Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Unsere Firma sourced alles aus.


von GS (chromosoma)


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Moin,


Ich arbeite bei einer HiTech Firma mit ca. 300 MA am Standort.
Unsere Entwicklungsabteilung, bestehend aus 3 Ing. und 2 Technikern, 
wird vermehrt "ougesourced".


Vorher hatten wir eigene Labor, wo wir unsere Messgeräte aufstellen 
könnten, wir durften eigene PoC testen, programmieren, Prototypen bauen, 
pcb layouten etc.


In den letzten Jahren wurde uns der Laborraum entnommen und an eine 
andere Abteilung übergeben. Selbst entwickeln dürfen wir so gut wie 
nichts mehr. Wir müssen nur bestimmen was wir haben wollen, und die 
eigentliche Ingenieur-Arbeit an externen Firmen (alle in Deutschland) 
vergeben.


Es ist echt frustrierend, weil selbst einfachste Aufgaben/Projekte, wie 
zB.


"programmieren Sie für unsere Produktion eine Temperaturüberwachung mit 
4 Pt100 Sensoren. Es soll eine einfache Software sein, die unseren 
Operatoren die Temp anzeigt und den Verlauf in eine txt Datei 
abspeichert."



Selbst das wird ougesourced. Natürlich könnte man denken, die GF will 
unsere Abteilung abschaffen, und tatsächlich sind uns zwei Ing in den 
letzten 2J gegangen. Erstaunlicherweise, wurden die durch neu 
eingestellten Ing ersetzt!


Für mich macht das überhaupt keinen Sinn. Eine einfache, wie oben 
beschriebene, Aufgabe kostet uns locker min. 10 k€. Intern hätten wir es 
in 1-2 Wochen realisiert.


Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?

von Kassowarth von Sondermuehlen (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?

Ja

von Cyblord -. (cyblord)


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Böser K. schrieb:
> "programmieren Sie für unsere Produktion eine Temperaturüberwachung mit
> 4 Pt100 Sensoren. Es soll eine einfache Software sein, die unseren
> Operatoren die Temp anzeigt und den Verlauf in eine txt Datei
> abspeichert."

Eine Entwicklungsabteilung ist nicht dafür da um irgendwelches 
Messequipment oder Testsysteme zusammenzufrickeln. Auch wenn dir das 
Spaß machen würde.
Es ist völlig korrekt so was an extern zu vergeben. Wir bauen auch keine 
Oszis selber oder Klimaschränke oder Multimeter. Und wenn die 
Spülmaschine in der Küche defekt ist, sourcen wir die Reparatur auch 
aus. Wahnsinn oder?

: Bearbeitet durch User
von GS (chromosoma)


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Cyblord -. schrieb:
> Böser K. schrieb:
>> "programmieren Sie für unsere Produktion eine Temperaturüberwachung mit
>> 4 Pt100 Sensoren. Es soll eine einfache Software sein, die unseren
>> Operatoren die Temp anzeigt und den Verlauf in eine txt Datei
>> abspeichert."
>
> Eine Entwicklungsabteilung ist nicht dafür da um irgendwelches
> Messequipment oder Testsysteme zusammenzufrickeln. Auch wenn dir das
> Spaß machen würde.
> Es ist völlig korrekt so was an extern zu vergeben. Wir bauen auch keine
> Oszis selber oder Klimaschränke oder Multimeter. Und wenn die
> Spülmaschine in der Küche defekt ist, sourcen wir die Reperatur auch
> aus. Wahnsinn oder?


Na ja, vorher wurde das alles durch unsere Abteilung gemacht. Auch 
deutlich komplexere Sachen als oben geschrieben. Viele 
Messreutinen/Systeme die jetzt im Betrieb sind, wurden auch in unserer 
Abteilung mal entwickelt.

von huch (Gast)


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Du kannst wirklich jede Tätigkeit in einer Firma outsourcen oder sie 
selbst übernehmen.
Die Geschäftsleitung hat natürlich das Recht das jeweils zu entscheiden. 
Du als Mitarbeiter bist für einen bestimmten Tätigkeitsumfang 
eingestellt, den Du entweder übernehmen möchtest oder nicht. Beide 
Entscheidungen sind dabei mit Konsequenzen verbunden, ggf. musst Du Dir 
dann halt eine andere Firma suchen.

von oszi40 (Gast)


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Nicht jeder kauft sich wegen einem Glas Milch gleich eine Kuh. 
Andererseits geht manche Erfahrung verloren, wenn man ALLES nur machen 
lässt. Manches Betriebsgeheimnis blieb früher in der Firma, heute sucht 
man den billigsten Anbieter. Die Folgen wie rostiges Blech bei bekannten 
Nobelfirmen sind bekannt.

