Fabrikat: taurus (aus Spanien)
Modell: SMART 1400 SQUADRA
1200W (IEC), 1400W (max)
Hallo,
bei meinem Staubsaugermotor tritt -- in meinen Augen zu -- starkes
Kollektorfeuer auf. Nun wollte ich mal eure Meinung einholen: ist das
tolerabel oder schon zu viel?
Die Geschichte:
beim Sauger ging das (hintere) Lager kaputt. Motor und vor allem Lager
wurden sehr heiss, es hat gestunken, bis die saugende Person den Sauger
endlich abgeschaltet hat. Ich habe dann das Lager gewechselt. Leider
hatte ich keinen passenden Lagerabzieher (ich habe mir daraufhin einen
gekauft!) und es kann (in Retrospektive) sein, dass ich die Motorachse
beschädigt habe (siehe unrunden Lauf im Video bei ca. 2:17). Seither
tritt starkes Bürstenfeuer auf und der Motor riecht im Betrieb auch
unangenehm (verbrannt).
Ich habe den Sauger also nochmal zerlegt und mir alles genau angeschaut.
Damit ihr das vielleicht beurteilen könnt, habe ich ein Video gemacht:
https://youtu.be/y2bJiSgCqS8
Der Strom pendelt so um 3A und ich weiss nicht, ob diese
Stromvariationen auf ein Problem hindeuten (etwa Abheben der Kohlen
durch wobbeln der Motorachse bei höheren Geschwindigkeiten) oder normal
sind.
Ich habe mir hier im Forum schon einige Threads zum Thema Bürstenfeuer
durchgelesen, nur mir fehlt der Vergleich: was ist noch tolerabel, was
deutet auf einen Fehler hin? Da oft Windungsschluss oder -unterbrechung
vermutet wird, habe ich die Widerstände der 22 Kollektorlamellen
gemessen:
1
PaarSpannung[V]
2
1,21.032
3
2,31.004
4
3,40.986
5
4,50.973
6
5,60.968
7
6,70.951
8
7,80.943
9
8,90.933
10
9,100.925
11
10,110.886
12
11,120.886
13
12,131.033
14
13,141.020
15
14,150.996
16
15,160.982
17
16,170.973
18
17,180.969
19
18,190.955
20
19,200.941
21
20,210.933
22
21,220.906
23
22,10.894
Dabei habe ich die Kelvin-Methode angewandt, da die Widerstände doch
recht klein (ca. 0.5 Ohm) sind: über zwei Leitungen habe ich 2A
Konstantstrom (aus dem Labornetzteil) an jeweils zwei benachbarte
Lamellen gelegt und dann mit dem Multimeter direkt an den Lamellen die
Spannung gemessen (Messwerte siehe oben). Meine Frage ist jetzt: deuten
diese Werte auf einen Windungsschluss hin oder ist die Fluktuation von
Paar zu Paar im normalen Bereich?
Bei kleineren Leistungen (mein Regeltrafo geht nur bis 3A) sieht das
Feuer für mich vertretbar aus, aber wenn ich direkt 230V anlege
erscheint es mir schon recht extrem -- oder? Die Funken spritzen richtig
weit weg und ich hab Angst, dass was in Brand gerät. Die Tests waren
immer mit Gebläse, sodass die Lastsituation ähnlich dem normalen Betrieb
ist.
Im Sauger ist noch eine Phasenanschnittsteuerung mit der man die
Leistung herabregeln kann, die war bei den Tests nicht angeschlossen.
Dort ist ein 150nF Filterkondensator parallel zu den 230V, den habe ich
nachgemessen: ist OK (143nF). Aber auch mit diesem C ist das
Bürstenfeuer genauso schlimm.
Ich habe auch nach mehrminütigem Lauf bei 150V die Temperatur des
Kollektors gemessen ("Laserthermometer"): ca. 70C. Die Lagertemperatur
liegt dann bei ca. 43C.
Über feedback und Kommentare würde ich mich freuen!!
Helmut
Alles bestens, keine sorge!
