Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Relais über USB und MOSFET ansteuern


von Max D. (flydog)


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Hallo zusammen,

ich bin absoluter Anfänger auf dem Gebiet und habe ein paar Fragen und 
hoffe, dass Ihr mir weiterhelfen könnt. Ich habe mich in den vergangenen 
Tagen in die Materie eingearbeitet, aber ein paar Fragen sind dabei 
offen geblieben:

Ich möchte den AC-Motor einer Pumpe und die DC-Spule eines Magnetventils 
mit einem I/O-Gerät (USB6000 von National Instruments) über den PC 
ansteuern. Da das I/O-Gerät nur einen sehr geringen Ausgangsstrom von 
max. 4mA liefert, möchte ich dazu zwei Relais über je ein 
vorgeschaltetes MOSFET ansteuern. Für das Magnetventil benötige ich 
24V/DC, daher möchte ich diese Spannung auch für die Ansteuerung der 
Relais verwenden. Die beiden Relais sollen jeweils für mehrere Minuten 
ein- bzw. ausgeschaltet werden, die Schaltzeit selbst ist unkritisch für 
meine Anwendung.

Ich habe dazu eine Skizze angehängt, die zeigt wie ich mir das 
vorgestelle.

Hier die technischen Daten der verwendeten Geräte:
- Pumpe: 230V/AC, 80W
- Magnetventil: 24V/DC, 16W
- I/O-Gerät: Digital Output 3.6V, max. 4mA

Folgende Fragen habe ich dazu:
1. Macht das Ganze prinzipiell Sinn so wie ich es in der Skizze 
aufgezeichnet habe?
2. Benötige ich für den Motor und die Spule ebenfalls eine 
Freilaufdiode, da es sich ja um induktive Lasten handelt?
3. Wäre es besser, das Magnetventil direkt über ein MOSFET, also ohne 
Relais, zu steuern? Ich habe leider kein MOSFET gefunden, was bei dem 
niedrigen V_GS(th) für entsprechenden Strom geeignet ist.


Danke für eure Hilfe! :)

von HildeK (Gast)


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Max D. schrieb:
> Hier die technischen Daten der verwendeten Geräte:
> - Pumpe: 230V/AC, 80W
> - Magnetventil: 24V/DC, 16W
> - I/O-Gerät: Digital Output 3.6V, max. 4mA
>
> Folgende Fragen habe ich dazu:
> 1. Macht das Ganze prinzipiell Sinn so wie ich es in der Skizze
> aufgezeichnet habe?
Ja.

> 2. Benötige ich für den Motor und die Spule ebenfalls eine
> Freilaufdiode, da es sich ja um induktive Lasten handelt?
Für den Motor wird das nicht gehen, der wird mit AC betrieben. Einfach 
ein passendes Relais suchen, dass auch dafür geeignet ist, Motoren 
(induktive Lasten) zu schalten. Ev. einen Snubber verwenden.

> 3. Wäre es besser, das Magnetventil direkt über ein MOSFET, also ohne
> Relais, zu steuern? Ich habe leider kein MOSFET gefunden, was bei dem
> niedrigen V_GS(th) für entsprechenden Strom geeignet ist.
Kann man machen, man spart sich das Relais. Und FETs, die bei 3.3V noch 
mehrere Ampere schalten können, sind auf jeden Fall verfügbar.
So z.B. der IRLLML6344 kann 4A bei 2.5V Gatespannung.

von Jörg R. (solar77)


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HildeK schrieb:
>> 3. Wäre es besser, das Magnetventil direkt über ein MOSFET, also ohne
>> Relais, zu steuern? Ich habe leider kein MOSFET gefunden, was bei dem
>> niedrigen V_GS(th) für entsprechenden Strom geeignet ist.
> Kann man machen, man spart sich das Relais. Und FETs, die bei 3.3V noch
> mehrere Ampere schalten können, sind auf jeden Fall verfügbar.
> So z.B. der IRLLML6344 kann 4A bei 2.5V Gatespannung.

Oder der IRF3708, 7,5A bei Ugs 2,8V.

http://www.irf.com/product-info/datasheets/data/irf3708.pdf


Für die Ansteuerung der Relais reicht evtl. auch ein BC547, BC337 o.ä.

https://www.onsemi.com/pub/Collateral/BC337-D.PDF

von Max D. (flydog)


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Vielen Dank für die Antworten!

HildeK schrieb:
> Für den Motor wird das nicht gehen, der wird mit AC betrieben. Einfach
> ein passendes Relais suchen, dass auch dafür geeignet ist, Motoren
> (induktive Lasten) zu schalten.