Böser K. schrieb:
> wird vermehrt "outgesourced".

Das ist die übliche Salamitaktik, unrentable Firmenteile loszuwerden. 
Man sollte deshalb flexibel sein und möglichst "bei der Mutter an der 
Brust bleiben". Manche Sachen muß man heute leider einkaufen. Ein 
Steckernetzteil nochmals neu zu entwickeln, wird für 3€ nicht gelingen.

von Bert (Gast)


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Wie viele Stunden pro Woche entfallen durch das Outsourcing ungefähr?
Und mit welchen Tätigkeiten füllt ihr diese entstandene Lücke (ich gehe 
davon aus, dass der Arbeitsvertrag nicht geändert wurde)?

von Udo S. (urschmitt)


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Böser K. schrieb:
> Ich arbeite bei einer HiTech Firma mit ca. 300 MA am Standort.
> Unsere Entwicklungsabteilung, bestehend aus 3 Ing. und 2 Technikern

Irgendwas stimmt da nicht.
Bei einer "HiTech" Firma würde ich erwarten daß die 
Entwicklungsabteilung incl. Testabteilung und Prüfgerätebau 30-50% des 
Gesamtpersonals stellt.
Bei deiner Firma sinds nicht mal 2%.
Das ist eher very low tech.

von Bert (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Manche Sachen muß man heute leider einkaufen. Ein
> Steckernetzteil nochmals neu zu entwickeln, wird für 3€ nicht gelingen.

Naja, das sind fertige Komponenten und da macht das ab einer gewissen 
Stückzahl ja auch durchaus Sinn. Aber wenn es um individuelle 
Anforderungen geht und die Aufträge dann auch noch an deutsche Firmen 
vergeben werden, ist das schon irgendwie schräg. Die machen dann das 
gleiche wie die Internen, mit jeder Menge sinnloser Kommunikation und 
einem satten Preis-Aufschlag.

von GS (chromosoma)


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Udo S. schrieb:
> Böser K. schrieb:
>> Ich arbeite bei einer HiTech Firma mit ca. 300 MA am Standort.
>> Unsere Entwicklungsabteilung, bestehend aus 3 Ing. und 2 Technikern
>
> Irgendwas stimmt da nicht.
> Bei einer "HiTech" Firma würde ich erwarten daß die
> Entwicklungsabteilung incl. Testabteilung und Prüfgerätebau 30-50% des
> Gesamtpersonals stellt.
> Bei deiner Firma sinds nicht mal 2%.
> Das ist eher very low tech.

 Es gibt bei uns nicht DIE Entwicklungsabteilung.


Natürlich haben wir Produktentwicklung, Modulenwicklung,Testentwickler 
etc. Alles verschiedene Abteilungen.

Meine ist für Testentwicklung/Entwicklung von neue quali. Methoden 
zuständig

: Bearbeitet durch User
von Phasendrescher (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Irgendwas stimmt da nicht.
> Bei einer "HiTech" Firma würde ich erwarten daß die
> Entwicklungsabteilung incl. Testabteilung und Prüfgerätebau 30-50% des
> Gesamtpersonals stellt.

Nö, nie so gewesen. Entweder 100% Entwickler als 
Entwicklungsdiensleister.
Oder produzierendes Gewerbe, dann eher im Bereich 10% Entwicklung, der 
Rest, Produktion, facility managment, marketing, regulatory; supply 
chain, customer support.
Insbesonders im Medizintechnikbereich, wohl weil da entwicklung den 
geringsten Anteil an der Wertschöpfung hat, der rest halt wartung, 
schulung, regulatory.

Muss man nur mal über den Entwicklertellerand schauen um die wahren 
"Ausdehnung" einer Firma zu überblicken.

von Marten Morten (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?

Ob schlau oder nicht, es ist eine gängige Strategie. Dass man erst jetzt 
bei euch damit anfängt spricht eher für eine kleinere Firma in der man 
vom Rest der Wirtschaft ziemlich abgekoppelt ist.

