Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Isolationsverstärker zur galvanischen Trennung


von Daniel L. (dannynrw)


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Hallo zusammen,

ich habe eine Signalkette von einer Sensorik zu einem dazugehörigen 
Motorsteuergerät im KFZ-Bereich. Die Analogsignale zum Motorsteuergerät 
(0-15V) sollen galvanisch getrennt werden, um dieses für Laborversuche 
vor einem entsprechenden Defekt zu schützen.
Ich habe hier im Forum schon einiges dazu gelesen und bin mehrfach auf 
den Name IL300 gestoßen. Gibt es hierzu vielleicht 
Singlechipalternativen, die ohne externe Beschaltung im Spannungsbereich 
von 0-15V eine lineare Signalübertragung gewährleisten? Mein Problem 
wird wahrscheinlich sein, dass ich auf einer 160x100-Platine ca. 30x die 
gleiche Schaltung aufbauen muss.

Ansonsten würde ich versuchen, die im Anhang gezeigte Schaltung zu 
verwenden, die entsprechend auf mein Spannungsniveau angepasst werden 
müsste. Als OPs würde ich die LM741 nehmen. Über entsprechende Tipps zur 
Dimensionierung der Widerstände wäre ich dankbar.

von Falk B. (falk)


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Daniel L. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich habe eine Signalkette von einer Sensorik zu einem dazugehörigen
> Motorsteuergerät im KFZ-Bereich. Die Analogsignale zum Motorsteuergerät
> (0-15V) sollen galvanisch getrennt werden, um dieses für Laborversuche
> vor einem entsprechenden Defekt zu schützen.

Naja, das kann man ggf auch mit der passenden Schutzschaltung. Oder man 
macht die ICs per Sockel steckbar, dann kann man sie im Falle eines 
Defekts leicht wechseln.

> Singlechipalternativen, die ohne externe Beschaltung im Spannungsbereich
> von 0-15V eine lineare Signalübertragung gewährleisten?

Ich kenn keine. Selbst Sowas wie ACPL-C870 braucht am Ausgang einen OPV. 
Aber in Summe ist dann trotzdem alles kleiner.

> Mein Problem
> wird wahrscheinlich sein, dass ich auf einer 160x100-Platine ca. 30x die
> gleiche Schaltung aufbauen muss.

Erst recht ein Grund, über eine normale Schutzschaltung nachzudenken.

> müsste. Als OPs würde ich die LM741 nehmen.

NEIN!!! Das ist eine URALTE Gurke! Nimm was halbwegs modernes!

von Olaf (Gast)


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> Ich habe hier im Forum schon einiges dazu gelesen und bin mehrfach auf
> den Name IL300 gestoßen.

Yo, das war/ist lange der STandard fuer sowas. Es gibt aber auch noch 
1-2 andere Optokoppler mit zwei Empfaengern.

> Gibt es hierzu vielleicht Singlechipalternativen, die ohne
> externe Beschaltung im Spannungsbereich
> von 0-15V eine lineare Signalübertragung gewährleisten?

Dazu musst du sowohl "linear" besser definieren wie auch "Bandbreite". 
:-)
Auch die Optokopplerloesung wird nicht gut genug sein um 16Bit zu 
schaffen und hat bestimmt auch noch gewisse Temperaturabhaengigkeiten. 
Und mehr wie 130khz hab ich da auch noch nicht geschafft.

Was es gibt sind aber noch jeweils analoge Uebertrager die Kapazitiv 
oder induktiv funktionieren. Die sind von Analog, TI oder Silabs. Aber 
15V werden die auch nicht uebertragen. Da wirst du wohl wenigstens noch 
einen OP dahinter brauchen.

> > müsste. Als OPs würde ich die LM741 nehmen.
> NEIN!!! Das ist eine URALTE Gurke! Nimm was halbwegs modernes!

Er koennte aber cronologisch zum IL300 passen. :-)
Aber wie immer ist es mir ein Raetsel wie der Nachwuchs ausgerechnet auf 
den ollen 741er kommt. Haben die in der Unibibliothek immer noch die 
Buecher von 1980 rumstehen? Warum dann nicht gleich einen 709? Oder 
diesen charmanten RoehrenOPV von Philbrick?

Olaf

von Peter D. (peda)


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Welche Bandbreite und Auflösung wird denn benötigt?

