Forum: Haus & Smart Home Elektriker sind durch Asbest gefährdet beim Schlitze fräsen im Altbau


von Nano (Gast)


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Da ich mich gerade mit dem Thema beschäftige wollte ich euch das nicht 
vorenthalten.

Man hat Asbest in einigen Putzen, Spachtelmassen, Fliesenklebern und 
Fugenfüllmaterial als Zusatzstoff bis etwa 1990 (genaueres siehe 
verlinktes Dokument) beigemischt.
Damit sind gerade Elektriker gefährdet, wenn sie in einem Altbau der vor 
1993 erstellt wurde, Bahnen für elektrische Leitungen fräsen.

In folgendem Dokument steht in Abschnitt 6.1 auf Seite 18 z.B. das 
Problem der Asbestgefahr bei Schlitzarbeiten, wie sie Elektriker hin und 
wieder durchführen müssen:
http://www.fages.org/libraries.files/good_practice_spf_von_fages_asca-vabs.pdf

Gefahrenquellen sind z.B. Stellen in denen Fliesen verlegt wurden. Z.B. 
in der Bad oder in der Küche. Aber auch aufgeklebte Gipskartonplatten 
könnten eine Problemstelle sein. Es gibt sogar Fenstersims die aus 
Asbest sein können.

Es kann also Sinn machen, vor den Arbeiten Proben entnehmen zu lassen 
und im Labor auf Asbest untersuchen zu lassen. Die Haftung trägt der 
Bauherr.

: Verschoben durch Moderator
von Horst (Gast)


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Und was hat dieses Problem, das jedem Architekten bekannt ist, mit 
analog Elektronik zu tun?

btw: Asbest in Spachtelmassen wurde 1995 verboten und man muß davon 
Ausgehen daß alles was bis 97 gebaut oder repariert wurde Asbest 
enthalten kann und beprobt werden muß.

von Vollhorst (Gast)


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Und was hat dieses Forum, das jedem Elektriker bekannt sein müsste, mit 
Architekten wie dir zu tun?

btw: Spachtelmassen in Bauten wurden seit Anbeginn der Zeit verwendet 
und man muss davon ausgehen dass alles was bisher gebaut oder repariert 
wurde immer noch alles mögliche an Giften, die seit Jahrzehnten verboten 
sind, enthalten kann und beprobt werden muss.

von Nano (Gast)


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Horst schrieb:
> Und was hat dieses Problem, das jedem Architekten bekannt ist, mit
> analog Elektronik zu tun?

In der Forenliste habe ich "Stromversorgung," gelesen. Aber ja, du hast 
Recht. In "Haus & Smart Home" hätte der Thread wohl besser hingepasst.
Bitte verschieben.


> btw: Asbest in Spachtelmassen wurde 1995 verboten und man muß davon
> Ausgehen daß alles was bis 97 gebaut oder repariert wurde Asbest
> enthalten kann und beprobt werden muß.

Exakt, aber dazu muss man das erst einmal wissen.
Viele dürften das nicht wissen.
In meinem Umfeld wusste das jedenfalls noch keiner, da war jeder 
überrascht dass das selbst in Spachtelmasse enthalten sein kann.

von T.A.Tesla (Gast)


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Nano schrieb:
> Damit sind gerade Elektriker gefährdet, wenn sie in einem Altbau ... Bahnen für 
elektrische Leitungen fräsen.

Gut zu wissen, für jeden, der fräst oder fräsen lässt. Auch wenn ich das 
weiss, ist es gut, zum richtigen Zeitpunkt auch daran zu denken.

von Micha (Gast)


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Nano schrieb:
> Es gibt sogar Fenstersims die aus Asbest sein können.

Magst du Beispielbilder? Ich hab hier 2erlei Sorten (innen/außen) 
verbaut. Den inneren sieht man es nichtmal unbedingt an. Und ich hätte 
noch Vinyl-Asbest-Platten als Bodenbelag anzubieten. Die 
Eternitplattenverkleidung der Gauben wurde leider schon entfernt ;-)

von Nano (Gast)


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Micha schrieb:
> Magst du Beispielbilder? Ich hab hier 2erlei Sorten (innen/außen)
> verbaut. Den inneren sieht man es nichtmal unbedingt an.