Irgendjemand in eurer Führungsetage ist auf die Idee gekommen. 
Vielleicht nach einem Seminar. Vielleicht war ein Berater im Haus. 
Vielleicht hat jemand einen Zeitschrifteinartikel oder ein Buch gelesen. 
Vielleicht hat man es bei einem Mitbewerber gesehen. Vielleicht wurde 
jemand neu eingestellt der sich profilieren will.

BWLer lieben die Strategie, sie steht in allen BWLer-Handbüchern ganz 
weit vorne als ein Allheilmittel um Geld zu sparen und Kosten zu 
kontrollieren. BWL beruht nicht auf Fakten, daher gibt es keine harten 
Beweise, dass die Strategie funktioniert. Da Outsourcing als 
Allheilmittel in BWLer-Handbüchern steht, BWLer der Wirklichkeit ohne 
ihre Handbücher ansonsten hilflos gegenüber stehen und "alle" es machen 
macht man es auch.

Was kannst du machen? Es gilt der alte Spruch Love it, change it, leave 
it, or stay unhappy. Die letzten beiden Alternativen sind die am 
häufigsten gewählten.

von Sebastian (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Wir müssen nur bestimmen was wir haben wollen, und die
> eigentliche Ingenieur-Arbeit an externen Firmen (alle in Deutschland)
> vergeben.

Welche Firmen in Deutschland machen solche Arbeiten?

von GS (chromosoma)


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Sebastian schrieb:
> Böser K. schrieb:
>> Wir müssen nur bestimmen was wir haben wollen, und die
>> eigentliche Ingenieur-Arbeit an externen Firmen (alle in Deutschland)
>> vergeben.
>
> Welche Firmen in Deutschland machen solche Arbeiten?

Mehr als genug. Es sind hauptsächlich kleine Firmen mit 1-10 MA.

von oszi40 (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Es sind hauptsächlich kleine Firmen mit 1-10 MA.

Dieses BWL-Outsourcing aus wirtschaftlichen Gründen erinnert mich immer 
an den Hausbau, wenn die Baufirma für das Fundament keinen Termin frei 
hat. Dann rät der BWLer JETZT schon das Dach zu decken damit wir die 
Termine halten!

von Elektrofan (Gast)


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> Unsere Firma sourced alles aus.

Nit mööglich. - Erst jetzt?

SCNR

von Arno (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Für mich macht das überhaupt keinen Sinn. Eine einfache, wie oben
> beschriebene, Aufgabe kostet uns locker min. 10 k€. Intern hätten wir es
> in 1-2 Wochen realisiert.
>
> Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?

Rechne doch mal aus, was 3 Ing. und 2 Techniker für 1-2 Wochen die Firma 
kosten - und wieviel Zeit noch hinterher nötig ist, für das neue Gerät 
eine Bedienungsanleitung zu schreiben, Kalibrier-Routinen zu definieren 
und die Messunsicherheit sowie ggf. die CE-Konformität nachzuweisen.

Ob das auf Dauer gut ist, wenn "Entwickler" nur Lastenhefte schreiben, 
Einkaufsverhandlungen führen und Lieferanten hinterher rennen, damit 
diese dann auch tatsächlich die entsprechenden Angaben machen, und ob 
dieser Aufwand korrekt abgeschätzt wird, ist eine andere Frage.

MfG, Arno

von Elektrofan (Gast)


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> ... ist eine andere Frage.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit müssen diese "andere Frage"
andere, als die aktuell Verantwortlichen (BWLer?) klären.

von Michael B. (laberkopp)


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Böser K. schrieb:
> Ist es so eine schlaue Strategie,

Wenn man ein neues Produkt entwickelt, braucht man Erfindergeist und ist 
froh, eines Tages das Ziel erreicht zu haben.
Das ist der Job von Ingenieuren.

Weiss man aber, wie etwas technisch umzusetzen ist, geht es nur noch 
darum, dasselbe zu produzieren bei immer geringeren Kosten - entweder um 
den eigenen Profit zu steigern oder um mit der Konkurrenz mithalten zu 
können.
Das ist der Job der BWLer.

Das Kapital einer Entwicklungsfirma ist das Know How der Mitarbeiter. 
BWLer sehen Mitarbeiter aber nur als Kostenfaktor.

Man muss die Firenleitung klar vor die Entscheidung stellen, was sie 
wollen: Weiterhin Entwicklungen die neuer als der Markt sind, oder nur 
noch Kampf um den billigsten Produktionsstandort.

