Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Viskoses Öl gesucht für Endlosdrehregler


von Christian (Gast)


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Lieben Gruß in die Runde,

ich nutze für diverse MIDI Projekte Endlosdrehregler / Encoder.
Ich habe mittlerweile alles bestellt was Mouser am Lager hat und nichts 
entspricht dem, was ich suche. Ich möchte einen schön schwergängigen 
Encoder ohne Rasterung. Also als ob man ein gutes Potentiometer in den 
Fingern hält.

Daher kam mir die Idee die Encoder zu öffnen und mit einem viskosen Öl 
zu arbeiten.

Jetzt ist hier die Frage, ob der Plan funktionieren kann und falls ja 
welches Öl dafür in Frage käme.

Hat jemand einen Tipp für mich?

LG
Christian

von Walter T. (nicolas)


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HPRG-ASCA #54R

Nichts zu danken.

von Christian (Gast)


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Danke. Aber danach habe ich nicht gesucht. Da ich 10stk brauche, ist das 
keine Option.

von Georg A. (georga)


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Silikonöl mit 10000cst ist schon sehr zäh (in etwa Honig). Das in der 
Achse sollte schon für eine gute und definierte Schwergängigkeit sorgen. 
Ich weiss nur nicht, wo es das in Kleinmengen ala 100ml gibt. Mit den 
üblichen 500-1000ml wirst du mehrere Jahrzehnte auskommen ;)

von Christian (Gast)


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von Tobias P. (hubertus)


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Ich würde kein Silikonöl nehmen. Ich habe mal gelesen, dass selbst sehr 
viskoses Silikonöl die Eigenschaft hat, in Kontakte usw. hinein zu 
kriechen. Im Servicemanual eines meiner HP Signalgeneratoren steht sogar 
explizit drin, dass man für die HF-Teile keine silikonölhaltige 
Wärmeleitpaste verwenden soll, da diese durch die kleinsten Ritzen in 
die Gehäuse hinein kriecht.

ABER: für optische Geräte, z.B. Feldstecher oder Objektive von Kameras 
verwendet man eine Art Fett. Dadurch lässt sich das Objektiv ruckelfrei 
bewegen und gleitet gut, aber klebt dann doch wieder so stark, dass es 
sich nicht von alleine zu sehr verstellt. Dieses Fett ist wie eine 
Mischung aus einem Harz und einem normalen Fett. Nennt sich 
Instrumentenfett. Es hat, ähnlich wie Wärmeleitpaste, die Eigenschaft, 
sehr an T-Shirts und Fingern zu kleben, egal wie vorsichtig man damit 
arbeitet :-)

Das Fett kriecht nicht und dünstet nicht aus, weil man beide 
Eigenschaften bei optischen Geräten ja auch nicht haben will. Also ist 
es auch ideal geeignet für Drehgeber.

Grüsse
Tobias

von 2 Cent (Gast)


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Christian schrieb:
> als ob man ein gutes Potentiometer in den
> Fingern hält
Vaseline

von F. F. (foldi)


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Christian schrieb:
> Hat jemand einen Tipp für mich?

Wir haben an einigen Fahrzeugen einen Klemmring. Damit kann man die 
Lenkung so einstellen, dass das so schwergängig ist, dass die Lenkung 
nicht "flattert" und es noch so leicht ist, dass es für den Fahrer 
angenehm ist.
Sollte dir nichts anders einfallen, einfach die Welle bremsen.

von Christian (Gast)


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"einfach die Welle bremsen."

Aber wie genau? :-)

Instrumentenfett checke ich mal aus!

von F. F. (foldi)


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Habe ich das nicht geschrieben?
Auf der Welle eine Klemme anbringen.
Einfach nach "Klemmring" suchen.

von Kurt A. (hobbyst)


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Christian schrieb:
> Encoder ohne Rasterung.

Wie willst du die genaue Schaltposition finden?
Schau dir die Funktion eines Encoders an. Der braucht die Rasterung um 
die genaue Schaltposition zu bestimmen. Durch ausgeklügelte Technik kann 
beim Encoder auch die Drehrichtung ausgelesen werden.
Encoder ohne Rastung kann nicht funktionieren.

von Tobias P. (hubertus)


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Kurt A. schrieb:
> Christian schrieb:
>> Encoder ohne Rasterung.
>
> Wie willst du die genaue Schaltposition finden?
> Schau dir die Funktion eines Encoders an. Der braucht die Rasterung um
> die genaue Schaltposition zu bestimmen. Durch ausgeklügelte Technik kann
> beim Encoder auch die Drehrichtung ausgelesen werden.
> Encoder ohne Rastung kann nicht funktionieren.

NEIN! Das ist so falsch, dass man das nicht unkommentiert hier stehen 
lassen darf. Warum nur wird über das Thema Drehgeber so viel Mist 
erzählt?

