung von 3,3 - 5V, bei dem Strom, der benötigt 
werden wird, wird da die Kabellänge wohl kaum eine Rolle spielen.
Ausgeben tun sie eine Spannung von 0-3V je nach Feuchtigkeitsgrad. Nun 
kann man doch eigentlich davon ausgehen, dass alles, was eine Spannung 
misst, recht hochohmig ist. Demzufolge sollte der Strom und damit der 
Spannungsfall recht klein sein und sich im Zweifel durch die richtige 
Interpreatation der Messwerte kompensieren lassen.

Mache ich einen Denkfehler bzw. hat jemand noch eine Idee.

Als Querschnitt hatte ich maximal 0,5mm² geplannt, sonst bekomme ich 
einen ziemlichen Kabelbaum.


Viele Grüße

Lenny

: Verschoben durch Moderator
von Stefan F. (Gast)


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I²C ist für so lange Leitungen nicht geeignet, da muss man schon 
ziemliche Klimmzüge machen, damit es damit doch geht.

Deine analogen Signale kannst du problemlos über lange Leitungen führen. 
Benutze ab den Stromversorgungs-Anschlüssen der Sensoren Kondensatoren, 
um die Versorgungsspannung zu stabilisieren und von eingestreuten HF 
Signalen zu befreien. Etwa so:
1
Kabel                   Sensor
2
        10µH
3
       
4
VCC o--XXXX---+------+-----o VCC
5
              |      |
6
             ===    ===
7
              |      |
8
GND o---------+------+-----o GND
9
10
             10µF    100nF

Die 10µH Spule würde ich erst einmal weglassen und nur nachrüsten, falls 
wirklich nötig. Wahrscheinlich brauchst du sie nicht.

Am auswertenden Ende würde ich die analogen Signale durch einen /C 
Tiefpass schicken, um sie von Störsignalen zu befreien. Gleichzeitig 
schützt der Widerstand den Eingang des ADC vor Überspannung. Etwa so:
1
Sensor        10kΩ
2
Signal  o-----[===]---+---------o ADC Eingang
3
                      |
4
                     === 10µF
5
                      |
6
                     GND

von georg (Gast)


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Sven L. schrieb:
> Mache ich einen Denkfehler bzw. hat jemand noch eine Idee

Nicht direkt ein Fehler, aber für 20 Sensoren brauchst du so 22 
Leitungen, das ist nicht so arg günstig selbst wenn du nicht 0,5 mm² 
verwendest. Die Idee von lokalen ADCs ist schon nicht schlecht, dann 
kannst du einen Datenbus verlegen, z.B. RS485 + GND + VCC. Und lass dir 
nicht von den Spezialisten im Forum einreden, dass RS485 keine 
GND-Verbindung braucht.

Nur als Beispiel, es gibt auch CAN, Ethernet und und und. Notfalls steht 
das ganze weltweite Internet zur Verfügung.

Georg

von Michael B. (laberkopp)


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Sven L. schrieb:
> Ausgeben tun sie eine Spannung von 0-3V je nach Feuchtigkeitsgrad. Nun
> kann man doch eigentlich davon ausgehen, dass alles, was eine Spannung
> misst, recht hochohmig ist. Demzufolge sollte der Strom und damit der
> Spannungsfall recht klein sein und sich im Zweifel durch die richtige
> Interpreatation der Messwerte kompensieren lassen.
>
> Mache ich einen Denkfehler

Ja, der Spannungsabfall entsteht auf der Masseleitung, nicht auf der 
Signalleitung. Auf der Masseleitung fliesst zwangsweise der Strom der 
den Sensor versorgt. Man könnte allerdings vom Masseanschluss des 
Sensors eine zweite Leitung (also 4 insgesamt) zur A/D-Wandler schicken 
und differentiell messen. Wenn dann noch die Leitungen verdrillt wären, 
sind kaum Stören zu erwarten.

ABER: Diese Sensoren sind dermassen ungenau (schwanken durch 
Umgebungstemperatur, Alterung, Länge der Einwirkung von Feuchte, 
Störeinstrahlung), daß so ein bischen Spannungabfall sowieso nicht 
stört.

Verwende besser den Giess-o-mat Sensor, der liefert sein Signal digital 
als Impuls. Er ist allerdings ebenso ungenau, weil er auf demselben 
Messprinzip basiert und zudem noch einen ungenau schaltenden 
Schmitt-Trigger verwendet.

Wenn es bloss ums Giessen geht, ist die Ungenauigkeit allerdings egal.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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> GND-Verbindung

Masseschleifen sind eine sehr interessante Angelegenheit, die man oft 
erst genauer erforscht, wenn was nicht stimmt (Ausgleichsströme?).

von Toni P. (Gast)


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Sven L. schrieb:
> Mache ich einen Denkfehler bzw.
Jede Leitung ist auch eine Antenne. Wenn du die 10m lang machst fängst 
du dir Störungen ein (Handy z.B.).

Schirmen und verdrillen sind da mittel der Wahl. Niederohmige Leitungen 
(auf hochschulisch low impedance lines) tragen auch viel dazu bei. Der 
Standard dafür ist 4-20mA, gibt auch ICs dafür (XTR... von AD)

> hat jemand noch eine Idee.
4-20mA an 500 Ohm am Wandler und einfach die einzelnen Sensoren 
zweipolig! (sonst baust du dir eine ganze Antennenanlage) direkt am 
Wandler ein und ausschalten.


>
> Als Querschnitt hatte ich maximal 0,5mm² geplannt, sonst bekomme ich
> einen ziemlichen Kabelbaum.

Vergiss és, jeder Sensor eine eigene verdrillte und geschirmte Leitung, 
0,14mm² reicht.

Die einzelnen Längen wäre bei 4-20mA auch egal.

von Hans W. (Gast)


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Vielleicht wäre 1-wire eine Idee. Ein DS2438 als A/D-Wandler. Man kann 
etliche 1-wire-Bausteine auf einen Bus hängen und dieser darf ohne 
weiteres 20 m lang sein. Habe ich mal eingesetzt für einen 
Luftqualitäts-Sensor.

von Dieter (Gast)


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Wenn der Feuchtesensor einen Tri-State analogen Ausgang hat, dann 
koennten alle Sensoren ueber die Versorgungsspannung gemultiplext 
werden.

Oder jeweils vier oder acht multiplexen:
http://www.cmos4000.de/funktionen/analog-schalter.html
https://www.cmos4000.de/funktionen/multiplexer.html

von Sven L. (lenny_hai)


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Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Antworten.
Ich glaube ich probier es tatsächlich mit der 1-wire Variante und zwar 
mit DS2450. Dann kann ich vier Sensoren mit ca. 60cm (und das sollte 
dann wohl gehen) anbinden. Und es klingt irgendwie spannend... manchmal 
ist ja auch einfach der Weg zum Ziel das was zählt :-)

Wenn ich einen Testaufbau habe, dann melde ich mich zurück....


Viele Grüße

Lenny

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