Wenn die Firma keine weitere Entwicklung mehr wünscht, wechselt man als 
Entwickler besser die Firma. Viel wahrscheinlicher eiert die 
Firmenleitung aber herum und möchte beides. Man muss ihr klar machen, 
daß das nicht läuft, die Entwicklung unter die Strukturen der BWL zu 
stellen. Denn wenn eine Firma alles outsourced, gibt es keinen Grund 
warum gerade diese Firma Vorreiter in einem Markt sein soll (damit 
erwischt man auch Marketing und BWL auf dem falschen Fuss). jede Bank 
könnte dasselbe entwickeln lassen, und hat mehr Kapital im Hntergrund um 
eine erfolgreiche Umsetzung sicher zu stellen.

In der Produktion dürfen BWLer gerne das Sagen haben. Aus dem 
Ingenieuersbereich sollen sie sich raushalten, weil sie ihn nur 
zerstören.

von Maier (Gast)


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Vielleicht klagt der Abteilungsleiter über zu hohe Auslastung. Oder 
bettelt um mehr Personal.

Vielleicht sieht die Führung eure Abteilung als zu wichtig an um mit 
Kleinkram auszulasten.

Vielleicht sind in eurer "Hitech"-Firma die internen Verrechnungssätze 
so hoch, dass selbst eine Fremdvergabe an Siemens noch lohnend wäre.

Frag doch einfach mal (freundlich) nach. und berichte dann hier ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Produktentwicklung outsourcen und deren Pflege mindestens teilweise 
intern behalten kann betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, wenn 
Entwicklung nur sporadisch erfolgt, das entsprechende Personal also nur 
sporadisch Arbeit hat, eine eher kontinuierlich erfolgende Pflege aber 
zu leidlich rentabler Auslastung des entsprechenden Personals führt.

von Le X. (lex_91)


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A. K. schrieb:
> Produktentwicklung outsourcen

So wie ich das sehe geht es hier noch nicht mal um die 
Produktentwicklung.
Man sourct hier wirklich nur das klein-klein aus um sich auf das 
Wesentliche, nämlich eben die Produktentwicklung konzentrieren zu 
können.

Das ist normal gut und richtig so.
Für Alltägliches gibt es Firmen die das, Aufgrund Erfahrung und 
Stückzahl, wesentlich besser hinkriegen als der interne Entwickler der 
eigentlich nur seinen Algorithmus testen/tunen möchte.

von (prx) A. K. (prx)


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Ich dachte dabei eher an die Produktpflege, nicht Anwenderservice.

von Tobias (. (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Unsere Entwicklungsabteilung, bestehend aus 3 Ing. und 2 Technikern,
> wird vermehrt "ougesourced

Das ist unterhalb der kritischen Masse. Die Geschäftsführung ist zu sehr 
von Einzelkönnern abhängig, die krank sein können, Urlaub machen, oder 
Fehler ins System treiben. Hat mir eine UB erklärt.

Es könnte auch der Abgang deiner Kollegen mitgespielt haben, dass die GF 
da kein Ende sieht.

Such dir auch was Neues.

Am Ende landest du nämlich bie einem Dienstleister, der exakt das macht, 
was du getan hast. Nur zu 10% teuer, während du 10% weniger bekommst.

von Dr.Who (Gast)


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Tobias N. schrieb:
> Nur zu 10% teuer, während du 10% weniger bekommst.

Da Ingenieure auch nicht immer 100% Leistung erbringen, wird
dann mal schnell von Auftragsseite das Honorar gekürzt, vielleicht
20%, mal von der pünktlichen Zahlungsmoral ganz abgesehen.
Ich habe schon in Drecksläden gearbeitet wo allein wegen fehlendem
Skonto in der Rechnung, das Ding einfach liegen blieb.
Wenn man dann weitere Bestellungen bei dem gleichen Lieferanten hatte
und sich wunderte, wo das Zeug blieb, war dann nicht weiter 
verwunderlich.
Erzählt hat es einem keiner, es sei denn man bohrte nach.

von outsourcer (Gast)


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Ich habe hier das genaue Gegenteil.
Wir werden hier mit sinnloser Arbeit zugechi**en und haben keine Zeit um 
uns um die Weiterentwicklung unseres Produktes zu kümmern.

