Forum: PC Hard- und Software Firmware remote beim Kunden testen


von Alex4WAG (Gast)


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Hallo miteinander,

ich muss einem Kunden einen Hardwareprototypen zuschicken und ihm dann 
weitere Firmwarestände zukommen lassen. Ich möchte natürlich nicht, dass 
der Kunde das Hexfile in die Finger bekommt. Einen Bootloader zu 
integrieren (Microchip DSpic) wäre mir für die einmalige Aktion jetzt zu 
aufwändig.

Ich überlege ihm ein Programmiertool (ICD4) mitzuschicken und per 
Teamviewer das Ganze remote auf seinem Rechner zu erledigen. Mit der 
Teamviewer-Dropboxanbindung könnte ich verhindern, dass er an das File 
kommt.

Hat jemand eine bessere Idee? Es darf schon was Kosten, aber muss nicht 
gleich eine 1-jährige Teamviewer-Lizenz sein...

Gruß,

Alexander

von Jens M. (schuchkleisser)


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Bau einen verschlüsselten Bootloader und schick ihm ein Hex, dessen 
Inhalt nur der Chip lesen kann.

Ein ICD4 ist nur leicht überzogen, ein PicKit o.ä. sollte es vieleicht 
auch tun, aber TV gewerblich kostet derbe Geld.

Achja: weitere Infos über Prozessor und Hardware sind unerwünscht.
Nachher ist noch eine Speichermöglichkeit vorhanden/möglich, die das 
alles total einfach macht.

von Jack V. (jackv)


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Wenn der Kunde es wirklich will, und sich damit auskennt, wird er in der 
Lage sein, die Daten bei der Teamviewer-Lösung abzufangen. Eigentlich 
bei jeder Lösung, die über seinen Rechner läuft, bzw., auf die er 
physischen Zugriff hat.

Auch würde ich, wenn ich Kunde wäre, mich mit Händen und Füßen dagegen 
wehren, dass Teamviewer auch nur auf meine Maschine gelangt. Aber soll 
ja durchaus auch Leute mit anderem Sicherheitsverständnis geben.

von Raph (Gast)


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Jack V. schrieb:
> Wenn der Kunde es wirklich will, und sich damit auskennt, wird er in der
> Lage sein, die Daten bei der Teamviewer-Lösung abzufangen.

Das ist bei uns z.b. so. Wir haben einen isolierten Rechner bei dem wir 
alle Datenverbindungen, die wir nicht aufbrechen können, erst einmal 
blockieren. Sollte der TO aus einer Dropbox dann eine HEX-Laden, so 
geschieht das schonmal intern unverschlüsselt und gespiegelt.

So haben wir schon öfters die aktuelle Firmware eines Steuerungsrechners 
bekommen die wir dann auf andere baugleiche Maschinen verteilt haben.

Dabei ging es uns nicht um das "HEX" sondern um die Arbeitszeit der 
Firma, weil diese uns das Hex (eigentlich war es .bin) nicht selbst auf 
die Maschinen aufspielen lassen wollte. Nach der ersten Maschine hatten 
wir das und unser Azubi in der IT hat das dann im Parallelbetrieb 
durchgeführt.

von _Gast (Gast)


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Hm,


wo ist den das Problem das der Kunde das .hex File bekommt?

Entweder es gibt einen Vertrag, dann bekommt der Kunde eh das fertige 
.hex File.


Wenn der Kunde aber nur mal testen will, würde ich mir das ganz genau 
überlegen ob ich mir hier soviel Mühe mache, weil hier meistens eh nix 
dabei rauskommt.


mfg
Gast

von Raph (Gast)


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_Gast schrieb:
> Entweder es gibt einen Vertrag, dann bekommt der Kunde eh das fertige
> .hex File.

Wenn die Hex für eine bestehende Steuerung für den Kunden angepasst 
wird, bekommt der Kunde trotz Vertrag kein Hex. Allerhöchstens einen 
Schaltplan aber kein Layout.

von Thomas (Gast)


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Gibt es einen Kanal auf dem FW Updates regulär auf das Gerät kommen?
Dann wäre das der logische Weg.
In diesem Fall würde ich das Hexfile mit einem Key verschlüsseln. Dieser 
Key existiert nur bei dir und in dem Teil der Firmware die den Update 
Kanal bedient.
Natürlich muss ein Auslesen der Firmware entsprechend gesperrt sein. Wie 
der Key genau aussieht bleibt einzig deiner Fantasie überlassen.
Ich habe sowas beispielsweise schon mit Kombinationen aus chipserial no 
und Firmenname realisiert. Relativ einfach zu implementieren ist z.b TEA 
in Verbindung mit einem 128 Bit Schlüssel. Auf Wiki ist das ganz gut 
erklärt.

Es lohnt sich übrigens da etwas Zeit zu investieren...
Sowas braucht man immer wieder.

Thomas

von JJ (Gast)


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Die Standardlösung ist wohl der entschlüsselnde Bootloader.

Wenn der Kunde ohnehin nicht viel Energie in die Anylyse stecken würde 
und es ehr um Obfuscation statt Verschlüsselung geht kannst du ihm ggf 
auch ein Firmwareupdatetool bauen das entschlüsselt und hochlädt.

von OssiFant (Gast)


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Alex4WAG schrieb:
> Hat jemand eine bessere Idee?

