Forum: PC-Programmierung Polling beim Empfangen von UDP-Protokollen


von Heiko Schmidt (Gast)


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Hi, von einem Raspberry Pi will ich per UDP Daten an einen anderen 
Rechner senden (Windows-PC). Meine Frage dazu - muss der Rechner, der 
die Pakete empfängt, ständig pollen, ob Daten über den UDP-Port 
ankommen, damit keine verloren gehen?

von (prx) A. K. (prx)


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Heiko Schmidt schrieb:
> Meine Frage dazu - muss der Rechner, der
> die Pakete empfängt, ständig pollen, ob Daten über den UDP-Port
> ankommen, damit keine verloren gehen?

Nein. Das empfangende Programm wird vom Betriebssystem über einkommende 
Daten unterrichtet und schläft ggf bis dahin.

von Ergo70 (Gast)


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Nö, Du musst nur die ganze Zeit auf dem Port lauschen, aber da recfrom() 
blockiert wenn keine Daten ankommen ist das kein Problem.

von Heiko Schmidt (Gast)


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A. K. schrieb:
> Das empfangende Programm wird vom Betriebssystem über einkommende
> Daten unterrichtet und schläft ggf bis dahin

Wie mache ich das denn dann genau? Muss ich dann mein C-Programm, was 
die Daten empfangen soll, an eine Speicherstelle setzen bzw. irgendwie 
dem Betriebssystem dann melden, an welcher Speicherstelle sich das 
Programm befindet und mir dann z.B. die Daten in ein Array schreibt, die 
ich kriege und dann in einem anderen C-Programm weiterverarbeiten kann?

von (prx) A. K. (prx)


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Heiko Schmidt schrieb:
> Wie mache ich das denn dann genau?

Im allereinfachsten Fall ist das ähnlich wie bei Files. Du forderst das 
Betriebssystem auf, dir Daten zu liefern, und der Aufruf kehrt erst 
zurück, wenn es welche gibt.

Tiefergreifende Erkenntnisse über Networking in Anwendungsprogrammen 
liefern dir Einführungen in Socket-Programmierung.

Die Vorgänge im Betriebssystem wiederum sprengen den Rahmen einfacher 
Forenfragen.

von Heiko Schmidt (Gast)


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A. K. schrieb:
> Im allereinfachsten Fall ist das ähnlich wie bei Files. Du forderst das
> Betriebssystem auf, dir Daten zu liefern, und der Aufruf kehrt erst
> zurück, wenn es welche gibt.

sowas hab ich mir vorgestellt. Und ggf. kann ich ein Timeout noch 
definieren, was dann ggf. den Prozess abbricht.

von (prx) A. K. (prx)


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Heiko Schmidt schrieb:
> sowas hab ich mir vorgestellt. Und ggf. kann ich ein Timeout noch
> definieren, was dann ggf. den Prozess abbricht.

Nicht den Prozess, sondern den wartenden Betriebssystemaufruf.

von Manfred (Gast)


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Heiko Schmidt schrieb:
> Wie mache ich das denn dann genau?

Wenn Du mit der PC-Programmierung nicht vertraut bist und auch nicht 
tief einsteigen willst: 
https://www.autoitscript.com/site/autoit/downloads/

Die wesentlichen Befehle sind:
UDPBind, UDPRecv, UDPCloseSocket, UDPShutdown()

Hier liefert mein Internetrouter Statusinformationen etc. per UDP auf 
die Broadcastadresse des Netzwerks (192.168.xxx.255), die ich per AutoIT 
annehme. Ich schaue auf bestimmte Schlüsselworte der Daten und zeige 
ggfs. etwas an, zusätzlich schreibe ich alles in ein Logfile.

Ob das nun pollt oder sonstwas macht, weiß ich nicht, das nimmt mir die 
Hochsprachenumgebung ab. Was ich sehe, dass es lt. Taskmanager keine 
erkennbare Systemlast erzeugt, das genügt mir.

von Heiko Schmidt (Gast)


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Muss man bei UDP auch etwas wie Server-Client beachten? Muss ich z.B. 
meinen Windows-Rechner als Server betrachten, also dort einen Dienst 
drauf laufen lassen, der auf den Port horcht bzw. dann Daten sendet und 
am anderen Ende dann die Daten empfängt?

Gibt es vlt. auch Netzwerkkarten, die Daten in eiem Puffer 
zwischenspeichern können und ein Bit haben, das man abfragen kann, ob 
dort was steht? Wenn ich das nicht habe, müsste ich mir ja ein kleines 
Programm schreiben, was als horcht und dann die Daten irgendwie puffert 
(eben wohl dieser Socket), und dann von diesem Puffer die Daten dann 
rausholen.

von (prx) A. K. (prx)


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Heiko Schmidt schrieb:
> Muss man bei UDP auch etwas wie Server-Client beachten?

