Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie ist die Common Mode Spannung bei einem OP definiert?


von Bertram (Gast)


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Hallo,

für einen Transimpedanzverstärker schaue ich gerade wie die ideale 
Versorgung aussehen würde.

Bisher dachte ich die Diagramme im Datenblatt (zB bei AD4530) beziehen 
sich auf die negative Versorgung gegenüber dem OP Eingang. Das passt 
beim 4530 auch, weil das Diagramm nur positive Spannungen enthält.

Beim OPA602 gibt es nun aber auch negative CM Spannungen.

Ein Bezug zu Masse macht meiner Meinung nach keinen Sinn, weil diese 
sich für den OP beim Verschieben der Versorgung ja auch verschiebt.

Wie ist es denn nun richtig?

von M. K. (sylaina)


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Öhm, Common Mode beschreibt das Gleichtakt-Verhalten. Bei einem OP 
bestimmt sich Common Mode Voltage aus dem Mittelwert der Summe der 
Eingangsspannungen

da ists eigentlich völlig gleich ob die negative Versorgungspannung auf 
GND oder -xyz Volt liegt...oder hab ich das grad falsch auf dem Schirm?

: Bearbeitet durch User
von Bertram (Gast)


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Nach Deiner Rechnung würde ja in erster Näherung immer 0 rauskommen.

von Megatroll (Gast)


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Nein. Commonmode bedeutet, die Spannungpegel am Eingang verschieben 
sich. Im Closed loop fall, bedeutet ausser im sowieso ungeeigneten 
Komparator mode ist man immer im Closedloop fall, sind die beiden 
Eingangsspannungen ja gleich...

Commonmode bedeutet zB bei einem Subtrahierer... ich kann beim Plus- 
sowie am Minus Eingang zB Sin(OmegaT) Anlegen und sollte ungeachtet der 
Frequenz auch Null bekommen. Tu ich aber nicht.

von Achim S. (Gast)


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Bertram schrieb:
> Nach Deiner Rechnung würde ja in erster Näherung immer 0
> rauskommen.

Beim TIA ist die common mode Spannung tatsächlich ungefähr gleich 0. Bei 
anderen OPV-Schaltungen (z.B. nicht-inv Verstärker) ist sie das nicht.

https://training.ti.com/ti-precision-labs-op-amps-common-mode-rejection

M. K. schrieb:
> Öhm, Common Mode beschreibt das Gleichtakt-Verhalten. Bei einem OP
> bestimmt sich Common Mode Voltage aus dem Mittelwert der Summe der
> Eingangsspannungen

Ist von der Definition her richtig (der Mittelwert der beiden 
Eingnangsspannungen bezogen auf Masse). Aber trotzdem kann der Bezug zur 
Versorgung wichtig werden. Beim oben genannten OPA602 ist die CMRR als 
Funktion der Gleichtaktspannung mit Bezug auf Masse angegeben.

(Abbildung links unten auf S. 4 von
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/opa602.pdf

Aber das auffällige Verhalten bei +13V bzw. -11V kommt natürlich daher, 
dass da der Abstand zur Versorgung zu klein wird (nicht daher, dass die 
Spannung gegenüber Masse irgendwie einen kritischen Wert erreicht).

Megatroll schrieb:
> Commonmode bedeutet zB bei einem Subtrahierer... ich kann beim Plus-
> sowie am Minus Eingang zB Sin(OmegaT) Anlegen und sollte ungeachtet der
> Frequenz auch Null bekommen. Tu ich aber nicht.

Korrekt: für andere ICs (z.B. Instrumentenverstärker) ist die CMRR viel 
klarer und eindeutiger. Bei OPVs muss man bezüglich CMRR tatsächlich 
etwas genauer hinschauen, was der jeweilige Hersteller mit seiner 
CMRR-Spec meint.

von Bertram (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Beim TIA ist die common mode Spannung tatsächlich ungefähr gleich 0.

Das heißt zB beim 4530 ist es beim TIA egal ob ich mit -2V und 5V 
versorge oder mit +/-5V?

Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.

von Teddy (Gast)


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Megatroll schrieb:
> Nein. Commonmode bedeutet, die Spannungpegel am Eingang
> verschieben sich.

Kannst du das bitte genauer erklären? Wieso sollte das passieren?

von Wolfgang (Gast)


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Bertram schrieb:
> Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.

Du bist phantasielos. Was stört dich daran?

Bei einem als nicht invertierenden Verstärker beschalteten OP wandert 
die Spannung an den Eingängen auch munter im zulässigen Common Mode 
Bereich spazieren.

von Bertram (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Bertram schrieb:
> Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
>
> Du bist phantasielos. Was stört dich daran?
>
> Bei einem als nicht invertierenden Verstärker beschalteten OP wandert
> die Spannung an den Eingängen auch munter im zulässigen Common Mode
> Bereich spazieren.

Mit entsprechenden Auswirkungen auf Eingangsströme usw.

von Megatroll (Gast)


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>Aber das auffällige Verhalten bei +13V bzw. -11V kommt natürlich daher,
dass da der Abstand zur Versorgung zu klein wird (nicht daher, dass die
Spannung gegenüber Masse irgendwie einen kritischen Wert erreicht).

Nun. Ueblicherweise hat ein Standard OpAmp an der negativen Speisung 
eine Stromquelle, heisst Stromspiegel, zum Differenzverstaerker. Ein 
Stromspiegel benoetigt einen gewissen Hub, um auch einen Stromquelle 
sein zu koennen. Je tiefer diese Spannung sein soll, desto naeher an der 
Basisspannung muss gearbeitet werden, desto niederohmiger muss die 
interne Ansteuerung ausgelegt werden, bedeutet Stromaufnahme. Dieser 
Stromquellenhub, scheint um die 3V zu betragen, unterhalb ist es keine 
Stromquelle mehr, sonder ein Schwamm. Der macht irgendwas, ausserhalb 
der Spezifikationen jedenfalls. Der Differenzverstaerker auf der der 
Stromquelle benoetigt Kollektrowiderstaende. Um mit denen nahe an die 
Speisung zu kommen muss wenig Strom fliessen. Dann kann man die 
nachfolgenden Stufen nicht mehr schnell genug treiben, der OpAmp wird 
lahm.

Weitergehend .. bitte den Rail-Rail Opamp studieren. Weshalb hat der die 
Werte, die er hat?

von Megatroll (Gast)


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Ein OpAmp hat 5 Anschluesse. Nicht 3.
Und die negative Speisung ist der Wichtigste. dort ist er am 
Empfindlichsten. Wer sich dort nicht Muehe gibt, hat verloren.

von Achim S. (Gast)


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Bertram schrieb:
> Das heißt zB beim 4530 ist es beim TIA egal ob ich mit -2V und 5V
> versorge oder mit +/-5V?
>
> Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.

Soweit ich im Datenblatt gesehen habe sind alle Parameter gleich 
spezifiziert, solange du mit der common mode Spannung mindestens 1,5V 
Abstand zu den supply rails hältst. Das ist in deinem Zahlenbeispiel der 
Fall. Also: ja, es ist egal.

von Bertram (Gast)


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In den Graphen im AD4530 Datenblatt scheint ein CM Bereich von 1,5 bis 
3V günstig für Offsetspannung und Eingangsstrom zu sein.
Dementsprechend hätte ich gedacht, dass -2V an der negativen Versorgung 
besser wären als -5V. Also wenn man (wie von Megatroll ja auch gut 
beschrieben) die negative Spannung als Referenz sieht).

Nur wie kommt man dann auf die nehativen CM Spannungen im OPA602 
Datenblatt?

von Achim S. (Gast)


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Bertram schrieb:
> In den Graphen im AD4530 Datenblatt scheint ein CM Bereich von 1,5 bis
> 3V günstig für Offsetspannung und Eingangsstrom zu sein.
> Dementsprechend hätte ich gedacht, dass -2V an der negativen Versorgung
> besser wären als -5V.

