Hallo zusammen! Ich möchte eine kleine Platine (etwa 1cm mal 2cm) vergießen. Dafür möchte ich ein Epoxidharz plus Härter nutzen. Die Zu vergießende Fläche beträgt ca 1,6cm mal 3,4cm bei einer Schichtdicke von ca. 0,5cm (= 2,72cm³). Der Untergrund ist PA66GF30. Die Zeit zum Aushärten darf ruhig lang sein - wichtiger ist, dass das Harz sich während des Härtevorgangs nicht zu stark zusammenziehen darf. Ein Ausdehnen ist weniger problematisch, da ich nach oben noch genug Luft habe. Da die Harze bei z.B. Conrad (https://www.conrad.de/de/p/888662-giessharz-wasserklar-haerter-310-ml-888662.html) nicht explizit für den Verguss von Elektronik ausgezeichnet sind, bin ich ein wenig unsicher. Eventuell kann mir jemand auf die Sprünge helfen. Vielen Dank, Georg
Die Frage ist, warum es epoxy sein muss. Das schwindet beim härten eigentlich immer. Es gibt vergussmassen aus Polyurethan und Silikon die nicht so hart werden und weniger schwinden. Dafür sind diese nicht so wasserdicht.
Es muss nicht zwangsweise Epoxidharz sein, nein. Es braucht auch nicht unbedingt wasserdicht sein. Es sollte sich halt nur gut mit dem PA66GF30 vernetzen und darf nicht schwinden. Hast Du ein beispiel für PU-Vergussmasse?
OK, was die Vernetzung angeht hab ich keine Ahnung. Es gibt unendlich viele Vergussmassen und epoxy wird selten benutzt wenn direkt die Elektronik vergossen wird. Im Endeffekt gibt es Silikon, PU und epoxy. Weich, mittel, hart. Wasserdurchlässig, mittel, wasserundurchlässig. Natürlich können die Hersteller das in einem mehr oder weniger breiten Bereich einstellen. Für Elektronik möchte man eher was weiches um die lötverbindungen nicht zu zerstören. Deshalb weniger epoxy. Wir verwenden in der Firma ein weiches PU von Lackwerke Peters. privat kommt man schlecht dran. Es gibt auch probierpackungen bei denen.
Wenn man privat an sowas nicht rankommt wuerde ich folgendermassen vorgehen: 1. Alle Empfindlichen Teile der Schaltung mit Plastik70 einpinseln. Also das Zeug in eine Dose spruehen und dann dick drauf pinseln. Dann kann man die Schaltung vor dem endgueltigen Verguss auch nochmal testen. 2. Hat die Schaltung besonders sensible Stellen dann da vielleicht einmal mit warmen Kerzenwachs drueber pinseln. Der Epoxy darf da halt keinen Druck aufbauen koennen. Und ich wuerde auch nicht wollen das mir Epoxy in Steckverbinder oder IC-Sockel laufen kann. Also Kontakte die ueber Federwirkung funktionieren. Dort also auch Wachs drauf. 3. Sowenig Haerter fuer den Epoxy nehmen wie es die Anleitung erlaubt. Olaf
Ich kann es schon über die Firma bestellen, bin allerdings auf unsere B2B Lieferanten beschränkt. Deshalb würde ich jetzt einfach mal eine PUR Vergussmasse von RS Components (https://de.rs-online.com/web/p/vergussmasse/1991395/) bestellen und ausprobieren, wie die sich so verhält. Wie sieht es bei PUR/Epoxy eigentlich mit Ausgasungen aus? Ich habe Sensoren in der Nähe der zu vergießenden Platine, die da empfindlich reagieren könnten. Die Ausdünstungen von Elastosil Silikon (https://www.silikonfabrik.de/klebetechnik/elastosil-e43-silikonkleber-90ml-tube.html) mögen sie jedenfals gar nicht.