Ich habe mir das Ganze nochmal überlegt und würde gerne Halbleiterrelais 
verwenden. Damit spare ich mir ja auch die Freilaufdiode an der 
Relaisspule. Und wenn ich es richtig verstehe, ist auch der Betrieb des 
Motors möglich.

Denn laut Anschlussplan im Datenblatt brauche ich dann für die DC-Spule 
eine Freilaufdiode, für den AC-Motor jedoch nicht.

Für DC-Spule (Wiring-Diagram S. 3): 
https://produktinfo.conrad.com/datenblaetter/500000-524999/507489-da-01-en-HALBLEITERRELAIS_ED06C5.pdf

Für AC-Motor: (Wiring-Diagram S. 3): 
https://produktinfo.conrad.com/datenblaetter/500000-524999/507499-da-01-en-HALBLEITERRELAIS_ED24C5R.pdf


verstehe ich das soweit richtig?

Die Methode mit MOSFET ohne Relais für die DC-Spule werde ich parallel 
probieren, möchte sicherheitshalber aber auch passende relais bestellen



EDIT:

Ich habe den Schaltplan entsprechend überarbeitet (Halbleiterrelais ohne 
Freilaufdioden, DC-Magnetspule mit Freilaufdiode und AC-Motor mit 
Snubber). So müsste es jetzt mit den beiden oben verlinkten 
Halbleiterrelais funktionieren, oder?

: Bearbeitet durch User
von Thomas S. (thom45)


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Jörg R. schrieb:
> HildeK schrieb:
>>> 3. Wäre es besser, das Magnetventil direkt über ein MOSFET, also ohne
>>> Relais, zu steuern? Ich habe leider kein MOSFET gefunden, was bei dem
>>> niedrigen V_GS(th) für entsprechenden Strom geeignet ist.
>> Kann man machen, man spart sich das Relais. Und FETs, die bei 3.3V noch
>> mehrere Ampere schalten können, sind auf jeden Fall verfügbar.
>> So z.B. der IRLLML6344 kann 4A bei 2.5V Gatespannung.
>
> Oder der IRF3708, 7,5A bei Ugs 2,8V.
>
> http://www.irf.com/product-info/datasheets/data/irf3708.pdf
>
> Für die Ansteuerung der Relais reicht evtl. auch ein BC547, BC337 o.ä.

Falls man die Ausgänge mit 4 mA nicht ausreizen will, eignet sich auch 
ein Darlington mit zwei solchen NPN-Transistoren, oder man verwendet 
gleich den integrierten Darlington BC517. Im gesättigten Zustand beträgt 
die Kollektor-Emitter-Spannung knapp 1 V, was eine zulässige 
Spannungsreduktion ist von 24 VDC auf 23 VDC für die vorliegende 
Anwendung.

Die Basis-Emitter-Schwellenspannung des Darlington liegt bei etwa 1.5 V. 
Den Widerstand zwischen USB-Ausgang und BC517-Basis ergibt sich aus 4 V 
- 1.5 = 2.5 V. Zur Berechnung dieses Widerstandes, beachte 
CHARACTERISTICS im BC517-Datenblatt. Man erkennt dabei, dass die 
Widerstandswahl unkritisch ist. So wählen, dass der USB-Strom deutlich 
unter 4 mA liegt.

Zu guter Letzt:
Der Sättigungszustand in der Schalterfunktion des Transistors (BJT) 
erlaubt nur eine niedrige Stromverstärkung. Bei niedrigem Kollektorstrom 
kann diese bei etwa 30 sein. Bei Leistungstransistoren, z.B. den Oldy 
2N3055, im Viel-Ampere-Bereich sind das gerade noch etwa 10.

Gruss
Thomas

von Thomas S. (thom45)


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Jörg R. schrieb:
> HildeK schrieb:
>>> 3. Wäre es besser, das Magnetventil direkt über ein MOSFET, also ohne
>>> Relais, zu steuern? Ich habe leider kein MOSFET gefunden, was bei dem
>>> niedrigen V_GS(th) für entsprechenden Strom geeignet ist.
>> Kann man machen, man spart sich das Relais. Und FETs, die bei 3.3V noch
>> mehrere Ampere schalten können, sind auf jeden Fall verfügbar.
>> So z.B. der IRLLML6344 kann 4A bei 2.5V Gatespannung.
>
> Oder der IRF3708, 7,5A bei Ugs 2,8V.
>
> http://www.irf.com/product-info/datasheets/data/irf3708.pdf
>
> Für die Ansteuerung der Relais reicht evtl. auch ein BC547, BC337 o.ä.