Ja, das wäre nicht schlecht.
Ich würde vor allem gerne wissen, woran man das erkennt, das ein 
Fenstersims so einer sein könnte, der Asbest enthält.

von Ich (Gast)


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Micha schrieb:
> Und ich hätte
> noch Vinyl-Asbest-Platten als Bodenbelag anzubieten. Die
> Eternitplattenverkleidung der Gauben wurde leider schon entfernt ;-)

Bei mir ist es genau andersrum :)

von Mariella M. (mauriella)


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Asbest Fensterbänke sind kein Problem, da die FAsern da fest gebunden 
sind..außer man macht sie bei Abrissarbeiten kaputt...

von Nano (Gast)


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Mariella M. schrieb:
> Asbest Fensterbänke sind kein Problem, da die FAsern da fest
> gebunden
> sind..außer man macht sie bei Abrissarbeiten kaputt...

Schon klar, aber irgendwann verwittert jedes Material.

von Korax K. (korax)


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Damals hatte ich immer einen Staubsauger an der Fräse. Wie oft werden 
denn noch in Altbauten Schlitze gefräst? Fenstersimse fräsen?

Klar, muss man das im Hinterkopf haben, aber die Mengen werden gering 
sein.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Fra N. schrieb:
> Damals hatte ich immer einen Staubsauger an der Fräse.
Das reicht nicht.
Wenn du asbestfaserverstärkte Kleber/Mörtel/Spachtel fräst musst du den 
gesamten Arbeitsplatz schützen.

> Wie oft werden
> denn noch in Altbauten Schlitze gefräst?
Naja bei Eigentumswohnungen und EFH so etwa bei jedem Handel.

Jeder Bau vor 1997 ist per se in der Risikozone. Besonders bei EFH ist 
die Baumaterialdokumation doch am A. Entweder gar nicht ausgeführt oder 
vom Bauherren oder Eigentümer verschlampt.

Ausser wurde 1997 nur das "auf den Markt bringen" verboten. 
Laberabverkauf und Anwendung konnte danach noch statt finden. Ich habe 
hier noch eine Schachtel Nägel auf Lager - dessen Preisschild 12 % MWSt. 
ausweist - muss also irgendwann Ende der 70er gehandelt worden sein.

> Fenstersimse fräsen?
Na gut dann halt den Gesimsmörtel abschlagen, meisseln, oder wie auch 
immer du den destruktiv entfernst.

> Klar, muss man das im Hinterkopf haben, aber die Mengen werden gering
> sein.
Bei Asbest ist die Toleranzgrenze 0.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Nano schrieb:
> Es gibt sogar Fenstersims die aus
> Asbest sein können.
Es gab sogar Operationstücher und Bekleidung aus Asbest.



> Es kann also Sinn machen, vor den Arbeiten Proben entnehmen zu lassen
> und im Labor auf Asbest untersuchen zu lassen. Die Haftung trägt der
> Bauherr.
Eben,
genau wie auf Blei bei Malerarbeiten, PCB bei Elektroarbeiten mit 
Kondensatoren, gekapselten Spulen, Transformatoren etc, PCB auch bei 
Fugenarbeiten. Je besser die alte Fuge steht, je wahrscheinlicher ist 
es, das da PCB drin ist.

Solche Giftstoffe haben schon so manchen Bauzeitplan und -budget tüchtig 
aufgewirbelt. Ist aber ganz normales Handwerk der Projektsteuerung am 
Bau.

von Maik .. (basteling)


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Hier im Nachbarort kocht das Thema auch grade hoch, da haben sie beim 
Grundschulumbau in den Wänden an geplanten Wanddurchbrüchen Asbest 
gefunden.

Eine gewisse Sensibilisierung ist gar nicht schlecht, man darf es 
natürlich nicht in typisch deutscher Art übertrieben. Sonst darf man 
bald nur noch mit Sachkundenachweis Löcher in Altbauwände bohren.

Aber an vielen Stellen rechnen man ja wirklich nicht damit. Ob es die 
Rückseiten von Kunstoff-Fußbodenbelägen sind, oder wie jetzt 
Spachtelmassen. Für mich waren Wände bislang unverdächtig.

Sehr erhellend war beim einem Kurzfilmfestival ein alter Werbefilm der 
Fulgurit Asbestzementfabrik hier im Norden. Diese fürchterlichen großen 
bauchigen  60ger Jahre-Vasen bzw. Schirmständer, mit floralen oder 
Wildtier-Motiven - die in vielen Fluren herumstanden - waren auch aus 
Asbestzement.


