Forum: Offtopic Was muss man als Laborleiter beachten


von Paul Weidemann (Gast)


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Hallo liebes Forum,

(Sorry wenn dieser Beitrag im falschen Forum ist, aber ich wusste nicht 
wo sonst ich das posten soll). Da wir unser Labor in der Firma ausbauen 
und vermehrt Etechnik Arbeiten verrichten werden brauchen wir einen 
Laborleiter für den Raum, der vorher eher ab und zu mal für kleinere 
Lötarbeiten genutzt wurde.
Das werde ich jetzt übernehmen (bin Elektroingenieur) weiß aber nicht 
genau, was ich alles beachten/sicherstellen/mich drum kümmern muss damit 
ich erstmal aus rechtlicher Sicht aber auch aus "un-rechtlicher" Sicht 
auf der sicheren Seite bin.
Z.B. wird es wohl sowas wie eine Einweisung für das Labor geben, die ich 
geben muss. Ich dachte, dass man vielleicht einen "offiziellen" Kurs zum 
Thema Arbeitssicherheit machen muss (so ähnlich wie man einen 
Erstehilfekurs machen muss für Führerschein) aber das scheint nicht der 
Fall zu sein. Anscheinend ist es so, dass man nach eigenem Gutdünken 
entscheiden kann, was man einem neuen im Labor so erzählt. Aber das ist 
doch rechtlich nicht tragfähig, wenn jemandem was passiert.
Weiteres Thema ist, wen darf ich überhaupt in so ein Labor lassen? Von 
meiner Warte aus besteht in unserem Laobr kaum Gefahr außer die üblichen 
Verdächtigen wie: Heißer Lötkolben, ein paar Sprays und Chemikalien 
vorwiegend zum reinigen von Platinen (diese Kontaktchemie-Dosen, die 
jeder so rumstehen hat) und halt eben Netzspannung.
Wir haben keine Laser oder Radioaktivität oder sonstige etwas 
exotischere Gefahren. Daher würde ich sagen im Prinzip kann jeder rein, 
aber vielleicht irre ich mich da.

Die meisten Gefahren sind halt überschaubar (Wenn man sich an einem 
Lötkolben verbrennt ist jetzt kein Drama, außerdem bekommt man ja auch 
mit, dass der warm ist. Die Chemikalien riecht man ja und wird sich die 
intuitiv nicht auf die Haut sprühen. Netzspannung ist mM nach etwas 
gefährlicher weil man die nicht sieht und dann bekommt man einen Schlag. 
Mir ist z.B. auch überhaupt nicht klar ob FI Schalter einen vor einem 
Schlag schützen oder ob sie nur dafür sorgen dass es bei einem Schlag 
bleibt aber man wenigstens nicht stirbt. (Hat jemand schonmal an 
Netzspannung gefasst die mit FI abgesichert war? Wie war das? Ich bin 
noch nicht in das Vergnügen gekommen.) Gibt es da Richtlinien wie man 
offene Netzspannung abzusichern hat?

Noch so ein Thema sind Lötdämpfe, ich finde so Absauganlagen oft 
unpraktisch und zu klobig, sodass ich meistens einfach ohne löte, aber 
vielleicht ist hier die Gefahr größer als ich das so wahrnehme. Dazu 
finde ich auch kaum was im Internet außer die übliche Panikmache. Hat da 
jemand eine fundierte Idee zu, also sowas wie "2h in der Woche gehen 
ohne Absauganlage, darüberhinaus sollte man sie verwenden", etwas in die 
Richtung. Das würde mir helfen.

Mir fehlt einfach so ein bisschen der Fahrplan wie ich da jetzt weiter 
mache, sodass ich sagen kann dass das jetzt 'ne runde Sache ist.
Hat jemand mit sowas Erfahrung?
Vielen Dank,
Paul

: Verschoben durch Moderator
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Paul Weidemann schrieb:
> Die Chemikalien riecht man ja und wird sich die
> intuitiv nicht auf die Haut sprühen.

manch einer (z.B. ich) hat kein "feines Näschen", oder stört sich nicht 
sehr an merkwürdigen Gerüchen.

den meisten Chemikalien sieht man es nicht an, ob sie über die Haut 
odewr über die Lunge aufgenommen gefährlich sein können.

Daher ist es meines Erachtens extrem wichtig, auf diese Gefahrenquellen 
hinzuweisen, wenn diese im Labor genutzt werden.

Isopropanol packe ich noch mit der nackten Hand an, bei Toluol bin ich 
eher vorsichtig und nutze Handschuhe.

https://de.wikipedia.org/wiki/2-Propanol
https://de.wikipedia.org/wiki/Toluol

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Frag' die Berufsgenossenschaft. Auch wenn vieles, was die Dir erzählen 
werden, Dir unsinnig und übertrieben erscheinen mag, die BG ist der 
Verein, der gelegentlich den Betrieb auf Einhaltung der Vorschriften 
überprüft.

