Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage zum ADC bezgl. Eingangssignal


von Nick (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Frage zu diesem ADC 
(http://www.ti.com/lit/ds/symlink/adc122s706.pdf)

Mein Signal ist +/- 2,5V. Muss ich dieses jetzt erst hochsetzen, oder 
gibt es eine Möglichkeit dieses Signal dem ADC im differenziellen Input 
direkt zu zuführen?

Im Datenblatt steht, dass alle Analogpins max -0,3V vertragen. Aber 
weiter unten steht eben auch, dass das Eingangssignal V_cm+(V_ref/2) bis 
V_cm-(V_ref/2) betragen darf. V_cm wäre ja 0V, wenn nun meine Referenz 
bei 5V liegt müsste es doch funktionieren?

von Nick (Gast)


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Ach ich glaube ich habe etwas wichtiges bisher übersehen. Im Datenblatt 
steht auch, dass wenn V_ref 5V ist, die VCM 2,5V sein muss. Führt also 
wohl kein Weg daran vorbei das Signal hoch zu setzen, oder seht ihr da 
noch eine Möglichkeit?

von Michael B. (laberkopp)


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Einfach auf Abschnitt
Input Common Mode Voltage
gucken und verstehen.

von Nick (Gast)


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Ich habe den ADC jetzt mal getestet.

- V_ref habe ich auf 2 V gelegt
- den neg. Eingang auf GND
- am pos. Eingang liegt ein AC Signal an (Offset = 2V, Amplitude = 2V)

gemäß der

Output-Code Tabelle müsster ich doch dann bei 4V Eingangssignal 2047 
erhalten und bei 0V -2048 bzw. 4096

Ich erhalte allerings als Maximalwert 2047.

von Gustl B. (-gb-)


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Ja, das passt so, du verlierst ein Bit weil du nur die halbe 
differentielle Amplitude nutzt.

Differentiell bedeutet hier wirklich Differenz im mathematischen Sinn. 
Du hast also zwei Eingänge und der ADC sieht immer Eingang A minus 
Eingang B.

Jetzt hast du einen Eingang fest auf Masse gelegt. Der andere wackelt um 
2V von 0V nach +2V. Also ... sieht der ADC 2V-0V = 2V und 0V-0V = 0V 
eine Amplitude von 2V.
Würdest du beide Eingänge schwingen lassen, also Eingang A von 0V nach 
2V und Eingang B von 2V nach 0V, dann sähe der ADC 0V-2V = -2V und 2V-0V 
= +2V. Das ist also eine Amplitude von -2V nach +2V also 4V.

Nick schrieb:
> Mein Signal ist +/- 2,5V. Muss ich dieses jetzt erst hochsetzen [...]

Ja. Dafür gibt es V_cm. Du legst an V_cm die Spannung an die genau in 
der Mitte des messbaren bereichs liegt. Die beiden Eingänge schwingen 
dann symetrisch um diese Spannung herum.

Zum Herumspielen empfehle ich dieses Tool:
https://www.analog.com/en/design-center/interactive-design-tools/adi-diffampcalc.html

Edith:
LTC hat das immer gut beschrieben. Hier ein Datenblatt:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/232516fa.pdf
Auf der ersten Seite unten sind in Bildchen die Betriebsarten 
beschrieben.
Der ADC dort kann von 0V bis V_ref erfassen. Wenn man jetzt unipolar 
einen Eingang auf Masse legt verschrwendet man ein Bit gegenüber der 
differentiellen Messung. Auf den Seiten 16 bis 20 ist auch gut erklärt 
wieso man da das Bit verliert.

: Bearbeitet durch User
von Nick (Gast)


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Ah okay ich dachte im Sigle Ended Mode ließe sich auch der komplette 
Messbereich nutzen, wenn der neg. Eingang auf GND liegt.

