Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spule beim Class-D Verstärker


von tom (Gast)


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Habe einen Class-D Verstärker mit TPA3251 aufgebaut und funktioniert 
auch auf Anhieb bestens.
Beim Probelauf habe ich festgestellt, das die 10uH Spule die Bestandteil 
des LC-Filters für den Ausgang ist, bei Betrieb ca. 60 Grad warm werden.
Da dieses mein erster Class-D Verstärker ist und ich noch niemals 
Erfahrung damit habe sammeln können, stellt sich mir die Frage, ob das 
Erwärmen der Spule im LC Filter am Ausgang normal ist, oder ob ich 
einfach nur die falsche Spule habe?

: Verschoben durch Moderator
von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Naja, da muss der Strom für den Lautsprecher durch und 60° ist jetzt 
noch nicht wirklich warm in der Leistungsklasse.

von Stephan (Gast)


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Welche von den vielen 10µ Spulen auf dieser Welt?

von tom (Gast)


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Habe mal ein Bild des Original Testboard angehangen.
Auch den Link zu Reichelt, mit meiner verwendeten Spule:
https://www.reichelt.de/ringkerndrosseln-tlc-10a-10-h-tlc-10a-10-p105596.html?r=1
Wobei das Bild von Reichelt aber nur die Bauart anzeigt.
Die Bauart der Spulen die ich verwendet habe ist die gleiche, nur die 
Windungszahl ist wesentlich kleiner als bei dem Original Texas 
Instrument Demoboard und der Durchmesser ist etwas größer. Dort sind es 
ca. 28 Windungen und meine Spule hat gerade einmal 11 Windungen. Dafür 
hat meine Spule aber auch 10A und die Originale Spule ist laut 
Datenblatt des Demoboards "nur" für 6,5A.
Der größte Unterschied zwischen der Originalen Spule und der, die ich 
verwendet habe ist der Preis. Die originale kostet ca. 6,50€ meine nur 
1,30€. Obwohl von den Technischen Werten fast gleich.

Die Frage die sich halt für mich stellt, ist die:
Darf eine Spule in einem Class-D Verstärker überhaupt warm werden? Ich 
könnte mir vorstellen, das wenn alles bestens von den Werten passt, 
keine Leistung in der Spule mehr zu Wärme umgewandelt werden sollte. Die 
dazugehörigen Kondensatoren wurden wie beim originalen TI Demoboard 
verwendet. Aber gerade mit Spulen kenne ich mich nicht so gut aus und 
frage mal hier im Forum nach, ob die Wärmeentwicklung normal ist oder 
nicht.

von Al3ko -. (al3ko)


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tom schrieb:
> Darf eine Spule in einem Class-D Verstärker überhaupt warm werden? Ich
> könnte mir vorstellen, das wenn alles bestens von den Werten passt,
> keine Leistung in der Spule mehr zu Wärme umgewandelt werden sollte.

Na klar werden Spulen warm/heiß.

Magnetische Komponenten in getakteten Anwendungen (ob nun DC/DC oder 
Class-D oder was auch immer) werden immer warm.

Bei Spulen schaut man sich den Strom durch die Spule an. Bei Übertragern 
schaut man sich die Spannungs-Zeit (oder wie auch immer man das auf 
Deutsch nennt) Kurve an.

Da magnetische Komponenten nicht wie die Mosfets an einen Kühlkörper 
gepackt werden (können), sind magnetische Komponenten deshalb sehr oft 
sehr warm.

Gruß,

von äxl (Gast)


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Vllt. auch einfach falsches Kernmaterial für die frequenz?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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tom schrieb:
> Link zu Reichelt, mit meiner verwendeten Spule:
> 
https://www.reichelt.de/ringkerndrosseln-tlc-10a-10-h-tlc-10a-10-p105596.html?r=1

Diese Spule ist nur mäßig geeignet. Das Kernmaterial ist hier der 
begrenzende Faktor, es hat bei hohen Frequenzen zu viel Verluste.

