Guten Tag, folgende Situation, ich arbeite bei meinem AG (>3500 Mitarbeiter) sehr gerne, habe aber "leider" nur eine 35h Woche was für mich irgendwie nur eine Halbtagstätigkeit darstellt. Unser BR und HR wollen das die Überstunden bis auf einen gewissen Puffer abgebaut werden. Ich bin aber noch jung, habe noch keine Familie und bin motiviert auf der Arbeit "Gas zu geben". Ich habe bereits ein Gewerbe angemeldet und könnte rein theoretisch bei meinen AG als Lieferant angelegt werden. Der AG ist außerdem über diese Nebentätigkeit informiert. Nun habe ich mir gedacht ich könnte meinem AG bestimmte kleine lästige Projekte abnehmen und in meiner Nebentätigkeit abarbeiten. Die Frage die sich mir stellt ist wie ich das passend anbieten könnte? Zum einen könnte man sich auf einen Pauschalpreis einigen, mit entsprechender Definition wann was erfüllt ist, zum anderen rein auf Stundenbasis. Wie macht ihr das in der Praxis und welche Fallstricke muss ich beachten? Die offensichtlichen Vor- und Nachteile sind mir bewusst: Stundenbasis + Jede Stunde abrechnen, geringeres Risiko meinerseits - Nachweis über erbrachte Arbeit, mögliche Diskussion über höhe der Angefallenen Stunden Pauschalpreise + AG hat einen festen Preis - Ich muss vorab mit dem spitzen Bleistift kalkulieren und habe das entsprechende unternehmerische Risiko Ich bedanke mich bereits im Voraus für eure Gedanken Grüße und allen ein schönes langes Wochenende Peter
Peter schrieb: > Wie macht ihr das in der Praxis und welche > Fallstricke muss ich beachten? Die allseits beliebte Scheinselbstständigkeit.
Peter schrieb: > Guten Tag, > > "leider" nur eine 35h Woche was für mich irgendwie nur > eine Halbtagstätigkeit darstellt. Ich bin aber > noch jung, habe noch keine Familie und bin motiviert auf der Arbeit "Gas > zu geben". > > Also wenn Du länger arbeiten willst, dann frag doch nach, ob dein Vertrag angepasst wird. Auf eine 40h Woche mit vollem Ausgleich. Eine 42h Woche ist bestimmt auch noch drin.
Wie viel Stunden willst du nebenbei noch arbeiten? Hat Dein AG die Nebentätigkeit genehmigt? Wer würde Dich theoretisch anfordern - DU selbst? Peter schrieb: > - Ich muss vorab mit dem spitzen Bleistift kalkulieren und habe das > entsprechende unternehmerische Risiko Die musst Du als Selbstständiger immer!
Peter schrieb: > gerne, habe aber "leider" nur eine 35h Woche was für mich irgendwie nur > eine Halbtagstätigkeit darstellt. Unser BR und HR wollen das die Achso, es wieder Freitag. Na dann...
Peter schrieb: > Ich bin aber noch jung, habe noch keine Familie und bin motiviert auf > der Arbeit "Gas zu geben". Alles richtig gemacht, Glückwunsch!
Moderner Ing schrieb: > Peter schrieb: > Ich bin aber noch jung, habe noch keine Familie und bin motiviert auf > der Arbeit "Gas zu geben". > > Alles richtig gemacht, Glückwunsch! Sarkasmus? Man sollte die Arbeit auch nicht zu hoch gewichten im Leben, Freizeit ist doch auch etwas sehr Schönes! Auch mit 35h lassen sich gute Kohlen verdienen, wenn der Stundenlohn stimmt.
Peter schrieb: > Ich bin aber > noch jung, habe noch keine Familie und bin motiviert auf der Arbeit "Gas > zu geben". Ich ergaenze: und habe kein Hobby. wendelsberg
Wenn du so motiviert bist, dann stempel dich aus und arbeite weiter. Den Arbeitgeber freut es und wenn die nächsten Gummipunkte vergeben werden, hast du Glück. Vielleicht darfst du ja dann sogar mit dem Vorstand auf Lustreise nach Thailand.
