Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Störungen einer Photodiode durch zweiten Messaufbau filtern


von Dominik F. (dominik_f708)


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Guten Tag zusammen,

ich messe mit einer Photodiode sehr kleine und kurze Lichtblitze in 
einer abgedunkelten Kammer / Rohr. Hierfür verstärke ich das Signal aus 
der Photodiode in einem typischen Transimpedanzverstärker (Siehe 
Zeichnung ohne Aufbau im Bereich "Optional"). Das verstärkte Signal aus 
dem ersten (in Zeichnung unten) Op-Amp werte ich mit einem zweiten 
Op-Amp als Comparator aus. Mit dem Spannungsteiler R1 / RV1 kann ich die 
Vergleichsspannung und damit die Empfindlichkeit der Messung einstellen.
Mit dem Ergebnis bin ich schon recht zufrieden, allerdings habe ich 
immer wieder Schwierigkeiten mit EMF-Störungen. Ich konnte das Ergebnis 
durch umfangreichere Schirmung zwar halbwegs stabilisieren, aber ganz 
los werde ich das Problem einfach nicht.
Nun kam mir in den Sinn, eine zweite Photodiode mit einem zweiten, 
identischen Transimpedanzverstärker anzubringen und als Referenz zu 
verwenden, in dem ich das Ergebnis in die Vergleichsspannung einbeziehe. 
Siehe Zeichnung im Bereich "optional". Die Photodiode wäre natürlich 
nicht auf die zu messenden Lichtblitze ausgerichtet, sollte aber die 
identische Störung einfangen und die Störung dadurch im Comparator in 
der Zeichnungsmitte "eliminieren". Ist dieser Aufbau halbwegs sinnvoll, 
oder ist das Unsinn? Wie sind Eure Gedanken und Empfehlungen dazu?

Herzlichen Dank für jede Hilfe, viele Grüße,
Dominik

von Olaf (Gast)


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> Ist dieser Aufbau halbwegs sinnvoll,
> oder ist das Unsinn?

Geht eher in die Richtung Unsinn. :)

Sowas ist sinnvoll wenn du Offsetprobleme haettest, Alterung deiner 
Photodiode, stark schwankende Umgebungshelligkeit, also eher was in 
Richtung Gleichspannungsprobleme....

>  allerdings habe ich
> immer wieder Schwierigkeiten mit EMF-Störungen.

DAs deutet aber eher auf Stoerungen in hoeheren Frequenzbereichen hast. 
Die Loesungen dafuer sehen so aus:

1. Vernuenftiger Aufbau, Platine, Leitungsfuehrung, geschirmte 
Leitungen, saubere Versorgung

2. Grenzfrequenz deines TIAs an deinen Arbeitsbereich anpassen

3. zusaetzlicher Filter fuer deinen Arbeitsbereich.

Olaf

von mahwe (Gast)


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Kleiner top dein Poti würde ich den pin 3 nichtoffenlassen sondern mit 
dem variablen Pin 2 verbinden ist meist stabiler im verhalten.

von äxl (Gast)


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CP2 ist verpolt. Wie sieht dein Aufbau aus, was sagt die 
Betriebsspanungaufbereitung, was die Eingänge?
Spendiere dem, als komparator beschalteten OPV eine Hysterese.
Die Referenz kannst Du aus deinem Signal mittels Tiefpass gewinnen. Wie 
hoch ist die Signalamplitude aus dem "unteren" OPV beim Lichtblitz? Wie 
kurz ist jener?

von Dominik F. (dominik_f708)


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Hallo zusammen,

herzlichen Dank für die vielen sehr hilfreichen Antworten!

Olaf schrieb:
> Sowas ist sinnvoll wenn du Offsetprobleme haettest, Alterung deiner
> Photodiode, stark schwankende Umgebungshelligkeit, also eher was in
> Richtung Gleichspannungsprobleme....

