Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Step-up Wandler Induktivität Größe


von Fabian F. (brainoftechnology)


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Hi,

ich bin gerade damit beschäftigt eine Platine für einen step up Wandler 
zu konstruieren, es ist ein Hochspannungs-Wandler der 15 Volt auf 
ungefähr max. 230 Volt schalten soll. Er wird mit einem MAX1771 und 
einem MOSFET (Vishay SIHG100N60E-GE3 / DigiKey SIHG100N60E-GE3-ND) 
geschaltet (Alles smd bis auf den MOSFET). Ich war mir bis jetzt noch 
nicht sicher wie weit ich gehen will mit der Ausgangsleistung und mit 
der minimalen einstellbaren Ausgangsspannung. Dann bin ich auf diesen 
Rechner hier gestoßen und an sich finde ich ihn echt hilfreich. Nur was 
ich nicht verstehe ist warum er bei einer kleineren Ausgangsleistung 
eine höhere mindest Induktivität angibt, ist dass ein Fehler oder soll 
dass so. Ich meine warum sollte ich mehr "Energie" in der Spule brauchen 
wenn ich doch weniger Leistung brauche. Kann mir dass hier mal jemand 
erklären.

https://learn.adafruit.com/diy-boost-calc/the-calculator

Rein theoretisch habe ich platz auf der Platine für einen Ausgangsstrom 
von 500 mA bei 220 ~ 230 V DC das wäre ungefähr eine Eingangsleistung 
von um die 15 A bei 15 V. Über die Diode mit 20A und einer Fv von 0.95V, 
was schon ziemlich niedrig ist für die Leistungsklasse, hätte ich dann 
aber nen Verlust von 14W und über den MOSFET hätte ich nen Verlust von 
20W da müsste ich vlt. den MOSFET doch an den Platinen rand machen um 
einen größeren Kühlkörper dran zu machen. Aber ich will den ja so nah 
wie möglich am MAX haben um einen kurzen weg zu haben ... oder denkt ihr 
dass ist egal wenn der 4,5,6 cm weiter weg ist. Ich hab zur zeit nur nen 
kleinen aufgelöteten Kühlkörper drauf mit nem Wiederstand von 11°C/W. 
Auch bei der Induktivität bin ich wie gesagt noch nicht entschieden ich 
hab eine mit 15,4 A Sättigungsstörung mit 33 micro H und 20 A Nennstrom 
die würde gehen aber das ist alles auch eher ein Experiment als etwas 
ernst gemeintes. Am Ausgang hab ich jetzt zwei 250 V 10 micro Farad 
Elektrolyt caps, ja ist etwas knapp mit der Spannung aber aus 
Platzgründen, ESR unbekannt, und noch zwei PEN Folien Kondensatoren 
jeweils 0,1 micro Farad. Am 15V Eingang ist ein 330 Mic Farad Cap mit 
ner ESR von 80mohm und zwei Tantal Kondensatoren 20V mit jeweils 100 
micro Farad und 85mohm ESR das ist vielleicht etwas viel Kapazität aber 
egal mal sehen. Und noch einen 82K Widerstand für eine kleine Grund 
last. Verbesserungs oder Verschlechterungsvorschläge?

Danke

: Verschoben durch Moderator
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Fabian F. schrieb:
> und über den MOSFET hätte ich nen Verlust von
> 20W da müsste ich vlt. den MOSFET doch an den Platinen rand machen um
> einen größeren Kühlkörper dran zu machen

Musst du sicher vorbereiten. Ein 150W Wandler geht nicht ohne Kühlung. 
Generell ist die angepeilte Architektur für grosse Wandler nicht gut 
geeignet.
Ausserdem probierst du gerade, einen Massenartikel nachzubauen, denn 
solch ein Wandler findet sich in jedem Wechselrichter von 12V DC auf 
230V~ und ist die vordere Hälfte des WR. Die andere Hälfte ist der 
Modulator für den Ausgang mit 50Hz, den du aber nicht brauchst. 
Allerdings kostet so ein Dings mit 200W eben nur einen Bruchteil deiner 
Konstruktion und ist eine zuverlässige Halbbrückenschaltung mit  z.B. 
2-4 Stück IRFZ44.

: Bearbeitet durch User
von Dieter R. (drei)


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Die Originalschaltung geht von 60V/20mA aus. Vielleicht ist es keine 
besonders gute Idee, so etwas von 1,2W auf 115W skalieren zu wollen.

von MaWin (Gast)


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Fabian F. schrieb:
> warum er bei einer kleineren Ausgangsleistung eine höhere mindest
> Induktivität angibt, i

Die Spule bestimmt den Ripple im Strom, also die Schwankung von Beginn 
des Impulses bis zu seinem Ende.
Wenn man da 10% haben will, muss die Induktivität bei ansonsten gleichen 
Bedingungen halt grösser werden. Dafür muss sie weniger Strom abkönnen 
(nur den, auf den der shunt eingestellt wird), wird baulich also nicht 
grösser.

