Forum: Fahrzeugelektronik Car Net - der Weg in die Zukunft - Mit Steinen gepflastert?


von Jedermann (Gast)


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Brave Neue Welt der Fahrzeugelektronik:

http://www.bbc.com/autos/story/20160809-your-car-is-not-your-friend

Obwohl seit zehn Jahren nichts mehr Neues, schadet es trotzdem nichts ab 
im Internet reinschnuppern was sich auf dem Gebiet abspielt.

Als nur ein Beispiel des immer tiefgreiferndem versteckten 
flächendeckenden Bespitzelungstrend muß man sich fragen ob das den Preis 
wert ist. Es ist traurig, daß dies, Kameras und Tracking Software an 
jeder Ecke und alle freiwillige Aufgabe durch Smartphone Apps und was es 
sonst noch gibt, unsere menschliche Existenz immer gläsener zum Nutzen 
Unbekannter dient.

Irgendwie finde ich diesen auch von den Regierungen gewünschten Trend 
und Zustand unakzeptabel, geradezu menschentwürdigend. Der Preis der 
Aufgabe unserer Privatsphäre ist einfach zu hoch. Man wird einwenden, 
daß das mittlerweile Schnee von gestern ist und dass man sich daran 
gewöhnen soll.

Wohin wird das führen? SW, Sensoren, KI wird mit jedem Jahr fähiger. Es 
ist an der Zeit, wenn auch viele dieser Trends nicht mehr rückgängig 
gemacht werden können, den Gesetzgeber zwingen klare, bindende Regeln 
einzuführen um eine ausreichende Transparenz und Gebrauchsrechte und 
Einsehbarkeit an was an Daten über jeden Einzeln gesammelt werden. Ohne 
diese Regelung wird die Menschenwürde immer mehr hohnlachend von den 
Mächtigen mit den Füssen getreten werden.

Wir waren schon viel zu lange ignorant und liessen der Industrie schon 
viel zu lange freie Hand. Das muß aufhören. Unsere Daten gehören uns. 
Der Kauf eines Fahrzeugs sollte kein Cart Blanche Recht für die 
Hersteller sein, geheim alle möglichen Daten zu dammeln und unerkannt 
gegen den Benutzer einsetzen zu können bzw den Versicherungen 
weiterzugeben um monetäre Vorteile gegen den zu Versicherten erzwingen 
zu können. Die Firmen und Regierung spielen nach ihren eigenen Regeln 
und habe schon längst ihre Agenden.

Zumindest in den USA rührt die Regierung kräftig in der Suppe. Ganz 
abgesehen davon, sind auch die technischen Risiken zu hoch was 
unerlaubtes Car Hacking betrifft. Die ganzen Nachteile überwiegen zur 
Zeit die vermeintlichen Vorteile. Opt-Out muß gesetzliches Recht werden. 
Ganz gleich ob es Industrie und Regierungen in den Kram passt.

Es ist unser fundamentales Recht als Mensch, ohne geheime, technische 
Bespitzelung leben zu können, bzw. unsere Fahrzeuge betreiben zu können. 
Wenn das den technischen Fortschritt behindert, dann ist das der Preis 
den die Industrie akzeptieren muß. Man sollte nicht vergessen, daß die 
meisten Leute ihr Auto zum Fahren kaufen und nicht als Datensammer für 
geheime Verwendung.

Es geht nicht weiter an, daß Firmen technische Möglichkeiten ohne 
Beschränkung egoistisch ausschöpfen nur weil es technisch möglich ist 
und für feuchte Träume sorgen soll. Ja, das ist für die Ingenieure und 
Fachleute schwer zu schlucken. Es ist absolut notwendig die Firmen und 
Regierungen kollektiv in ihre Schranken zu weisen. Ohne akute technische 
Vigilanz seitens der Bevölkerung nehmen sie sich zu viele Freiheiten 
aus. Die dazu notwendigen Schutz Gesetze müsen greifen und dürfen nicht 
verhandelbar sein. Ein klares Framework muß existieren um die 
Spielregeln klar zu machen. In einer digital funktionierenden 
Zivilisation ist Transparenz und zur Verantwortung gezogen werden zu 
können eine bittere Notwendigkeit. Zur Zeit können sich Firmen einfach 
zu viel erlauben ohne effektiv dafür zur Verantwortung gezogen werden zu 
können.