Es gibt primär 2 Applikationen von Drehgebern, dabei kann es sich sowohl 
um inkrementelle Drehgeber mit A/B-Signalen oder um absolute Drehgeber 
handeln.

a) als Sensor bei Antrieben. In diesem Fall kann ein inkrementeller 
Drehgeber verwendet werden, wenn man die Initialposition z.B. über ein 
Indexsignal (Endanschlag von einer Achse oder ähnliches) bestimmt. Dank 
der "ausgeklügelten Technik" kann man durch mitzählen der Zustände der 
Drehgebersignale zu jedem Zeitpunkt die Position der Achse kennen. Hier 
sind keine Rastungen nötig, da die exakte Position von der Maschine 
vorgegeben ist und darauf geregtlt wird.

b) als Eingabeelement, wie vom TO verwendet. Hierbei hat man i.d.R. ein 
Feedback, also z.B. eine Anzeige, die den mit dem Drehgeber 
eingestellten Wert anzeigt, oder eine andere Art von Feedback, z.B. wenn 
der Drehgeber zur Einstellung der Lautstärke einer Stereoanlage 
verwendet wird. Auch in diesem Fall sind keine Rastungen nötig, da man 
im letzten Fall keinen exakten Wert benötigt und im ersten Fall den Wert 
ablesen kann.

Die Applikation a) aussen vor gelassen, kann man zwei Bauarten von 
Drehgebern unterscheiden. Diejenigen, welche billig sein sollen, haben 
demnach oft nur eine geringe Auflösung, z.B. 32 Schritte pro Umdrehung. 
Hier kann es Sinn machen, eine Rastung zu haben, damit beim 
versehentlichen Berühren des Drehgebers der eingestellte Wert nicht zu 
stark verändert wird. Wären keine Rastungen vorhanden, dann könnte man 
bei einem versehentlichen Abrutschen mit der Hand z.B. den Drehgeber um 
1/32 oder mehr verstellen, was durchaus signifikant sein kann. Die 
Rastungen bei dieser Bauart kommen oft durch eine Art "Zahnrad" 
zustande, das bei Kontakten einrastet und diese in der richtigen Abfolge 
öffnet und schliesst, die Rastungen sind also auch teilweise 
bauartbedingt.

Dann gibt es noch die teurere Variante mit höherer Auflösung, welche 
z.B. auch HP in ihren alten Messgeräten verwendet hat (siehe Anhang). 
Ein beispielhafter Aufbau eines solchen Gebers ist hier

http://hparchive.com/hp3577a_knob_repair

ersichtlich. Da hier die Auflösung sehr gross ist, kann eine 
versehentliche Berührung des Drehgebers den Wert i.d.R. nur wenig 
verändern und damit sind Rastungen nicht erforderlich. Die 
Drehgeberfunktionalität wird allein durch die Glasplatte mit 
aufgedrucktem Muster realisiert und die Inkremente entstehen durch 
Beleuchtung/Verdunkelung von Photodioden oder -transistoren. Wieso also 
sollen da Rastungen notwendig sein?

Ich habe hier grade 2 Drehgeber auf dem Tisch liegen. Das eine ist ein 
Bourns-Drehgeber welcher für Frontplatteneinbau in Schalttafeln gedacht 
ist. Der Drehgeber hat 100 Schritte pro Umdrehung und keine Rastungen, 
man hört und fühlt sie nicht. Dafür ist er mit Instrumentenfett (oder 
etwas ähnlichem) gefüllt, da es ein bisschen Kraft braucht, um daran zu 
drehen.
Der andere Drehgeber ist von einer Werkzeugmaschine und hat weder 
Rastungen noch Instrumentenfett. Wenn man ihn anschubst, dreht er von 
selbst ein bisschen weiter, weil die Lager so gut laufen.

Du siehst also, man braucht keine Rastungen, und die Auswertung 
jeglicher inkrementeller Drehgeber muss unter Berücksichtigung der 
kompletten Zustandsübergänge der AB-Signale erfolgen, man benötigt also 
z.B. einen Zustandsautomaten. Lösungen mit Interrupt auf A und 
Pegelauswertung von B oder ähnliches sind Murks, weil sie unzuverlässig 
und nicht deterministisch sind oder beim Pendeln des Gebers zu falschen 
Ergebnissen führen.


Es gibt aber eigentlich keinen richtig wichtigen Grund, weshalb man für 
manuelle Eingaben Drehgeber mit oder ohne Rastungen will; es sind nur 
haptische Überlegungen. Ohne Rastungen hat man halt mehr das Feeling von 
einem Poti, ohne die ganzen Nachteile (rauschen, kratzen, 
Wackelkontakt). Mit Rastungen merkt man sehr deutlich, dass etwas 
umgeschaltet wird. Je nach Applikation kann das eine oder andere 
erwünscht oder vorteilhaft sein.

von Kurt A. (hobbyst)


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Tobias P. schrieb:
> Warum nur wird über das Thema Drehgeber so viel Mist
> erzählt?