> Wobei das Bild von Reichelt aber nur die Bauart anzeigt.
> Die Bauart der Spulen die ich verwendet habe ist die gleiche, nur die
> Windungszahl ist wesentlich kleiner

Ja. Auch das ein Hinweis auf das Kernmaterial. Je "magnetischer" das 
Material, desto weniger Windungen werden benötigt, aber desto niedrigere 
Frequenzen verträgt das Material (extrem vereinfacht gesagt)

> ca. 28 Windungen und meine Spule hat gerade einmal 11 Windungen. Dafür
> hat meine Spule aber auch 10A und die Originale Spule ist laut
> Datenblatt des Demoboards "nur" für 6,5A.

Wenn du dir zutraust, einen Ringkern selber zu bewickeln: Reichelt hat 
einen passenden Kern:

https://www.reichelt.de/amidon-ringkern-t-130-2-p19961.html

Dieser Kern aus Material #2 (rot) hat einen A_L Wert von 11nH, ca. 
Faktor 7 geringer als der des gleich großen Kerns aus Material #26 
(weiß/gelb, was du jetzt hast). Deswegen brauchst du Faktor sqrt(7) mehr 
Windungen für die gleiche Induktivität. Statt 11 Windungen also 30. Tja 
und schon paßt das wieder.

> Darf eine Spule in einem Class-D Verstärker überhaupt warm werden?

Ein bißchen warm wird die immer, schon wegen des ohmschen Widerstands 
des Drahtes. 60°C sind jetzt nicht enorm viel. Kannst du notfalls auch 
so lassen.

von Εrnst B. (ernst)


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tom schrieb:
> Der größte Unterschied zwischen der Originalen Spule und der, die ich
> verwendet habe ist der Preis. Die originale kostet ca. 6,50€ meine nur
> 1,30€. Obwohl von den Technischen Werten fast gleich.

Der Unterschied ist wohl das Kernmaterial. Die billige wird als 
"Entstördrossel" verkauft. Die hat also eher die Aufgabe, möglichst viel 
vom "Gezappel auf der Leitung" in Wärme umzuwandeln, damit es nicht 
stört.

k.A. ob sich Fasttron an die "üblichen" Farben für Ringkerne hält, 
schaut Gelb/Weiß auf dem Reichelt-Produktbild aus.

Welche Kernfarbe hätte die 6,50€ - Drossel?

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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tom schrieb:
> Habe mal ein Bild des Original Testboard angehangen.

Leider typisch.
Das einzige Bild, das zählt, ist das Bild von DEINEM Aufbau.

tom schrieb:
> Die originale kostet ca. 6,50€ meine nur
> 1,30€. Obwohl von den Technischen Werten fast gleich.

Es gibt einen Grund für den Preisunterschied.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Εrnst B. schrieb:
> k.A. ob sich Fasttron an die "üblichen" Farben für Ringkerne hält,
> schaut Gelb/Weiß auf dem Reichelt-Produktbild aus.

Fastron stellt die Kerne nicht selber her, sondern kauft die zu und 
bewickelt sie nur. Die Hersteller von Eisenpulverkernen halten sich 
normalerweise an die üblichen Farben. Gelb/weiß für #26 paßt auch zu 
Windungszahl 11 bei 10µH Induktivität.


Sven S. schrieb:
> Es gibt einen Grund für den Preisunterschied.

