Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Flachspule Induktion


von Dave (Gast)


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Hallo

Bei diesem Projekt geht es nicht direkt um maximale Effizienz oder 
absolute Genauigkeit sondern in erster Linie um die Machbarkeit bzw. um 
die Entwicklung eines Prototypen der die Kernanforderungen erfüllt

Die Aufgabenstellung lautet wie folgt:

- Kleine metallene längliche (zwischen ~ 0.5-2cm lang und max. 1mm breit 
und hoch) Gegenstände (zB. kleinste Nägel oder Klammern) sollen 
möglichst schnell(1-3s) auf mindestens 4°C (aber nicht über 100°C 
absolut) über der Umgebungstemperatur (~20-35°C) erwärmt werden (alles 
außer den Metallgegenständen soll sich möglichst, bis auf die 
unvermeidbar abstrahlende Wärme der Metallgegestände selbst, nicht 
erwärmt werden).

- Die Gegenstände liegen auf einem isolierenden Material auf (Blatt 
Papier, Kunststoffplatte etc, Stärke von 1-5mm, temperaturunempfindlich 
bis mindestens 120°C ).

- Man kann sich vorstellen dass auf einem Endlosband (feste Breite von ~ 
30 cm) permanent neue zu erwärmende Stücke einfahren (mal aber auch 
zeitweise keine Metallstücke auf dem Endlosband liegen).

- Der erwärmende Effekt soll auf einer Länge von ca. 10 cm eintreten (so 
schnell wie möglich, Laufgeschwindigkeit des Endlosband kann angepasst 
werden, ~ max 10 Werkstücke gleichzeitig in dieser Fläche).

(siehe Skizze a)

-Dies soll per Induktion über eine (oder mehrere?) Flachspulen 
entstehen.
(Es sollte wenn möglich ab einer Höhe von 10cm keine etwaige Induktion 
an Metallstücken erfolgen da in dieser Höhe Sensoren sitzen werden)

- Das System soll einige Stunden am Stück im Dauereinsatz laufen können



Aktueller Stand:

Ich verfüge zwar über ein Basiswissen in Elektrotechnik kenne mich 
jedoch im speziellen im Bereich der Induktion und allem was dazu gehört 
kaum aus.

Zur Verfügung steht ein "ZVS 1000W Niederspannung Induktion Heizung 
Board Modul Flyback Treiber S0Q5" sowie Kupferdrähte in verschiedener 
Stärken und ein Netzgerät (bis 31V). Weitere Anschaffungen sind möglich

Ich habe bereits von Hand mit einem 1,7mm starken Kupferdraht eine 
Flach/Spiralspule mit 8 Windungen gewickelt die jedoch sehr grob 
ausgefallen ist: nicht ganz rund und mit unregelmäßigem Abstand zwischen 
den Windungen und die, da sie nicht auf einem Träger fixiert ist, nicht 
ganz gleichmäßig flach ist.

Diese Spule funktioniert in sofern, dass sie die Werkstücke in 
ausreichender Zeit, zu den gegebenen Bedingungen, ausreichend erhitzt.

Probleme/Fragestellung:

- Durch die nicht ganz flache Form erhitzt sich die Spule selbst 
ungewollt selbst an den nicht flachen Stellen -> professionellere Spule 
nötig (?) -> wo kann man Flach/Spiralspulen in dieser Größenordnung 
kaufen ? Habe erstaunlich wenig dazu gefunden ; Macht es Sinn eine 
geeignete Spule vllt doch selber zu drehen (aufkleben, selber isolieren 
etc) ?

- Die Anbindung zum inneren der Spule erhitzt sich ungewollt da sie 
stets im magnetischen Feld liegt und sich wie ein Werkstück verhält 
(siehe Skizze b, rot hervorgehoben) -> Wie kann man dies minimieren oder 
vermeiden (Die Stromzufuhr über einzelne dünne Fasern leiten [erhitzt 
sich vllt durch den größeren Widerstand?], die Stromleitung in einem 
bestimmten Winkel zur Spule abführen o.ä.? (wie wird dies zB bei 
Induktionskochfeldern realisiert?)

- Welche Spulenform (Windungsanzahl, Stärke, Abstand zwischen den 
Windungen etc) wäre vllt besser für das Vorhaben geeignet?

- In Wicklungsrichtung liegende Werkstücke werden kaum erwärmt -> Andere 
Spulenform besser, evtl. mehrere Spulen verwenden (ineinander, 
übereinander oder hintereinander?)


Ich weiß dass es bei diesem Projekt viele Baustellen gibt und erhoffe 
mir weitere Anregungen und Kritik an dem Plan um einen funktionierenden 
Prototypen bauen zu können.

