Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Tropföler bauen - wie ist der Aufbau beim Original?


von Fragender (Gast)


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Hallo Leute, für eine alte Drehbank möchte ich zwei Tropföler bauen. 
Sollen nicht antik aussehen und mit Sie anzusprechen sein, sondern 
tatsächlich nur ihren Dienst tun.
Übliche Konstrukte sind meist zu groß, oder uralt und überteuert. Daher 
dachte ich an den Selbstbau. Nun die Frage: wie ist der entscheidende 
Teil beim Original aufgebaut? Also wie wird der Ölfluss geregelt bzw. 
erstmal stark verlangsamt?


Vielen Dank für eventuell vorhandenes Wissen zum Thema. Und bitte wenn 
möglich ohne Belehrungen zu irgendwelchen Ölen, oder wie man richtig 
dreht, wie dumm ich überhaupt bin, oder oder oder...mich interessiert 
nur dieser eine Punkt.

von Egon O. (Gast)


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Fragender schrieb:
> Nun die Frage: wie ist der entscheidende
> Teil beim Original aufgebaut? Also wie wird der Ölfluss geregelt bzw.
> erstmal stark verlangsamt?

Die Regulierung geschieht mit einer Gewindespindel. Zusammen mit dem 
Gegenstück, wo dann das Öl rauskommt, bildet der die konische Spitze 
einen Spalt, den du durch Zudrehen bis auf Null reduzieren kannst. Das 
ist eigentlich schon alles. Kein Hexenwerk.

von L. H. (holzkopf)


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Nein, per Gewinden werden nur Fett-Schmierungen zugeführt.

Fragender schrieb:
> Nun die Frage: wie ist der entscheidende
> Teil beim Original aufgebaut? Also wie wird der Ölfluss geregelt bzw.
> erstmal stark verlangsamt?

Tropföler ist ja sowieso eine Illusion:
Dabei müßtest Du nämlich die "Abtropf-Geschwindigkeit" per Düsen-Nadel 
o.ä. einstellen können.

Traditionelle Öler (mit Reserve-Vorrat) können nach zwei 
unterschiedlichen Prinzipien funktionieren:

1) Bei engen (meistens Gleit-)Lager-Spielen wird überhaupt nichts 
eingebaut, das den Ölfluß verlangsamen sollte.

2) Falls eine Drosselung des Ölflusses erforderlich sein sollte, macht 
man das i.d.R. mit Filz(en).
D.h. eine mit Öl zu schmierende Welle wird von Filz tangiert, der mit 
dem Vorrats-Behälter des Öles direkt verbunden ist.

Wodurch - je nach Dichte des Filzes - mehr oder weniger Schmieröl 
übertragen werden kann.

Grüße

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Fragender schrieb:
> Hallo Leute, für eine alte Drehbank möchte ich zwei Tropföler bauen.

> Sollen nicht antik aussehen und mit Sie anzusprechen sein, sondern
> tatsächlich nur ihren Dienst tun.
> Übliche Konstrukte sind meist zu groß, oder uralt und überteuert. Daher
> dachte ich an den Selbstbau. Nun die Frage: wie ist der entscheidende
> Teil beim Original aufgebaut? Also wie wird der Ölfluss geregelt bzw.
> erstmal stark verlangsamt?

Das Stichwort heisst Nadelventil, dessen Aufbau Egon ja schon 
beschrieben hat. Bei meinen Tropfölern an einer Boley 5LZ ist das am 
einstellbaren Gewinde federbelastet, damit sich nichts verstellt. Man 
kann die Nadel für einen "Ölstoss" auch kurz anheben.

Die Einstellung ist aber sehr feinfühlig vorzunehmen. Es dauert etwas, 
bis man den optimalen Durchfluss erzielt.

Hier sieht man auf dem fünften Bild recht gut die beiden Tropföler 
("Öler nach je 5 Stunden füllen"): http://www.lathes.co.uk/boley5lz/

Wenn es Dich interessiert, kann ich einen nachher mal abschrauben und 
aussagekräftigere Fotos machen.