Bei Reichelt sind es €0,99 vs. €2,85 für den Kern allein. Und man 
braucht knapp dreimal so viel Kupferdraht für die bessere Drossel.

von Mark S. (voltwide)


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Den Worten von Axel S. kann ich mich nur anschließen. Der 
niederfrequente Anteil des Lautsprecherstromes dürfte auch bei Volllast 
kaum zur Erwärmung beitragen, die Kupferverluste sind gering. Dafür sind 
Kernverluste so hoch, dass auch im Leerlauf - denn hier fließt auch 
schon der voll Hochfrequenz-Magnetisierungsstrom - der Kern aufgeheizt 
wird.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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äxl schrieb:
> Vllt. auch einfach falsches Kernmaterial für die frequenz?
Diese Spule ist auf Verluste gestrickt. Sie muss warm werden. Und 60°C 
ist für die Spule nicht warm. Bei 40K mehr fangen wir an zu diskutieren.

Εrnst B. schrieb:
> Der Unterschied ist wohl das Kernmaterial.
Bisher weiß keiner, ob nicht die Originaldrossel auch warm wird. Und 
auch nicht, ob die Billige im Eval Board evtl. sogar kalt bleibt. Oder 
andersrum...

Und falls zwischen Eval Board und dem Selbstgemachten ein Unterschied 
ist, dann stellt sich die Frage nach dem Aufbau.

von tom (Gast)


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Also erst mal vielen Dank an alle die sich hier beteiligt haben und für 
die sehr aufschlussreichen Antworten.
Das zeigt mir doch, das es nicht die ideale Spule ist und ich besser 
etwas anderes nehmen muss.

Axel S. hat mir ja einen Kern empfohlen der besser für diese Anwendung 
ist. Eine Spule darauf zu wickeln mit entsprechenden Kupferlackdraht 
sollte kein Problem darstellen. Bei meiner nächsten Bestellung werde ich 
diesen Kern mal mit bestellen und ausprobieren.

Mark S. schrieb:
"Dafür sind
Kernverluste so hoch, dass auch im Leerlauf - denn hier fließt auch
schon der voll Hochfrequenz-Magnetisierungsstrom - der Kern aufgeheizt
wird."

JA! Genauso ist es auch! sogar wenn die Lautstärke bzw. Leistung sehr 
gering ist heizen sich die Spulen auf ca. 60 Grad auf.

Axel S. schrieb:
"Je "magnetischer" das
Material, desto weniger Windungen werden benötigt, aber desto niedrigere
Frequenzen verträgt das Material (extrem vereinfacht gesagt)"

Danke für die super Erklärung die auch für mich verständlich ist und die 
ich auch nachvollziehen kann.

Dann kann man auch nachvollziehen, warum die "originale" Spule auch 
6,50€ kostet. Da diese direkt auch für Class-D Verstärker konzipiert 
ist. So steht es jedenfalls auf der Homepage von Coilcraft. Aber für nur 
4 Spulen 26,-€ zu zahlen halte ich aber doch ein bisschen zu teuer und 
werde erst mal mit dem selber Wickeln auf den vom Axel S. 
vorgeschlagenen Kern probieren.

Danke nochmals an alle für die guten Antworten.

von Michael K. (Gast)


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äxl schrieb:
> Vllt. auch einfach falsches Kernmaterial für die frequenz?

Scheinen Eisenpulverkerne zu sein.
Die haben das meist nicht so mit hohen Frequenzen.

60°C bei Volllast sind aber okay.

von tom (Gast)


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Ich stelle mal den Link zu der originalen Spule von Coilcraft hier rein:
https://www.coilcraft.com/ma5172.cfm
Was von den Daten die da angegeben werden, für meine Anwendung gut ist 
und was schlecht kann ich nicht nachvollziehen. Das einzige wäre der 
Frequenzwert SRF min von 25.5 MHz. Denke diese Höhe sollte schon 
mindestens erreicht werden. Nur gibt es bei der Spule von Reichelt halt 
keine Vergleichsangaben... Es gibt auf der Internetseite von Coilcraft 
auch ein Farbbild der Spule. Allerdings ist die Farbe des Rings nicht so 
wirklich gut zu erkennen. Könnte Dunkelrot oder Braun sein.

