Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Flybuck Konverter


von Björn E. (bjoernellens1)


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Hallo liebe Leute,

ich verfolge schon seit langem die nützlichen Beiträge in diesem Forum 
und freue mich, nun meinen ersten Post zu erstellen.

Es geht dabei um einen Sperrwandler (im TI-Terminus Flybuck Converter). 
Ich habe mich dabei an das Referenzdesign TI PMP15006 gehalten und im 
wesentlichen 1:1 nachgebaut.

Designvorgaben sollen sein: Galvanisch getrennte 5V Stromversorgung von 
24V Industrie-Rail. Betrieben wird ein Raspberry Pi Zero W, der maximal 
300mA verbrauchen wird.

Zu sehen hier:
http://www.ti.com/tool/PMP15006

IC ist der LM5017SD. Als Transformator kommt der Coilcraft LPD8035V-333 
zum Einsatz. Nach erstem Test der Schaltung passiert folgendes: Ich 
messe auf der Sekundärseite rund 2,4 Volt anstatt der angepeilten 5 Volt 
und der Transformator wird schnell sehr heiß.

Auf der Fehlersuche ist mir aufgefallen, dass sich das Schaltsymbol des 
Transformators im Schaltplan vom Referenzdesign von dem Schaltsymbol von 
Coilcraft (Wicklungssinn) unterscheidet.

Ansonsten habe ich den Transformator spiegelverkehrt angeschlossen, also 
jeweils Pin 1&2 und Pin 3&4 vertauscht. Um dies als Fehlerquelle 
auszuschließen habe ich den Transformator mit kurzen Kabeln neu 
verlötet, sodass mein Schaltbild exakt dem Referenzdesign entspricht. 
Leider mit gleichem Ergebnis.

Im Anhang findet ihr besagte Schaltpläne. Ich hoffe ihr könnt mir dabei 
helfen, den Fehler zu finden.

Gruß Björn

von abc (Gast)


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Hallo,

ich habe auch mal einen Fly-Buck gebaut. Habe mir deine Schaltung jetzt 
nicht im Detail angesehen, aber so ein paar grundsätzliche Sachen evtl:

- Die Sekundärseite wird nie sauber geregelt sein -> Der Regelungspunkt 
ist immernoch auf der Primärseite.

- Manche Buck-Converter haben für low-load conditions pulse-skipping 
oder pulse-frequency modulation implementiert. Damit man halbswegs Last 
sekundärseitig ziehen kann, sollte der Buck-Converter in einem 
Betriebspunkt sein, wo er sauber in PWM läuft -> am besten eine kleinere 
Last primärseitig anbinden.

Ansonsten - Sekundärseitig wird die Spannung linear fallen mit 
zunehmendem Strom. Bei 1:1 Übersetzung solltest du in etwa die gleiche 
Spannung sehen wie primärseitig am Ausgang (abgesehen von einem Dioden 
Drop). Daher am besten einen LDO hinten dran, da die Supply auch sehr 
noisy ist.

Die Spule sollte eigentlich nicht warm werden - da musst du nochmal 
sehen.

von abc (Gast)


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Am besten kannst du es charakterisieren wenn du einmal die 
Leerlaufspannung sekundärseitig misst und einmal den sekundärseitigen 
Kurzschlussstrom.

Bei mir war es damals ein 12V -> 5V Buck-Converter der bis 500 mA 
spezifiert war.
Ich konnte da sekundärseitig im Kurzschlussfall so ~80/90 mA rausholen 
bei einem Kurzschluss.

Also für eine 3.3V Last mit LDO und 20/30 mA gerade so ausreichend.

von Harald W. (wilhelms)


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Björn E. schrieb:

> ich verfolge schon seit langem die nützlichen Beiträge in diesem Forum
> und freue mich, nun meinen ersten Post zu erstellen.
>
> Es geht dabei um einen Sperrwandler

Dann solltest Du auch den Begriff "Flyback" verwenden. Bei dem
falschen Wort "Flybuck" ist die Verwechslungsgefahr mit "Buck-
Converter" zu gross.

von chip d. (Gast)


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abc schrieb:
> am besten eine kleinere Last primärseitig anbinden.

