Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fragen zu NFC Antennenabstimmung


von Pius W. (piusw)


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Hallo Zusammen

Ich beschäftige mich aktuell mit dem Bau eines RFID-Lesers für 13.56Mhz 
(ISO14443 und ISO15693 und NFC). Ich bin jedoch mitlerweilen auf einen 
relativ paradoxen Teil gestossen.

In diversen Datenblättern von Chipherstellern wird die Abstimmung der 
Antenne beschreiben und als relativ kompliziert und aufwendig 
beschreiben. Was ich jedoch nicht verstehe, ist warum immer ein ganz 
präziser Wert angefahren wird.

Ich versuche hier kurz zu erklären was ich nicht verstehe:


Der Leser-IC meiner Wahl (NXP CLRC663) kann eine maximale leistung von 
300mA abgeben, somit ist der kleinst mögliche erzielte "Rmatch" also 
3.3V/300mA= ~10 ohm

In einer Application Note eines ähnlichen Lesers steht man solle Rmatch 
so wählen das es für die Anwendung passt empfohlen wird dann z.b.

20-25Ohm for maximum power transfer
50-80Ohm for low power applications (battery powered applications).

Diese Aussage gibt mir zu verstehen, das ein Transponder immer gelesen 
werden kann, wenn Rmatch im Bereich zwischen 20 und 80Ohm ist, nur die 
Lesedistanz wird bedeutend schlechter.

Faktisch gesehen ist Rmatch somit für das matching nur entscheidend um 
den Strom zu begrenzen. Geht man davon aus das eine Anwendung z.b. per 
Netzteil betrieben wird, ist es ja irrelevant z.b. für eine Gute 
Lesedistanz Rmatch 30Ohm sein sollte, aber der tatsächliche wert z.b. 
23Ohm ist. Alles was unter 30 Ohm ist braucht ja nicht korrigiert 
werden, da es schon "besser" ist.

Ist diese Annahme korrekt?


Der Zeite Punkt ist Q. Hier gibt es eine Tabelle für welchen Leseprozess 
bzw. welche Datenrate welcher Q benötigt wird. Für Mifare sollte Q 
kleiner 30 sein, und für schnellen NFC Transfert unter 10. Möchte man 
jetzt z.b. nur Mifare lesen, und die Antenne hat z.b. einen Q von 
15,1235 kann dieser Wert ja auch ignoriert werden, da die Antenne 
bereits besser ist.



Nun kommt mein eigentlicher paradoxer Punkt.

In einer AN von NXP wird eine falsche Abstimmung (Rmatch 23.75 Ohm) und 
eine korrigierte (Rmatch = 25.57) gezeigt. Ich gehe davon aus das man 
25Ohm zu treffen versuchte.

Rechnet man das nach:

3.3V / 25Ohm = 132mA
3.3V / 25.57Ohm = 129mA
3.3V / 23.75Ohm = 138mA

Der Unterschied ist also alles andere als bedeutend. Hätte man jetz von 
10Ohm auf 25Ohm korrigiert, wäre ich einverstanden, aber bei so wenig 
unterschied?

Nun ist meine Frage, ob dies allenfalls ein Thema ist was "zu heiss" 
gekocht wird oder einfach nur schlechte Beispiele verwendet.

Bei meinem Prototyp wollte ich einen Q von 20 und Rmtach von 20Ohm 
erzielen. Mit einem Excel-Tool von NXP habe ich die Werte berechent und 
den jeweils nächsten E wert verbaut. Ergebnis Q= ~18, Rmatch= 22.4Ohm.

-> Funktionstest erfolgreich, Transponder können mit einer guten Distanz 
gelesen werden.

Macht es also Sinn hier nochmals zu korrigieren und mit mehreren C's 
einen nicht E-Wert zusammen zu bauen? Meiner Meinung nach nicht. Jedoch 
verstehe ich dann nicht wieso die AN's immer so ein Hexenwerk daraus 
machen.


Kann mir jemand zu dem Thema weiterhelfen?


P.S. Hat jemand einen Link oder ähnlich wo ich nachlesen kann was das 
überall gezeigte S11 Smith Diagram eigentlich anzeigt? Bzw. wieso dies 
genutzt wird? Alle Werte für die NFC Matching kommte ich auch aus dem 
VNA auslesen, ohne das S11 anzuzeigen? Mich würde es allgemein 
Interessieren wie dieses Diagaram "funktionier" also auch abgesehen von 
NFC


Vielen Dank für eure Hilfe :)

Gruss
Pius

von Günter Lenz (Gast)


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Pius W. schrieb:
>kann eine maximale leistung von
>300mA abgeben,

Die Maßeinheit für die Leistung ist Watt (W oder mW),
mA oder A ist die Maßeinheit für den elektrischen Strom.
Leistung ist Spannung mal Strom, P = U * I

>Kann mir jemand zu dem Thema weiterhelfen?