Also ist es am einfachsten, sich von vornherein auf deren Standards 
festzulegen.

von Paul W. (paul_weidemann)


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Hm, ja das klingt vernünftig.
Ich werde mal gucken. Ich hatte da auch so ein Manual anhand dessen ich 
eine Gefährdungsbeurteilung gemacht habe, aber auch hier war das so im 
Stil "Mach dir deine eigenen Gedanken, wie hoch du welche Gefahr 
einschätzt."

So einen "Halte diese Dinge ein, dann ist alles ok"-Guide fehlt mir 
bisher.
Naja, dann gucke ich mal weiter.

Mein Traum wäre dass jemand gleich Hurra schreit und genau vor dem 
selben Problem gestanden hat und mir eine erschöpfende Linksammlung 
hätte empfehlen können:)

Aber danke,
Paul

von Zero V. (Firma: Angestellter/Freelancer) (gnd)


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Bei uns (größeres Unternehmen) läuft das sehr gut und ich finde das 
sollte der Mindeststandard sein, schließlich sollte der Arbeitgeber 
daran interessiert sein, dass ich jahrelang gesund zur Arbeit komme.
1) Zutritt nur mit Unterweisung
2) jede Chemikalie hat ein Sicherheitsdatenblatt wo alles zum Umgang und 
den Gefahren steht
3) Lötdampfabsaugung ist absolute Pflicht (und ohne würde ich direkt 
kündigen)
4) es gibt Creme und Pflegelotionen für die Hände
5) Schutzbrillen, Handschuhe Sicherheitsschuhe, etc. stehen natürlich 
zur Verfügung
6) es gibt einen Laborabzug für z.B. Vergussmasse aushärten etc.
7) jedes Elektrogerät wird durch externe Firma geprüft
8) arbeiten mit > SELV müssen durch externe Firma geprüft werden

Ich war vorher bei einer Klitsche da gab es nichts davon. Da hat der 
Chef ständig über den hohen Krankenstand gemeckert. Wobei das eindeutig 
seine Schuld war, er hätte nur für gute Luft sorgen müssen. Man kriegt 
nunmal schnell Atemwegserkrankungen wenn man in trockener, heißer, 
staubiger und durch Chemikalienausdünstungen verseuchter Luft arbeitet 
(da drin habe ich es nicht 1h ausgehalten).

Paul bitte nehme deine Aufgabe ernst und mach deinem Chef klar jeder 
investierte Euro zahlt sich aus. Eine gute Schutzbrille oder ein 
Lötdampfabzug kostet nicht die Welt, aber eine Woche krank im Vergleich 
schon!

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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von Zero V. (Firma: Angestellter/Freelancer) (gnd)


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WICHTIGER Nachtrag:
Beim Löten/Pins abzwicken immer Schutzbrille tragen (oder Mikroskop)!
Ich hatte mehrmals Glück, hätte aber auch schief gehen können, dann wäre 
ein Auge verloren (mein Ex-Chef lachte mich aus als ich nach einer 
Schutzbrille fragte).

: Bearbeitet durch User
von Hans R. (rosenkohl)


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Paul Weidemann schrieb:
> Hat jemand schonmal an
> Netzspannung gefasst die mit FI abgesichert war? Wie war das?

Ich habe schon diverse male Netzspannung abbekommen, sowohl mit als auch 
ohne FI und es war immer unterschiedlich bzw. mit FI auch schon mal 
unangenehmer als ohne FI. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, da man 
nur selten mit der linken Hand den braunen Draht und mit der rechten 
Hand den grün-gelben anfasst. Es kommt je nach dem welchen Weg der Strom 
wählt z.B. darauf an welche Schuhe man trägt, ob man auf einer Leiter 
steht, wie dreckig oder feucht die Finger sind, mit welchen Körperteilen 
man den Stromfluss herstellt (wegen Herz), etc.

Das Gefühl geht von einem leichten unangenehmen Kribbeln bis hin zu 
einem ausgeprägten "Schlag"-Gefühl, inklusive Muskel-Verkrampfungen und 
Blackout. Ein Stromschlag mit FI kann also durchaus schmerzhaft und in 
bestimmten Fällen sicherlich auch lebensgefährlich sein - je nach dem 
wie schmerzempfindlich und gesund die Person ist oder in welcher Höhe 
diese gerade arbeitet.

Natürlich sind die 5 Sicherheitsregeln immer zu beachten, aber mein 
Eindruck ist, dass das in der Praxis bei fast allen Betrieben viel zu 
lasch gehandhabt wird.

von Paul W. (paul_weidemann)


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Also erstmal vielen Dank für das rege Interesse. Erstmal finde ich die 
Punkte die D.C. aufgezählt hat schonmal gut als Richtlinie. Auch der 
Link ist schonmal in die richtige Richtung, ich hab mal Folgendes 
rausgesucht:
https://www.bgetem.de/arbeitssicherheit-gesundheitsschutz/regelwerk

Das wegen Netzspannung, aha, also man merkts auch mit FI. Das hatte ich 
mir schon gedacht.

Ich bin gerade am googlen über FIs, man muss die auch öfter mal warten. 
Das wusste ich z.B. auch nicht.

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