> Nun habe ich mir gedacht ich könnte meinem AG > bestimmte kleine lästige Projekte abnehmen und in meiner Nebentätigkeit > abarbeiten. Ich war mal in einer ähnlichen Situation. Bei mir war es so, dass ich bereits gekündigt hatte um mich selbstständig zu machen. Während meine Kündigungsfrist noch lief, wurde ich aber bereits selbstständig tätig für das Unternehmen, dass zu diesem Zeitpunkt gleichzeitig noch mein Arbeitgeber war. Ich habe mich dann mit dem Finanzamt in Verbindung gesetzt und denen den Fall geschildert. Dort erklärte man mir dann, dass das steuerlich erstmal nicht relevant ist. Da wird dann ja eh unterschieden zwischen Einkünften aus selbstständiger Tätigkeit und nicht-selbstständiger Tätigkeit. Wer bei so einer Konstellation aber 100%ig nicht mitspielen wird, ist die deutsche Rentenversicherung. Das Thema "Scheinselbstständigkeit" wurde hier schon genannt. Im Falle einer Betriebsprüfung durch die Dt. Rentenversicherung würde Dein Arbeitgeber auf jeden Fall dazu verdonnert, sozialversicherungsbeiträge für Deine Umsätze als selbstständiger zu bezahlen. Es kann zwar sein, dass das einfach niemandem auffällt, es kann aber auch sein, dass Dich z.B. ein missgünstiger "Arbeitskollege" oder Wettbewerber bei der DRV anzeigt. Bei mir wurde das damals so gelöst, dass die Abrechnung über den Mutterkonzern in München lief. Die wiederum haben dann intern mit meinem eigentlichen Auftraggeber abgerechnet. So waren dann mein Arbeitgeber und mein Auftraggeber zwei unterschiedliche Unternehmen. Ein Restrisiko bleibt natürlich immernoch. Vorallem, wenn Du - Berufseinsteiger unter 25 Jahre bist, - Arbeitnehmer ohne Ausbildung/Schulabschluss bist, - in der Gastro-, Logistik- oder Handelsbranche tätig bist. Diese Eigenschaften machen einen potenziell scheinselbstständigen nämlich besonders schutzbedürftig. Zusammengefasst: - steuerlich kein Problem - aus sozialversichungssicht aber durchaus problematisch Bis vor ein paar Jahren war eine mögliche Lösung, die Abrechnung über ein evtl. angeschlossenes Unternehmen zu machen, so dass Du kein direktes Vertragsverhältnis mit Deinem gleichzeitigen Arbeitgeber eingehst. Mit Frau Nahles' Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung ist das allerdings auch nicht mehr risikofrei. Insgesamt würde ich Dir eher davon abraten, für Deinen Arbeitgeber gleichzeitig auf selbstständiger Basis zu arbeiten. Wenn das Unternehmen das will, und Du das willst, dann findet sich bestimmt ein anderer Weg. Zum Beispiel die Aufstockung Deines Vertrags oder die Einteilung in eine außertarifliche Gehaltsgruppe, in der Überstunden schlicht nicht mehr erfasst werden.
Peter schrieb: > folgende Situation, Finde ich gut das Dir der Job Spaß macht und Du mehr willst. Die Probleme werden eher da entstehen wo Du sie nicht erwartest. Siehst ja die Reaktionen hier. Der Vorwurf wird geäussert werden, das Du als externer Projekte machst, an denen Du aber auch in der regulären Arbeitszeit arbeitest, bzw. Material aus der FA dafür verwendest ohne das das vereinbart war. Man wird versuchen unrentable Projekte auf die Billigschiene ins externe zu drücken. Wenn Du glaubst die Fa. würde Dir den Einsatz danken, bist Du schief gewickelt. Vorwürfe ein Kollenschwein zu sein etc. werden Dein täglich Brot. Kenne ich aus Erfahrung. Große Fa. haben starre Strukturen. Die brauchen sie auch um >3500 Leutz auf Spur zu halten. Wer rumpimmelt, geht in der Masse unter und wird kaum bemerkt. Wer aber nach oben raussticht, hat da nicht viele Freunde. BR Feind Nr. 1 und HR hält sich schön bedeckt, weil die keinen Stress mit BR haben wollen. Bei mir war damals Nacht der langen Messer als ich die 40Std. Woche beantragt habe, nachdem der BR mir wiederholt auf die Eier ging, wg. meiner Ü-Std. Hat die GF auch nicht gemacht, eben weil der BR mächtig Stunkt machen kann, wenn er will. Wenn Du das wirklich machen willst, sorge für eine möglichst saubere Trennung und quatsch da nicht viel drüber. Sonst bist Du persönlich Schuld wenn irgendso eine nutzlose Blase gefeuert wird, oder ein Posten nicht neu besetzt wird. Stundenweise Abrechnung wäre toll, aber Festpreise werden leichter akzeptiert. Sorge für ein sehr klare Definition wer, was, wann zu welchem Preis bekommt. Du wirst Dich gnadenlos verkalkulieren und teils für extrem wenig Geld arbeiten. Ist aber eine gute Lehre, Projekte realistischer einzuschätzen.