Das Zauberwort heißt Leistungsanpassung. Um möglichst
viel Leistung in eine Antenne hinein zubekommen sollte
Leistungsanpassung angestrebt werden. Wenn die Quelle
und der Verbraucher die gleiche Impedanz, also Sender
und Antenne gleiche Impedanz haben wird die maximal
mögliche Leistung übertragen, es herscht dann
Leistungsanpassung. Wenn nicht, wird eben weniger
Leistung übertragen und die Reichweite verringert sich.
Wenn bei Sender und Antenne die Impedanz nicht gleich
ist, aber man möchte Leistungsanpassung haben, dann
muß man eben irgendwie transformieren.

von Pius W. (piusw)


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Günter Lenz schrieb:
> Die Maßeinheit für die Leistung ist Watt (W oder mW),
> mA oder A ist die Maßeinheit für den elektrischen Strom.
> Leistung ist Spannung mal Strom, P = U * I

Das ist natürlich korrekt, entschuldige. Ich meinte natürlich den 
maximalen Strom (und die daraus resultierende Leistung).



>>Kann mir jemand zu dem Thema weiterhelfen?
>
> Das Zauberwort heißt Leistungsanpassung. Um möglichst
> viel Leistung in eine Antenne hinein zubekommen sollte
> Leistungsanpassung angestrebt werden. Wenn die Quelle
> und der Verbraucher die gleiche Impedanz, also Sender
> und Antenne gleiche Impedanz haben wird die maximal
> mögliche Leistung übertragen, es herscht dann
> Leistungsanpassung. Wenn nicht, wird eben weniger
> Leistung übertragen und die Reichweite verringert sich.
> Wenn bei Sender und Antenne die Impedanz nicht gleich
> ist, aber man möchte Leistungsanpassung haben, dann
> muß man eben irgendwie transformieren.

Nunja, soweit ich mitbekommen habe, ist es bei NFC auch im Entferntesten 
Sinn ein Transformator. Es ist nicht so wie z.b. bei Lora oder Wifi das 
nur Daten übertragen werden, und somit auf dem "übertragenen Signal" 
keine Leistung benötigt wird, sondern es muss ja genügend Leistung 
gesendet werden, das der Empfänger überhaupt Energie bekommt. Bei den 
meisten anderen Funktechnologien sind die Empfänger ja mit Energie 
versorgt, bei NFC nicht. Im weitestens Sinn ist NFC also eine Art 
transformator.

Das mit der Impedanz verstehe ich nicht. Diese wird ja bewusst gewählt 
(also zwischen 20 und 80Ohm) es ist ja nicht so das z.b. vorgeschrieben 
wird, das eine Antenne 50Ohm haben soll. Darum ist es mir auch nicht 
ganz logisch wo nun der Unterschied von wenigen mA bzw. Ohm eine Rolle 
spielen.

Ich werde den gedanken nicht los, das weder die Impedanz noch der Q 
Faktor eine bedeutende Aussage über die Qualität der Sendeeinheit 
aussagen.

von Günter Lenz (Gast)


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Pius W. schrieb:
>Das mit der Impedanz verstehe ich nicht. Diese wird ja bewusst gewählt
>(also zwischen 20 und 80Ohm) es ist ja nicht so das z.b. vorgeschrieben
>wird, das eine Antenne 50Ohm haben soll. Darum ist es mir auch nicht
>ganz logisch wo nun der Unterschied von wenigen mA bzw. Ohm eine Rolle
>spielen.

Schau mal hier:

https://www.youtube.com/watch?v=BJLlXUD6CsM

Pius W.

von Günter Lenz (Gast)


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Es ist ja nicht so, daß bei einer Fehlanpassung
gar keine Leistung übertragen wird, sondern nur
entsprechend der Fehlanpassung weniger.
Wenn der Sender 50 Ohm Impedanz hat und die
Antenne 80 Ohm, ist daß eine geringe Fehlanpassung,
hat die Antenne vielleicht 600 Ohm ist daß schon
eine große Fehlanpassung. Hat der Sender 600 Ohm
und die Antenne auch, ist daß eine Leistungsanpassung.

von Pius W. (piusw)


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Das Video ist sehr interessant, jedoch frage ich mich, ob das auf den 
NFC-Reader so zutrifft. Grundsätzlich "schaltet" der Leser die Energie 
doch nur zur Antenne durch. Die Limitierung des  Stroms entsteht nur aus 
den verwendeten Treiber und die entstehende Abwärme. Der Treiber kann ja 
nur nicht mehr liefern weil er sonst kaputt geht, nicht wie z.b. eine 
Spannungsquelle die nur begrenzt Energie liefert.

Eine Antenne mit 80Ohm belastet den Treiber halt weniger als eine mit 
20Ohm.

Was doch viel wichtiger Wäre, das die Antenne die richtige Freuqenz hat, 
auf dieses Thema wird aber in keinem Datenblatt eingegangen. Also der 
Return Loss müsste doch bei 13.56MhZ möglichst gross sein. Dieser 
Parameter wäre doch wichtiger als ob die Impedanz nun 23.5 oder 25 Ohm 
ist.

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