Mir kommt es fast so vor, als gäbe es gar keine primärseitige
Last. Er hat (oder erblinde ich langsam?) auch keine erwähnt.

Da der Flybuck aber zur Erzeugung einer Hilfsspannung da ist,
nicht ohne die Hauptlast funktioniert, wäre das so nicht drin.

Immerhin will der Mann 300mA sekundär ziehen - was bliebe da
überhaupt noch groß für die Primärseite übrig bei dem Chip?
Der LM5017 kann doch auch nur wenige Watt 'raus hauen?


Mir kommt das vor wie ein großes Mißverständnis bzgl. Flybuck.

Harald W. schrieb:
>> Es geht dabei um einen Sperrwandler
>
> Dann solltest Du auch den Begriff "Flyback" verwenden. Bei dem
> falschen Wort "Flybuck" ist die Verwechslungsgefahr mit "Buck-
> Converter" zu gross.

Es geht eben_nicht um einen (reinen) Sperrwandler, sondern um
einen Buck-Wandler, bei dem ein kleiner Teil der Gesamtleistung
isoliert (über eine "inhärente" Flyback Möglichkeit) gezogen
werden könnte.

(Und den Begriff hat man TI zu verdanken.)

Der Mann will aber scheinbar nur die isolierte Spannung -
dazu würde man aber einen reinen Flyback (oder Forward) nutzen.

Edit: @abc hat schon ausgeführt, wie das normalerweise aussieht.

von Björn E. (bjoernellens1)


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Danke erstmal für eure Antworten.

Ich habe vergessen zu erwähnen: An die Primärseite habe ich zu 
Testzwecken einen 20 Ohm Widerstand angeschlossen. An der Sekundärseite 
hängt derselbe.

Zur Temperatur: Laut Texas Instruments kann der Transformator leicht 60 
Grad C warm werden. Ich habe meinen noch nciht nachgemessen, weil ich 
die Schaltung nicht so lange betreiben möchte bis etwas durchbrennt. 
Aber laut Fingerspitze wird er deutlich wärmer.

Als Test habe ich noch die Sekundärseite abgetrennt. Dann messe ich auf 
Primärseite auch die angepeilten 5.3 Volt.

Also soweit ich das verstanden habe liegt mein Problem darin, dass ich 
zuviel Strom ziehe und dadurch die Spannung einbricht?

Laut TI sollten 250mA primär und sekundär drin sein. (siehe Anhang).

Meine Frage war eigentlich ob ich den Transformator falsch angeschlossen 
habe bzw. der Fehler im Schaltplan liegt.

von chip d. (Gast)


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Björn E. schrieb:
> Als Test habe ich noch die Sekundärseite abgetrennt. Dann messe ich auf
> Primärseite auch die angepeilten 5.3 Volt.

Ja wie - anders mißt Du die nicht, oder was (hoffentlich steht das
nur ein wenig unklar da). :)

Björn E. schrieb:
> Laut TI sollten 250mA primär und sekundär drin sein. (siehe Anhang).

Ja, nur steht da nix über die Variation der Spannung sekundär dabei.
Diese Grafik darfst Du unter "Worst case Efficiency Betrachtung"
verbuchen, hilft aber Dir nicht weiter.

Björn E. schrieb:
> An die Primärseite habe ich zu
> Testzwecken einen 20 Ohm Widerstand angeschlossen.

Komm zu potte: Willst Du einen isolierten Konverter, oder einen Buck,
und davon wenige % Last als isolierte ziehen?

von Björn E. (bjoernellens1)


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chip d. schrieb:
> Ja wie - anders mißt Du die nicht, oder was (hoffentlich steht das
> nur ein wenig unklar da). :)

Sorry, hab mich falsch ausgedrückt: Wenn ich die Sekundärseite des 
Transformators entlöte, kann ich an der Primärseite die richtige 
Spannung messen.

Und zur anderen Frage: An der Primärseite soll keine Last hängen. Ich 
brauche nur einen Isolierten 5 Volt Ausgang. Ich habe eigentlich 
gedacht, dies wäre die einfachste Lösung. (Wenn man dem TI Power 
Designer glaubt).

von chip d. (Gast)


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Björn E. schrieb:
> Und zur anderen Frage: An der Primärseite soll keine Last hängen. Ich
> brauche nur einen Isolierten 5 Volt Ausgang. Ich habe eigentlich
> gedacht, dies wäre die einfachste Lösung. (Wenn man dem TI Power
> Designer glaubt).