Falls Informationen oder Angaben fehlen werde ich diese natürlich 
ergänzen.


Gruß

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Vom Schrott eine tote Induktionsplatte? Selbst neu kosten die nur 30€.

von Dave (Gast)


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Im Prinzip ne gute Idee. Dort stellen sich eben nun die Fragen: Kann ich 
die Flachspule einfach ausbauen und dirket an meine Schaltung 
anschließen. Ich befürchte nicht jede Dimensionierung ist für mein 
Vorhaben oder die Schaltung geeignet ? Wodrauf gilt es bei der Spule 
oder Wiederverwendung solcher Komponenten zu achten?

Ich überlegte auch einfach eine günstige Infuktionskochplatte zu 
erwerben und diese zu nutzen wobei meines Wissens nach diese 
Schutzschaltungen haben die verhindern würden das einzelne so kleine 
Stücke erwärmt werden würden da dann die Platte gar nicht erst angeht da 
sie eine große Metallfläche (Topf) erwartet

von GEKU (Gast)


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Dave schrieb:
> Kann ich die Flachspule einfach ausbauen und dirket an meine Schaltung
> anschließen

Anschließen Ja, funktionieren Nein.

üblicherweise arbeiten Induktionskochfeld er mit Wechselstrom mit einer 
Frequenz zwischen 25kHz und 50Hz.  Bei 50Hz erwärmt sich nur die Spule.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Induktionskochfeld

von Davy Jones (Gast)


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Dave schrieb:
> Ich befürchte nicht jede Dimensionierung ist für mein
> Vorhaben oder die Schaltung geeignet ?

Da hast du Recht. Diese Flachspulen sind von der Induktion her auf die 
Kochplatten-Elektronik abgestimmt. Außerdem sind an der Rückseite 
spezielle Ferrite verklebt, deren Daten man nicht kennt. Diese können 
bei falscher Frequenz eine Menge Energie aus dem Schwingkreis ziehen, im 
Extremfall sogar zu rauchen beginnen.

von Dave (Gast)


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GEKU schrieb:
> Dave schrieb:
>> Kann ich die Flachspule einfach ausbauen und dirket an meine Schaltung
>> anschließen
>
> Anschließen Ja, funktionieren Nein.
>
> üblicherweise arbeiten Induktionskochfeld er mit Wechselstrom mit einer
> Frequenz zwischen 25kHz und 50Hz.  Bei 50Hz erwärmt sich nur die Spule.
>
> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Induktionskochfeld


Welche Windungsanzahl welcher Drahtstärken kommt dann für meine 
Schaltung überhaupt in Frage ? (Ich werde morgen mall die Frequenz der 
Wechselspannung messen die die Schaltung ausgibt). Vorallem frage ich 
mich wie die Erwärmung der Zuleitung (siehe Skizze b, rot) vermieden 
werden kann ohne aktiv Kühlen zu müssen...

von Dave (Gast)


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Davy Jones schrieb:
> Dave schrieb:
>> Ich befürchte nicht jede Dimensionierung ist für mein
>> Vorhaben oder die Schaltung geeignet ?
>
> Da hast du Recht. Diese Flachspulen sind von der Induktion her auf die
> Kochplatten-Elektronik abgestimmt. Außerdem sind an der Rückseite
> spezielle Ferrite verklebt, deren Daten man nicht kennt. Diese können
> bei falscher Frequenz eine Menge Energie aus dem Schwingkreis ziehen, im
> Extremfall sogar zu rauchen beginnen.

Was wäre denn bei den Anforderungen eine angemessene Flachspule bzw. 
welche Schaltungs oder Spulenbedingungen müssen gelten um recht kleine 
und schmale Stücke zu erwärmen?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Na ich dachte du nimmst einfach die Flachspule aus der Induktionsplatte. 
Von den Halbleitern kann man bestimmt auch was brauchen.

Spezielle Spulen kann man fertig kaufen, aber wird bestimmt teurer. Muß 
ja speziell gewebte Litze sein.

von No Y. (noy)


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PCB Spule?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was soll so eine Spiralspule ? Die mag ja gut sein fuer Pfannen drauf.
Fuer ein Foerderband wuerde ich eher auf eine Rechteckige gehen.

von Dave (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Na ich dachte du nimmst einfach die Flachspule aus der
> Induktionsplatte.
> Von den Halbleitern kann man bestimmt auch was brauchen.
>
> Spezielle Spulen kann man fertig kaufen, aber wird bestimmt teurer. Muß
> ja speziell gewebte Litze sein.

Kennst du zufällig ein paar potentielle Anbieter dafür (wurde bisher 
nicht zufriedenstellend fündig) und hast du evtl eine Idee für die 
Dimensionierung der nötigen Spule?


