Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Peltier Ripplestrom


von TEC (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

man liest ja immer wieder, dass Peltierelemente einen Stromripple nicht 
mögen. Oft liest man, dass man 1% Ripple nicht überschreiten soll.

Bezieht sich dieses Prozent auf den maximalen Strom oder auf den 
tatsächlich fließenden? 1% bei 100mA sollte dem Element ja weniger 
ausmachen, als 1% bei sagen wir mal 5A Nennstrom.

Um es mit PWM in allen Lebenslagen wirklich ruhig zu bekommen braucht 
man sonst ja sehr schnell entweder hohe Frequenzen oder riesen 
Induktivitäten.

VG

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Auf den tatsächlich fließenden Strom.

Es ist auch nicht so, daß die Dinger keinen Stromripple dürfen. Sie 
mögen ihn nicht heißt, daß ihr sowieso schon schlechter Wirkungsgrad vor 
allem bei hohen Temperaturdifferenzen noch schlechter wird.

1% halte ich für etwas übertrieben, aber über 5% könnte ich mir 
vorstellen, daß dieser Effekt schon merklich zum Tragen kommt. Am 
schlimmsten ist ungefilterte PWM, in den Strompausen fließt die Wärme 
ungehindert zurück und muß erneut transportiert werden...

von alksdjhf (Gast)


Lesenswert?

TEC schrieb:
> oder riesen Induktivitäten.

Oder statt nur einer Induktivität z.B. 2, oder 3, mit
Kerkos dazwischen (= (mehrstufiges) Filter nach dem
Schaltregler mit Stromregelung). Das wirkt verblüffend
stark, mit evtl. <= halber passiver Bauteilmasse wie
wenn man nur eine (hohe) L nutzt.

Diese Teile baut man ein mal hin, und dafür ist sowohl
Peltier-Wirkungsgrad als auch -Haltbarkeit maximiert.
Das rechnet sich imho sowohl bei teuren, als auch sehr
billigen Peltiers.

Weit unter 1% grenzt an "Kosmetik" - aber 5% sind (mir
persönlich) schon bedeutend zu viel. 1%, evtl. bißchen
weniger, habe ich immer angestrebt (auch erreicht).

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

alksdjhf schrieb:
> Weit unter 1% grenzt an "Kosmetik" - aber 5% sind (mir persönlich) schon
> bedeutend zu viel.
Da geht es also vorrangig um persönliche Vorlieben? Oder kann man das 
"Gefühl" irgendwie in konkrete mathematische Zahlen und Formeln und 
Tabellen packen?

Ben B. schrieb:
> Am schlimmsten ist ungefilterte PWM, in den Strompausen fließt die Wärme
> ungehindert zurück und muß erneut transportiert werden...
Das ist dann letztlich auch nichts anderes als ein Tiefpass, denn der 
Rückfluss ist dank fehlender Stromunterstützung rein passiv und damit 
langsamer. Wenn also lediglich dieser "Wärmerückfluss" das Problem ist 
und das Pelztier durch die schnellen Strom-/Spannungssprünge nicht 
beschädigt wird(*), und auch EMV-mäßig soweit alles gut ist (verdrillte 
Kabel), dann ist da keine Not für eine Spule.

> Sie mögen ihn nicht heißt, daß ihr sowieso schon schlechter Wirkungsgrad
> vor allem bei hohen Temperaturdifferenzen noch schlechter wird.
Der durch den Energierückfluss schlechtere Wirkungsgrad gilt aber nur 
für den Teillastbetrieb. Denn wenn letztendlich volle 100% PWM anliegen, 
dann ist der Grenzpunkt erreicht, den ein geglätteter Strom auch 
erreicht, das Pelztier sieh reinstes DC und hat den besten (wenn auch 
immer noch grausig schlechten) Wirkungsgrad, der dann hoffentlich auch 
ausreicht.

(*)
und komm mir jetzt keiner mit einer ominösen "Zyklenanzahl". Denn die 
gibt an, wie oft ein kompletter Temperaturzyklus von delta_t=0 bis max 
durchlaufen werden kann. Das passiert bei einem thermisch hinreichend 
trägen Element bei einer Schaltfrequenz mit >100Hz aber sicher nicht.

: Bearbeitet durch Moderator
von Helmut S. (helmuts)


Lesenswert?

Schau dir mal dieses Beispiel an. Auf beiden Seiten 10uH mit 10uF nach 
Masse. Zusätzlich 10uF parallel zum Peltier in Reihe mit einem 
Stromsense-Widerstand..

https://www.maximintegrated.com/en/design/technical-documents/tutorials/1/1757.html

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


Lesenswert?

TEC schrieb:
> Oft liest man, dass man 1% Ripple nicht überschreiten soll

Humbug.

Peltiers funktionieren auch mit direkter PWM.
Aber der Wirkungsgrad ist dann noch schlechter als bei Gleichstrom.
Und da der Wirkungsgrad sowieso nicht berauschend ist, versucht man PWM 
zu glätten. Aber wenn 10% Restripple zu 10% schlechterer 
Wärmepumpleistung führt (geraten), mag das für manche ok sein.
1% muss also nicht unbedingt sein.
Du musst wissen, was dir wichtig ist.

von Lurchi (Gast)


Lesenswert?

Ein PWM Signal verursacht am TEC 2 Probleme: einmal eine Modulation der 
Temperatur und damit thermischen Stress. Das betrifft vor allem sehr 
langsames PWM in Richtung 2 Punkt-Regler. Schlimm sind vor allem 
wirklich große Temperaturhübe, die bei schnellem PWM sowieso nicht 
erreicht werden.

Das 2 Problem ist der reduzierte Wirkungsgrad. Die gewünschte Wirkung 
geht mit dem mittleren Strom, aber die Verluste sind im wesentlichen 
Proportional zum RMS wert. Rippel erhöht den RMS-wert. Allerdings geht 
hier die Amplitude quadratisch ein. D.h. auch 10 % Rippel geben nur rund 
1% mehr RMS und damit vermeidbare Verluste (relativ zur Stromaufnahme). 
Wie kritisch das ist hängt davon ab wie sehr man an die maximale 
Kühlwirkung heran kommt und es ggf. auf das letzte 1 % ankommt.  Die 
kritische größe sollte Rippel-Anteil zum Quadrat geteilt durch den 
Wirkungsgrad (je nach Arbeitspunkt etwa 0.5 (kleine 
Temperaturturdifferenz bis etwa 0.03 (große Temperaturdifferenz)) sein.

Oft kann man damit 10% Rippel tolerieren. An der Grenze wären unter 2-5% 
schon gut. 1% Rippel ist i.A. nicht nötig - da sollte man dann eher über 
2 Stufen nachdenken.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.