Hm, die gehen wohl davon aus, daß "man" das weiß.

Eine recht einfache Lösung wäre z.B. mit LM25180 möglich.
Das ist ein PSR Flyback, braucht keinen Optokoppler. Der
müßte auch im Webench zu finden sein mit den Vorgaben.

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm25180.pdf

Wenn Du mit etwas größerer Schwankungsbreite des Ausgangs
zufrieden wärst ... ist es einzig ein "rechnender" RasPi?
Sonst gar nichts auf 5V Seite?

von Björn E. (bjoernellens1)


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Danke für den Vorschlag. Nein mehr hängt da nicht mehr drauf.

Habe auch vergessen dazuzusagen, dass Platz ein wichtiger Faktor ist. 
Dadurch bin ich eben erst auf den LM5017 gekommen. Es müsste ein 
Transformator in ähnlicher Größe wie genannter Coilcraft sein.

von chip d. (Gast)


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So klein (gerade nachgesehen) dürfte schwierig bis unmöglich sein für 
1,5Wmax. bei >= 4:1 ÜV - aber guck es Dir mal selbst an, hier Flyback
Trafos von Coilcraft für diverse V_in/V_out und P Kombinationen mitsamt
den passenden Chips --- evtl. bist Du dann anderer Meinung.

https://www.coilcraft.com/transsel_3-36.cfm

(Am kleinsten dürfte Übersetzung 3:1 oder 4:1 oder 5:1 oder 6:1 werden -
ein 1:1 Trafo würde größer, und auch einen überdimensionierten Konverter
erfordern. Daß dieser hier so klein war - nun, er hat ja auch gar nicht
gepaßt für 24V zu 5V... vielleicht findest Du vergleichbares, aber ich
bezweifle das doch (müßte wohl ein Megahertz Konverter werden dann)...
wieso genau hast Du ein ... bzw. welches Platzproblem genau?)

von Dieter (Gast)


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Da ist ein Trugschluss bei der Schaltung. Male dir mal die 
Ersatzschaltbilder fuer Lade und Entladephase.

von Helmut S. (helmuts)


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Björn E. schrieb
> IC ist der LM5017SD. Als Transformator kommt der Coilcraft LPD8035V-333
> zum Einsatz. Nach erstem Test der Schaltung passiert folgendes:
> Ich messe auf der Sekundärseite rund 2,4 Volt anstatt der angepeilten
> 5 Volt und der Transformator wird schnell sehr heiß.

Zumindest warm wird der Trafo auf jeden Fall da der Wicklungswiderstand 
mit 0,66Ohm doch recht hoch ist. Da würde der nächst größere Trafo die 
Lage entspannen.

Die Schottky-Diode muss aber für 40V Sperrspannung spezifiziert sein.
Welche max. Sperrspannung hält deine Schottky-Diode aus?


In der Simulation kommen ca. 5V heraus.
Zwecks Simulation must du TINA-TI von TI herunterladen. (Ich hätte ja 
gern mit LTspice simuliert, aber für LTspice habe ich kein SPICE-Modell 
gefunden. Dafür war es jetzt eeine gute Übung zum besser kennenlernen 
von TINA-TI.)

PS:
Ich hatte erst gedacht der Begriff flybuck ist ein Scherz. Man lernt 
halt nie aus.

: Bearbeitet durch User
von Björn E. (bjoernellens1)


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Erfolg!

Danke für den lehrreichen Input. Dank Helmuts TINA-TI Modell ist es mir 
gelungen, nun einen Raspberry Pi mit der Schaltung zu betreiben. Mein 
Fehler war der Widerstand R6 auf der Sekundärseite. Habe diesen nun 
ausgelötet und es läuft erstmal alles wie erwartet. Ich werde aber aus 
Effizienzgründen wahrscheinlich auf den LM25180 wechseln.

Nochmals vielen Dank

Gruß Björn

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