> Die Ausdünstungen von Elastosil Silikon > (https://www.silikonfabrik.de/klebetechnik/elastosil-e43-silikonkleber-90ml-tube.html) mögen sie jedenfals gar nicht. Der ist ja auch Essigsaeure basiert. Das Zeug kommt fuer garnichts in Frage was mit Elektronik zutun hat. Bei ueblichen 2-k Verguessen wuerde ich mir wegen Ausgasen nicht soviele Sorgen machen. Dann schon eher umgekehrt. Manche dieser Coatings (Silikone) reagieren extrem empfindlich auf Chemikalien auf deiner Platine. Die bleiben dann fluessig. Olaf
Georg schrieb: > Ich kann es schon über die Firma bestellen, bin allerdings auf unsere > B2B Lieferanten beschränkt. Oh je. Mein Beileid. SCNR. >Deshalb würde ich jetzt einfach mal eine PUR > Vergussmasse von RS Components > (https://de.rs-online.com/web/p/vergussmasse/1991395/) bestellen und > ausprobieren, wie die sich so verhält. > Keine schlechte Wahl, aber verlass Dich nicht drauf, dass das bei der nächsten Lieferung noch das selbe Produkt ist. Härte ist zwar als "besonders weich" angegeben, aber mit Shore A75 liegt es schon noch über dem Zeug von Peters (60). Der Mischbeutel ist praktisch, da ohne Luftzufuhr, aber auch blöd weil man nur komplett mischen kann. > Wie sieht es bei PUR/Epoxy eigentlich mit Ausgasungen aus? Hersteller fragen. Manche Komponenten sind offensichtlich in einem Lösungsmittel gelöst, das verdunstet und dann Kristalle bildet. Wenn nichts ausdünsten würde, müsste die Verarbeitung nicht in einem gut durchlüfteten Raum stattfinden. >Ich habe > Sensoren in der Nähe der zu vergießenden Platine, die da empfindlich > reagieren könnten. Die Ausdünstungen von Elastosil Silikon > (https://www.silikonfabrik.de/klebetechnik/elastosil-e43-silikonkleber-90ml-tube.html) > mögen sie jedenfals gar nicht. Da sind wir wieder bei meinem Beileid bzgl B2B. Wie ich selbst auch lernen musste ist die Vergießerei eine eigene Wissenschaft und es hat mir sehr geholfen, dass ich einen Ansprechpartner bei Peters bekommen habe, dem ich einfach erzählen konnte was ich machen möchte. Er hat dann ein paar Produkte vorgeschlagen und kostenlose Proben zugeschickt. Auch bei Nachbestellung von Klein(st)mengen sind die sehr kulant. Zumindest so meine Erfahrung.
> Der ist ja auch Essigsaeure basiert. Das Zeug kommt fuer garnichts in > Frage was mit Elektronik zutun hat. Ja, hab ich mir fast gedacht... :) War damals auch nur ein Test. Für den dauerhaften Einsatz ist jetzt ja die Vergussmasse gedacht. Aber vielen Dank für die Tipps! Die Platine, die vergossen werden soll, ist übrigens nicht mit Bauteilen bestückt, sondern dient nur als Adapter, um einen 1.27mm Pinheader mit einer Zuleitung zu verbinden, welche direkt aufgelötet wird.
Als Epoxid geht Seno 4046 ganz gut, für ein Einzelstück notfalls auch uhu endfest 300, als Silikonkautschuk wäre RTV 3140 geeignet (teuer).
> Keine schlechte Wahl, aber verlass Dich nicht drauf, dass das bei der > nächsten Lieferung noch das selbe Produkt ist. Im Zweifel bestelle Markenware von RS/Farnell/Conrad/etc., dann ist die Gefahr nicht so groß. Bei RS gibt es z.B. PUR Vergussmasse von "Electrolube" (https://www.electrolube.de). Falls alle Stricke reißen, kann ich auch bei Firmen außerhalb des B2B Netzwerkes bestellen; ist allerdings auch immer ein riesiger Aufwand das Ganze. Keine Ahnung, warum der Einkauf dann immer kollektiv ausrastet. Aber auch Dir vielen Dank für Deine Hilfe! :)
Georg schrieb: > Falls alle Stricke reißen, kann ich auch bei Firmen außerhalb des B2B > Netzwerkes bestellen; ist allerdings auch immer ein riesiger Aufwand das > Ganze. Keine Ahnung, warum der Einkauf dann immer kollektiv ausrastet. Je nach den ganzen Normen, die das Unternehmen einhalten muss, kann ein ganz erheblicher bürokratischer und logistischer Aufwand dahinter stecken. Häufig muss erst einmal ein Lieferantenqualifizierungsprozess durchlaufen werden, d.h. mit Selbstauskunft, Vorlage der ISO-9000-Zertifizierungsunterlagen, usw.. Viele Lieferanten machen da (häufig völlig zu recht) nicht mit, da solche Selbstauskunftsformulare teilweise wirklich freche Fragen enthalten. Und selbst wenn das alles nicht der Fall sein sollte, beträgt der Zeitaufwand, einen Lieferanten anzulegen, auch schon mehrere Stunden.
Das ist natürlich auch richtig. Ich bin implizit davon ausgegangen, dass es eine sehr kleine Stückzahl betrifft und die Funktion wichtiger als das Zertifikat ist. Außerdem ist eine Stiftleiste sicher weniger kritisch als ein bga, gerade wenn es noch tht sein sollte. Wir hatten hier aber tatsächlich den Fall, dass ein Testadapter der mit einem härteren electrolube Pu vergossen war eine mittlere Zahl an Temperaturwechseln nicht überstanden hat. Mit Peters shore 60 bisher in einem anderen Produkt keine Probleme.
>Wir verwenden in der Firma ein weiches PU von Lackwerke Peters. privat >kommt man schlecht dran. Bürklin hat auf jeden Fall was von Peters in kleinen Mengen: https://www.buerklin.com/de/Produkte/Werkzeuge-und-Hilfsmittel/Chemisch-Technische-Produkte/Dichtmassen-und-Vergussmassen/Vergussmasse-Wepuran-Lackwerke-Peters-VU-4457-51/p/12L700 Liefert auch an Verbraucher und ein Ladengeschäft gibt es auch.