Helmut H. schrieb:> Ich habe auch nach mehrminütigem Lauf bei 150V die Temperatur des> Kollektors gemessen ("Laserthermometer"): ca. 70C. Die Lagertemperatur> liegt dann bei ca. 43C.
Und das bei angeführtem Luftstrom? Da hät ich deutlich mehr erwartet....
Zu den Widerstandsmessungen ist mir noch eingefallen: es kann natürlich
sein, dass es sich um einen intermittierenden Windungsschluss (eine Art
Wackelkontakt) handelt, der nur auftritt, wenn der Motor auf hoher
Drehzahl ist, etwa durch Vibrationen oder Fliehkräfte. Ich habe daher
mit dem Oszi den Strom angeschaut. Da sind schon Spitzen, aber ich
konnte jetzt nichts Eindeutiges erkennen. Falls gewünscht kann ich das
nochmal machen und ein Bild einstellen.
Helmut H. schrieb:> und es kann (in Retrospektive) sein, dass ich die Motorachse> beschädigt habe (siehe unrunden Lauf im Video bei ca. 2:17).
Bei diesem Ge-eiere liegen die Kohlen ja nie vollflächig auf.
Die zusätzliche Vibration tut ein Übriges dass die Kohlen
durch Beschleunigung nicht dauerhaft gut aufliegen.
Ich behaupte mal dass das Feuer deutlich geringer ausfallen
würde wenn da nichts eiert.
--> Schrott
(warum tut man sich das an so einen "Pfennigartikel" mit jeder
Menge Arbeitsstunden am Sterben zu hindern?)
micha tronigger schrieb:> (warum tut man sich das an so einen "Pfennigartikel" mit jeder> Menge Arbeitsstunden am Sterben zu hindern?)
Ich weiss, dass das sarkastisch gemeint ist, vielleicht um zu verletzen
(?), aber ich nehme es jetzt mal ernst ;-)
* weil reparieren Spass macht!
* weil ich die Grenzen dessen, was mir möglich ist, ausloten will
* als (hoffentlich gutes!) Beispiel für andere, was geht (und was nicht
mehr geht)
* weil nicht für jeden 50€ für einen neuen Sauger nur Pfennige sind
* weil diese Zeit besser verbracht ist, als am TV Tatort anzuschauen und
ein Bier zu trinken
* weil reparieren ökologischer als wegwerfen und neu kaufen ist (recycle
< reuse < repair)
* weil ich dabei Zeit mit meinen Kindern verbringen kann (z.B habe ich
die Widerstandswerte zusammen mit meinem Sohn aufgenommen, weil 4 Hände
für 4 Leitungen einfach besser passen, als nur 2) und ihnen so meine
Werte, Wissen und Erfahrungen nahebringen kann
* weil mir die rein ökonomische Sichtweise (was ist billiger, was
effizienter, wie kann ich meine Zeit in maximal viel Geld umwandeln,
etc.) widerstrebt -- wir sind doch Menschen und keine Roboter und Geld
ist wirklich nicht alles!
* ...
Der Lagersitz der Welle hat einen Schlag. Du kannst jetzt höchstens noch
die Welle abdrehen und ein Lager mit kleinerer Bohrung einsetzen.
Ansonsten war's das mit dem Motor.
Mir ist mal ähnliches passiert. Sau aufwändig die Lager einer WaMa
repariert und beim einschlagen der Welle aus dem Sackloch gerutscht. Die
Welle blieb zwar gerade, aber hat sich durch die Schläge verbreitert.
Beim ersten Lauf hat's dann den Magneten vom Tachogenerator zerlegt.
Kein neuer mehr verfügbar. Totalschaden.
Helmut H. schrieb:> Meine Frage ist jetzt: deuten> diese Werte auf einen Windungsschluss hin oder ist die Fluktuation von> Paar zu Paar im normalen Bereich?
Eine Messung der Widerstände sagt in diesem Fall gar nichts aus, da die
Widerstände viel zu klein sind um eine qualitative Aussage zu machen.
Zudem ist eine Messung nebeneinander liegender Lamellen die ungünstigste
Methode, da dabei ein kleiner und ein größerer Widerstand parallel
liegen.
Da sollte man gegenüberliegende Lamellen messen, da hierbei zwei
ungefähr gleich große Widerstände parallel liegen.