Wie lange noch braucht der einzelne Mensch zu erkennen, daß einseitiger 
digital abhängiger Fortschritt meist nicht zu seinen Wohl beabsichtigt 
ist. Geld und Macht und Dominanztum sind die Treiber der Wirtschaft - 
und wir sind die Milchkühe!

von Pandur S. (jetztnicht)


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Nun, ja. Du musst ja kein solches Auto fahren. Als versierter Bastler 
kannst du ja ein normales Auto auf Elektro umbauen und erfuellst 
automatisch alle Umweltnormen. Ein Kollege von mir hat mit einem 2CV 
angefangen, und baut nun laufend andere Wagen um.
Es gibt mittlerweile ein Szene, welche sich damit befasst.

: Bearbeitet durch User
von Sonntag (Gast)


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Jedermann schrieb:

> unsere menschliche Existenz immer gläsener zum Nutzen
> Unbekannter dient.
> und Zustand unakzeptabel, geradezu menschentwürdigend.

Du solltest dich dort hin begeben, wo unsere abgewrackten Karren 
herumfahren und die pöse Industrie nicht massenhaft Neuwagen 
verscherbelt.

Eventuell gedeihen dabei auch bei dir ganz neue Erkenntnisse, was 
"menschenentwürdigende" Lebensbedingungen sind.

> Es ist an der Zeit...
> ...den Gesetzgeber zwingen klare, bindende Regeln
> einzuführen um eine ausreichende Transparenz...

Hey, das gibts hier schon! Besser als sonst wo auf der Welt, würde ich 
sagen. Allerdings macht kaum jemand Gebrauch von den umfassenden 
Auskunftsrechten.

> geheim alle möglichen Daten zu dammeln
> unerkannt gegen den Benutzer einsetzen
> um monetäre Vorteile... erzwingen

> Die ganzen Nachteile überwiegen zur
> Zeit die vermeintlichen Vorteile.

>  Es geht nicht weiter an...
> Regierungen kollektiv in ihre Schranken zu weisen...
> und wir sind die Milchkühe!

Waauuu...
Was wird wohl geschehen, wenn jemand herausbekommt, daß ich an über 200 
Tagen im Jahr morgens zur Arbeit fahre und nachmittags zurück.
Und zum Wochenende einkaufen ins Shoppingcenter vor der Stadt... Klar, 
das sind schon hochbrisante Informationen...

Da sitzen bestimmt 100 000 geheime Streckenüberwachungsbeamte in 
geheimen
Streckenüberwachungszentralen (Stahlbeton Bonker, 1000Meter unter der 
Erde) und notieren akribisch die Wege von Millionen deutschen 
Autofahrern...

ManManMan, schon erstaunlich wie krank einige im Kopf werden, nur weil 
der Wohlstand über Jahre hinweg permanent anwächst und keine wirklichen 
Alltagsprobleme mehr zu bewältigen sind!

von Nop (Gast)


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Sonntag schrieb:

> Was wird wohl geschehen, wenn jemand herausbekommt, daß ich an über 200
> Tagen im Jahr morgens zur Arbeit fahre und nachmittags zurück.

Kann sich ein Tesla Model S leisten, ist zu diesen und jenen Zeiten 
zuverlässig außer Haus -> Einbruchszeiten bestimmen.

von moep (Gast)


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In jedes Auto gehört eine Blackbox, dashcam vorne und hinten. Das ist 
der einzige Weg um den alltäglichen Wahnsinn auf deutschen Straßen in 
den Griff zu kriegen.

von Philipp G. (geiserp01)


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Joggel E. schrieb:
> Nun, ja. Du musst ja kein solches Auto fahren. Als versierter Bastler
> kannst du ja ein normales Auto auf Elektro umbauen und erfuellst
> automatisch alle Umweltnormen. Ein Kollege von mir hat mit einem 2CV
> angefangen, und baut nun laufend andere Wagen um.
> Es gibt mittlerweile ein Szene, welche sich damit befasst.

Das geht leider nur mit EMV Tests und die kaum bezahlbar.

von Icke ®. (49636b65)


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Joggel E. schrieb:
> Du musst ja kein solches Auto fahren.