Da freue ich mich doch im Nachhinein über den Hepa-Filter, der auch in 
der Umbauphase zusätzlich hier am Staubsauger montiert war.

Der lokale Abfallentsorger hat hier mittlerweile umgesteuert, die Hürden 
bei der Asbestentorgung privater Funde sind geringer geworden. Ein 
Bekannter hatte vor wenigen jahren noch echte Probleme etwas Weichasbest 
loszuwerden, das hatte die Gefahrstoffsammelstelle an der Zentraldeponie 
nicht angenommen.

von Asbestjunkie (Gast)


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Nano schrieb:
> Ich würde vor allem gerne wissen, woran man das erkennt, das ein
> Fenstersims so einer sein könnte, der Asbest enthält.

Mit dem Auge kannst du das nicht erkennen, das kann nur in einer 
Materialanalyse festgestellt werden und selbige kostet beim TÜV z.B. 
196€ per Probe.
https://www.tuev-sued.de/anlagen-bau-industrietechnik/technikfelder/umwelttechnik/gefaehrdungsuntersuchungen/asbest-test

von Philipp K. (philipp_k59)


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Ich habe vor Jahren als ich noch als Installateur gearbeitet habe 10 
Reihenhäuser saniert..

8 Jahre später Groß in der Zeitung, Skandal niemand wusste das die 
Asbest belastet waren.

von Korax K. (korax)


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Philipp K. schrieb:
> Ich habe vor Jahren als ich noch als Installateur gearbeitet habe 10
> Reihenhäuser saniert..

Und, lebst du noch?

von Matthias L. (limbachnet)


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Keine schöne Frage - Karzinome durch Asbest treten so über den Daumen 
gepeilt 20 Jahre nach der Arbeit mit dem Material auf... :-/

Fra N. schrieb:
> Damals hatte ich immer einen Staubsauger an der Fräse.

Trotz Staubsauger fliegt doch beim Fräsen noch jede Menge Staub herum, 
oder was für ein Zauber-Modell hattest du da im Einsatz?

von Harald W. (wilhelms)


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Sebastian L. schrieb:

> Ich habe
> hier noch eine Schachtel Nägel auf Lager - dessen Preisschild 12 % MWSt.
> ausweist - muss also irgendwann Ende der 70er gehandelt worden sein.

...und Du hast jetzt Angst, das sie Asbest enthalten?

von Asbestjunkie (Gast)


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Matthias L. schrieb:
> Karzinome durch Asbest treten so über den Daumen
> gepeilt 20 Jahre nach der Arbeit mit dem Material auf...

Der häufigste asbestbezogene Tumor ist das Mesotheliom. Es kann auch 
noch nach 60 Jahren nach Kontakt mit Asbest ausbrechen, da die 
Asbestfasern so gut wie nichtmehr entfernt werden können.

von Wolfgang (Gast)


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Mariella M. schrieb:
> Asbest Fensterbänke sind kein Problem, da die FAsern da fest gebunden
> sind..außer man macht sie bei Abrissarbeiten kaputt...

Da Problem geht aber sofort los, wenn man da einen Kabelschlitz fürs 
neue WLAN-Kabel reinfräst ;-)

von Oh, Herrlich. (Gast)


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Nano schrieb:
> Es kann also Sinn machen, vor den Arbeiten Proben entnehmen zu lassen
> und im Labor auf Asbest untersuchen zu lassen. Die Haftung trägt der
> Bauherr.

Toll, wie wunderbar. Das war mir so nicht bekannt.

Wenn man, sagen wir mal, ein altes Haus kauft, müsste man eigentlich vor 
jeder Bohrung erst einmal einen Labortest machen lassen. Will man 
beispielsweise die Elektrik neu machen lassen, und die Tests fallen 
positiv aus, darf man gleich eine teure Asbestsanierung machen lassen.

Wie teuer das ist, weiß ich aus einem Fall im Bekanntenkreis.
Die hatten über 30% Astbest in Platten, die als Geländer auf Balkonen 
verbaut waren. Da rückte eine Firma mit "Raumanzügen" (Ganzkörperschutz, 
Atemmasken) an, um die zu entsorgen. Entsprechend teuer war das alles.
Natürlich ist das auch wieder total übertrieben, aber so sind die 
Vorschriften nun einmal, und als Bauherr trägt man die Verantwortung, 
wenn man eine Firma beauftragt.