OK, schwankende Umgebungshelligkeit ist zwar nicht stark vorhanden, aber 
auch nicht "weg". Eine Lösung solcher für mich derzeit nachgelagerter 
Probleme würde mich auch nicht stören. ;-) Wäre der Aufbau dafür 
hilfreich oder immer noch Unsinn? Eine Alternative wäre, ich führe mit 
der einen Photodiode Probemessungen durch und verwende halt das als 
Referenz der Umgebungsbeleuchtung. Das wäre dann halt aber immer nur ein 
einmaliges Bild und ich müsste RV1 dann wohl irgendwie vom MC aus 
steuern.

Olaf schrieb:
> 1. Vernuenftiger Aufbau, Platine, Leitungsfuehrung, geschirmte
> Leitungen, saubere Versorgung

Nach meiner laienhaften Beurteilungen sollte das passen. Die Schaltung 
ist sehr klein und die Photodiode sitzt direkt auf der (gedruckten) 
Platine. Ich hab die Photodiode mit der starken Verstärkung jedoch im 
Verdacht, Störungen geradezu anzusaugen. Und die Photodiode kann ich 
nach vorne leider nicht abschirmen.

> 2. Grenzfrequenz deines TIAs an deinen Arbeitsbereich anpassen
>
> 3. zusaetzlicher Filter fuer deinen Arbeitsbereich.

Das versuche ich natürlich. Dies scheint für Laien wie mich allerdings 
am schwierigsten zu sein. Ich werde das nochmal genauer prüfen!

mahwe schrieb:
> Kleiner top dein Poti würde ich den pin 3 nichtoffenlassen sondern mit
> dem variablen Pin 2 verbinden ist meist stabiler im verhalten.

Danke, wird gemacht!

äxl schrieb:
> CP2 ist verpolt. Wie sieht dein Aufbau aus, was sagt die
> Betriebsspanungaufbereitung, was die Eingänge?
> Spendiere dem, als komparator beschalteten OPV eine Hysterese.
> Die Referenz kannst Du aus deinem Signal mittels Tiefpass gewinnen. Wie
> hoch ist die Signalamplitude aus dem "unteren" OPV beim Lichtblitz? Wie
> kurz ist jener?

Huh, einige Worte muss ich erst mal googlen. :-)
Meine Signalamplitude beginnt bei etwa 45kHz und kann sehr viel Länger 
werden. "Sehr viel" ist wahrscheinlich sowas wie 5kHz, oder 1... Da muss 
ich noch experimentieren. Kann auch sein, dass sich größere "Blitze" - 
es sind Reflexionen - dann auch aufteilen und sich als mehrere kleine 
darstellen.

Die Spannungsversorgung hab ich eben noch hochgeladen. Als 
Spannungsquelle dient ein kleiner Akku. Mit dem TLV75533 hab ich 
momentan aber noch Problemchen und ich lasse ihn derzeit immer weg und 
überbrücke nur. Andere Baustelle. :-/

Mein Hauptproblem mit den Störungen ist, dass ich sie nicht wirklich 
kenne. Meistens treten die Probleme auf, wenn das Gehäuse verschraubt 
ist und ich weit weg von meinem Oszilloskop bin. Der Happy-Path in der 
Werkstatt läuft natürlich! Ich vermute aber, damit bin ich nicht allein 
und so ist das eben. ;-)

Viele Grüße!
Dominik

von oszi40 (Gast)


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Dominik F. schrieb:
> Mein Hauptproblem mit den Störungen


1.Mal mit stabilerer Spannungsquelle getestet? Stützkondensatoren am IC?
2.Je hochohmiger ein Aufbau ist, desto schöner können auch Störungen 
sein.
3.Je mehr man verstärken muß, desto schöner wird aller Mist auch 
verstärkt.
4.Wenn es nicht so zeitkritisch wäre, würde ich lieber einen 
Fototransitor benutzen. Dann ist das Signal größer.

von Dominik F. (dominik_f708)


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Hier noch das Bild zur Spannungsversorgung. Das gehört zu meinem letzten 
Beitrag, bei dem es leider nicht mitwollte.