Testadapter und Heizpressen für Blister kann man kaufen! - wir bauen 
alles selber.

ein Kollege pfuscht gerade eine Bildauswertung für einen Roboter 
zusammen, weil die Bibliotheken dafür zu teuer sind. jetzt wird alles 
mit openCV ohne Doku gemacht.

mfg

von Maier (Gast)


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Dr.Who schrieb:
> Ich habe schon [...] gearbeitet
Haha, Witzle gemacht?

von Der Pferdeflüsterer (Gast)


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outsourcer schrieb:
> Ich habe hier das genaue Gegenteil.
> Wir werden hier mit sinnloser Arbeit zugechi**en und haben keine Zeit um
> uns um die Weiterentwicklung unseres Produktes zu kümmern.
>
> Testadapter und Heizpressen für Blister kann man kaufen! - wir bauen
> alles selber.
>
> ein Kollege pfuscht gerade eine Bildauswertung für einen Roboter
> zusammen, weil die Bibliotheken dafür zu teuer sind. jetzt wird alles
> mit openCV ohne Doku gemacht.
> mfg

Hab ein gutes Buch für dich: 
https://www.klett-cotta.de/buch/Gesellschaft_/_Politik/Bullshit_-_Jobs/96701

von Dr.Who (Gast)


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Maier schrieb:
> Haha, Witzle gemacht?

Was ist daran witzig? Gott sei Dank hat der Inhaber letzten Monat
mit Dreiundneunzig das Zeitliche gesegnet. Nun kann die Tochter
weiter Schaden anrichten. Der Nachruf, was der Mann doch für ein
herzensgütiger Mensch war, sehen eine ganze Menge ehemaliger Kollegen
sicher ganz anders. Die Fluktuation hat da für sich gesprochen.
Der Ruf war schon bei Eintritt in die Firma nicht der Beste.

von Msd (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Eine einfache, wie oben
> beschriebene, Aufgabe kostet uns locker min. 10 k€. Intern hätten wir es
> in 1-2 Wochen realisiert.

Was genau das gleiche ist! 2 Ings für 2 Wochen tätig sind 10k€.

von Freiberufler (Gast)


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von Der Pferdeflüsterer (Gast)


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Freiberufler schrieb:
> https://www.klett-cotta.de/buch/Gesellschaft_/_Politik/Bullshit_-_Jobs/96701
>
> Kann ich sehr empfehlen.
> Gibt es auch auf English zum kostenlosem Download:
>
> https://theanarchistlibrary.org/library/david-graeber-bullshit-jobs.pdf

Ohne das Wissen aus dem Buch würde ich meinen Job schon lange nicht mehr 
ertragen. Mit dem Hintergrundwissen gehe ich richtig gerne zur Arbeit 
und genieße einfach den guten Kaffee und das schnelle Internet.
Nur die Rechner könnten noch etwas schneller sein.

von Elektrofan (Gast)


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Le X. schrieb:
> Man sourct hier wirklich nur das klein-klein aus um sich auf das
> Wesentliche, nämlich eben die Produktentwicklung konzentrieren zu
> können.
> Das ist normal gut und richtig so.

Die Erfahrung zeigt mehrheitlich, dass jede Menge (oder auch fast alles)
"privatisiert" wird, wenn damit eine Hoffnung auf Kosteneinsparung
behauptet werden kann.

Die offiziell nach aussen abgebene(n) Begründung(en) dazu werden
dann hinterher im Einzelfall kreativ kreiert:
Globalisierung, Zukunftsfähigkeit im Zeitalter der Digitalisierung, 
Gesundschrumpfung, Synergie uvm.

von Der Pferdeflüsterer (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> Le X. schrieb:
> Man sourct hier wirklich nur das klein-klein aus um sich auf das
> Wesentliche, nämlich eben die Produktentwicklung konzentrieren zu
> können.
> Das ist normal gut und richtig so.
>
> Die Erfahrung zeigt mehrheitlich, dass jede Menge (oder auch fast alles)
> "privatisiert" wird, wenn damit eine Hoffnung auf Kosteneinsparung
> behauptet werden kann.
>
> Die offiziell nach aussen abgebene(n) Begründung(en) dazu werden dann
> hinterher im Einzelfall kreativ kreiert:
> Globalisierung, Zukunftsfähigkeit im Zeitalter der Digitalisierung,
> Gesundschrumpfung, Synergie uvm.