Am liebsten würde ich die ********* erwürgen, die diesen Dreck bis in 
die 90er überall verbaut haben. Astbestose ist schon 1936 eine 
anerkannte Berufserkrankung gewesen (*1)). Damit gilt die Ausrede 
"wusste man damals nicht" nicht.

*1)
https://www.asbesterkrankungen.de/index.php/geschichte-des-asbestverbotes.html

von Harald W. (wilhelms)


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Oh, Herrlich. schrieb:

> Wenn man, sagen wir mal, ein altes Haus kauft, müsste man eigentlich vor
> jeder Bohrung erst einmal einen Labortest machen lassen.

Auf gut deutsch: 80...90% aller Wohnungen und Häuser in Deutschland
sind unbewohnbar.

von Maxe (Gast)


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Sebastian L. schrieb:
> Ausser wurde 1997 nur das "auf den Markt bringen" verboten.
> Laberabverkauf und Anwendung konnte danach noch statt finden.
"sowie 1995 in Deutschland die Herstellung und Verwendung von Asbest 
generell verboten wurden" -> https://de.wikipedia.org/wiki/Asbest

Außerdem gilt bei Gefahrstoffen jede Weitergabe als "Inverkehrbringen". 
Man darf heute keine Waren (auch Gebrauchte) weiterverkaufen, deren 
Asbestgehalt oberhalb eines geringen Prozentsatzes liegt. So darf man 
zwar Oldtimer mit asbesthaltingen Bremsbelägen weiterverkaufen, nicht 
aber einzele (originale) Bremsbeläge. Trotzdem finden sich im Internet 
noch viele asbesthaltige Dichtungen im KFZ-Ersatzteilbereich zum Verkauf 
(was nat. verboten ist).

Als ich mich vor zwei Jahren in das Thema etwas eingelesen hatte, hieß 
es, in der DDR seinen im Gegensatz zum Westen kaum Putze mit 
Asbestfasern versetzt worden, aber es gab viele Asbestfaserplatten als 
Boden und Wandbelag, Dacheindeckungen usw.
D.h. Schlitzefräsen ist in den neuen Bundesländern tendenziell deutlich 
gesünder.

Die heiße Phase der Asbestverarbeitung war wohl in den 50er und 60er 
Jahren, wo man es im Grunde allen Baumaterialen beigemischt hat.

Aber was nützt das Wissen in der Praxis? (Außer dass man keinen 
50er-Jahre-Bau kauft). Der Bauherr möchte die Renovierung nicht unnötig 
verteuern, dann müsste der beauftragte Elektriker selber Proben nehmen. 
Der fräst aber auch nicht selber, sondern schickt seine Leute...

von Maxe (Gast)


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Oh, Herrlich. schrieb:
> Am liebsten würde ich die ********* erwürgen, die diesen Dreck bis in
> die 90er überall verbaut haben. Astbestose ist schon 1936 eine
> anerkannte Berufserkrankung gewesen (*1)). Damit gilt die Ausrede
> "wusste man damals nicht" nicht.
In China, Indien usw. wird das heute noch im großen Stil verbaut. 
Insbesondere zum Hitzeschutz von Stahlträgern in Hochhäusern, also dass 
die Träger im Brandfall nicht sofort zusammenklappen und das Haus zum 
Einsturz bringen.

von Harald W. (wilhelms)


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Maxe schrieb:

> Als ich mich vor zwei Jahren in das Thema etwas eingelesen hatte, hieß
> es, in der DDR seinen im Gegensatz zum Westen kaum Putze mit
> Asbestfasern versetzt worden,

...und wie war das mit "Honnis Lampenladen"?

von Provokatz John (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Maxe schrieb:
>
>> Als ich mich vor zwei Jahren in das Thema etwas eingelesen hatte, hieß
>> es, in der DDR seinen im Gegensatz zum Westen kaum Putze mit
>> Asbestfasern versetzt worden,
>
> ...und wie war das mit "Honnis Lampenladen"?

Dort waren Nachtspeicheröfen installiert, die Asbestwolle enthielten und 
Feuerschutztüren, die ebenso ausgerüstet waren.

Hätte man finden können, wenn man denn nicht nur auf Provokation aus 
ist...

von Maxe (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Maxe schrieb:
>
>> Als ich mich vor zwei Jahren in das Thema etwas eingelesen hatte, hieß
>> es, in der DDR seinen im Gegensatz zum Westen kaum Putze mit
>> Asbestfasern versetzt worden,
>
> ...und wie war das mit "Honnis Lampenladen"?