Michael K. schrieb: > Bei mir war damals Nacht der langen Messer als ich die 40Std. Woche > beantragt habe, nachdem der BR mir wiederholt auf die Eier ging, wg. > meiner Ü-Std. Das war bei mir überhaupt kein Problem, ein Formular zwischen meinem Chef, HR und mir, und die Sache war ab nächstem Monat geritzt mit Aufstocken von 35h auf 40h. Es ist auch unbefristet, jedoch kann ich von meiner Seite aus jederzeit wieder auf 35h zurück, wenn ich das möchte. Möchte ich aber bisher nicht, denn es ist auf jeden Fall ein netter finanzieller Boost auf dem Weg zur späteren finanziellen Unabhängigkeit.
Allenfalls eine zweite Stelle anderswo. Die sollte dann in der zweiten Schicht liegen und flexibel sein.. wenn's denn mal nicht geht. Anderswo sind 2-3 Stellen selbstverstaendlich. Der Hauskredit laeuft, das Auto ging grad kaputt und die Kinder haben einen Studienkredit aufgenommen und haben ein Problem damit... Hin und wieder eine Linie einziehen ... und nicht zulange durchhalten wollen. Nach drei Monaten von 3 auf 2 Stellen reduzieren. Und mit 45 schaust du aus wie 70.
Die spinnen die Roemer schrieb: > Und mit 45 schaust du aus wie 70. Das ist es dann aber definitiv nicht wert gewesen, Gesundheit geht vor allem.
Die spinnen die Roemer schrieb: > Hin und wieder eine Linie einziehen ... Drogen sind hier auch keine Lösung.
Die spinnen die Roemer schrieb: > Anderswo sind 2-3 Stellen selbstverstaendlich. > Der Hauskredit laeuft, das Auto ging grad kaputt und die Kinder haben > einen Studienkredit aufgenommen und haben ein Problem damit.. Welcher Schwachkopf schafft sich Weiber und Blagen an, selber schuld!
Moderner Ing schrieb: > Welcher Schwachkopf schafft sich Weiber und Blagen an, selber schuld! Dein Vater?
Ingenieur schrieb: > Moderner Ing schrieb: >> Welcher Schwachkopf schafft sich Weiber und Blagen an, selber schuld! > > Dein Vater? ?? Evtl. war sein Vater kurzzeitig zur richtigen Zeit am richtigen "Ort"??
Peter schrieb: > folgende Situation, ich arbeite bei meinem AG (>3500 Mitarbeiter) sehr > gerne, habe aber "leider" nur eine 35h Woche was für mich irgendwie nur > eine Halbtagstätigkeit darstellt. Wie bitte? Halbtags wäre 20 Stunden. >= 35h ist Vollzeit. <35h ist Teilzeit. Was die Deutschen mit ihren "ich muss 40h Stunden machen, sonst fühle ich mich nicht vollkommen" haben, werde ich nie verstehen - obwohl ich selber Deutscher bin..
Bimbo. schrieb: > Peter schrieb: >> folgende Situation, ich arbeite bei meinem AG (>3500 Mitarbeiter) sehr >> gerne, habe aber "leider" nur eine 35h Woche was für mich irgendwie nur >> eine Halbtagstätigkeit darstellt. > > Wie bitte? Halbtags wäre 20 Stunden. >= 35h ist Vollzeit. <35h ist > Teilzeit. > Was die Deutschen mit ihren "ich muss 40h Stunden machen, sonst fühle > ich mich nicht vollkommen" haben, werde ich nie verstehen - obwohl ich > selber Deutscher bin.. Genau, es hat sich am Sterbensbett noch keiner beschwert, dass er zu wenig gearbeitet hat.
