Hallo zusammen, nachdem ich nun den ganzen Abend mit Internet-Recherche verbracht habe und keine Lösung gefunden habe, muss ich doch hier mal um Rat fragen. Ich interessiere mich für den Can-Bus und würde gerne damit experimentieren. Daher suche ich einen günstigen (gerne auch gebrauchten) Sensor, mit dem ich meine µC+Can-Transceiver (Stm32 + CJMCU-1051) Baugruppe testen kann. Also z.B. Temperatur, Neigungssensoren o.ä. die regelmäßig ihre Messwerte ausgeben (damit ich nicht die ganze Zeit im Auto sitzen muss für die Tests). Preisbudget wären bis 30€. Kann ich einfach einen gebrauchten Sensor von deutschen Herstellern nehmen wie diesen hier? https://www.ebay.de/itm/1x-Niveausensor-Original-VW-Audi-Skoda-Seat-1T0907503-Xenon/382965000858?hash=item592a7e2a9a:g:rE8AAOSwRUBc5GPn Oder hängen solche Sensoren erst an einem Steuergerät, welches dann erst mittels Can-Bus kommuniziert? Und gibt es Tricks um die Pin-Belegung herauszufinden? Wäre super, wenn mir da jemand kurz weiterhelfen könnte. Grüße Tom
Hi, Du musst die Sensoren aus dem Kfz in aller Regel mit zyklischen Nachrichten bespaßen, damit sie etwas von sich geben. Allem voran Klemmen Signale, je nach Sensor noch viele anderes, sonst gehen sie gerne in einen Fehlermodus oder legen sich schlafen. Pinbelegung herausfinden: das wirst du nicht gerne hören, aber am ehesten am lebenden Objekt. Ansonsten: aufschrauben, Leitungen verfolgen. Das dick angebunden ist die Masse, die dünsten vermutlich CAN. Ist H und L vertauscht? Einfach andersrum probieren. Ohne Aufschrauben wird es kniffeliger. Die Can-Pins erkennst du am Abschluss, der meist aber deutlich schwächer (im kOhm-Bereich) ist, bei der Versorgung wird es schwieriger. In aller Regel sind ECUs aber gegen Verpolung geschützt und halten auch sonst viel an diesen Klemmen aus - "is ja Automotive". HTH
Vergessen zu schreiben: die Bitrate vom Bus musst du natürlich auch noch finden, die ist in aller Regel aber "glatt", also 250, 500 oder 1000 kBit. Im Normalfall schicken die VAG ECUs ein paar Nachrichten, wenn sie Strom bekommen aber keine Stimulation, in der Situation kannst du Oszi oder LA ranhängen (oder mit dem Phy experimentieren) und schauen, was passiert. Evtl. Lässt sich die Pinbelegung auch in Reparaturplänen finden, die schwirren oft im Netz herum. Ein guter Ansatz ist auch der Kabelbaum, die Farben und Verdrillung der Leitung sagen schon recht viel aus ;)
Hi, Vielen Dank schonmal für die ausführliche Antwort. Wenn ich dich richtig verstehe sollte ich mir also am besten einen baugleichen Sensor aus meinem Auto kaufen, dann die Nachrichten im Auto erstmal sniffen und damit dann wieder versuchen den Stand alone Sensor zu betreiben. Ich werde dann mal berichten, ob das geklappt hat.
Tom B. schrieb: > Kann ich einfach einen gebrauchten Sensor von deutschen Herstellern > nehmen wie diesen hier? > Ebay-Artikel Nr. 382965000858 Dieser Sensor hat keine CAN-Schnittstelle sondern einen PWM-Ausgang. Auch fällt mir spontan kein einzelner Sensor aus dem KFZ-Bereich ein der CAN hat. Sensoren hängen entweder an Steuergeräten oder haben andere digitale Schnittstellen (PWM, SENT, LIN). Wieso keinen CAN-USB Adapter mit PC-Software? Damit kannst du dan auch bestimmen was auf dem Bus pasiert.
Oder mit einem Raspberry Pi Zero CAN Daten versenden lassen. kostet zusammen auch nicht mehr als 30 Euro https://www.pollin.de/p/raspberry-pi-zero-wh-mit-bestuecktem-header-810885?&gclid=CjwKCAjw3azoBRAXEiwA-_64OpfUahIsmXUI_0j1aV-IIxMog52n9RtqPKntajivUbBs6Qs6eeLCahoCRnwQAvD_BwE https://www.reichelt.de/raspberry-pi-zero-shield-rs485-can-hat-rpiz-shd-rs485-p242794.html?&trstct=pos_0
In den mittelalten Nissan Micras (K12 Serie) gibt es einige Module, die sich recht leicht ansprechen lassen sollten und auch billig vom Schrott geholt werden könnten. Dabei ist das 'intelligent Power Distribution Module' die Leistungsstufe für Licht, Blinker etc. Kontrolliert wird das ganze vom 'Body Control Module'. Das Service Manual des Micra K12 ist leicht im Netz zu finden.
Tom B. schrieb: > Ich interessiere mich für den Can-Bus und würde gerne damit > experimentieren. Daher suche ich einen günstigen (gerne auch > gebrauchten) Sensor, mit dem ich meine µC+Can-Transceiver (Stm32 + > CJMCU-1051) Baugruppe testen kann. Also z.B. Temperatur, > Neigungssensoren o.ä. die regelmäßig ihre Messwerte ausgeben (damit ich > nicht die ganze Zeit im Auto sitzen muss für die Tests). > > Preisbudget wären bis 30€. Du kannst Dir so einen ESP-Sensor besorgen: https://www.ebay.de/itm/263799915093 Ohne Buskommunikation geht der nach einer Sekunde ins failsafe und sendet dann zyklisch Daten auf 0x130,0x131,0x132 oder 0xCD, 0xD1, 0xD4. In den ersten beiden IDs stehen die Messwerte drin. Jeweils bit 0..15 die Drehrate und bit 32..47 die Beschleunigung. Datenrate ist 500 kbit/s.