Ich könnte doch dann einfach den neg. Eingang auf V_CM also auf 2V 
legen, das Signal schwingt dann um 2V und so hätte ich den kompletten 
Messbereich erfasst, oder?

von Gustl B. (-gb-)


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Nein. Wenn der eine Eingang auf 2V liegt schwingt das Signal wie? Um die 
2V, also von 1V nach 3V oder von GND nach 2V? Ist aber auch egal:

Der ADC sieht 2V - 1V = 1V und 2V - 3V = -1V. Die Amplitude ist 2V.
Oder
Der ADC sieht 2V - 0V = 2V und 2V - 2V = 0V. Die Amplitude ist 2V.
Für die volle Auflösung brauchst du zwingend beide Eingänge die 
differentiell bespielt werden. Dafür gibt es 
sigle-ended-to-differentiel-amplifiers oder eben fully differentiel 
amplifiers wie diesen hier:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD8138.pdf
Das kann man auch selber aus zwei OPVs bauen wie man im Datenblatt des 
LTC2325 sieht. Aber man muss aufpassen:

Bei vielen ADCs geht der Bereich bei jedem der beiden Eingänge von 0V 
nach V_ref. Aber bei vielen anderen ADCs, vor allem bei schnelleren, ist 
das nicht so, da ist der Bereich je Eingang V_ref±0,5V oder so oder auch 
2*V_ref wobei V_cm = V_ref gilt. Da müssen sich beide Eingänge in einem 
speziellen Bereich bewegen und dürfen auch nicht auf 0V liegen.

von Helmut S. (helmuts)


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> Ich könnte doch dann einfach den neg. Eingang auf V_CM also auf 2V
legen, das Signal schwingt dann um 2V und so hätte ich den kompletten
Messbereich erfasst, oder?


Genau so musst du es machen.

von -gb- (Gast)


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Also es hat dann das ganze Signal erfasst, also es clippt nicht. Aber 
vom differentiellen Messbereich nutzt er dann nur die Hälfte, er 
verliert also ein Bit.

von Nick (Gast)


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Also ich habe die Konfiguration jetzt wei folgt:

neg. Eingang: 2.048 V
pos. Eingang: 2,048 V +/- 2,048 V
V_ref: 2,049 V

durch die Spannung am neg. Eingang verschiebe ich den Nullpunkt des ADC 
auf 2,049V. Der ADC sieht also 4,096 V (2,048+2,048) und 0 
V(2,048-2,048).

von Nick (Gast)


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* Edit: habe überall 2,048, keine 2,049

von -gb- (Gast)


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Ja, wenn der positive Eingang Spannung von 0V bis 4V kann dann passt 
das. Das ist aber nicht differentiell. Das benutzt dann nur den halben 
Wertebereich.

von Helmut S. (helmuts)


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-gb- schrieb:
> Ja, wenn der positive Eingang Spannung von 0V bis 4V kann dann passt
> das. Das ist aber nicht differentiell. Das benutzt dann nur den halben
> Wertebereich.

Falsch.

2V an Vref und dem Minuseingang und 0V bis 4V am Pluseingang benutzt den 
vollen Bereich des ADCs. Das ist genau das was der Fragesteller vorhat.

von -gb- (Gast)


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Der ADC hat differentielle Eingänge. Ja, er kann das so machen, aber er 
verliert ein Bit weil er nur pseudodifferentiell verwendet, also nur die 
halbe Spanne des differentiellen Eingangs.

von Helmut S. (helmuts)


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-gb- schrieb:
> Der ADC hat differentielle Eingänge. Ja, er kann das so machen, aber er
> verliert ein Bit weil er nur pseudodifferentiell verwendet, also nur die
> halbe Spanne des differentiellen Eingangs.

Nochmals die falsche Aussage.

Ich schreib es nochmal.

2V an Vref und dem Minuseingang und 0V bis 4V am Pluseingang benutzt den
vollen Bereich des ADCs. Das ist genau das was der Fragesteller vorhat. 
Das steht im Datenblatt.

Die Differenzspannung darf nur in dem Bereich

+Vin - -Vin = +Vref bis -Vref

sein. Das ergibt bereits den vollen A/D-Wandler-Bereich.

Auch wenn man differentiell ansteuert darf man nicht mehr ansteuern.

von -gb- (Gast)


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Du hast Recht! Solche ADCs sind mir bisher nicht über den Weg gelaufen. 
Ist das ein Exot, der diese Eigenschaft hat oder sind die von mir 
verwendeten ADCs Exoten? Für mich war bisher normal, dass man mit nur 
einem schwingenden Eingang die halbe differentielle Spanne bekommt.

von Peter D. (peda)


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Nick schrieb:
> Im Datenblatt steht, dass alle Analogpins max -0,3V vertragen.

Dann ist es auch so.
Eine Möglichkeit wäre, den ADC mit +/-2,5V zu versorgen und die 
digitalen Signal zu verschieben, z.B. mit nem ADUM1401.

Es gibt aber auch ADCs, die man negativ ansteuern kann, z.B. AD7606, 
ADAS3022, LTC1859, MAX1300, TLC3578.

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