Seit 20 Jahren immer die gleichen Begründung. Aber morgen geht sie los 
die Digitalisierung. Wirste sehen!!

von Pandur S. (jetztnicht)


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Wie sagt man dem .. vom toten Pferd sollte man langsam absteigen.

von Helmut (Gast)


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Msd schrieb:
> Böser K. schrieb:
>> Eine einfache, wie oben
>> beschriebene, Aufgabe kostet uns locker min. 10 k€. Intern hätten wir es
>> in 1-2 Wochen realisiert.
>
> Was genau das gleiche ist! 2 Ings für 2 Wochen tätig sind 10k€.

Dafür sind die Ings in der Firma für andere Sachen frei, die hoffentlich 
gewinnbringender ist.

Früher haben wir die Platinen für unsere Prototypen und Kleinserie im 
Haus hergestellt.

War ein haufen Aufwand für Einkauf von Material und Chemie, eigene Räume 
plus Endprüfung. Man selbst war für einige Stunden zusätzlich an die 
Aufgabe gebunden.
Heute klicken wir nur noch auf "Auftrag senden" und es geht zu einer 
Firma am anderen Ende des Flughafens. Die machen den ganzen Tag nichts 
anderes als solche Platinen, für die ganzen Unternehmen aus der Region. 
Nach 5-6 Stunden kommt der Expressbote mit den fertigen Platinen. In der 
Zwischenzeit habe ich den Kopf für den nächsten Schritt frei, kann ein 
weiteres Projekt betreuen oder einen Testflug planen. Dank des 
Ausgliederns haben wir mehr Zeit für andere Sachen, die Firma verdient 
unter dem Strich mehr und wir als Angestellte habe auch ein Lohnzuwachs 
bekommen. Alle Glücklich...

Sonnige Urlaubsgrüße
Helmut

von outsourcer (Gast)


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Der Pferdeflüsterer schrieb:
>
> Hab ein gutes Buch für dich:
> https://www.klett-cotta.de/buch/Gesellschaft_/_Politik/Bullshit_-_Jobs/96701

nicht ganz. Ich würde meinen Job nicht als Bullshit Job klassifizieren. 
30% der Arbeit die ich mache bringt die Welt wirklich weiter. der Rest 
teilt sich auf in Dinge die andere besser können (zb Testadapter bauen, 
Platinen herstellen, Software für Bildauswertung schreiben) und 
Bürokratie (wir sind ein Unternehmen, das Teile für Satelliten 
herstellt).

falls es etwas unter dem Radar war:

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Von-innen-gebohrtes-Loch-in-Sojus-Raumkapsel-Russland-ermittelt-4259368.html

Kurzfassung: kleines  Loch in Sojus Kapsel von innen hinter Klo nach 
draußen gebohrt. Keiner will es gewesen sein.

Ich vermute das hat einer beim verbauen versehentlich gebohrt und dann 
einfach mit Kleber zugeschmiert, der dann im All weggegammelt ist.

wenn mir so etwas passiert wüsste ich, dass sofort 20 Leute von 4 
verschiedenen Firmen und 3 staatlichen Agenturen einen riesen aufstand 
machen, die noch nie in ihrem Leben einen Bohrer in der Hand hatten und 
mindestens 2 Monate brauchen, bis endlich das neue Panel nachbestellt 
ist.

ich bin voll dafür dass ordentlich dokumentiert wird. Foto machen, 
Bericht schreiben und neues Panel einbauen fertig. 2 Tage Arbeit und gut 
ist.

und bevor jetzt jemand motzt dass ich meine zeit mit euch verbringe:

ich warte seit 15 tagen darauf dass auf meinem PC eine Software 
installiert wird. so langsam geht mir hier die Arbeit aus...

sg

von Reinhard S. (rezz)


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outsourcer schrieb:
> und bevor jetzt jemand motzt dass ich meine zeit mit euch verbringe:
>
> ich warte seit 15 tagen darauf dass auf meinem PC eine Software
> installiert wird. so langsam geht mir hier die Arbeit aus...

Wartest du auf den outgesourcten IT-Service? SCNR

von Inschenör (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Für mich macht das überhaupt keinen Sinn. Eine einfache, wie oben
> beschriebene, Aufgabe kostet uns locker min. 10 k€. Intern hätten wir es
> in 1-2 Wochen realisiert.