Noch nicht. Aber in Zukunft wirst du keine Wahl mehr haben, die Weichen 
hin zu einer nahtlosen Überwachung sind längst gestellt. Der 
Notrufassistent eCall ist seit 1½ Jahren Pflicht. Er kann und darf auch 
nicht deaktiviert werden, weil sonst die Betriebserlaubnis erlischt:

https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/unfall/tipps/ecall/

Zwar bucht sich das Notfallsystem eigentlich erst nach einem Unfall in 
das Mobilnetz ein, aber viele PKW-Hersteller nutzen es darüberhinaus 
online für diverse "Komfort"-Funktionen (Connected).
Versicherungen bieten sogenannte Telematik-Tarife an. Der Fahrer wird 
permanent überwacht und die Daten an die Versicherung übermittelt. Nicht 
nur Daten über die Fahrweise, sondern auch über Zeit und Ort. Wer häufig 
nachts in suspekten Gegenden unterwegs ist, wird damit seine Prämie 
sicher nicht drücken.

https://www.finanztip.de/kfz-versicherung/telematik-tarif/

Ab 2022 werden EU-weit Fahrassistenzsysteme in Neuwagen zur Pflicht. 
Dazu gehören auch Blackboxen zur "ereignisbezogenen Datenerfassung":

https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20190410IPR37528/sicherer-strassenverkehr-lebensrettende-technik-fur-neufahrzeuge

Nachdem sich die technischen Grundlagen Stück für Stück etabliert haben, 
ist es nicht mehr weit bis zur gesetzlich verpflichtenden 
Komplettüberwachung mit Vorratsdatenspeicherung. Verkehrsverstöße werden 
dann automatisch an die Bußgeldbehörden übermittelt und Fahren mit KFZ 
ohne triftigen Grund wird mit CO2-Strafen belegt. Wer das für 
Übertreibung hält, möge sich den Thread ausdrucken und in 10 Jahren mit 
der Realität vergleichen...

von Michael B. (alter_mann)


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Icke ®. schrieb:
> Wer das für
> Übertreibung hält, möge sich den Thread ausdrucken und in 10 Jahren mit
> der Realität vergleichen...

Aber nur mit dem linken Auge lesen.
Im rechten wird dann ein implantierter Chip sitzen, der Deine visuellen 
Eindrücke an die Gesinnungs- und Terrorüberwachung "GTÜ" übermittelt. 
:-)

von moep (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Dazu gehören auch Blackboxen zur "ereignisbezogenen Datenerfassung":

Und das wird auch endlich Zeit.
Vor einiger Zeit hat hier jemand mit seinem Zvilpanzer eine ganze 
Familie ausgelöscht. Jetzt kann er sich leider an nichts mehr erinnern.
https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.schrecklicher-unfall-horror-crash-in-trudering-zwei-menschen-tot.4aa86cec-b683-4260-96c4-3f45a5e4851d.html

von MeierMüllerSchulz (Gast)


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Jedermann schrieb:
> ... und wir sind die Milchkühe!

Viele gefallen sich als Milchkühe und unterwerfen sich gerne jeglicher 
Überwachung. Ganz besonders, wenn man dafür noch paar Taler bekommt. 
Hinweise auf eklatante Missstände werden weggelächelt, kritisch denkende 
Gruppierungen weggelobt.

Am Ende entscheiden Mehrheiten, wohin die Reise gehen wird.
Ein besseres System haben wir bisher noch nicht erfunden.

von kein gast (Gast)


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Philipp G. schrieb:
>> Nun, ja. Du musst ja kein solches Auto fahren. Als versierter Bastler
>> kannst du ja ein normales Auto auf Elektro umbauen und erfuellst
>> automatisch alle Umweltnormen. Ein Kollege von mir hat mit einem 2CV
>> angefangen, und baut nun laufend andere Wagen um.
>> Es gibt mittlerweile ein Szene, welche sich damit befasst.
>
> Das geht leider nur mit EMV Tests und die kaum bezahlbar.

Schwachsinn!!!

Kosten etwa 1000€..kaum bezahlbar sind anders aus..die Hürden sind so 
dramatisch nicht..etliche bauen solche Fahrzeuge um mit Zulassung..kalr 
das es wieder welche hier im Forum gibt die schreien..geht nicht, nicht 
machbar...alles unmöglich..so kenne wir ja alles unsere Spezialisten 
hier

von Michael_O (Gast)


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Oldtimer umbauen geht noch auch wenn es wirtschaftlich in jeder Hinsicht 
Schwachsinn ist, bleibt halt die Freude am Basteln.
Ein Fahrzeug neueren Datums umzubauen bleibt Spezialisten vorbehalten, 
da die Rechtlichen Hürden ganz anders liegen. Eine Versicherung für das 
Machwerk zu finden ist eine weitere Hürde, uns im Schadensfalle möchte 
ich nicht damit unterwegs gewesen sein.
Bei anderen Fahrzeugen wird das abklemmen der Telemetrie sich zum 
sofortigen Verlust von Garantie und möglicherweise auch der gesetzlichen 
Gewährleistung führen, Kulanz ist sowieso nicht mehr zu erwarten - uns 
wie ich finde zu recht.
Welche Daten übermittelt werden dürfen legt die Datenschutz 
Grundverordnung fest. Das Kleingedruckte kann jeder lesen.