: Bearbeitet durch User
von Lurchi (Gast)


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Die meisten Spannungsregler wollen am Eingang eine Abblockung bis zu 
hohen Frequenzen. D.h. ein der Regel Elko + einen ca. 100 nF keramischen 
Kondensator. Hinter dem Regler sollte man im Datenblatt nachsehen. In 
der Regel passen auch da 2 Kondensatoren: eher kleiner Elko + ggf. ein 
keramischer. Dazu dann ggf. einer am OP.

Der TIA sieht extrem langsam aus. Ein Elko im Feedback ist für wenig 
Licht keine gute Wahl. Ich hätte da eher so etwas im Bereich 10 pF 
erwartet.

Die Wahl des OPs ist ggf. auch wichtig - einige alte Typen zeigen 
popcorn rauschen, dass ggf. mit externen Pulse verwechselt werden kann. 
Ein falscher OP kann auch so deutlich rauschen.
Für den Untergrund kann man eher das Ausgangssignal filtern, so dass die 
sehr niedrigen Frequenzen nicht mehr zum Komparator gelangen.

Wenn es schnell sein soll, sollte die photodiode auch mehr Vorspannung 
bekommen.

von Dominik F. (dominik_f708)


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Hi,

danke erneut für die Antworten!

Lurchi schrieb:
> Der TIA sieht extrem langsam aus. Ein Elko im Feedback ist für wenig
> Licht keine gute Wahl. Ich hätte da eher so etwas im Bereich 10 pF
> erwartet.

Ich hab da einen Keramikkondensator mit 1pF. In diesem Messaufbau hatte 
ich damit die besten Ergebnisse aber natürlich auch viel Störung. Bei 
10pF ist mein Signal dann teilweise verschwunden.

> Die Wahl des OPs ist ggf. auch wichtig - einige alte Typen zeigen
> popcorn rauschen, dass ggf. mit externen Pulse verwechselt werden kann.
> Ein falscher OP kann auch so deutlich rauschen.

Ich verwende den TSV911 
(https://www.st.com/en/amplifiers-and-comparators/tsv911.html)

Im Datasheet von ADA4817 hab ich einen ähnlichen Aufbau wie von mir in 
Eingangsposting angedacht (s.h. Anhang) gefunden. Beim Betrachten ist 
mir mal wieder eine Grundsatzfrage aufgekommen, die auch die Ursache 
meiner Probleme sein könnte:

Im ADA4817-Beispiel ist die Spannungsversorgung von VCC bei allen drei 
Op-Amps erneut mit zwei Kondensatoren stabilisiert. Ist das so üblich / 
notwendig? Ich hatte in meiner Schaltung versucht, die 
Spannungsstabilisierung einmalig zu lösen und dann an alle Verbraucher 
zu verteilen. Da hängen dann also nicht nur Op-Amps, sondern auch MC und 
Display und solche Dinge mit dran. Da hab ich wohl einen Denkfehler? 
Direkt vor jedem Verbraucher stabilisieren ist notwendig?

Danke und viele Grüße,
Dominik

von Lurchi (Gast)


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µC und schnelle OPs (d.h. etwa ab 5 MHz GBW) sollten lokale 
Kondensator(en) der Versorgung haben. Je nach µC braucht man mehrere 
Kondensatoren - etwa je einen je VCC Pin. Für einen OP reicht ggf. auch 
ein Kondensator je Chip.

Empfindliche OPs und µC sollte man schon trennen, d.h. auch mit 
langsameren OPs sollte man da getrennte Kondensatoren haben.

Der TSV911 ist schon keine so falsche Wahl: nicht besonders Rauscharm, 
aber schnell. Es geht rauschärmer (z.B. MCP6021, OPA197(5 V)), muss aber 
erst einmal nicht.


