Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Asynchronmotor Auslegung Frequenzumrichter


von Sebastian E. (sebert)


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Hallo zusammen,

ich habe mir einen Trommelmotor (3 Phasen Asynchronmotor, 50Hz) für ein 
Förderband besorgt. Er kann laut Typenschild entweder mit 230 Volt im 
DREIECK oder aber mit 400 Volt im STERN betrieben werden. Drehzahl ist 
2.851 pro Minute.

Da ich eine höhere Drehzahl ohne Verlust an Drehmoment benötige, hat mir 
der Hersteller empfohlen, den Motor über einen Frequenzumrichter mit 
einer 87Hz-Kennlinie bei 400 Volt im DREIECK zu fahren. Das geht, 
solange ich damit keinen Dauerbetrieb fahre.

Jetzt geht es mir primär darum, den richtigen Frequenzumrichter 
auszuwählen. Dazu muss ich die Leistung oder den Ausgangsstrom wissen. 
Auf dem Typenschild sind die Leistungsdaten aber eben nicht für meinen 
Fall ausgewiesen. Die habe ich berechnet (siehe Anhang -- ist als Scan 
auf Papier besser, als wenn ich hier alles Versuche, über Formeln als 
Text zu schreiben).

Meine konkreten Fragen:
1) Stimmt meine Herleitung so? Ich möchte es nämlich gerne auch 
verstehen und selbst nachvollziehen.
2) Ist also die Nennleistung, auf die der FU ausgelegt werden muss, 
1.870 Watt statt 1.000 Watt? Ist meine Rechnung für den Betrieb mit 87Hz 
also korrekt?
3) Auf der Siemens-Website (siehe Screenshot) wird nach der 
"Bemessungsleistung" gefragt. Laut einer Quelle (siehe Screenshot) ist 
"Bemessungsleistung" scheinbar mit "Nennleistung" gleichzusetzen, ist 
das korrekt?
4) Warum gibt man denn dann bei Siemens die "Bemessungsleistung" ein 
(also die vom Motor abgegebenen mechanische Leistung) und nicht die 
höhere elektrische Leistung (Wirkungsgrad laut Motorenhersteller 0,9).
5) Warum befüllt Siemens das Feld "Ausgangsstrom" mit 5,6A, wenn ich in 
meiner Rechnung nur einen Strom von 3,53 Ampere berechnet habe?

Ich hoffe, ihr könnt mir hier helfen.

von Dieter (Gast)


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Bemessungsleistung ist Betriebspunkt maximaler Leistung.

Ca 1.5fache ist ok, da der Umrichter auch den Strom im Kippmoment der 
Kennlinie aushalten sollte.

von Egon D. (Gast)


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Sebastian E. schrieb:

> Da ich eine höhere Drehzahl ohne Verlust an Drehmoment
> benötige, hat mir der Hersteller empfohlen, den Motor
> über einen Frequenzumrichter mit einer 87Hz-Kennlinie
> bei 400 Volt im DREIECK zu fahren. Das geht, solange
> ich damit keinen Dauerbetrieb fahre.

"Eine etwas grobe Methode".


> Jetzt geht es mir primär darum, den richtigen
> Frequenzumrichter auszuwählen. Dazu muss ich die Leistung
> oder den Ausgangsstrom wissen.

Naja. Bei konstanten Drehmoment ist die Leistung
proportional zur Drehzahl.

Wenn der Motor bei Nennmoment und Nenndrehzahl 1kW hat,
und Du die Drehzahl auf das 1.7fache steigerst, liefert
er natürlich 1.7kW, wenn er Nennmoment abgibt.

Für P_el kommen natürlich noch eta und cos_phi obendrauf.


> Meine konkreten Fragen:
> 1) Stimmt meine Herleitung so? Ich möchte es nämlich
> gerne auch verstehen und selbst nachvollziehen.

Meiner Meinung nach stimmt Deine Herleitung nicht.

Bei konstantem Lastmoment muss auch konstanter Strom
(=Nennstrom) angesetzt werden; die höhere Spannung ist
nur notwendig, damit bei der höheren Betriebsfrequenz
(87Hz) DERSELBE Strom fließt (U/f-Steuerung).

Ein Motor ist KEIN ohmscher Widerstand.


> 2) Ist also die Nennleistung, auf die der FU ausgelegt
> werden muss, 1.870 Watt statt 1.000 Watt?

Jein. Es stehen 1700W mechanisch gegen 1000W mechanisch,
bzw. mit Wirkungsgrad 1870W elektrische Wirkleistung gegen
1100W elektrische Wirkleistung.

Der Umrichter muss aber auch die notwendige Blindleistung
(cos_phi) liefern können; da liegt man dann oberhalb
2000W.
Mit Sicherheitszuschlag und Zuschlag für stoßartige
Belastung würde ich nicht unter 2.5kW gehen.


> 3) Auf der Siemens-Website (siehe Screenshot) wird nach
> der "Bemessungsleistung" gefragt. Laut einer Quelle
> (siehe Screenshot) ist "Bemessungsleistung" scheinbar
> mit "Nennleistung" gleichzusetzen, ist das korrekt?

Ja.

Die subtilen Unterschiede zwischen den Begriffen spielen
hier keine Rolle.


> 4) Warum gibt man denn dann bei Siemens die
> "Bemessungsleistung" ein (also die vom Motor abgegebenen
> mechanische Leistung) und nicht die höhere elektrische
> Leistung (Wirkungsgrad laut Motorenhersteller 0,9).

Weil bei Motoren generell mit der mechanischen Leistung
gerechnet wird.


> 5) Warum befüllt Siemens das Feld "Ausgangsstrom" mit 5,6A,
> wenn ich in meiner Rechnung nur einen Strom von 3,53 Ampere
> berechnet habe?

Weil ein Motor mit NENNLEISTUNG von 1.87kW eben 5.6A im
Nennarbeitspunkt zieht.

Deine Rechnung bezieht sich ja NICHT auf den Nennarbeitspunkt.

von Dieter (Gast)


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Wenn der Motor in Sternschaltung sein Nennmoment bei 3.5A hat,  dann hat 
er es in Dreiecksschaltung bei 5.6A.

von hinz (Gast)


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Dieter schrieb:
> Wenn der Motor in Sternschaltung sein Nennmoment bei 3.5A hat,
> dann hat
> er es in Dreiecksschaltung bei 5.6A.

Die 3,5A sind aber schon für Dreieckbetrieb.

von Dieter (Gast)


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Danke fuer den Hinweis. Hatte nicht nachgerechnet.
cos=1, 1kW, 230V, 3P, 2.51A
cos=0.73, 1kW, 230V, 3P, 3.53A

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