Ob Peer-to-Peer oder Client-Server, das ist Sache der Anwendung. Anders 
als bei TCP wird auf Socket-Ebene keine Verbindung aufgebaut. Weshalb 
die Rollen von Client und Server auch nicht Teil des Betriebssystems 
sind.

> Muss ich z.B.
> meinen Windows-Rechner als Server betrachten, also dort einen Dienst
> drauf laufen lassen, der auf den Port horcht bzw. dann Daten sendet und
> am anderen Ende dann die Daten empfängt?

Wenn ein Prozess auf nichts lauscht, kriegt er auch nichts.

> Gibt es vlt. auch Netzwerkkarten, die Daten in eiem Puffer
> zwischenspeichern können und ein Bit haben, das man abfragen kann, ob
> dort was steht?

Sind wir noch beim RasPi, oder mittlerweile beim AVR? Solche Feinheiten 
darfst du getrost dem Betriebssystem überlassen. An der Netzwerkkarte 
hast du nichts verloren.

Aber ja, Netzwerkkarten haben Puffer, Betriebssysteme auch. Und aufs 
Netzwerk horchen und puffern tut das Betriebssystem, nicht dein 
Programm.

: Bearbeitet durch User
von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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A. K. schrieb:
> Aber ja, Netzwerkkarten haben Puffer, Betriebssysteme auch. Und aufs
> Netzwerk horchen und puffern tut das Betriebssystem, nicht dein
> Programm.

Nur schmeißen die die Daten gleich wieder weg wenn keine Prozess zuvor 
angemeldet hat das es die Daten von dem Port haben will.

Daher muss natürlich ein entsprechendes Programm oder Daemon/Service auf 
dem PC laufen der den Port "Abhört"

bind & recv/recvfrom sind hier deine Freunde
https://docs.microsoft.com/en-us/windows/win32/api/winsock/nf-winsock-bind
https://docs.microsoft.com/en-us/windows/win32/api/winsock/nf-winsock-recvfrom
https://docs.microsoft.com/en-us/windows/win32/api/winsock/nf-winsock-recv

Das ganze entsprechend in eine eigenen thread gepackt und das Programm 
kann nebenbei auch noch was anderes machen...

von Gerd E. (robberknight)


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Irgend W. schrieb:
> Das ganze entsprechend in eine eigenen thread gepackt

Dafür muss man allerdings die Eigenschaften und Besonderheiten von 
Threads kennen und ganz genau darauf achten alles threadsafe zu 
programmieren.

Ich kenne natürlich den Wissenstand des TO nicht genau, aber ich 
schließe aus den Fragen zu den Konzepten der Netzwerkprogrammierung daß 
sein Wissen im Bereich Systemprogrammierung nicht sehr ins Detail 
reicht.

Von daher bin ich mir nicht sicher ob ich da gleich Threads empfehlen 
würde. Vielleicht lieber erst mal mit Timeout warten.

von Heiko Schmidt (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Von daher bin ich mir nicht sicher ob ich da gleich Threads empfehlen
> würde. Vielleicht lieber erst mal mit Timeout warten.

Ich würde einfach mit einem Fifo arbeiten, der ein Semaphorenbit 
besitzt, so dass nur ein Prozess Daten reinschreiben oder rausholen kann 
- falls Du sowas meinst mit Ablaufproblemen - und der andere Prozess in 
dem anderen Thread dann warten muss, bis er dran ist?

von Heiko Schmidt (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> daß
> sein Wissen im Bereich Systemprogrammierung nicht sehr ins Detail
> reicht.

genau, ich bin da noch ganz am Anfang.

A. K. schrieb:
> Aber ja, Netzwerkkarten haben Puffer

ich dachte, dass es vielleicht dort so ähnlich sein könnte wie bei 
Mikrocontrollern. Wenn dort etwas im Register z.B. für die serielle 
Schnittstelle steht, dann wird ein Interrupt ausgelöst. Ich dachte, dass 
es sowas vielleicht auch für Netzwerkkarten gegeben hätte.

von Heiko Schmidt (Gast)


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Aber erstmal vielen Dank für die vielen Hinweise und Tipps, sie haben 
zum besseren Verständnis für mich beigetragen und die Hinweise mit dem 
Bind, den Sockets ... war ein guter Hinweis. Ich habe in 
Python-Beispielen z.B. gesehen, dass dort eine socket-Bibliothek 
eingebunden wurde, aber ich wusste zunächst nicht, was es damit auf sich 
hatte am Anfang.

von Olaf (Gast)


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> Die Vorgänge im Betriebssystem wiederum sprengen den Rahmen einfacher
> Forenfragen.