No Y. schrieb:
> PCB Spule?

Meinst du dass eine solche Spule (z.B. auf eine Platine geätzt, 
korrekt?) die nötige Stromstärke verträgt um ein ausreichend starkes 
Feld zu erzeugen ohne sich selbst zu stark zu erwärmen (kann das leider 
selber kaum abschätzen)? Wo könnte man solche Spulen beziehen?


Bonzo N. schrieb:
> Was soll so eine Spiralspule ? Die mag ja gut sein fuer Pfannen
> drauf.
> Fuer ein Foerderband wuerde ich eher auf eine Rechteckige gehen.

Ich konnte beobachten dass ein näherungsweise in Wicklungsrichtung 
liegendes gerades Werkstück sich im Verhältnis z.B. zu einem dazu 90° 
gedreht liegenden Werkstückes kaum erhitzt. Dadurch dass die runde Spule 
eine Krümmung hat und sich das "Förderband" bewegt, das Werkstück somit 
nie ganz gerade in Wicklungsrichtung liegen kann, wird dieser Effekt 
etwas kompensiert ist aber nach wie vor präsent und sollte vermieden 
werden (dazu evtl eine Idee ? mehrere Spulen übereinander vllt?). Ich 
befürchte der Effekt würde bei einer rechteckigen Spule viel stärker zum 
tragen kommen oder?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Die PCB Spüle wird nicht funktionieren, da Leiterabstände zu groß und 
FR4 ab 100 Grad sich langsam verabschiedet.

Ich kenn auch nur Google, sorry. Aber immerhin wissen wir nun, es ist 
kommerziell.

von GEKU (Gast)


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Dave schrieb:
> Welche Windungsanzahl welcher Drahtstärken kommt dann für meine
> Schaltung überhaupt in Frage ? (Ich werde morgen mall die Frequenz der
> Wechselspannung messen die die Schaltung ausgibt). Vorallem frage ich
> mich wie die Erwärmung der Zuleitung (siehe Skizze b, rot) vermieden
> werden kann ohne aktiv Kühlen zu müssen...

Die Wirbelstromverluste nehmen mit der Frequenz zu. Siehe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenverluste

Außerdem kann man Spulen mit weniger Induktivität verwenden, dass 
bedeutet weniger Windungen.

von Werner H. (werner45)


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Die verwendete Frequenz ist jedenfalls das wichtigste, sie ist aber 
nicht frei wählbar. Erlaubt sind nur die ISM-Bänder. Zum Metallerhitzen 
werden fast nur 13,55 und 27,12 MHz verwendet. Die Arbeitsspule ist 
immer Teil eines abgestimmten Schwingkreises. Der Abgleich erfolgt bei 
vorgegebener Spule mit Kondensatoren.
Zwischen Sender und Lastspule muß ein automatisches Pi-Filter gegen 
Fehlanpassung des Senders (sonst dort Überspannung) geschaltet werden. 
Dessen beide motorisch angetriebenen Drehkos werden von der Größe der 
gemessenen Phase und Amplitude verstellt.
Bei schnellen Lastwechseln (Förderband) hat man mit manueller 
Verstellung keinerlei Chance, außer der Sender ist stark überlastbar.

Gruß - Werner

von Dave (Gast)


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Die gegebene Schaltung erzeugt bei einer Flach(ring)spule (1,7mm Stärke, 
8 Windungen) eine Ausgangsfrequenz von ca. 157kHz bei ca. 1,2V. Bei 
einer Zylinderspule (2,0 mm Stärke, 10 Windungen) ca 200kHz bei ca. 
1,0V.

Auch wenn man die Parameter fein auf die Situation abstimmen müsste... 
kann man dennoch grob abschätzen wieviele Windungen bei welcher 
Drahtstärke ausreichend sein sollten um Metallstücke (gegebener Größe) 
in 1-2 cm Abstand zu erwärmen und dabei möglichst die Selbsterwärmung 
der Zuleitung und/oder das nicht/kaum Erwärmen von in Wicklungsrichtung 
liegenden Stücken vermieden werden kann bzw. es stabiler und effizienter 
funktioniert. Per Try&Error ohne das nötige Fachwissen Spulenvariationen 
zu drehen und zu testen ist sehr mühsam und von mäßigem Erfolg gekrönt.

Ein paar begründete Schätzungen sind alles was ich erwarten kann bei 
diesen Angaben aber das würde mir schon weiterhelfen.

Gruß

von Dave (Gast)


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Ergänzend: Eingangsspannung der Schaltung 30V (1,2 bzw. 1,0 V bezieht 
sich auf die gemessene Wechselspannung am Ausgang)

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