Ich hab sowas schonmal digital gemacht (ADC-µC-OK-µC-DAC), da kann man 
sehr gut am Eingang multiplexen und am Ausgang Mehrfach-DACs bzw. PWM.
Wenn 10Bit Auflösung reichen, kann man auch den internen MUX und ADC des 
µC nehmen.

von Daniel L. (dannynrw)


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Danke erst einmal für Eure Antworten. In einem anderen Thread habe ich 
gesehen, dass man mit dem IL300 scheinbar eine recht gute Linearität 
erreicht hat (bei If=5-20mA etwa +-10mV und das wäre für meinen Fall 
mehr als ausreichend). Zum Thema OPV: Mit OPVs haben wir bislang 
tatsächlich nur mal an der FH gearbeitet. Ein anderer User hier hat mal 
den LM201 verwendet, der aber scheinbar nicht ganz so einfach zu 
beschaffen ist. Tipps über gute und aktuelle OPs nehme ich gerne an.
Zum Thema Schutzbeschaltung: Wäre sicher möglich ja, aber die 
galvanische Trennung ist laut Aussage meines Kumpels Pflicht, dem ich 
bei der Sache helfen möchte.

von Sebastian S. (amateur)


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Als wir das letzte Mal so etwas gemacht haben, haben wir auf der einen 
Seite konvertiert und dann das digitale Ergebnis, optisch isoliert, zur 
anderen Seite übertragen.
Da kannst Du Dich voll und ganz auf die Konvertierung konzentrieren (>12 
Bit) und die Isolation zu überbrücken ist dann recht trivial.

von Olaf (Gast)


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> Tipps über gute und aktuelle OPs nehme ich gerne an.

Begib auf dich Homepage von Analog, TI, Onsemi und schaue was es da 
gibt.
Lies ausserdem mal "Opamp for everyone" und ein Horrowitz&Hill kann auch 
nicht schaden. Mache dich darueber schlau was Rail2Rail bedeutet, ob du 
es brauchst und wo die Nachteile liegen. Aber da du von 15V redest, 
vielleicht reicht dir ja auch schon ein LM324, auch wenn in den letzten 
20Jahren sicher noch besseres entwickelt wurde.

Olaf

von Schorsch X. (bastelschorsch)


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Vor Jahren hatte ich mit AD204/AD246 16 Kanäle auf einer Europakarte 
isoliert. Sehr gut aber auch sehr teuer. Die Kanäle mussten auch 
untereinander isoliert sein. Dann wird die Spannungsversorgung schon 
sehr aufwändig.

von karadur (Gast)


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Gibt auch fertige Chips. Nennt sich "Isolationsverstärker". z.B. bei TI, 
LT

von minifloat (Gast)


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von hauspapa (Gast)


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Die Analog-Optos sind definitiv nicht mehr zeitgemäss. AMC1300 und seine 
Brüder sind deine Verbündeten.

Wenn Du dazu auch 30 verschiedene Massen/Bezugspotentiale hast viel 
Spass mit der Spannungsversorgung.

Allerdings kann man den Gedanken auf etwas weiter fassen.

In den meisten Fällen wirst Du die Analogsignale auf derselben Masse 
haben und anschliessend Digitalisieren wollen. Es spricht nichts dagegen 
einen AD-Wandler zu spendieren und die Digitalsignale über Koppler zu 
jagen. Das wird gelegentlich Platz und Kostensparender.

Bachelorarbeit?

viel Erfolg
hauspapa

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Olaf.

Olaf schrieb:

> Was es gibt sind aber noch jeweils analoge Uebertrager die Kapazitiv
> oder induktiv funktionieren. Die sind von Analog, TI oder Silabs. Aber
> 15V werden die auch nicht uebertragen. Da wirst du wohl wenigstens noch
> einen OP dahinter brauchen.

Je nachdem was an Isolation gefordert wird, zählt kapazitiv nicht als 
galvanisch getrennt, und induktiv bei Spule auf dem Chip wird es auch 
rein von den Isolationsabständen über z.b. die Anschlusspinne eng.


>
>> > müsste. Als OPs würde ich die LM741 nehmen.
>> NEIN!!! Das ist eine URALTE Gurke! Nimm was halbwegs modernes!

Richtig. Weil sie aber halt in den ganzen alten Beispielschaltungen 
vorkommen, und die Jungs sich nicht soweit davon weg trauen, wollen sie 
erstmal immer alles damit aufbauen.

Letztlich ist aber ein OpAmp eine Prinzipschaltung, und die alten 
Beispiele lassen sich im allgemeinen mit moderneren Bauteilen nachbauen. 
Meistens funktioniert das sogar besser....ok, manche Probleme sind 
anders.


> Aber wie immer ist es mir ein Raetsel wie der Nachwuchs ausgerechnet auf
> den ollen 741er kommt. Haben die in der Unibibliothek immer noch die
> Buecher von 1980 rumstehen?

Genau so ist es. Und da es selbst vom Tieze Schenk nicht genug Exemplare 
in der Uni-Bibliothek gibt, finden auch antiquarische Exemplare ihre 
Nutzer.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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Olaf schrieb:
> Haben die in der Unibibliothek immer noch die
> Buecher von 1980 rumstehen?