Ihr werdet es nicht glauben, aber es gibt auch fuer Linux spezielle 
Buecher ausschliesslich ueber Netzwerkprogrammierung.

https://www.amazon.de/Netzwerkprogrammierung-unter-Linux-Stefan-Fischer/dp/3446210938

Also mir hat das weitergeholfen. Und 4.50Euro ist deutlich weniger als 
man fuer einen Milchshake in so einem modernen Verdummungscafe bezahlt. 
.-)

Olaf

von NwProfi (Gast)


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Hi,
Daten als Text formatiert übertragen und auf dem Raspi nc (netcat) 
einsetzen und auf dem Windows PC z.B. UDP-Sender/Receiver.
mfg

von NwProfi (Gast)


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oder unter Windows ebenfalls netcat und den Virenscanner "beruhigen" :-)

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Nezwerk-Kommunikation erfolgt über sog. "Sockets", also virtuelle 
Software-Schnittstellen, die die verwendete Programmiersprache vom OS 
anfordert.

Beim Nachrichtenaustausch wird auf Senderseite in das Socket 
"hineingeschrieben" und dann könnte es (z.B. als lokales Objekt in einer 
Methode) duchaus "sterben". Für die nächste Sendung wird halt ein neues 
Socket erzeugt. Abhängig vom Konzept des Programmierers kann man aber 
auch auf Senderseite so ein Socket durchaus auch mehrfach benuzen (als 
globales Objekt am Leben erhalten).

Nebenbei müssen die Sockets an beiden Enden der Nachrichtenverbindung 
noch kompatibel konfiguriert sein (passende IP, Portnummer, passende 
Message-Größe usw.)

Auf der Empfängerseite muss das Socket dagegen die ganze Zeit über 
existieren und "am Leben" sein, um keine Sendung zu verpassen. 
Einkommende Messages landen zunächst in eimem Puffer und können von dort 
gelesen werden.

Wie nun das benutzende Programm davon erfährt, ob denn nun inzwischen 
Daten angekommen sind - das geht je nach Programmiersprache auf 
unterschideliche Weise, die Wahl trifft wiederum der Programmierer. 
Tatsächlich besteht die Möglichkeit, die Größe des Message-Puffers zu 
pollen, die sich ja im Falle einer eintreffenden Message von Null auf 
irgendwas ändert.

Eine andere Möglichkeit ist es, das Socket mit einem sog. 
"Event-Listener" zu verbinden, der beim Eintreffen von Daten "feuert" 
und eine Routine aufruft, die die Daten dort ausliest und irgendwas 
damit macht ...

von Bernd K. (prof7bit)


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Vielleicht fängst Du erstmal mit ner abstrakteren Hochsprache an Dich an 
die Socketprogrammierung und die erforderliche Strukturierung des 
Programms und der notwendigen Abläufe (Threads oder nicht, Polling oder 
blockierend) vorsichtig heranzutasten.

Ich würde zum Beispiel Python vorschlagen, dessen Socket API lässt noch 
deutlich das darunterliegende C API durchschimmern (bind, listen, 
connect, accept, select, send, recv, etc...) so daß Du alles was Du da 
lernst später fast 1:1 auf C übertragen kannst aber da es eine sehr 
dynamische Scriptsprache ist lässt sich die Struktur Deines Programms 
viel leichtfüßiger mal eben schnell umkrempeln ohne zusätzlich noch die 
schwere Ankerkette der ganzen Low-Level-Befindlichkeiten und 
Erschwernisse einer Sprache wie C ans Bein gebunden zu haben.

In Python kannst Du Socket-Programmierung (und auch vieles andere auch) 
auf fast spielerisch einfache Weise erkunden und lernen und absolut 
ALLES was Du da lernst kannst Du später bei C (und auch bei anderen 
Sprachen) sehr nutzbringend einsetzen.

Viele Sachen die nicht CPU-lastig sondern eher IO-lastig sind kannst Du 
auch direkt in Python lassen, vor allem auf einem PC oder einem 
Raspberry wo man nicht die Kilobytes und die Taktzyklen zweimal umdrehen 
muss damit sie ausreichen. Für einen Programmieranfänger ist das IMHO 
allemal der bessere Einstieg, Du willst nicht an zu vielen Fronten 
gleichzeitig kämpfen.

Zu den Low-Level Abgründen systemnaher oder hardwarenaher Sprachen wie C 
bei denen man schon das blanke Silizium drunter durchschimmern sehen 
kann und den damit verbundenen peniblen Fleißarbeiten und 
Sicherheitsmaßnahmen kannst Du später immer noch promovieren sobald Du 
glaubst daß Du soweit bist das Wesentliche zu überblicken.

Und selbst dann in dieser zweiten und fortgeschrittenen Phase Deiner 
Programmierer-Karriere wirst Du immer noch jederzeit eine dynamische 
Hochsprache als nützlichen Helfer und auch als liebgewonnenen Freund 
stets hilfsbereit an Deiner Seite haben wollen mit der man jederzeit mal 
eben zum Ausprobieren oder Erkunden aus dem Handgelenk heraus monströse 
Datenstrukturen und Algorithmen so leicht herum wuchten kann als hätte 
jemand die Erdanziehung abgeschaltet.

: Bearbeitet durch User
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