Fabian F. schrieb:
> enkt ihr dass ist egal wenn der 4,5,6 cm weiter weg ist.

Die Hochstrom-Pfade gehen nur über Elkos, Spule, MOSFET, Shunt und Diode 
und müssen insbesondere bei deinem hohen Strom und der damit 
einhergehenden massiven Stromänderungsgeschwindigkeit, möglichst kurz 
sein, nicht über den MAX. Aber die Masseverbindung muss perfekt sein, 
GND Plane und Sichtverbindung, und der Feedback-Eingang darf nicht 
gestört werden, Spannungsteiler also nahe am MAX, Zuleitung weg vom 
Hochstrompfad.

Fabian F. schrieb:
> 15 Volt auf ungefähr max. 230 Volt

Hast du mal das Tastverhältnis ausgerechnet, kann der MAX das, und 
reicht die Güte der Spule für einen 'Zündfunken' von 15-facher Spannung 
noch voller Energie ?

von Guest (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ein 150W Wandler geht nicht ohne Kühlung.

Das halte ich für ein Gerücht.

Ansonsten ist dir aber schon bewusst das der Chip nicht für so eine hohe 
Spannung gedacht ist?

Und wo wir beim Thema sind 230V DC sind gefährlich da sollte man schon 
wissen was man macht.

von Fabian F. (brainoftechnology)


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> Ansonsten ist dir aber schon bewusst das der Chip nicht für so eine hohe
> Spannung gedacht ist?

Das ist egal worauf es ankommt ist der Spannungsteiler ...

von Fabian F. (brainoftechnology)


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> 2-4 Stück IRFZ44.

Du hast mich tatsächlich darauf gebracht dass ich ja gar nicht so eine 
hohe VDS brauche ... wenn ich den IRFZ44 benutzen würde zb. hätte ich 
tatsächlich nur noch 6,3 W Verlust. Den MOSFET den ich benutzen wollte 
hat ja ne viel höhere VDS

Ja ist ist schon klar dass das auch billiger geht ... aber deswegen 
mache ich es ja nicht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Fabian F. schrieb:
> warum sollte ich mehr "Energie" in der Spule brauchen
Die Menge der Energie bestimmt nicht die Induktivität der Spule, sondern 
ziemlich schlicht: die Baugröße, die wiederum den maximalen 
Sättigungsstrom definiert.

Fabian F. schrieb:
> Das ist egal worauf es ankommt ist der Spannungsteiler ...
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du begriffen hast, warum so ein 
simpler Stepup aus mehreren für dein extremes Übersetzungsverhältnis 
extrem ungünstig ist und deshalb alle anderen Flyback- oder sogar gleich 
Durchflusswandler nehmen.

von brainofdeconstruction (Gast)


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Fabian F. schrieb:
> konstruieren

Und was hast Du bisher, äh, konstruiert?

von Maxim B. (max182)


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Fabian F. schrieb:
> Ich meine warum sollte ich mehr "Energie" in der Spule brauchen
> wenn ich doch weniger Leistung brauche.

Energie = Strom in Quadrat. Deshalb bedeutet größere Induktivität 
weniger Energie, da unter gleichen Bedingungen mit kleinerem Strom 
arbeitet.

Fabian F. schrieb:
> es ist ein Hochspannungs-Wandler der 15 Volt auf
> ungefähr max. 230 Volt schalten soll.

So große Spannungserhöhung geht mit einer Stufe und einfacher 
Induktivität schlecht: zu hohe Spitzenstrom und zu niedrige 
Wirkungsgrad. Hier braucht man Induktivität als Trafo.

Richtwert ist für Wandler mit einfacher Induktivität ca. 3, höchstens 4. 
D.h. aus 15 Volt geht 45, höchtens 60. Mehr nur bei sehr kleiner 
Leistung, wo Wirkungsgrad nicht so wichtig ist. Das gilt auch für 
Down-Wandler: 5 Volt aus 12 Volt geht mit besseren Wirkungsgrad als aus 
30 Volt.