Thomas F. schrieb: > Dieser Sensor hat keine CAN-Schnittstelle sondern einen PWM-Ausgang. > [...] > Wieso keinen CAN-USB Adapter mit PC-Software? Damit kannst du dan auch > bestimmen was auf dem Bus pasiert. Ah okay, danke! Mich würde dabei jetzt echt interessieren woher du das weißt? Muss ich für jedes Teil den Schaltplan finden und es dort entnehmen? Oder gibts eine Quelle für BOMs der Sensoren? Oder weißt du sowas einfach aus Erfahrung? Denn im Internet konnte ich nichts dazu finden (oder habe falsch gesucht). Matthias S. schrieb: > In den mittelalten Nissan Micras (K12 Serie) gibt es einige > Module, die > sich recht leicht ansprechen lassen sollten und auch billig vom Schrott > geholt werden könnten. > Dabei ist das 'intelligent Power Distribution Module' die Leistungsstufe > für Licht, Blinker etc. > Kontrolliert wird das ganze vom 'Body Control Module'. > Das Service Manual des Micra K12 ist leicht im Netz zu finden. Super Hinweis, danke! soul e. schrieb: > Du kannst Dir so einen ESP-Sensor besorgen: > Ebay-Artikel Nr. 263799915093 > > Ohne Buskommunikation geht der nach einer Sekunde ins failsafe und > sendet dann zyklisch Daten auf 0x130,0x131,0x132 oder 0xCD, 0xD1, 0xD4. > In den ersten beiden IDs stehen die Messwerte drin. Jeweils bit 0..15 > die Drehrate und bit 32..47 die Beschleunigung. Datenrate ist 500 > kbit/s. Das klingt natürlich perfekt. Glaube den kaufe ich mir einfach mal.
Tom B. schrieb: > Thomas F. schrieb: >> Dieser Sensor hat keine CAN-Schnittstelle sondern einen PWM-Ausgang. >> [...] >> Wieso keinen CAN-USB Adapter mit PC-Software? Damit kannst du dan auch >> bestimmen was auf dem Bus pasiert. > > Ah okay, danke! Mich würde dabei jetzt echt interessieren woher du das > weißt? Muss ich für jedes Teil den Schaltplan finden und es dort > entnehmen? Oder gibts eine Quelle für BOMs der Sensoren? Oder weißt du > sowas einfach aus Erfahrung? Denn im Internet konnte ich nichts dazu > finden (oder habe falsch gesucht). So ist es. Wie ein Sensor angebunden wird ist zunächst mal von Kosten pro Knoten (Teilnehmer) getrieben. Die sollen immer so gering wie möglich sein. Als Faustformel kenne ich: Analog/PWM <1€ pro Knoten, Lin ~2€, CAN ~5-7€, MOST ~12€. Das ist der "Effektive Preis" den der Teinehmer später in großen Stückzahlen im Fahrzeug kosten wird. Da ist eingereichnet: Entwicklungskosten, Bauteilkosten, Testkosten, usw. und das alles umgelegt auf die Anzahl der gebauten Fahrzeuge. Jetzt gibt es natürlich gewisse Umstände (Störfestigkeit, Datenrate o.Ä. die verhindern dass einfache und günstige Lösungen (Analogsignal oder PWM) zum Einsatz kommen. Das betrifft z.B. den Drehraten-Sensor den man dir rausgesucht hat. Wo immer es geht nutzt man die günstigen Anbindungen. Typischer Weise Analogspannungen für Stellungen von Klappen (Drosselklappe, Saugrohrklappe, Ventile, Klimaklappen), Temperaturen, Lambdasonde, Differenzdrucksensoren, (Airbagsensoren), Raildrucksensoren, Einklemmschutz, Niveausensoren (sind einfache Potis). Die Klassiker für PWM (korrekt eher PPM / PFM) sind Dinge wo schneller (oder genauer) aufgelöst werden muss also Paradebeispiel Raddrehzahlsensoren, Kurbelwellen- und Nockenwellensensor, Getriebegeber. Umgekehrt werden die meisten Motoren und Ventile mittels PWM-Ausgang kontrolliert. Wenn dann mehr Daten übertragen werden sollen / müssen und Diagnosefähigkeit oder Programmierbarkeit gefragt ist, kommt meistens LIN oder ein andere 1-Draht-Bus zum Einsatz. Das betrifft z.B. Regen-Licht-Sensoren, Alarmhorn, Scheibenwischer, Türsteuergeräte usw. Wenn die Datenraten größer werden, die Möglichkeit des Updates bestehen muss (Stichwort UDS) oder zusätzliche Fehlerbehandlung notwendig sind, steigt man auf CAN um. Ist die teuerste und natürlich komplexeste Lösung. Viele Steuergeräte tummeln sich aber auch auf dem CAN-Bus weil dort verifizierte und plausibilisierte Werte "eben schon da sind". So ein CAN im Auto kann sehr schnell zu einem extrem komplexen Gebilde auswachsen und der CAN vereinfacht viele sehr. Habe neulich einen mehr als 800 seitigen Nachrichtenkatalog eines aktuellen Touran gesehen ... beeindruckend. Typische Beispiele https://www.hella.com/techworld/de/Technik/Sensoren-Aktuatoren-204/
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