Aus der Wikipedia:
"Bis zu 5000 Tonnen Spritzasbest – dies entspricht rund 720 Tonnen 
Rohasbest – wurden beim Bau aufgebracht. Zum Zeitpunkt der Errichtung 
war dies ein international übliches Verfahren, um der tragenden 
Stahlkonstruktion des Gebäudes den bautechnisch vorgeschriebenen 
Feuerwiderstand zu geben.[2]"
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Palast_der_Republik

Also keine Putz-/Betonbeimengungen sondern eine explizite Schicht auf 
den Stahltraegern.

von Udo S. (urschmitt)


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Provokatz John schrieb:
> Dort waren Nachtspeicheröfen installiert, die Asbestwolle enthielten und
> Feuerschutztüren, die ebenso ausgerüstet waren.

War wohl noch ein bischen mehr verbaut: Zitat aus Wikipedia:

"Die Ursache für die Asbestverseuchung lag darin, dass nach Abschluss 
und Austrocknung des Spritzasbestes (ca. 1974) die verantwortlichen 
Statiker eine zusätzliche Verstärkung der Hauptträger der 
Stahlkonstruktion anordneten. Dies war notwendig, weil Änderungen der 
Lastverhältnisse am Bau dies dringend erforderlich machten. Hierzu 
musste per Handarbeit der ausgetrocknete Spritzasbest örtlich 
abgeschlagen werden, damit die zusätzlichen Stahlträger angeflanscht 
werden konnten. Der aufgerissene Asbestmantel wurde nach Anbindung der 
Zusatzträger zwar wieder mit Spritzasbest verschlossen, dies geschah 
allerdings nur unzureichend. Bereits zu seiner Bauzeit war davor gewarnt 
worden, die Stahlkonstruktion mit Spritzasbest gegen Feuer zu 
isolieren."

Maxe schrieb:
> Als ich mich vor zwei Jahren in das Thema etwas eingelesen hatte, hieß
> es, in der DDR seinen im Gegensatz zum Westen kaum Putze mit
> Asbestfasern versetzt worden

Ich habe mal ein bischen recherchiert. Interessanterweise wurde 
Spritzasbest in der DDR schon 1969 verboten, in der Bundesrepublik erst 
1979.
Das hat allerdings niemend davon abgehalten ihn im Palast der Republik 
mittels Ausnahmegenehmigung in großem Stil zu verbauen.

Auch die halbrunde Krone der Mauer war aus Faserzement. Den hat man dann 
angeblich zu Straßensplit zermahlen, Super!

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Matthias L. schrieb:
> Fra N. schrieb:
>> Damals hatte ich immer einen Staubsauger an der Fräse.
>
> Trotz Staubsauger fliegt doch beim Fräsen noch jede Menge Staub herum,
> oder was für ein Zauber-Modell hattest du da im Einsatz?

Wegen, nicht trotz. Ich denke mal, daß gerade der lungengängige Teil der 
Fasern durch alle Filter wunderbar durchgeblasen wird.

Hier wurde gerade eine Wohnung renoviert nach Versterben der 
Ur-Mieterin. Eine Woche Staub und Dreck im Aufzug. Nachkriegsaltbau.

Und ich mach mir Sorgen weil ich mal eine kleine Asbestdichtung mit 
Blumensprüher und feuchte Tüchern entfernt habe.

In so einer Sonntagsdoku im ZDF (oder wars doch ein Drittes) wurde ein 
Schreiben der (einer) amerikanischen chemischen Gesellschaft gezeigt, in 
dem Asbest eine krebserzeugende Wirkung unterstellt und vor der 
Verwendung gewarnt wird. Datum:  ca. 1905.

: Bearbeitet durch User
von Nano (Gast)


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Fra N. schrieb:
> Damals hatte ich immer einen Staubsauger an der Fräse.

