Forum: Offtopic Studien Fraunhofer Energiewende


von Lars R. (lrs)



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Hallo,

den Ausbau von Solar und Wind sehe ich positiv. Allerdings halte ich 
diverse Strategien für nicht zielführend und einige Annahmen für 
illusorisch.

Die Diskussionen laufen bereits einige Jahre. Bei diesen Diskussionen 
wurde dann früher oder später auf die beiden Fraunhofer Studien 
verwiesen (2012, 2013). Dort wird unter anderem vorgerechnet, wie 
Deutschland bis 2050 den CO2-Ausstoß um 80 oder gar 95% reduziert.

Wenn man dann vor einigen Jahren gesagt hat, dass einige Annahmen in 
diesen Studien nicht realistisch sind, so wurde das abgetan. Irgend ein 
in einem Internetforum daher gelaufener Poster will es besser wissen als 
die Fraunhofer. Das kann ja gar nicht sein.

Mir geht es weniger darum, dass bestimmte singuläre Situationen im 
Speziellen nicht vorhersehbar waren. Mir geht es darum, dass die 
Annahme, es treten gar keine Probleme auf und alles läuft nach dem 
bestmöglichen Idealfall, unrealistisch war. Das meiner Ansicht nach 
Unschöne daran ist, dass diverse Aufwände nicht zielführend waren und 
nicht sind. Man bringt enorme Aufwände bereits im Voraus auf, in dem 
festen Glauben, dass eine bestimmte Situation in einem bestimmten Jahr 
garantiert auftreten wird, anstatt einen Schritt nach dem anderen zu 
gehen.

Die beiden Studien sind im Moment hier zu finden:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/studie-energiesystem-deutschland-2050.html

So langsam können wir mal schauen, wie gut die Realität mit den 
Vorhersagen der Studien überein stimmt. Beispielsweise ist 2020 ja nicht 
mehr weit.
Ich halte es für möglich, dass diese Studien in der Form bald nicht mehr 
auf der Homepage verfügbar sein werden. Deshalb möchte ich die hier 
einmal festhalten.

: Bearbeitet durch User
von Co E. (Firma: keine) (emco)


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Lars R. schrieb:
> So langsam können wir mal schauen, wie gut die Realität mit den
> Vorhersagen der Studien überein stimmt

Die Realität ist, dass die Bemühungen der Bundesregierung diese Ziele zu 
erreichen sehr überschaubar sind, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Lars R. schrieb:
> Ich halte es für möglich, dass diese Studien in der Form bald nicht mehr
> auf der Homepage verfügbar sein werden. Deshalb möchte ich die hier
> einmal festhalten.

Gähn

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Ein interessanter Punkt dabei ist, dass die Co2 Datenerhebung um 1990 
beginnt. Dabei wäre zu beachten, dass der Untergang der DDR ein 
einmaliges, einschneidendes Ereignis war. Ich denke da kommt eine große 
Reduzierung in der Grafik her.
Aktuell sehe ich eigentlich recht wenig neue Faktoren die für eine 
Reduzierung verantwortlich wären.
Auch bei den neuen CO2 Paket geht es doch mehr um Ablasshandel als um 
eine echte Reduzierung.

von Lars R. (lrs)


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Co E. schrieb:
> Lars R. schrieb:
>> So langsam können wir mal schauen, wie gut die Realität mit den
>> Vorhersagen der Studien überein stimmt
>
> Die Realität ist, dass die Bemühungen der Bundesregierung diese Ziele zu
> erreichen sehr überschaubar sind, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Die Realität ist, dass man physikalische Gesetze nicht ändern kann. Zu 
verbreitet ist die Vorstellung, man könne alles erreichen, wenn man nur 
genug Willen aufbringt.

Wenn bei uns mehr erneuerbarer Strom erzeugt wird als die Verbraucher 
für 30 Cent/kWh abnehmen möchten, so geht dieser Strom ins Ausland. Das 
ist für die Infrastruktur kostenintensiver als der Verbrauch direkt vor 
Ort. Im Ausland zahlen die Bürger keine 30 Cent/kWh. Dort wird genau 
dieser Strom unter anderem verheizt.
Nochmal: Den Deutschen wird mittels Preissteuerung das Heizen und 
WW-Bereitung mit Strom auch situationsabhängig praktisch verboten. 
Stattdessen wird der Strom ans Ausland gegeben, wo ihn die Menschen 
verheizen. Das sind DDR-Verhältnisse.