Karl schrieb: > Das ist natürlich auch richtig. Ich bin implizit davon ausgegangen, dass > es eine sehr kleine Stückzahl betrifft und die Funktion wichtiger als > das Zertifikat ist. Oh, da geht es nicht unbedingt um die Stückzahl. Einige Unternehmen müssen auch schon bei Kleinstaufträgen das ganze Evaluierungsprogramm durchziehen. > Außerdem ist eine Stiftleiste sicher weniger kritisch als ein bga, > gerade wenn es noch tht sein sollte. Naja, so einfach ist das nicht. Ich möchte nicht unbedingt an einem lebenserhaltenden System (Herz-Lungen-Maschine, ECMO, Beatmungsgerät, o.ä.) hängen, in dem irgendwelche billigen Steckverbinder unklarer Herkunft und Qualität verbaut wurden. Im Avionikbereich sieht es auch nicht anders aus. Und die Stückzahlen sind auch nicht so riesig wie im Consumerbereich. Und auch wenn die Qualitätsansprüche nicht so hoch sein sollten, lebt in großen Unternehmen ein erstaunlich großer Teil der Mitarbeiter von solchen bürokratischen Stukturen. Zwar wird von den Leuten genauso darüber gejammert und gelästert, aber bei einer Entschlackung auf ein akzeptables Maß könnten sie selbst auch nach Hause gehen.
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OK, "fit for use" sollte das Zauberwort sein. Natürlich muss eine entsprechende Lieferantenqualifizierung durchgeführt werden wenn es lebensnotwendig ist.
Die 2-Komponenten-Kleber bei Conrad sollten ausreichen; Alternativen wären auch die bei RS-Components - als Non-Plus-Ultra kann man versuchen Gebinde von EPO-TEK zu erhalten, EPOTEK 301 ist z.B. sehr gut. Auf jeden Fall sollte eine ausreichend lange Topfzeit (deutlich über 1h bei Raumtemp.) gegeben sein, damit das Material auch gut angemischt und vergossen werden kann, auch die Viskosität sollte nicht zu hoch sein (<10'000 cPs). Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man die Komponenten vor dem Mischen noch erwärmen (mehrere Stunden bei >30°C) um eventuelle Kristallisationen aufzulösen. Wichtig ist auch die Mischung weitestgehend blasenfrei zu bekommen. Normalerweise würde man das Harz im Excicator ausgasen lassen, es geht aber auch mit stoßweiser Vibration, damit die Gasblasen stetig aufsteigen - und ja, man dafür kann auch einen Vibrator für 1/2h einfach am Behälter fixieren - je nach Programm ;) Wichtig noch zu erwähnen: Vergußmassen, egal ob Silikon, Epoxidharz, PU, etc. ist NICHT wasserundurchlässig, sondern sättigt sich bei ständigem Kontakt damit. Wichtig ist allein, daß zwischen verschiedenen elektrischen Potentialen keine durchgehende Blasen bestehen, in denen Feuchtigkeit auskondensieren und einen leitfähigen Pfad bilden kann - daher gut mischen & entgasen. Ergänzung am Rande: Harz nicht in demselben Topf mischen wie z.B. Silikon - die unterschiedlichen Härtersysteme vertragen sich nicht und das Vernetzen des Harzes würde unterbunden.
Jürgen W. schrieb: > Normalerweise würde man das Harz im Excicator ausgasen lassen, Bist Du Dir sicher, dass der Weckdienst in katholischen Klöstern oder ein Zipfel des Chitinskeletts von Käfern hierfür geeignet ist? Nach meinem bisherigen Kenntnisstand hätte ich einen Exsiccator für wesentlich geeigneter gehalten, aber man lernt ja nie aus. > es geht aber auch mit stoßweiser Vibration, damit die Gasblasen stetig > aufsteigen Meinst Du damit, dass symmetrische Wellenformen (Sinus, Dreieck, o.ä.) für die Auslenkung oder Beschleunigung nicht geeignet seien, aber z.B. ein Sägezahn? Ab welcher Frequenz muss man damit rechnen, die Gasblasen zu dispergieren statt sie aufsteigen zu lassen? Asymmetrische Anregungen sorgen ja auch bei anderen Anwendungen für eine gerichtete Bewegung, z.B. bei Piezomotoren. Dort erfolgt der Transport aber auf der flachen Flanke und bei der steilen Flanke rutscht der Piezo durch. > - und ja, man dafür kann auch einen Vibrator für 1/2h einfach > am Behälter fixieren - je nach Programm ;) Wenn es sich dabei um die als Sexualspielzeug gebräuchliche Ausführungen handeln sollte, gehe ich aber davon aus, dass eine asymmetrische Anregung sicherlich kein Entwurfskriterium gewesen sein dürfte.
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