> Vielen Dank für eventuell vorhandenes Wissen zum Thema. Und bitte wenn
> möglich ohne Belehrungen zu irgendwelchen Ölen, oder wie man richtig
> dreht, wie dumm ich überhaupt bin, oder oder oder...mich interessiert
> nur dieser eine Punkt.

;-) Mich interessiert nur, um was für eine Drehbank es sich handelt.

L. H. schrieb:
> 1) Bei engen (meistens Gleit-)Lager-Spielen wird überhaupt nichts
> eingebaut, das den Ölfluß verlangsamen sollte.

Doch, wurde es durchaus - siehe bspw. meine Boley.

> 2) Falls eine Drosselung des Ölflusses erforderlich sein sollte, macht
> man das i.d.R. mit Filz(en).
> D.h. eine mit Öl zu schmierende Welle wird von Filz tangiert, der mit
> dem Vorrats-Behälter des Öles direkt verbunden ist.
> Wodurch - je nach Dichte des Filzes - mehr oder weniger Schmieröl
> übertragen werden kann.

Ja, das gibt es auch.

: Bearbeitet durch Moderator
von Egon O. (Gast)


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L. H. schrieb:
> Nein, per Gewinden werden nur Fett-Schmierungen zugeführt.
Das Gewinde dient nicht der Zuführung des Öls, sondern der Einstellung 
der Dosiernadel. So wie ich es oben beschrieben habe.

L. H. schrieb:
> Tropföler ist ja sowieso eine Illusion:
> Dabei müßtest Du nämlich die "Abtropf-Geschwindigkeit" per Düsen-Nadel
> o.ä. einstellen können.
Genauso wird es gemacht. Hier kannst du Beispiele sehen, wie die 
angebliche "Illusion" funktioniert:
https://www.albertkuhn.de/de/schmiervorrichtungen/tropfoeler/manuelle-tropfoeler

von michael_ (Gast)


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Ich würde kaufen.
Ist das zu teuer oder zu groß?

ebay 183569627965

ebay 362497845781

von Bernd F. (metallfunk)


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michael_ schrieb:
> Ich würde kaufen.
> Ist das zu teuer oder zu groß?
>
> ebay 183569627965
>
> ebay 362497845781

Würde ich auch fertig kaufen. Zu dem Preis bekommst du nie
das nötige Material.

Grüße Bernd

von herbert (Gast)


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Ist alles eine Frage der Viskosität des Öls und der Ausflussöffnung plus 
Belüftung. Muß man testen.

von 2 Cent (Gast)


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Fragender schrieb:
> Sollen nicht antik aussehen und mit Sie anzusprechen sein, ...
LOL

> Selbstbau. Nun die Frage: wie ist der entscheidende
> Teil beim Original aufgebaut?... Vielen Dank für eventuell vorhandenes
> Wissen zum Thema.
Leider keine Ahnung von Ölern, aber als Raucher...

Durchgeknallter Brainstorm zum Thema Selbstbau: In ((billigen mit 
Mischgasen)) Einwegfeuerzeugen wird zur Regulierung der 
Gasdurchflussmenge ein Schwamm mehr oder weniger fest zusammengepresst. 
Quetschen des Schwammes; kleinere Poren; weniger Durchfluss.
Womüglich funktionieren die oben bereits erwähnten:

L. H. schrieb:
> Wodurch - je nach Dichte des Filzes - mehr oder weniger Schmieröl
> übertragen werden kann.
durch "quetschen" des Filzes ähnlich?

herbert schrieb:
> Ist alles eine Frage der Viskosität des Öls und der Ausflussöffnung plus
> Belüftung. Muß man testen.
Luftbremse in der Belüftung halte ich für nicht optimal; wenn der 
Vorratsbehälter nur zur hälfte nachbetankt werden kann (mangels 
Reserven) dauerts ewig bis die Bremswirkung greift.