Vor allem der µC braucht unbedingt lokale Kondensatoren. Auch die 
Leiterführung sollte schon passen: d.h. die Versorgung geht erst zum 
Kondensator und von da nur zum µC auf kurzem Wege. Im Zweifelsfall würde 
ich auch Ferrite oder kleine Widerstände in der VCC Verbindung 
einplanen, um Störungen die vom µC ausgehen können zu reduzieren.

Der OP sollte auch 1 Kondensotor (single supply sollte einer 
ausreichen). Im zweifelsfall ggf. noch ein Elko dazu - der muss aber 
nicht so nahe ran.

Für die Abtrennung einen Untergrundes dürfte ein Hochpass filter 
passender sein als der 2. OP / empfänger. Einen Komparator haben viele 
µCs übrigens schon drin - d.h. da braucht man ggf. keinen externen mehr.

von Sven B. (scummos)


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Du brauchst bei diesem Aufbau unbedingt ein EMI-Shield über dem 
Transimpedanzverstärker, hast du das? Wenn du Leiterbahnen oder auch nur 
herausguckende IC-Pins auf der Rückseite hast, auch dort. Du kannst an 
der Stelle, wo die Photodiode ist, ein Loch bohren, das schadet nicht.

von Dominik F. (dominik_f708)


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Hallo,

vielen Dank für die hilfreichen Antworten.



Ich habe versucht, das umfangreiche Feedback in meine Schaltung 
einfließen zu lassen. Sieht das soweit gut aus? Einige Werte (u.a. R7 
und R8) werde ich nochmal nachrechnen, aber das mach ich während das 
Board in Druck ist. :-)


Lurchi schrieb:
> µC und schnelle OPs (d.h. etwa ab 5 MHz GBW) sollten lokale
> Kondensator(en) der Versorgung haben.

Zu den "lokalen Kondensatoren" hab ich da gleich nochmal eine - 
wahrscheinlich sehr dumme - Anschlussfrage. Meine Platinenrückseite ist 
GND und meine Plationenvorderseite VCC. Genügt es nun, den Kondensator 
in die Nähe des Verbrauchers zu bringen und die Versorgung weiterhin 
ohne extra Leiterbahn durch die Fläche erfolgen zu lassen? Oder wäre das 
dann der geeignete Einsatz einer Ferritperle zwischen C1/2 und V und 
einem extra Leiter zwischen C1/2 und U2/7? (Sorry, im schwarzen Bild 
passen die Bezeichnungen nicht zum ersten Bild und ich bekomme die 
Bilder nicht mehr getauscht.)

Ein "EMI-Shield" hatte ich auf der Oberseite - wusste bis jetzt aber 
nicht, dass es so heißt. Dieser fehlende Fachwortschatz ist für mich oft 
das größte Hindernis beim Lernen, da es das Suchen so erschwert. An der 
Unterseite hatte ich bisher keinen Schirm an der Platine, sondern statt 
dessen versucht einen Schirm um das komplette anschließende Gehäuse zu 
machen - mit mäßigem Erfolg. Ich werde das nochmal Verändern und für die 
Unterseite eine Schirmung bauen, aus der nur die Photodiode raus steht.

Danke und viele Grüße,
Dominik

: Bearbeitet durch User
von 2 Cent (Gast)


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Dominik F. schrieb:
> für die
> Unterseite eine Schirmung bauen, aus der nur die Photodiode raus steht.
Die Photodiode solltest du besser unter der Schirmung "in Deckung" 
belassen. Wenns wirklich langäugig herausgucken muss, nimm LWL. 
Beispiel:
https://www.tme.eu/Document/08158cf9558b17248efdda30216ca472/1292.5001.pdf

von Sven B. (scummos)


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Oder zumindest eine Photodiode in einem Metallgehäuse, welches man 
wohldefiniert anbinden kann, das hilft schon ziemlich viel gegenüber 
Plastik.

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