Hallo Leute, ich experimentiere zur Zeit etwas mit HF und will mir gerne einen Sender für 27MHz bauen. Maximal sind hier wohl 100mW ERP zugelassen. Wenn ich jetzt eine HF-Endstufe habe, an der ein Ausgangswiderstand von 50Ohm hängt, sollte ich doch dann wenn alles richtig eingestellt ist, laut der Tabelle im Anhang ungefähr 6,3Vss messen (Trägersignal Sinus). Habe ich das so richtig verstanden? Wenn ich jetzt eine Antenne mit 50Ohm Impedanz (bei 27MHz) anschließe, sollte die doch dann auch nicht mehr als die 100mW ungerichtet abstrahlen, da ihr Wirkungsgrad ja nie 100% ist. Ist der Gedanke korrekt? ...und nun das Verwirrendste (für mich): Für die Endstufe habe ich mir einen BFQ790 besorgt, der laut Datenblatt bei 150Mhz und 3V Uce über 30dB liefert. Wie soll denn das gehen, wenn nach der Tabelle im Anhang 30dB 20Vss an 50Ohm entsprechen? In eine Application Note dazu ist eine Verstärkerschaltung für 500mW (27dBm) die mit 5V läuft (das wären 14Vss am Ausgang)... Irgendwo habe ich da ja wohl einen Denkfehler...??!!
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Der Transistor kann 30dB schaffen, wenn entweder die Versorgungsspannung hoch genug ist (zul. Bereich beachten), oder das Steuersignal klein genug ist.
Dein Denkfehler liegt darin begründet, daß zwar die Ausgangsimpedanz der Gesamtschaltung 50 Ohm beträgt, der Transistor selbst aber eine wesentlich niedrigere Impedanz sieht (bedingt durch die transformierende Wirkung von L3, C3 und C4. Er liefert die Leistung also mit niedrigerer Spannung und dafür höherem Strom; durch die Transformation ist am Schaltungsausgang dann die Spannung höher und dafür der Strom kleiner. Das Prinzip entspricht vom Grundsatz her dem des aus der NF-Technik bekannten Übertragers, der in Abhängigkeit vom Verhältnis der Windungszahlen auf Primär- und Sekundärwicklung ja auch eine Impedanztransformation bewirkt.
Bernd E. schrieb: > Irgendwo habe ich da ja wohl einen Denkfehler...??!! Ja, du setzt einfach die Leistungsverstärkung des Transistors 30dB mit einem Pegel von 30dBm gleich.
Bernd E. schrieb: > Wenn ich jetzt eine HF-Endstufe habe, an der ein Ausgangswiderstand von > 50Ohm hängt, sollte ich doch dann wenn alles richtig eingestellt ist, > laut der Tabelle im Anhang ungefähr 6,3Vss messen (Trägersignal Sinus). > Habe ich das so richtig verstanden? Ja. > Wenn ich jetzt eine Antenne mit 50Ohm Impedanz (bei 27MHz) anschließe, > sollte die doch dann auch nicht mehr als die 100mW ungerichtet > abstrahlen, da ihr Wirkungsgrad ja nie 100% ist. Jein. Die Allgemeinzuteilung gestattet 100 mW ERP. Das sind 100 mW HF an einem Dipol. Wenn du eine Antenne hast, die stärker bündelt als ein Dipol (Richtantenne), dann wird der ERP-Wert bei den gleichen 100 mW HF-Leistung höher; du verlässt den laut Allgemeinzuteilung zugelassenen Rahmen (bzw. musst die Steuerleistung reduzieren). Wenn du wiederum eine Antenne hast, die weniger als ein Dipol bündelt, dann könntest du etwas mehr HF-Leistung auf die Antenne geben und bleibst immer noch im zulässigen Bereich. > Für die Endstufe habe ich mir einen BFQ790 besorgt, der laut Datenblatt > bei 150Mhz und 3V Uce über 30dB liefert. Du verwechselst hier (Leistungs-)Verstärkung mit (absoluter) Leistung. Ja, das Ding kann 30 dB verstärken, d.h. für deine 100 mW bräuchtest du nur 0,1 mW am Eingang. Die maximale Ausgangseistung, die für den Betrieb als Endstufe empfohlen wird (Tabelle 3) ist 250 mW (oder 24 dBm), wobei er allerdings schon mit 1 W Gleichstromleistung "beheizt" werden muss. Dabei geht die Endstufe aber schon deutlich in den nichtlinearen Bereich, sodass du am Ausgang Aufwand für die Oberwellenfilterung treiben musst. Willst du schön linear bleiben, empfehlen sie maximal 50 mW Ausgangsleistung (bei 750 mW Versorgung). > Wie soll denn das gehen, wenn nach der Tabelle im Anhang 30dB 20Vss an > 50Ohm entsprechen? Meinst du 30 dBm, also 1 W? > In eine Application Note dazu ist eine Verstärkerschaltung für 500mW > (27dBm) die mit 5V läuft (das wären 14Vss am Ausgang)... Das Stichwort lautet: Impedanztransformation. Der Transistor arbeitet auf einen Lastwiderstand, der deutlich kleiner als 50 Ω ist (und ggf. auch kein reeller Widerstand ist, also induktive oder kapazitive Blindanteile hat). Von da wird dann auf die üblichen 50 Ω transformiert. Breitbandig kann man das nur mit einem Übertrager (Trafo) machen, und so machen es letztlich auch kommerzielle Funkgeräte, die aus üblicherweise 13,8 V Betriebsspannung 100 W herausholen, was an 50 Ω ja 70 Veff oder 200 Vss entspricht. Schmalbandig (wie in deinem Fall) kann man das auch mit LC-Netzwerken erreichen. Denk einfach mal an den klassischen Serienschwingkreis: wenn er in Resonanz ist, bauen sich an den beiden Elementen riesige Spannungen auf.