Ein Staubsauger reicht nicht, er muss auch die entsprechende 
Filterklasse haben. Also für Asbeststäube geeignet sein.
Hat man das nicht, dann wirbelt man den Staub durch die Luft und der 
Einsatz des Staubsaugers war kontraproduktiv.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Oh, Herrlich. schrieb:

> Wie teuer das ist, weiß ich aus einem Fall im Bekanntenkreis.
> Die hatten über 30% Astbest in Platten, die als Geländer auf Balkonen
> verbaut waren. Da rückte eine Firma mit "Raumanzügen" (Ganzkörperschutz,
> Atemmasken) an, um die zu entsorgen. Entsprechend teuer war das alles.
> Natürlich ist das auch wieder total übertrieben, aber so sind die
> Vorschriften nun einmal, und als Bauherr trägt man die Verantwortung,
> wenn man eine Firma beauftragt.

Hier wurde ein mehrstöckiges Wohnheim aus den ca. 70ern vor dem Abriß 
"asbestsaniert." Erwähnte Astronauten sprühten mit Blumensprühern die 
Platten der Außenverkleidung naß und hebelten sie mit Brechstangen ab. 
Wobei natürlich das trockene Material im Inneren rausbröselte. Bei den 
Anwohnern zählt das im Gegensatz zu den Tätern nicht als Berufskrankheit 
deshalb muß man sie auch nicht davor schützen.

von Nano (Gast)


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Asbestjunkie schrieb:
> Nano schrieb:
>> Ich würde vor allem gerne wissen, woran man das erkennt, das ein
>> Fenstersims so einer sein könnte, der Asbest enthält.
>
> Mit dem Auge kannst du das nicht erkennen, das kann nur in einer
> Materialanalyse festgestellt werden und selbige kostet beim TÜV z.B.
> 196€ per Probe.
> 
https://www.tuev-sued.de/anlagen-bau-industrietechnik/technikfelder/umwelttechnik/gefaehrdungsuntersuchungen/asbest-test

Es gibt auch Fenstersims aus Marmor, die enthalten 0 % Asbest.
Insofern kann man schon erkennen, ob etwas verdächtig ist und das war 
die Frage.

von Nano (Gast)


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Oh, Herrlich. schrieb:
> Nano schrieb:
>> Es kann also Sinn machen, vor den Arbeiten Proben entnehmen zu lassen
>> und im Labor auf Asbest untersuchen zu lassen. Die Haftung trägt der
>> Bauherr.
>
> Toll, wie wunderbar. Das war mir so nicht bekannt.
>
> Wenn man, sagen wir mal, ein altes Haus kauft, müsste man eigentlich vor
> jeder Bohrung erst einmal einen Labortest machen lassen. Will man
> beispielsweise die Elektrik neu machen lassen, und die Tests fallen
> positiv aus, darf man gleich eine teure Asbestsanierung machen lassen.

Das ist korrekt. Es sei denn, der Verkäufer des Hauses hat das schon 
gewusst, dass da Asbest drin ist und es dem Käufer verheimlicht.

von Nano (Gast)


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Maxe schrieb:

> Außerdem gilt bei Gefahrstoffen jede Weitergabe als "Inverkehrbringen".
> Man darf heute keine Waren (auch Gebrauchte) weiterverkaufen, deren
> Asbestgehalt oberhalb eines geringen Prozentsatzes liegt. So darf man
> zwar Oldtimer mit asbesthaltingen Bremsbelägen weiterverkaufen, nicht
> aber einzele (originale) Bremsbeläge. Trotzdem finden sich im Internet
> noch viele asbesthaltige Dichtungen im KFZ-Ersatzteilbereich zum Verkauf
> (was nat. verboten ist).

Hier verkauft jemand einen antiken Bügeleisenuntersetzer und da steht 
sogar ganz groß und fett "Asbest" drauf:

https://www.ebay.de/itm/132822712963


> Aber was nützt das Wissen in der Praxis? (Außer dass man keinen
> 50er-Jahre-Bau kauft). Der Bauherr möchte die Renovierung nicht unnötig
> verteuern, dann müsste der beauftragte Elektriker selber Proben nehmen.
> Der fräst aber auch nicht selber, sondern schickt seine Leute...

Ja, der Bauherr hätte eigentlich die Pflicht das Haus auf Asbest 
untersuchen zu lassen, bevor er irgendwelche Handwerker daran arbeiten 
lässt, denn wenn es rauskommt, dann trägt er die volle Verantwortung.
In der Praxis wird das aber gerade bei Elektroarbeiten wohl kaum 
rauskommen.
Anders sieht's bei Abbrucharbeiten aus, da wird das Material oftmals 
noch einmal von der Firma überprüft, die den Bauschutt aufnimmt und das 
muss nicht die sein, die den Abbruch durchführt.
Wenn da dann Asbest enthalten ist und das wie normaler Bauschutt 
behandelt wurde, dann ist der Bauherr dran.

von michael_ (Gast)


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Nano schrieb:
> Ein Staubsauger reicht nicht, er muss auch die entsprechende
> Filterklasse haben. Also für Asbeststäube geeignet sein.
> Hat man das nicht, dann wirbelt man den Staub durch die Luft und der
> Einsatz des Staubsaugers war kontraproduktiv.