Danke an Alle noch mal.

von Klaus R. (klara)


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tom schrieb:
> stellt sich mir die Frage, ob das
> Erwärmen der Spule im LC Filter am Ausgang normal ist, oder ob ich
> einfach nur die falsche Spule habe?

Gute Induktivitäten werden nicht heiß. Es gibt tolle gekapselte 
Induktivitäten.
https://www.mouser.de/Passive-Components/Inductors-Chokes-Coils/Fixed-Inductors/Newest-Products/_/N-wpcz?P=1z0wricZ1z0wq5rZ1z0z7ymZ1yaf78b

Zu spät gesehen: die MA5172-AE sollte nicht warm werden.
mfg klaus

: Bearbeitet durch User
von Michael K. (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> Gute Induktivitäten werden nicht heiß.

Hä?
Hängt wohl immer von Strom und Frequenz ab.

Bei Leitungsübertragern empfiehlt es sich sogar die nicht größer als 
notwendig zu dimmensionieren, damit die sich erwärmen.
Die Kernverluste sinken dadurch.
Nur zu weit darf man das nicht treiben.

von Klaus R. (klara)


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tom schrieb:
> Auch den Link zu Reichelt, mit meiner verwendeten Spule:
> 
https://www.reichelt.de/ringkerndrosseln-tlc-10a-10-h-tlc-10a-10-p105596.html?r=1

Die einzige Angabe bei Fastron zu Frequenzen ist 1 kHz. Der Typ ist 
"Toroid Line Choke". Kannst Du ziemlich sicher nur für 50 Hz Netzfilter 
einsetzen.
http://www.fastrongroup.com/toroid-line-chokes/tlc10a

mfg klaus

: Bearbeitet durch User
von Stephan (Gast)


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Nur mal als Anhaltspunkt als wir damals mit den IC von Tripath 2x500W 
gebastelt haben waren die Ringkerne ca. 8-10cm im Durchmesser.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Quatsch. Ich habe selber mit dem Tripath-ICs (TA3020) rumgebastelt, die 
Spulen hatten maximal 4cm für knapp 1kW (in Brückenschaltung), 
rot-schwarz. Glaube Micrometals TI106-2 mit etwa 30 Windungen wenn ich 
mich recht erinnere. Ich habe noch ein paar von den Ringkernen da.

Die PWM-Frequenz von Tripath-ICs ging übrigens bis in den Mhz-Bereich.

von Klaus R. (klara)


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Stephan schrieb:
> Nur mal als Anhaltspunkt als wir damals mit den IC von Tripath 2x500W
> gebastelt haben waren die Ringkerne ca. 8-10cm im Durchmesser.

Den Coilkraft MA5173-AE habe ich im März 2016 für TAS5630 Verstärker 
gekauft. Das ist die 7 µH Variante. Der MA5172-AE hat 10 µH und dürfte 
genau passend sein. Es geht doch um den TPA3251? Dann siehe den Link Dir 
an.

https://www.coilcraft.com/ma5172.cfm
mfg klaus

von Michael K. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Die PWM-Frequenz von Tripath-ICs ging übrigens bis in den Mhz-Bereich.

Da wären also eher kapazitätssarm gewickelte Ferritdrosseln mit 
Flachdrahtwicklung (Skin Effekt) angesagt statt der gemütlichen 
Netzfilterdrosseln.

von Stephan (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Spulen hatten maximal 4cm für knapp 1kW (in Brückenschaltung),
> rot-schwarz. Glaube Micrometals TI106-2 mit etwa 30 Windungen wenn ich
> mich recht erinnere

unsere waren rot. Durchmesser war aber so.Ich komme Dir auf 8cm 
entgegen. 4 waren es sicher nicht. Ist ja auch schon lange her.

von Stephan (Gast)


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Gearde mal gestöbert. War wohl der Ta0104A. Die originalen Spulen waren 
aber zu knapp. Think bigger :-))
https://www.profusionplc.com/images/data-sheets/eb-ta0104.pdf

von Axel S. (a-za-z0-9)


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tom schrieb:
> Ich stelle mal den Link zu der originalen Spule von Coilcraft hier rein:
> https://www.coilcraft.com/ma5172.cfm
> Was von den Daten die da angegeben werden, für meine Anwendung gut ist
> und was schlecht kann ich nicht nachvollziehen.