Danke für die Erklärung. Wieder etwas dazugelernt.

von Tobias P. (hubertus)


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Kurt A. schrieb:
> Tobias P. schrieb:
>> Warum nur wird über das Thema Drehgeber so viel Mist
>> erzählt?
>
> Danke für die Erklärung. Wieder etwas dazugelernt.

keine Ursache. Selbst in Datenblättern von Bourns zu ihren eigenen 
Drehgebern stehen manchmal Fehlinfos drin.
Das Thema Drehgeber triggert mich einfach :-)

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Dein gesuchtes Öl heisst "Fett".

Christian schrieb:
> Danke. Aber danach habe ich nicht gesucht. Da ich 10stk brauche, ist das
> keine Option.

Warum, Mouser verkauft sogar 1000 Stck wenn du die willst.
Ach so, Geiz ist geil, nichts darf mehr mehr als 1 Euro kosten (oder 
waren es 30ct)?

You get what you pay for ...
So gibst du 20-50 Euro aus plus Gebastel die du dann in die Tonne werfen 
kannst.

von Christian (Gast)


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Zwischen Geiz und "Geld spielt keine Rolle" gibt es eine große Grauzone. 
Ich will einfach keine 250€ ausgeben. 4-5€ pro encoder sehe ich noch 
ein. Mehr möchte ich aber nicht investieren.

Außerdem brauche ich Encoder mit integriertem Schalter.

Danke für die vielen Tipps. Ich schau mich da mal um.

von Christian (Gast)


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Schau dir Mal das Bourns Sortiment an. Ich verwende PEC11L. Die gibt es 
mit Rasterung und auch ohne. :-)

von Anton (Gast)


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Eventuell irgendwas mit kleinen Magneten basteln (Magnetbremse).

von Christian (Gast)


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Ich hab mir jetzt ein hochviskoses Öl bestellt und werde damit 
probieren, die Encoder zu bearbeiten. Mal schauen, ob das gelingt.

von Tobias P. (hubertus)


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Ich habe grade mal geschaut, was wir an Instrumentenfett da haben.
Da gibt es z.B. Klüber CATENERA KSB8, das ist hochviskos, transparent 
und klebt am Einsatzort fest wie es soll. Wir haben das an einem 
Instrument eingesetzt, welches von -20°C bis +60°C Umgebungstemperatur 
funktionieren muss, daher darf das Fett nicht "gefrieren" oder 
schmelzen.

Wenn man nach "Okularfett" sucht, findet man auch passende Fette.

von Christian (Gast)


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Soooo....

Ich melde mich mal zurück.
Ich hatte bei Conrad den Artikel 1516938 bestellt.

Habe heute Tests gemacht und einen Encoder auseinander genommen. Ich 
habe die Welle soweit wie es mir möglich war vom alten Fett / Öl befreit 
und anschließend das neue Öl appliziert. Das ist ziemlich knifflig, weil 
der Bereich, wo das Zeug rein soll, recht eng beschaffen und das Öl zäh 
wie abgestandener Honig ist.

Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es tut was es soll und 
erschwert das Drehen des Encoders deutlich.

Danke für eure Hilfe.

von Tobias P. (hubertus)


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Christian schrieb:
> Ich melde mich mal zurück. Ich hatte bei Conrad den Artikel 1516938
> bestellt.
> Habe heute Tests gemacht und

rein interessehalber: was ist es für ein Fett? bei mir wird unter der 
Nummer nichts angezeigt.

von Christian (Gast)


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Absima Silikon-Differenzialöl Viskosität CST / CPS 1000000 Viskosität WT 
24846 60 ml

von Philip S. (Firma: ueberblick industries) (ueberblick)


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Tobias P. schrieb:

> Das eine ist ein
> Bourns-Drehgeber welcher für Frontplatteneinbau in Schalttafeln gedacht
> ist. Der Drehgeber hat 100 Schritte pro Umdrehung und keine Rastungen,
> man hört und fühlt sie nicht. Dafür ist er mit Instrumentenfett (oder
> etwas ähnlichem) gefüllt, da es ein bisschen Kraft braucht, um daran zu
> drehen.

Hast Du zu dem Teil eine Modellbezeichnung griffbereit?

: Bearbeitet durch User
von Christian (Gast)


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Ja. Weiter oben schrieb ich schon PEC11L.

von Christian (Gast)


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Achso. Ging gar nicht an mich die Frage. :-)

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