Bei Renovierungen nimmt man doch sowieso einen Nasssauger.
Also keine Panik.

Harald W. schrieb:
> ...und wie war das mit "Honnis Lampenladen"?

Der wurde von Westfirmen gebaut.
Ich glaub aus Schweden???

von Asbestjunkie (Gast)


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Nano schrieb:
> Es gibt auch Fenstersims aus Marmor, die enthalten 0 % Asbest.
> Insofern kann man schon erkennen, ob etwas verdächtig ist und das war
> die Frage.

Ja klar, ein Fensterbrett aus Alu brauchst auch nicht zur Analyse 
zuschicken!

Sehr intelligenter Beitrag!

von Nano (Gast)


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Asbestjunkie schrieb:
> Nano schrieb:
>> Es gibt auch Fenstersims aus Marmor, die enthalten 0 % Asbest.
>> Insofern kann man schon erkennen, ob etwas verdächtig ist und das war
>> die Frage.
>
> Ja klar, ein Fensterbrett aus Alu brauchst auch nicht zur Analyse
> zuschicken!
>
> Sehr intelligenter Beitrag!

Ich kann ja nichts dafür, wenn du es nicht verstanden hast.
Fakt ist, es gibt Fenstersims, da weiß man als Laie nicht ob das so ein 
Asbestkandidat sein könnte und um die geht es.
Jemand der sich auskennt, der kann dir sagen, das ist Steinsorte XY, der 
hat definitiv kein Asbest.
Insofern kann man die Kandidaten die ins Labor müssen durchaus 
eingrenzen und das die ins Labor müssen, das kannst du ja meinem ersten 
Beitrag entnehmen.

von Udo S. (urschmitt)


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michael_ schrieb:
> Der wurde von Westfirmen gebaut.

Definitv nicht. Wo sollten die Devisen dafür hergekommen sein. Ausserdem 
wäre das ja für die SED ein massiver Gesichtsverlust gewesen DAS 
Vorzeigegebäude vom Klassenfeind bauen zu lassen.
Der Stahl für die tragende Konstruktion kam aber wohl aus Schweden. 
Interessanterweise steht in Wikipedia, daß der Stahl eingeschmolzen und 
Teile davon jetzt im Burj Khalifa verwendet wurde.
Ein weiterer Teil soll von Volkswagen zum Bau von Motoren verwendet 
worden sein.

von Stahlschlaubosser (Gast)


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Udo S. schrieb:

> Der Stahl für die tragende Konstruktion kam aber wohl aus Schweden.
> Interessanterweise steht in Wikipedia, daß der Stahl eingeschmolzen und
> Teile davon jetzt im Burj Khalifa verwendet wurde.
> Ein weiterer Teil soll von Volkswagen zum Bau von Motoren verwendet
> worden sein.

Nicht zu vergessen die Menge Blech, die heute noch darüber geredet wird.

von korax (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Ausserdem
> wäre das ja für die SED ein massiver Gesichtsverlust gewesen DAS
> Vorzeigegebäude vom Klassenfeind bauen zu lassen.

Die Spedition "Deutrans" verwendete Volvo-LKW.
Honi selbst wurde von Volvos kutschiert.

Es ging schon..

von Oioioi (Gast)


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Fra N. schrieb:
> Damals hatte ich immer einen Staubsauger an der Fräse. Wie oft
> werden
> denn noch in Altbauten Schlitze gefräst? Fenstersimse fräsen?
>
> Klar, muss man das im Hinterkopf haben, aber die Mengen werden gering
> sein.

Staubsauger??? Bei Asbest ist das das Todeskommando

von Lavamat (Gast)


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korax schrieb:
> Die Spedition "Deutrans" verwendete Volvo-LKW.
> Honi selbst wurde von Volvos kutschiert.
>
> Es ging schon..

Und sein Jagdwagen war doch ein Range Rover, wenn ich nicht irre?

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