Der deutsche Stromexport beträgt inzwischen fast 1,5% unseres 
Primärenergieverbrauchs. Dennoch erfolgt überall in Deutschland die 
WW-Bereitung in den meisten Haushalten mittels Verbrennung. Streng 
genommen ist das Wahnsinn. Kritiker vermuteten, wir würden aufgrund der 
Energiewende mehr Atom- und Kohlestrom importieren. Aber nicht einmal 
das ist der Fall. Das ist nicht gut, sondern schlecht. Denn es bedeutet, 
wir verbrennen lieber etwas, anstatt unseren eigenen Strom zu 
verbrauchen. Warum wohl?

Die Argumentation ist, dass sich die deutschen kWh-Bezugspreise mit 
einer WP rechnen würden. Das ist jedoch oft genug nicht der Fall und 
eine WP- Installation ist eine 5-stellige Investition. Außerdem ist es 
mangels Platz realitätsfern, die Häuser in der Stadt flächendeckend mit 
effizient betriebenen WPs zu beheizen.
An dieser Stelle wird häufig argumentiert, dass zukünftig alle Gebäude 
viel verbrauchsärmer sein werden. Im Moment leben wir aber nun einmal 
nicht im Jahr 2070, sondern im Jahr 2019. Diese Denkweise sprach ich 
unter anderem in meinem Eingangspost an: Es werden jetzt unsinnige Dinge 
gemacht mit der Argumentation, in 50 Jahren sei es aber sinnvoll, falls 
xyz.

Es ist unklug, höhere Ziele von den Einkommensschwächsten bezahlen zu 
lassen. Dies ist jedoch bei den Netzentgelten (sowie den 
Strombezugspreisen im Allgemeinen) der Fall. Die Finanzierung der 
Netzentgelte sollte grundlegend neu gestaltet werden. Beispielsweise 
sollte ein gedeckelter Anteil pro Haushalt oder Person aus dem 
Bundeshaushalt finanziert werden. Eventuell sollte eine 
entfernungsabhängige Komponente in den Stromhandel eingebracht werden. 
Der Bezug von Strom muss angebotsabhängig erheblich günstiger für den 
Endverbraucher werden, um konkurrenzfähig zur WW-Bereitung mittels 
Verbrennung zu werden. Dies wird die lokalen, künstlich erzeugten 
Überkapazitäten beseitigen und der weitere Ausbau kann voran gehen.

Folgende Fragen sind relevant:
1. Muss der Stromexport erst auf 5% des Primärenergieverbrauchs 
steigen, bis der Norddeutsche für 8Cent heizen darf um Öl/Gas/Holz zu 
sparen? Natürlich können wir (mehr) Höchstspannungstrassen bauen. Davon 
wird der Strom jedoch noch teurer.
2. Sollen die Einkommensschwachen weiterhin den größten Anteil der 
Kosten der Energiewende bezahlen?

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Fred F. schrieb:
> Ein interessanter Punkt dabei ist, dass die Co2 Datenerhebung um 1990
> beginnt.

Ich habe gerade mal aus Neugierde auf den Seiten des Umweltbundesamtes 
gesucht, dort gibt es diverse Datensätze für CO2 und Co. Netterweise 
sogar als Exel Datei.
Die Daten sind zumindest anders, als ich sie erwartet hätte, einerseits 
ist bei der Co2 Konzentration ein Unterschied zwischen Sommer und Winter 
feststellbar, andererseits hätte ich deutliche Änderungen durch den WK2 
und den Untergang der DDR erwartet.
Die CO2 Konzentration steigt fast unbeirrt linear.
Die Lufttemperatur hingegen hat einen deutlichen Anstieg ab ca 1980, 
eine Deutung traue ich mir hier so auf die Schnelle nicht zu.
Mal zum stöbern:
https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/trends-der-lufttemperatur#textpart-1

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