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Danke, danke für die vielen schnellen Antworten und besonders für die Infos von Jörg! Das bringt mich für das Verständnis wirklich weiter!!
...noch eine kleine Frage: Macht es Sinn, die Endstufe für die Dimensionierung ganz oder teilweise in LTspice zu simulieren oder gibt es dabei soviel kritische Randeffekte, dass wahrscheinlich nichts brauchbares dabei rauskommt?
Bernd E. schrieb: > Macht es Sinn, die Endstufe für die Dimensionierung ganz oder teilweise > in LTspice zu simulieren Schaltungen für 27MHz kann man durchaus realitätsnah mit LTSpice simulieren, wenn man nicht ausgerechnet einen 20GHz-Transistor nimmt. > gibt es dabei soviel kritische > Randeffekte, dass wahrscheinlich nichts brauchbares dabei rauskommt Ja, aber die Probleme hast du dir mit deinem überschnellen Transistor, der auf geringste parasitäre Induktivitäten/Kapazitäten äußerst giftig reagiert, selbst eingehandelt.
ArnoR schrieb: > Schaltungen für 27MHz kann man durchaus realitätsnah mit LTSpice > simulieren, wenn man nicht ausgerechnet einen 20GHz-Transistor nimmt. :) Für 27 MHz würde ich was Bewährtes empfehlen, beispielsweise: https://www.reichelt.de/bipolartransistor-npn-40v-0-6a-5w-to-220-sc-1970-p16374.html Für mehr Leistung wären 2SC1971 oder 2SC1945 besser, aber die sind schwerer zu bekommen mittlerweile, und du brauchst ja sowieso nur 100 mW. ;)
Mit dem 20GHz Transistor habt Ihr natürlich recht, aber leider wird ja keiner von den anderen Typen mehr hergestellt, auch wenn man noch Exemplare zu kaufen bekommt. Das ist wirklich echt frustrierend, dass die Bauteile für fast alle HF-Schaltungen, die man im Internet findet, nicht mehr oder nur noch zu Apothekenpreisen zu bekommen sind. Ich würde meine Erfahrungen deshalb eigentlich lieber mit einem Transistor machen, der noch aktiv ist. Bei meiner Suche habe ich irgendwie aber leider nichts brauchbares unter 1GHz gefunden, der etwas HF-Anfänger-toleranter ist. Habt Ihr da vielleicht noch einen Tip...?
...so, habe jetzt mal die vorgeschlagenen Transistoren bei den gängigen Distributoren gesucht und ehrlich nur noch den 2N4427 gefunden. Die anderen scheint es alle nicht mehr zu geben ;-(
Bernd E. schrieb: > Habt Ihr da vielleicht noch einen Tip...? Endstufentransistoren für 2 m (kommerziell dann üblicherweise 175 MHz) sollte sich schon noch finden lassen.
Heutzutage sind das halt üblicherweise Power-MOSFETs wie diese hier: https://www.box73.de/product_info.php?products_id=4064 Kann man machen, aber es spricht auch nichts dagegen, für derartige Experimente nun erstmal keinen „modernen“ Transistor zu benutzen. Gerade 2SC1970 gibt es offensichtlich noch an mehreren Stellen zu kaufen, während die alten CB-PAs wie 2SC1945 schon so gut wie ausgestorben sind.
Dann mal viel Erfolg damit! Immer mit Strombegrenzung im Labornetzteil in Betrieb nehmen, nach Möglichkeit nicht ohne Last betreiben. Als Lastwiderstand bei 27 MHz taugen noch einfache Kohle- oder Metallschichtwiderstände. Bevor du damit „in die Luft“ gehst, wäre es zweckmäßig, die Oberwellenabstrahlung wenigstens rudimentär zu messen. Wenn möglich, schau dich in deinem Umfeld um, ob jemand einen Spektrumanalysator hat, bei dem du mal messen kannst. Ein Breitbandempfänger („Funkscanner“) könnte zumindest eine qualitative Aussage bringen.
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