Falls man die Ausgänge mit 4 mA nicht ausreizen will, eignet sich auch 
ein Darlington mit zwei solchen NPN-Transistoren, oder man verwendet 
gleich den integrierten Darlington BC517. Im gesättigten Zustand beträgt 
die Kollektor-Emitter-Spannung knapp 1 V, was eine zulässige 
Spannungsreduktion ist von 24 VDC auf 23 VDC für die vorliegende 
Anwendung.

Die Basis-Emitter-Schwellenspannung des Darlington liegt bei etwa 1.5 V. 
Den Widerstand zwischen USB-Ausgang und BC517-Basis ergibt sich aus 4 V 
- 1.5 = 2.5 V. Zur Berechnung dieses Widerstandes, beachte

   ON-CHARACTERISTICS "Collector–Emitter Saturation Voltage"

im BC517-Datenblatt. Man erkennt dabei, dass die Widerstandswahl 
unkritisch ist. So wählen, dass der USB-Strom deutlich unter 4 mA liegt.

Zu guter Letzt:
Der Sättigungszustand in der Schalterfunktion des Transistors (BJT) 
erlaubt nur eine niedrige Stromverstärkung. Bei niedrigem Kollektorstrom 
kann diese bei etwa 30 sein. Bei Leistungstransistoren, z.B. den Oldy 
2N3055, im Viel-Ampere-Bereich sind das gerade noch etwa 10.

Weil das hier interne BC517-Datenblatt nicht funktioniert, hier der 
Link:
http://pdf.datasheetcatalog.com/datasheet2/6/0rkjplo475sireugkcpd64zw19fy.pdf

Gruss
Thomas

von Thomas S. (Gast)


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Hallo Max,

ich nehme das erste Bild als Bezug.
1. Die Motorschaltung. - Ich würde diesen mit dem Relais wie vorgesehen 
schalten. Aber das Relais sollte die Phase schalten, nich den Null. 
Sonst liegt auch im ausgeschalteten Zustand immer die Phase an, Und das 
macht man nicht.

2. Das Magnetventil - Gleiches würde ich hier machen. Die 24 Volt 
schalten, nicht die 'Masse'.

Immer das spannungsführende Potential schalten.

Die Relais kannst Du mit BC547 o.Ä. ansteuern, kein Mosfet! Auch 
Widerstände zur jeweiligen Basis des Transistors fehlen noch.

Freilaufdioden mit 1N4148 Anti-parallel zur Spule, um den Transistor zu 
schützen.

von HildeK (Gast)


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Max D. schrieb:
> Ich habe mir das Ganze nochmal überlegt und würde gerne Halbleiterrelais
> verwenden. Damit spare ich mir ja auch die Freilaufdiode an der
> Relaisspule.

Ja, könnte man so machen, wenn alle Parameter passen würden.
Die Ansteuerung des Magnetventils über das potentialgetrennte Relais ist 
wegen des gemeinsamen GNDs nicht notwendig und sicherlich um eine 
Zehnerpotenz teuer als mit einem einfachen nMOSFET. Und außerdem: was 
ist an einer Freilaufdiode im einzelnen Cent-Bereich so problematisch?

Auch sagt dein verlinktes Datenblatt, dass 5V Steuerspannung für's 
DC-Relais das Minimum ist. Du hast aber nur 3.6V ... Geht also nicht!

Für den Motor ist eine Ausführung mit min. 3V verfügbar, das klappt 
dann.

von Thomas S. (Gast)


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Induktivitäten mit Halbleiter-Relais schalten ??

Kauf Dir gleich ein paar mehr, als Ersatz. Wirst Du dann brauchen.

von Stefan F. (Gast)


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Bei den MOSFET würde ich noch eine Kleinigkeit ändern: Und zwar einen 
Pull-Down Widerstand (irgendwas zwischen 10k bis 100k) einfügen.

Und zwar wird es warscheinlich Zeiten geben, wo das steuernde Gerät noch 
kein Signal liefert (tristate, hochohmig). Warscheinlich wird das bei 
jedem Einschalten der Stromversorgung so sein. In dieser Zeit können 
elektromagnetische Felder aus der Luft den MOSFET dazu bringen, halb ein 
zu schalten. Dabei kann das Relais unerwartet flattern und der 
Transistor schlimmstenfalls überhitzen.