Wie ich sowas testweise bauen würde:
Eine grosse Einwegspritze (500 mL) mit dem Lueranschluss senkrecht nach 
unten. Schwamm hinein, den (vorher durchbohrten) Kolben einschieben, auf 
dessen Schubstange verschiedene Gewichte (Pressdruck) zum einstellen der 
Bremswirkung des Schwammes....
Kosten: alles zusammen kaum mehr als ein fertiger Öler, jetzt darf 
gelacht werden :D

von Oleg (Gast)


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2 Cent schrieb:
> mit dem Lueranschluss

was meinst du damit?

von 2 Cent (Gast)


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Oleg schrieb:
> 2 Cent schrieb:
>> mit dem Lueranschluss
>
> was meinst du damit?
https://de.wikipedia.org/wiki/Luer-System

von Oleg (Gast)


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2 Cent schrieb:
> Oleg schrieb:
>> 2 Cent schrieb:
>>> mit dem Lueranschluss
>>
>> was meinst du damit?
> https://de.wikipedia.org/wiki/Luer-System

Sorry, ich nahm an, das war ein Schreibfehler.
Ich kannte den Begriff nicht.

von 2 Cent (Gast)


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Oleg schrieb:
> Sorry
no problem :D

von Blechspucker (Gast)


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<  Schwamm in Öl, lecker Brösel! >
So einfach wie möglich , kontrollfähig, temperaturunabhängig und 
viskositätsunabhängig gleichgut für dünnes und dickes Öl, die Schmierung 
über Klappöler oder einen kleinen Vorratsbecher. Zu Beginn 
Führungsbahnen putzen und ölen  und vor allem die Hauptspindel ölen 
-eingeprägtes Ritual, aber auch je nach Arbeit.
Lorch, Boley , Schmidt u. Jahn, Saupe und sehr viele andere Hersteller 
hatten von einfachen Schmierlöchern mit Abdeckung bis Klappölern oder 
kleinenvolumigen Töpfen mit oder ohne Docht kaum diese schicken und sehr 
teueren Tropföler (> 40€ ), die bei oftmals bei der Arbeit nur stören 
und aussehen wie am Raddampfer. Schaut Euch alte Maschinen an!
Ein Stück MS 58  rund 20mm  einseitig abgesetzt z.B. 1/8 " ,als Büchse 
ausgedreht mit Abflussloch ca.2mm ,ausprobiert, kleiner Deckel gedreht 
und fertig. Verlustschmierung-eine kultisches Erlebnis!

von Udo S. (urschmitt)


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Blechspucker schrieb:
> Ein Stück MS 58  rund 20mm  einseitig abgesetzt z.B. 1/8 " ,als Büchse
> ausgedreht mit Abflussloch ca.2mm ,ausprobiert, kleiner Deckel gedreht
> und fertig. Verlustschmierung-eine kultisches Erlebnis!

So wie es Schaltungsprosa in der Elektronik gibt gibts anscheinend auch 
Mechanikprosa.
Eine kleine Zeichnung würde Wunder wirken.

So als blöde Idee:
man könnte die Düse einer Gardena Spritze ggf. als einstellbares 
Nadelventil missbrauchen.

von Blechspucker (Gast)


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HalloFragender, hallo Udo!
Kleine Zeichnung  für nüscht!
Wenn man sich einen Fingerhut mit Abflussloch oder Schnapsgläslein mit 
Loch  und Deckel nicht recht vorstellen kann, sollte man es gleich 
lassen. Die Verbindung zur Maschine entweder mit 1/8"oder z.B. konisch 
zum Einschlagen ist bei Klappenölern üblich. Nur Öl-aber kein Fett an 
die Hauptspindel. Alte Maschinen arbeiten meist mit etwas dickerem Öl 
besser. Der Öler sollte nicht so hoch sein. er stört sonst bei 
Kleinmaschinen. Im Winter wieder etwas dünneres Öl. Viel Spass beim 
historischen Drehvergnügen!

von sergeant spitz (Gast)


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Blechspucker schrieb:
> Im Winter wieder etwas dünneres Öl. Viel Spass beim
> historischen Drehvergnügen!

Wichtig ist auch das historische Drehscheibentelefon, um gleich nach dem 
ersten Drehen den Maler zu bestellen. Der darf dann den durch das 
abgeschleuderte Öl vollgesauten Keller neu streichen.

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