Die Drossel da ist deutlich besser als das Ding von Reichelt. Nicht nur 
daß der Kern offensichtlich ein anderes Material ist (es spricht vieles 
dafür, daß es Amidon #2 / rot ist) - auch der Sättigungsstrom ist mit 
45A deutlich höher als die 10A für deine Entstördrossel.

Den Abmessungen nach ist der Kern sogar eine Nummer kleiner, nämlich ein 
T106. Den hat auch Reichelt:

https://www.reichelt.de/amidon-ringkern-t-106-2-p19956.html

für 10µH brauchst du auf diesem Kern 27 Windungen. Grob überschlagen 
landest du mit diesem Kern und 27 Windungen bei 48A Sättigungsstrom.

> Das einzige wäre der
> Frequenzwert SRF min von 25.5 MHz. Denke diese Höhe sollte schon
> mindestens erreicht werden.

Die Eigenresonanzfrequenz hängt auch von der Bewicklung ab. Einlagig und 
möglichst gleichmäßig auf dem Kern verteilt gibt die besten Werte.

von foobar (Gast)


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Nur ein Hinweis auf etwas, was ich irgendwann mal nebenbei mitbekommen 
habe: Leute hatten festgestellt, dass in einigen Verstärkern mit TPA3116 
die Ausgangsspulen, selbst ohne Eingangssignal, sehr heiß wurden und bei 
anderen nicht.  So wie ich das aufgeschnappt habe, lag es an einer 
falschen Modus/Sync-Beschaltung sowie nem voll aufgedrehten 
Eingangsverstärker, der dann am Rauschen war.  Mal nach "TPA3316 hot 
coils" googlen ...

von foobar (Gast)


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ehm TPA3116, nicht 3316 :/

von Anton (Gast)


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Es gibt doch so eine schöne Auflistung mit Drosseln für den TPA3251, 
dort werden mehr als 25 Spulen aufgeführt, die auch getestet wurden.
Warum einen high-end Class-D wenn man dann an der falschen Stelle sparen 
will?

von tom (Gast)


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Da so viele sich hier mit besten Wissen beteiligt haben, möchte ich noch 
die endgültige Lösung des Problems vorstellen.

Habe in meiner Spulenkramkiste noch 2 Stück Ringkerne in Rot/Schwarz 
gefunden. Die sahen nicht nur sehr nach den vom Axel S. benannten T106-2 
von Reichelt aus, sondern es sind auch die T106-2 von Reichelt. Hatte 
aber kein Kupferlackdraht in 1,0mm Durchmesser da, wie die originalen 
Spulen von Coilcraft haben. Hatte nur 1,2mm Kupferlackdraht hier.
Habe jetzt 2 Spulen mal gewickelt, einbauen und testen können. (siehe 
Bild)

Jetzt ist alles bestens! Den Rot/Schwarzen Kern den Axel S. 
vorgeschlagen hatte, ist genau das richtige Material. Die 1,2mm 
Durchmesser des Drahtes scheinen auch kein Problem darzustellen, denn 28 
Windungen (mehr ging nicht drauf!) erreichen laut Messgerät 9,6uH. Also 
alles bestens!

Die "Gelben" Spulen auf dem rechten Kanal werden wie vorher ca. 60 Grad 
warm und die selbst gewickelten Rot/schwarzen Spulen im rechten Kanal 
haben 28 Grad! Allerdings bei geringer Leistung.

Jetzt kann ich ruhigen Gewissens noch 2 solcher Kerne für den anderen 
Kanal bei Reichelt bestellen und selber wickeln.