Niine schrieb: > Genau, es hat sich am Sterbensbett noch keiner beschwert, dass er zu > wenig gearbeitet hat. 1. "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben" 2. "Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet" 3. "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken" 4. "Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten" 5. "Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein"
Mahlzeit liebe Kollegen, vielen Dank für die ganzen Gedanken, dass Hilft mir sehr! Ich fasse das, für mich, Relevante kurz zusammen: - Scheinselbstständigkeit ist nicht gegeben da ich bereits, im Rahmen meiner Nebentätigkeit, Produkte auf Internetplattformen vertreibe. - Vertragsanpassung hatte ich mit meinen Vorgesetzten bereits besprochen und ich hatte dann zwei Alternativen. 1. Vertrag auf 40h Woche schreiben lassen oder 2. Freiwillige Mehrarbeit die ich mir auszahlen lassen kann. Habe mich für letzteres entschieden. Ein Jahr habe ich die Stunden gesammelt und auszahlen lassen, was ziemlich genau einem Gehalt entsprach. Das war zwar schön aber ich würde diese Zeit lieber in meine Nebentätigkeit stecken, was ich nun auch tue. - Ich plane, zusätzlich zu den 35h bei meinem AG, etwa 10h in meine Nebentätigkeit zu investieren. Zur Zeit setze ich mich gelegentlich Abends hin und (fast) jeden Samstag in der örtlichen Bibliothek wo ich einen ruhigen Arbeitsplatz für lau habe. - Nach den obigen Hinweisen werde ich meinem AG meine Dienstleistung als Produkte anbieten, die ich ihm exklusiv anbiete. Wir haben oft kleine Mini Projekte, die sehr lästig sind. Da ich bereits im Thema bin kann ich, je nach Bedarf, diese Dinge Zuhause bearbeiten und meinem AG anbieten. - Das mit dem Ausstempeln ist alleine aus versicherungstechnischen Gründen ein sehr dummer Vorschlag. Außerdem möchte ich hier nicht ehrenamtlich arbeiten sondern meine Leistung gegen Geld tauschen. Genau wie es ein Ingenieur (oder auch eine Freudenmädchen) eben macht. - Der Hinweis mit dem Diskret sein gegenüber den Kollegen finde ich sehr gut, danke! Ich hatte zwar nicht vor das ganze an die große Glocke zu hängen aber ich werde mir die Diskretion besonders zu Herzen nehmen. - Da ich hier in einem kleinen Konzern arbeite, der aus verschiedenen Gründen in mehrere Firmen aufgeteilt ist, werde ich dem Hinweis folgen und das Angebot einer der Firmen anbieten bei der ich eben nicht angestellt bin. Vielen Dank nochmals für die Hinweise und Tipps :) Ich wünsche allen eine schöne Woche und viel Erfolg! Viele Grüße Peter
Peter schrieb: > - Scheinselbstständigkeit ist nicht gegeben da ich bereits, im Rahmen > meiner Nebentätigkeit, Produkte auf Internetplattformen vertreibe. Nein, das kann man so nicht stehen lassen. Ein Gewerbe schuetzt dich nicht vor Scheinselbststaendigkeit. Scheinselbststaendigkeit muss immer ganz individuell ermittelt werden und betrifft wirklich nur das Abhaengigkeitsverhaeltnis zwischen Auftragsnehmer und -geber. Das einzigste was du in dieser Hinsicht als Faustregel nehmen solltest: Kann ich (und der Auftragnehmer) der DRV klarmachen, dass ich als unabhaengiger Unternehmer mit meinem Auftraggeber in Beziehung stehe oder sind die Anschuldigen, dass das Verhaeltnis arbeitsnehmeraehnlich ist gerechtfertigt? Gerade letzteres ist echt kniffelig wenn du noch beim Auftragnehmer zusaetzlich festangestellt bist.
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