Der Pull-Down Widerstand würde in dieser Zeit für einen zuverlässigen 
LOW Pegel sorgen. https://i.stack.imgur.com/YwcFa.png

Pass bei den Halbleiter-Relais bitte auf, ob sie einen Vorwiderstand für 
die LED integriert haben. Manche haben das nicht.

von Thomas S. (Gast)


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Autor: Stefanus F. (stefanus)
> Bei den MOSFET würde ich noch eine Kleinigkeit ändern: Und zwar einen
> Pull-Down Widerstand (irgendwas zwischen 10k bis 100k) einfügen.
>
> Und zwar wird es warscheinlich Zeiten geben, wo das steuernde Gerät noch
> kein Signal liefert (tristate, hochohmig). Warscheinlich wird das bei
> jedem Einschalten der Stromversorgung so sein.

Und deshalb macht man sowas mit Relais!
Dann braucht man diesen ganzen Quatsch nicht.

Wenn Ohmsche Last -> dann Solid-State, oder eben Halbleiter-Relais. Aber 
nur dann.

von Willi S. (ws1955)


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Auch auf dem Gebiet der Relais-Ansteuerung gab es die letzten 50 Jahre 
technische Fortschritte...

Ansteuerung ab 3V
Active Clamp vermeidet Rückwirkungen auf die Versorgung, spart eine 
extra Diode und braucht die Last+ nicht zurückgeführt werden. Vor allem 
in der Autoelektrik beliebt, weil es Aufwand und Geld spart.

von Wolfgang (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Aber das Relais sollte die Phase schalten, nich den Null.
> Sonst liegt auch im ausgeschalteten Zustand immer die Phase an, Und das
> macht man nicht.

Woher weißt du, wie der Netzstecker später eingesteckt ist? ;-)

von Thomas S. (Gast)


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Dann nimmt man ein Relais mit 2 Kontakten, und schaltet Phase und Null.
Dann bist Du komplett getrennt. Wenn es der Aufbau erforderlich macht, 
dann 2-polig abschalten.

PE bleibt natürlich durchgeschaltet!

Wo ist das Problem?

von Chris M. (chris_appment)


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Thomas S. schrieb:
> Dann nimmt man ein Relais mit 2 Kontakten, und schaltet Phase und
> Null.
> Dann bin komplett getrennt. Wenn es der Aufbau erforderlich macht, dann
> 2-polig abschalten.
>
> PE bleibt natürlich durchgeschaltet!
>
> Wo ist das Problem?

Wieso einfach, wenns auch kompliziert geht :)

von Willi S. (ws1955)


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Man kann es auch übertreiben: Nur weil eine LED dunkel ist, ziehe ich 
den Stecker der Pumpe und stecke stattdessen zwei Finger in die Dose. 
Einfach nur so, um zu testen, ob die Pumpe einpolig oder zweipolig 
geschaltet wird.

von Max D. (flydog)


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Vielen Dank für die Antworten!

Ganz allgemein: Was ist denn der Vorteil eines "normalen" Transistors 
für meine Anwendung? Also was spricht gegen die Verwendung eines 
MOSFETs? Ich habe mich an diesem Artikel orientiert, demnach sollte ja 
beides gehen. Den Pulldown-Widerstand werde ich ergänzen, Danke für den 
Hinweis!

https://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern

Den AC-Motor würde ich mit einem RC-Glied ("Snubber") entstören. Dann 
sollte man ihn doch mit jedem (Halbleiter-)Relais schalten können, oder? 
Bzw. wie sollte man den Motor besser schalten?

von Thomas S. (Gast)


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Den Motor - über ein 'normales' Relais.

von Stefan F. (Gast)


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Max D. schrieb:
> Was ist denn der Vorteil eines "normalen" Transistors
> für meine Anwendung?

Dass du keinen Pull-Down Widerstand brauchst. Dafür brauchst du aber 
einen Vorwiderstand für die Basis.

Ein weiterer orteil ist, dass du bei der Aufwahl eine geeigneten 
Bauteils nicht so eingeschränkt bist weil jeder bipolare Transistor ab 
mit weniger als 1V Steuerspannung auskommt.

Zm Ansteuern von Relais bevorzuge ich ganz klar bipolare Transistoren.

Bei Lastströmen über 500mA ist ein MOSFET jedoch meist die bessere Wahl, 
weil ein einzelner bipolarer Transistor in dieser Größe nicht genug 
Stromverstärkung hat und weil MOSFET weniger (Wärme-)Verluste haben.

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