: Bearbeitet durch User
von brainofdeconstruction (Gast)


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Fabian F. schrieb:
> Ich war mir bis jetzt noch nicht sicher wie weit ich gehen will mit der
> Ausgangsleistung

Ich würde eher ganz klein anfangen. So kannst Du locker-flockig 
herumprobieren und mußt nicht ständig Ersatzteile besorgen oder auf 
Lager halten.

von Dieter (Gast)


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Maxim B. schrieb:
> Richtwert ist für Wandler mit einfacher Induktivität ca. 3, höchstens 4.
Als Hintergrund wäre das Taktverhältnis von Lade zu Entladephase hier zu 
nennen. Das sollte für den (Nenn-) Betriebsbereich innerhalb 25:75 bis 
75:25 % liegen. Im Ausnahmefall 10:90 bis 90:10 %, bei einem Bruchteil 
der Nennleistung, wenn dies unbedingt benötigt würde.

von brainofdeconstruction (Gast)


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Fabian F. schrieb:
> und mit der minimalen einstellbaren Ausgangsspannung

Ich würde eher ganz klein anfangen. Das hat den Vorteil daß Du ein wenig 
länger lebst bevor der Ausgangskondensator leer ist.

von Guest (Gast)


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Warum weisen Ihn alle darauf hin, dass das Teil nicht geeignet ist er 
weiß doch anscheinend was er tut. Ich mein mit dem Richtigen 
Spannungsteiler kann man alles Bauen ;)

von Schmidtchen Schleicher (Gast)


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Die Baugröße ist nahezu direkt mit der Energie vernüpft.
Die Energie wiederum entspricht [L*I²], der Zusammenhang
von I zu L bei angenommen gleicher Baugröße ist fest.


Daß es (@ hohem ÜV/TV) überhaupt geht, mag ja stimmen(*)
- nur geht es dann eben nur mit diversen Einschränkungen.

Für dieses hohe ÜV wäre einstufig eine Art "Superdrossel"
nötig: Hohe Werte von Energieinhalt, Güte, L, und 1/ESR.

(In der Folge wäre dieses Bauteil als Drossel wesentlich
größer, schwerer und teurer, als nötig. Sehr viel simpler
bei aureichend Wirkungsgrad: Flybacktrafo (gekoppelte L).)


(*: Ich fürchte, diese Information ist sogar "von hier".
Da sieht man wieder, daß Fakten eines Kontexts bedürfen.)

von M. K. (sylaina)


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Maxim B. schrieb:
> Energie = Strom in Quadrat.

Bei 1H, ja, ansonsten wohl eher ~ statt = ;)

von Maxim B. (max182)


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Unter gleichen Bedingungen: le größer ist L, umso kleiner ist Strom.

Einiges wird vielleicht verständlicher, wenn man erinnert, daß L mit 
Wechselstrom etwa wie R mit Gleichstrom ist.
Für Arbeitsmode des Wandlers ist auch L / R_last von großer Bedeutung.

Ich könnte das Buch empfehlen:
https://www.springer.com/gp/book/9789401180870
Zwar etwas alt, aber alles gilt auch heute.

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


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Fabian F. schrieb:
> es ist ein Hochspannungs-Wandler der 15 Volt auf
> ungefähr max. 230 Volt schalten soll.

Dann brauchst Du zumindest einen Sperrwandler mit Trafo. Auf den Seiten 
von Schmidt-Walter kannst Du den Trafo berechnen mit Kern und 
Wicklungen. Die Ströme und Spannungen wirst Du dann ebenfalls kennen.
http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/smps/smps.html

Du hast hier ja schon einige Ratschläge bekommen. Dein Vorhaben ist 
ziemlich ambitioniert.
mfg klaus

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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PFC-Drossel nehmen und eine zweite Wicklung für 20A/12V draufwickeln 
(schätze mal drei Windungen reichen). Damit wird das Ding defacto zum 
Sperrwandler-Trafo und dann bekommt man da auch 200W raus. Nimm eine 
verdammt gute und schnelle Diode an der Spule, die bekommt sehr hohe 
Spannungen und schnelle Spannungsänderungen ab.

von Kevin (Gast)


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Maxim B. schrieb:
> Unter gleichen Bedingungen: le größer ist L, umso kleiner ist Strom.

Naja, hier ist ja I schon vorgegeben, da es der Ausgangsstrom ist. Mit 
einem größeren L verringerst du den Stromrippel, was nur beschränkt 
notwendig und sinnvoll ist. Eine Spule mit größerer Induktivität bei 
gleichem Strom wird aber vom Kernvolumen ungefähr linear größer und 
damit teurer. Außerdem wird der Kupferdraht länger, da der Kernumfang 
größer wird. Damit hast du erhöhte Verluste im Draht.

von Maxim B. (max182)


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Kevin schrieb:
> Naja, hier ist ja I schon vorgegeben, da es der Ausgangsstrom ist. Mit
> einem größeren L verringerst du den Stromrippel, was nur beschränkt
> notwendig und sinnvoll ist.

Je nach der Schaltung: entweder wird dadurch Schaltfrequenz niedriger, 
oder wird notwendige Strom gar nie erreicht - falls L zu hoch ist.

Es wäre auch gut, zu entscheiden, in welchem Modus die Arbeit erwünscht. 
Davon sind Verluste abhängig.

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