Wenn du nur das rechnest, was du siehst. Nimmt man aber eine komplette 
Spec, einen Test, die IB und die Funktionsgarantie mit hinzu, werden aus 
den 1-2Wo schnell man 2-3Wo und das sind geschätzte 18 Tage. Bei 40h die 
Woche, komme ich da auf locker das Dreifache, als deine 10k€.

von Mut zur Wahrheit. (Gast)


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von outsourcer (Gast)


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Reinhard S. schrieb:
> Wartest du auf den outgesourcten IT-Service? SCNR

Nein das Problem ist mehrschichtig. IT hat auf Win10 umgestellt. Die SW 
die ich brauche wurde aber nur für win7 getestet und spezifiziert. Jetzt 
darf ich diese nicht mehr einsetzten.ich kann aber nicht auf win7 zurück 
weil ich damit nicht mehr auf unser Produktionsnetzwerk zugreifen darf 
und der Lizenzserver umgestellt wurde.
Aber Mitte nächster Woche haben wir ein Meeting dazu ;)
Kann also nicht mehr lange dauern bis jemand mit der Spezifikation und 
den Tests beginnt.

Brazil lässt grüßen

von Jan H. (j_hansen)


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Böser K. schrieb:
> Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?

Du könntest ja auch einmal bei den Verantwortlichen nachfragen. 
Vielleicht möchten die euch ja auch nur etwas Gutes tun, indem sie euch 
den Kleinkram möglichst vom Hals halten.

von GS (chromosoma)


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Jan H. schrieb:
> Böser K. schrieb:
>> Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?
>
> Du könntest ja auch einmal bei den Verantwortlichen nachfragen.
> Vielleicht möchten die euch ja auch nur etwas Gutes tun, indem sie euch
> den Kleinkram möglichst vom Hals halten.

Es wäre ok, wenn das nur Kleinkram wäre. Aber selbst große, aufwändige 
Projekte werden outgesourced. Wir sitzen nur noch vorm PC und arbeiten 
mit Excel-sheets und erstellen Dokumentation...

von HP41 (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Jan H. schrieb:
>> Böser K. schrieb:
>>> Ist es so eine schlaue Strategie, die ich nicht verstehe..?
>>
>> Du könntest ja auch einmal bei den Verantwortlichen nachfragen.
>> Vielleicht möchten die euch ja auch nur etwas Gutes tun, indem sie euch
>> den Kleinkram möglichst vom Hals halten.
>
> Es wäre ok, wenn das nur Kleinkram wäre. Aber selbst große, aufwändige
> Projekte werden outgesourced. Wir sitzen nur noch vorm PC und arbeiten
> mit Excel-sheets und erstellen Dokumentation...

Lasten- und Pflichtenhefte schreiben ist ja alles schön und gut. Wenn es 
aber um Detailfragen und Einzelheiten geht ergeben sich oft neue 
Gesichtspunkte und Fragen und Detail an die man oft vorher kaum denkt. 
Manchmal versteht man und erkennt gewisse Probleme erst beim Probeaufbau 
und FW Erstellung. Diese Arbeit bleibt niemanden erspart. Dann kann es 
passieren, daß dann später viel Zeit und Geld aufwendig ist, das man 
in-house schon im Keimstadium richtig erkannt und behandelt hätte. Als 
Entwickler kann man sofort auf aufkommende Problemstellen entsprechend 
reagieren und neutralisieren. Am Ende erspart das viel komplizierte 
Bürokratie und viel Zeit wenn man es selber macht. Man braucht nur an 
das immerwährende Hin und her denken und Bürokratie in solchen Fällen 
denken. Das kostet wertvolle Zeit die in-house nicht vorloren gehen 
würde.

In meiner vorherigen Firmen, mußte mal SW an einem großen Telecom System 
geändert werden. Die Konsulter projizierten sechs Monate Arbeit. Ein 
Interner System Architekt mit sehr fundiertem Wissen des Systems machte 
das dann in zwei Wochen völlig zufriedenstellend. Die Konsulter haben ja 
an Effizienz wenig Motivation und wollen ihre Tantiemen. Aber ohne 
wirkliche "Insights" können Outsider dann doch nicht so gut die 
tatsächlichen Einzelheiten und Probleme richtig erfassen.

Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, daß erfahrene und kompetente 
Entwickler am Ende theoretisch doch billiger arbeiten könnten und 
outsourcing in der Bilanz dann in Wahrheit doch teurer ist. Da aber 
Statistiken oft schamlos gefälscht werden und mehr Roman als Tatsachen 
beherbergen, sind sie oft nicht wirklich Wahrheitsfindend und ergeben 
nur ein selbstbestätigendes Bild für die BWLer.