MfG
Michael

von O.S.S.I. (Gast)


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> möge sich den Thread ausdrucken und in 10 Jahren mit
> der Realität vergleichen...

Wenn mir einer zu S.B.Z.-Zeiten gesagt hätte, dass ich mich dereinst
von einer F.D.J.-Sekreteuse kandisbunzeln lassen muss, hätte ich
ihn ausgelacht. Aber sowas von!

Vermutlich wird die Realität in 10 Jahren die heutigen schlimmsten
Erwartungen locker übertreffen.

Aber genauso wie ich mein Schlaufon davon abhalten kann, seine
Details an Guggel zu verpetzen, genauso werde ich meinem Auto
auch seine Geschwätzigkeit austreiben.

von Gunar (Gast)


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Michael_O schrieb:

> Welche Daten übermittelt werden dürfen legt die Datenschutz
> Grundverordnung fest. Das Kleingedruckte kann jeder lesen.

Der perfekte willfährige Untertan. Seine einzige Daseinsberechtigung: 
der Konsum.

von Icke ®. (49636b65)


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Michael_O schrieb:
> Welche Daten übermittelt werden dürfen legt die Datenschutz
> Grundverordnung fest. Das Kleingedruckte kann jeder lesen.

Telematiktarife bei der KFZ-Versicherung sind Realität, es wird sogar 
damit geworben. Schließt du einen solchen Tarif ab, stimmst du explizit 
und vertragsgemäß der Verwendung deiner Daten durch den Versicherer zu. 
Hier ein Beispiel für die AGB eines solchen Tarifs:

https://www.huk.de/content/dam/hukde/dokumente/produkte/vereinbarung-telematik-plus.pdf.

"Grundlage für die Bewertung Ihres (Fahr-)Verhaltens.
Beispiele:
•
 Satellitengestützte Angaben
   –
Standortdaten (Längen- und Breitengrad, Höhe)
   –
Geschwindigkeit
•
 Beschleunigung (Gas geben, Bremsen, Lenken)
•
 Zeit
Daraus werden weitere Fahrdaten errechnet (z. B. Fahrtrichtung, 
zurückgelegte Entfernung)."


Anhand der Daten wird bewertet, wie risikobehaftet deine Fahrweise ist:

"Aus den
 gemessenen (Fahr-)daten
 und den Daten aus den verwendeten
Karten
 ermitteln wir
beispielsweise:
•
    Zeit und Dauer einer Fahrt
•
    Geschwindigkeit und Geschwindigkeitsübertretungen
•
  Beschleunigungs- und Bremsvorgänge (z . B . abruptes Gas geben und 
abruptes Bremsen"

Öfter mal das Tempolimit überschritten, zu heftig aufs Gas 
getreten/gebremst, Kurven sportlich genommen oder zur falschen Zeit am 
falschen Ort gewesen -> Bonus futsch.

Ja, das ist bisher alles freiwillig. Ab 2022 sind werden 
Aufzeichungsgeräte jedoch zur PFLICHT! Was bezweckt der Gesetzgeber 
damit? Wozu sollte er die Geräte vorschreiben, wenn er nicht die Absicht 
hätte, die Daten zu verwerten? Vollautomatisierte Bußgeldverfahren sind 
nur ein Teil der Möglichkeiten. "Sie waren am Tag X mit ihrem PKW am Ort 
X? Wir können diese Daten nicht ihrem Arbeitsweg zuordnen, folglich 
handelt es sich um eine unnötige Privatfahrt, x€ CO2-Strafsteuer werden 
automatisch von ihrem Konto eingezogen." Klingt jetzt noch utopisch, 
aber:

O.S.S.I. schrieb:
> Vermutlich wird die Realität in 10 Jahren die heutigen schlimmsten
> Erwartungen locker übertreffen.

Was heute abgeht, konnte sich vor 10 Jahren auch niemand vorstellen...

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