Nicht nur das. Ich habe im Praktikum in Tübingen in den 70er Jahren 
einen Versuch mit einem Transistor gemacht, aber 12 mit Röhren. Danach 
hatte ich nie mehr wieder was mit Röhren zu tun. Die Uni hinkt gute 20 
Jahre hinter dem Stand der Technik her, ich glaube nicht dass sich da 
viel geändert hat, Röhren werden allerdings nicht mehr aktuell sein 
(hoffe ich zumindest).

Georg

von Joe (Gast)


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iso 124 wäre auch ne möglichkeit

von Olaf (Gast)


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> Je nachdem was an Isolation gefordert wird, zählt kapazitiv nicht als
> galvanisch getrennt, und induktiv bei Spule auf dem Chip wird es auch
> rein von den Isolationsabständen über z.b. die Anschlusspinne eng.

Wenn etwas hart gefordert ist dann schaut man ins Datenblatt was der 
Hersteller an Zulassungen auf den Tisch legen kann. Und wenn er es nicht 
kann dann geht das Teil eben nicht.
Aber die Adum und ISOs haben in den letzten Jahren richtig Aufwind 
bekommen. Schau dir z.B mal den ISO7041 (fuer digitale Signale!) an. Sie 
gehen also fuer immer mehr Anwendungen. Ich bin mal gespannt wie lange 
es noch Optokoppler gibt.

Olaf

von Peter D. (peda)


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Olaf schrieb:
> Ich bin mal gespannt wie lange
> es noch Optokoppler gibt.

Ein Ende ist nicht abzusehen. Sie sind ja deutlich günstiger, als z.B. 
ein ADUM. Die teuren Spezialkoppler nimmt man nur, wenn es schnell sein 
muß.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Peter D. schrieb:

> Ein Ende ist nicht abzusehen. Sie sind ja deutlich günstiger, als z.B.
> ein ADUM. Die teuren Spezialkoppler nimmt man nur, wenn es schnell sein
> muß.

Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: die Langsamkeit von Optokopplern
erspart Tiefpässe und andere Entstörmassnahmen.

In Extremfällen verwendet man darum auch gerne z.B. Lichtwellenleiter, 
um statische Signale zu übertragen.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Olaf (Gast)


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> Die teuren Spezialkoppler nimmt man nur, wenn es schnell sein muß.

nein. Der ISO den ich angegeben habe ist nicht schnell. Er kommt aber 
mit 10-20uA aus.

Olaf

von Peter D. (peda)


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Olaf schrieb:
> nein. Der ISO den ich angegeben habe ist nicht schnell. Er kommt aber
> mit 10-20uA aus.

Man muß nicht immer alles auf die Goldwaage legen.
Gemeint war, wenn die Anforderungen den deutlich höheren Preis gegenüber 
Optokopplern rechtfertigen.

Mit kapazitiven Kopplern habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, die 
setze ich nicht mehr ein. Die Ausgänge hatten manchmal den falschen 
Pegel, das konnte ich schön mit dem DVM messen. Zum Glück waren die ADUM 
pinkompatibel und funktionierten einwandfrei.

von Olaf (Gast)


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> Gemeint war, wenn die Anforderungen den deutlich höheren Preis gegenüber
> Optokopplern rechtfertigen.

Ich koennte mir vorstellen das der Preis runtergeht weil die Dinger 
jetzt von immer mehr Firmen hergestellt werden.

> Die Ausgänge hatten manchmal den falschen Pegel, das konnte ich schön
> mit dem DVM messen.

Mit welchen denn?

Olaf

von Peter D. (peda)


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Olaf schrieb:
> Mit welchen denn?

Ist schon ein paar Jahre her, dürfte der ISO7741 gewesen sein. 
Aufgefallen ist es, nachdem die ADCs Mumpitz gelesen haben, weil 2 /CS 
gleichzeitig aktiv waren. Die ADCs sitzen auf +60V gegenüber GND 
(DCDC-Wandler).
Ich hab dann von den 10 Platinen die ISOs runtergerissen und durch 
ADUM1401 ersetzt und schon lieferten die ADCs blitzsaubere Messungen.
Natürlich hat man erstmal ewig und 3 Tage in der Firmware rumgesucht, 
warum die /CS gleichzeitig an waren.
Die Ausgänge der ISO waren auch nicht fest auf einem Pegel, sie 
verschluckten nur ab und zu eine Flanke. Wenn man auf der einen Seite 
mit Pullup die Meßstrippe auf GND gelegt hat, ging das DVM am Ausgang 
auch auf 0V und manchmal blieb es auf 5V.

: Bearbeitet durch User
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