Für die, die auch Spulen für einen solchen Class-D Verstärker brauchen, 
die T 106-2 von Reichelt sind OK! Wenn man selber wickelt bekommt man 
die Spulen auf jedenfalls zum halben Preis was die originalen gekostet 
hätten.

Danke nochmals an alle die sich hier beteiligt haben. Wieder viel dabei 
gelernt! :-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wie schön, daß Du meinen Beitrag auch gelesen hast...
Ebenfalls wieder viel dabei gelernt.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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tom schrieb:
> Die 1,2mm
> Durchmesser des Drahtes scheinen auch kein Problem darzustellen, denn 28
> Windungen (mehr ging nicht drauf!) erreichen laut Messgerät 9,6uH.

Wenn es um geringe Verluste geht, ist es absolut sinnvoll, den dicksten 
Draht zu nehmen, der noch auf den Kern paßt. So gesehen kannst du froh 
sein, daß du keinen 1.0mm Draht hattest. Noch ein kleines bißchen besser 
könnte es werden, wenn du mehrere dünne Drähte als Bündel wickelst. 
Prinzip HF-Litze. Damit umgehst du zum einen den Skineffekt und hast zum 
zweiten eine Erleichterung beim Wickeln.

Ansonsten: schön daß ich helfen konnte. Und Danke für die Rückmeldung.

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Axel S. schrieb:
> Noch ein kleines bißchen besser
> könnte es werden, wenn du mehrere dünne Drähte als Bündel wickelst.

Da der Wickelraum dadurch nicht mehr wird, erhält man weniger 
Querschnitt.
Und da der Strom durch die Induktivität integriert wird, ändert sich der 
Strom im Draht nur im niederfrequenten Bereich, und da brauchts keine 
HF-Litze.
Fazit: Die Arbeit mit dem dicken Draht sollte man sich schon machen.

von Stefan W. (stefan_w380)


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Der Beitrag ist zwar schon uralt, die Thematik aber nicht. Deshalb meine 
Gedanken dazu:
Ich hab mal beim Mouser so reingeschaut was man da an Spulen so findet.
Mir ist da Würth aufgefallen, die bieten da sehr feine Dinger an.
Da gibt es 10µH Spulen mit maximalen DC Strömen von 46A etc. Wenn man in 
die Datenblätter reinschaut, sieht man, dass die Induktivität auch vom 
Strom abhängt. D.h. es entstehen schon Verzerrungen wenn die Spule 
anfängt in die Sättigung zu gehen (auch schon bei der Hälfte des 
maximalen Stroms).
Wenn man also feine Class-D Chips von TI etc. verwenden will und die 
genannten schönen THD+N Werte von 0.003 oder darunter erreichen will, 
dann muss man auch wirklich eine Spule nehmen, die wenig Verluste hat 
und nicht so schnell in die Sättigung geht.
Will man eine laute High-End Disko Beschallung haben, dann kommt man um 
diese hochwertigen Spulen einfach nicht drum rum. Da hat man niedrige 
Verluste und einen DC Widerstand von 1,2mOhm oder sogar darunter.
Man sieht auch dass das nicht nur irgend ein Eisenkern und irgend ein 
Draht ist, sondern ein Flachdraht mit den Windungen nebeneinander und 
nicht übereinander. Das ist etwas, was man zuhause nicht mehr so einfach 
wickeln kann.
Wenn wir jetzt einmal das Netzteil außen vor lassen, dann wird man 
sehen, dass die Spulen die teuersten Bauteile am ganzen Class-D 
Verstärker sind.
Hier kann man sparen bzw. auch sehr viel Klangqualität wegschmeißen.
Vielleicht gibt es eine Kompromisslösung:
Zuerst mal eine fertige billige TPA3255 Endstufe um 50€ aus China ordern 
und später mal die Spule upgraden?
Ich wünsche erbauliches und erfüllendes Basteln!

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