Als erfahrener langjähriger Entwickler kenne ich mit der Firmenpolitik 
und Ideologie bestens aus und man kann mir nichts vor machen.

Leider ist in solchen Fällen meist die goldene Regel maßgeblich, die 
besagt, daß jene mit der Börse immer recht haben und am Ende bestimmen. 
Da BWLer oft nicht die technische Kompetenz und Wissen haben, sind sie 
logischerweise auch nicht wirklich imstande folgerichtig zu entscheiden 
und handeln da sie völlig von der erhaltenen Informationen und Fakten 
ihrer Untergebenden abhängig sind.

von oszi40 (Gast)


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HP41 schrieb:
> Da BWLer oft nicht die technische Kompetenz und Wissen haben, sind sie
> logischerweise auch nicht wirklich imstande folgerichtig zu entscheiden
> und handeln da sie völlig von der erhaltenen Informationen ...

Der Satz war gut. Ob alles stimmt, was die Leute denen erklären, steht 
auf einem anderen Blatt. Der Teufel steckt oft im Detail. z.B. 
Apollo-Unglück 1967, bei dem drei Astronauten starben. Probleme mit der 
Dichtung waren der Nasa lange bekannt,

von Cyblord -. (cyblord)


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oszi40 schrieb:
> z.B.
> Apollo-Unglück 1967, bei dem drei Astronauten starben. Probleme mit der
> Dichtung waren der Nasa lange bekannt,

Probleme mit der Dichtung verursachten das Challenger Unglück. Nicht den 
Brand in Apollo 1.

von oszi40 (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Probleme mit der Dichtung verursachten das Challenger Unglück.

Stimmt.

von Michael W. (Gast)


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HP41 schrieb:
> Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, daß erfahrene und kompetente
> Entwickler am Ende theoretisch doch billiger arbeiten könnten und
> outsourcing in der Bilanz dann in Wahrheit doch teurer ist.

Die Erkenntnis ist aber nicht neu. Outsourcing lohnt nur bei Themen, die 
man selber nicht abdeckt, die Zeit für die Einarbeitung eigener Leute 
nicht reicht oder verloren wäre, weil das nicht wieder gebraucht wird.

Und Outsourcing lohnt auch dann, wenn es einfache Sachen sind, um die 
sich die Externen balgen und gegenseitig unterbieten.

von Manfred (Gast)


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M. W. schrieb:
>> Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, daß erfahrene und kompetente
>> Entwickler am Ende theoretisch doch billiger arbeiten könnten und
>> outsourcing in der Bilanz dann in Wahrheit doch teurer ist.

Zuerst will der Externe eine wasserdichte Spezifikation, den Aufwand hat 
man erstmal im eigenen Haus. Wenn spezielle Hardware im Spiel ist, 
braucht der externe eine Testmöglichkeit, auch diese stellt sich nicht 
von selbst bereit. Hat er geliefert, muß man seinen Teil integrieren und 
testen und im Fehlerfall ordentliche Protokolle erstellen ...

> Die Erkenntnis ist aber nicht neu. Outsourcing lohnt nur bei Themen, die
> man selber nicht abdeckt, die Zeit für die Einarbeitung eigener Leute
> nicht reicht oder verloren wäre, weil das nicht wieder gebraucht wird.

Wenn man eine eigene Entwicklung hat, ist der Aufwand niemals verloren, 
weil er das interne Knowhow der Firma fördert.

Ich sehe Outsourcing aus langjähriger Erfahrung überwiegend negativ. 
Lediglich bei spezieller Hardware, für die im eigenen Hause kein Wissen 
vorhanden ist, habe ich sie posotiv erlebt.

von Tobias (. (Gast)


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HP41 schrieb:
> Lasten- und Pflichtenhefte schreiben ist ja alles schön und gut. Wenn es
> aber um Detailfragen und Einzelheiten geht ergeben sich oft neue
> Gesichtspunkte und Fragen und Detail an die man oft vorher kaum denkt.

Liegt aber ausschließlich an der Qualität der Denker, die diese 
Dokumente schreiben. In vielen deutschen Firmen machen das reine 
Dokumentenschreiber mit Wirtschaftsdiplom oder Anfänger, die nur 
Informationen zusammentraggen, weil sie das Konzept der stufenförmigen 
Entwicklung nicht richtig verstehen und praktizieren.

Also herrscht Chaos!

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