Die Graphen mit einem bevorzugten CM-Bereich von 1,5V bis 3V gelten für 
eine Versorgung mit 0V und 4,5V. Die eigentliche Aussage der Kurve ist: 
bleib mindestens 1,5V von der jeweiligen Versorgung weg.

Daneben gibt es entsprechende Graphen für eine Versorgung von 0V und 
10V. Dort ist der bevorzugte Bereich 1,5V bis 8,5V. Bei der Versorgung 
mit 0V und 16V ist der bevorzugte Bereich von 1,5V bis 14,5V. In all 
diesen Graphen ist die eigentliche Aussage: sobald du 1,5V (oder mehr) 
von der jeweiligen Versorgung weg bist, ist alles gut.

Deswegen bleibt es dabei: in deinem Zahlenbeispiel ist es egal, ob -2V 
oder -5V an der negativen Versorgung liegen.

von Achim S. (Gast)


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Bertram schrieb:
> Nur wie kommt man dann auf die nehativen CM Spannungen im OPA602
> Datenblatt?

Die sind für den Fall angegeben, dass der OPA602 z.B. mit -15V und +15V 
versorgt wird. Würdest du ihn mit 0V und +15V versorgen, dann wäre der 
erlaubte CM-Bereich vollständig bei positiven Spannungen.

von Michel M. (elec-deniel)


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wäre einfacher mit LTspice gezeigt .... :-)
https://www.youtube.com/watch?v=SIiBOyNDxhk

von M. K. (sylaina)


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Bertram schrieb:
> Nur wie kommt man dann auf die nehativen CM Spannungen im OPA602
> Datenblatt?

Ich hab hier nur überflogen: Kann es sein, dass hier einige die Common 
Mode Voltage mit der Common Mode Input Range bzw. der Common Mode 
Rejection Ratio verwechselt wird?

Beitrag #5901960 wurde vom Autor gelöscht.
von Bertram (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Die eigentliche Aussage der Kurve ist:
> bleib mindestens 1,5V von der jeweiligen Versorgung weg.

Vielen Dank!

Ich dachte wirklich, es gibt einen Versorgungsbereich, der besonders 
günstig ist und nicht, dass es nur am Abstand zu den Rails liegt. Bei 
vielen Präzisonsbuffern sieht man ja auch eine Bootstrapversorgung, 
damit der OP immer gleiche Verhältnisse sieht.

von Jakob (Gast)


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Ein OP verstärkt die DIFFERENZ zwischen + und - Eingang.
Dazu muss aber die Eingangsschaltung des OP in der Lage sein,
die Eingangsspannungen proportional zu erfassen.

Beim Großteil aller OPs geht das nur, wenn die Eingangsspannungen
im Bereich zwischen
negativer Versorgungsspannung + 1,5 V und
positiver Versorgungsspannung - 1,5 V liegen.

Ein OP mit U+ = 3,5 V und U- = 0 V ist da recht eingeengt:
1,5 V ... 2,0 V

Daher ist es ein Auswahlkriterium (und auch ein Grund, höhere
Preise zu verlangen), wenn der Bereich korrekt ausgewerteter
Eingangsspannungen größer ist.

von Wolfgang (Gast)


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Jakob schrieb:
> Ein OP verstärkt die DIFFERENZ zwischen + und - Eingang.

Nicht nur, sonst könnte man sich die Angabe zum Common Mode Rejection 
Ratio sparen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Wolfgang schrieb:
> Jakob schrieb:
>> Ein OP verstärkt die DIFFERENZ zwischen + und - Eingang.
>
> Nicht nur, sonst könnte man sich die Angabe zum Common Mode Rejection
> Ratio sparen.

Wobei ich mich auch frage, wie man das praktisch mißt. Beide 
OPV-Eingänge verbinden, eine Spannung anlegen und auf den Ausgang 
schauen bringts ja nicht. Leerlaufverstärkung × Offsetspannung bringen 
den OPV-Ausgang bei verbundenen Eingängen zuverlässig entweder an den 
negativen oder an den positiven Anschlag. Vollkommen unabhängig von 
einer etwa anliegenden common mode Spannung.

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