Während man mit der Bahn fährt kann man wunderbar arbeiten :-)

von oszi40 (Gast)


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Raph schrieb:
> bekommt der Kunde trotz Vertrag kein Hex. Allerhöchstens einen
> Schaltplan aber kein Layout.

1.Wenn ich Kunde wäre, würde ich solchen Müll nicht kaufen. Wenn dieser 
Lieferant keine Lust mehr hat oder pleite ist kann ich meine Maschine 
dann wegwerfen?

2.Remote habe ich schon viel erfolgreich erledigt. Es ging aber manchmal 
auch was schief. Wenn Du dann persönlich nach Omsk in die 
Fußlappenfabrik fahren mußt, um einen Bootlader zu reparieren, könnte 
das sehr lange dauern! Man sollte deshalb einen Bootlader "mit 
Rettungsboot" konstruieren wenn man alles aus der Ferne lösen muß!

von Sebastian S. (amateur)


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Wenn Euer Kunde nur etwas Ahnung hat und nicht gerne mit offener Hose 
herum läuft, so wird er wohl zu einer Remote Verbindung "nein" sagen. 
Ich auch!

Übrigens: Hast Du Dir mal angesehen, was man mit einem Hex-File anfangen 
kann? Für den Aufwand hieraus etwas zu machen, bei dem man mehr als ein 
Byte ändern kann, kann man eine Neuerstellung des Programms ins Auge 
fassen.

Noch ein Übrigens: Viele Poster hier im Forum haben Angst um "Ihre" 
Schöpfungen. Sind die wirklich so einmalig oder ist der Faktor 
"Einbildung" übermächtig?

: Bearbeitet durch User
von Alex4WAG (Gast)


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Danke für die vielen Antworten. Ich werde wohl doch einen 
verschlüsselten Bootloader bauen müssen. Es geht hier um 
Produktentwicklung, die ich normalerweise im Haus in Ruhe machen kann. 
In diesem Fall geht das leider nicht. Wenn der Bootloader crasht, ist 
das erstmal kein Problem: meine Baugruppe raus und alles ist wieder 
okay. Der Kunde bezahlt nachher auch nur das fertige Produkt, nicht die 
Entwicklung.

Gruß,

Alexander

von Jan H. (j_hansen)


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oszi40 schrieb:
> Raph schrieb:
>> bekommt der Kunde trotz Vertrag kein Hex. Allerhöchstens einen
>> Schaltplan aber kein Layout.
>
> 1.Wenn ich Kunde wäre, würde ich solchen Müll nicht kaufen. Wenn dieser
> Lieferant keine Lust mehr hat oder pleite ist kann ich meine Maschine
> dann wegwerfen?

Eine verständliche Einstellung. In der Realität wird man dann aber schon 
bei der grundlegenden IT-Infrastruktur hohe Aufwände haben, um sich 
diesem Ziel zu nähern. In der betrieblichen Realität, wo Zeit Geld ist, 
wird man hier sehr oft Abstriche machen. Und wenn man mal eine Maschine 
nach Jahren wegwerfen muss, dann sollte man das auch überleben.

von oszi40 (Gast)


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Jan H. schrieb:
> Und wenn man mal eine Maschine
> nach Jahren wegwerfen muss, dann sollte man das auch überleben.

Einen kaputten 17er Schlüssel kann man wegwerfen weil man schnell Ersatz 
hat. Bei einer speziellen Maschine für 100k€ oder stündlichen 
Produktionsausfall für xx Leute sieht die Welt schon anders aus!

Alex4WAG schrieb:
> Ich werde wohl doch einen verschlüsselten Bootloader bauen müssen.

Dann mache möglichst 2 Teile. Teil 1. Hinweis auf Version und Teil 2 den 
Rest. Das hat den Vorteil daß der Kunde oder die Putzfrau Dir Hinweise 
geben kann ob schon was gestartet ist und "nur die Version 4717.1 
hängt".

von oszi40 (Gast)


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> werde wohl doch einen verschlüsselten Bootloader bauen müssen.

Muß man nicht unbedingt, wenn man die Firma+Maschinennummer einbrennt 
und dann irgendwie prüft.

von Jan H. (j_hansen)


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oszi40 schrieb:
> Einen kaputten 17er Schlüssel kann man wegwerfen weil man schnell Ersatz
> hat. Bei einer speziellen Maschine für 100k€ oder stündlichen
> Produktionsausfall für xx Leute sieht die Welt schon anders aus!

Ein verschickbarer Prototyp ist eher der 17er-Schlüssel als die 
100k€-Maschine. Ich kenne aber auch Maschinen, wo du an die 100k noch 
drei Nullen und ein bisschen was anhängen kannst. Auch dort gibt's nicht 
alle Sourcen dazu, sind schließlich genug Betriebsgeheimnisse (OK, viel 
dann ist jetzt nicht nobelpreisverdächtig) drin.

von oszi40 (Gast)


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Jan H. schrieb:
> Auch dort gibt's nicht
> alle Sourcen dazu, sind schließlich genug Betriebsgeheimnisse

Kann ich verstehen aus Herstellersicht. Habe aber leider schon einige 
Firmen erlebt, die es heute nicht mehr gibt.  Die Lage verschlimmert 
sich sowieso durch immer kurzlebigere Software und 
Zertifikatslaufzeiten. Soll man deswegen alle Maschinen wegwerfen??? 
Wegen ein paar Wattestäbchen machen die Grünen einen Aufstand, bei 
teuren Maschinen nicht?

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