Um eine qualitative Aussage zu bekommen, muss man aber die Induktivität
der einzelnen Wicklungen untereinander vergleichen. Wenn hier größere
Abweichungen feststellbar sind, ist der Anker (oder Stator, je nach
Motortyp) hinüber.
Die induktive Messung geschieht entweder mit einer Prüfsonde die man
über die Spalten des Eisenkerns legt oder mit einer Wechselspannung, die
man (um 90 Grad versetzt) auf die Lamellen des Kollektors legt.
Zusätzlich kann man noch die Isolation der Wicklungen gegenüber dem
Blechpaket messen.
Helmut H. schrieb:> Ich habe den Sauger also nochmal zerlegt
Dann baue den komplettem Anker aus. Normalerweise hat dessen Welle auf
beiden Seiten bereits Zentrierbohrungen. Damit auf die Spitzen der
Drehbank und ganz vorsichtig den Kollektor nachdrehen, dann die Ritzen
vorsichtig auskratzen und ihn wieder polieren. Dann sollte das
Bürstenfeuer weg sein. So 1..2 Zehntel gehen eigentlich bei allen
Kollektoren.
Wenn die Welle keine Zentrierungen hat, dann mußt du sie eben ins Futter
oder Spannzange nehmen und auf der Abtriebsseite mit Hohlkegel oder
aufgestecktem mal eben angefertigtem Zwischenstück fassen.
W.S.
Frank B. schrieb:> Eine Messung der Widerstände sagt in diesem Fall gar nichts aus, da die> Widerstände viel zu klein sind um eine qualitative Aussage zu machen.
Ich glaube aber schon, wenn man, wie im Anhang, den prozentualen
Unterschied der einzelnen Werte zum Durchschnitt aller Messwerte
vergleicht.
debe
Frank B. schrieb:> Eine Messung der Widerstände sagt in diesem Fall gar nichts aus, da die> Widerstände viel zu klein sind um eine qualitative Aussage zu machen.
Das Argument verstehe ich aber jetzt nicht.
Ich habe ja extra mit der Kelvin-Methode (4-Leiter-Messung) gemessen, um
eben auch kleine Widerstände genau messen zu können. Klar, mit dem DMM
im Ohmbereich geht das nicht zu messen, aber das habe ich ja auch nicht
gemacht. Warum meinst Du, kann ich diese Widerstände nicht gut messen??
> Zudem ist eine Messung nebeneinander liegender Lamellen die ungünstigste> Methode, da dabei ein kleiner und ein größerer Widerstand parallel> liegen.
Auch da verstehe ich Dein Argument nicht. Es ist doch gerade gut, wenn
ein grosser und ein kleiner R parallel liegen (anstatt zwei sehr ähnlich
grosse Rs), denn dann stört der grosse R bei der Messung des kleinen R
kaum.
> Da sollte man gegenüberliegende Lamellen messen, da hierbei zwei> ungefähr gleich große Widerstände parallel liegen.
Und wie siehst Du dann, in welchem der beiden Zweige der Kurzschluss
ist?
Ausserdem: da ja jeder Zweig aus der Reihenschaltung von 11 kleinen
Widerständen besteht, ist die Widerstandsänderung bei Kurzschluss,
selbst einer ganzen Teilwicklung (eben zwischen zwei benachbarten
Lamellen) sehr klein (max. 0.5 Ohm) bei ca. 6 Ohm zwischen 11 Lamellen,
die aber durch die Parallelschaltung noch auf 3Ohm runtergedrückt
werden. Du hast dann 3 Ohm vs. 2.86 Ohm bei Kurzschluss einer ganzen
Teilwicklung. Da erscheint es mir besser, die Teilwicklungen direkt zu
messen, denn da ändert sich der Widerstand dann vom 0.5 Ohm auf ca. 0.0
Ohm. Und das ist prozentual wesentlich mehr als bei der Messung von
gegenüberliegenden Lamellen.
> Die induktive Messung geschieht entweder mit einer Prüfsonde
hab ich leider nicht
> die man> über die Spalten des Eisenkerns legt oder mit einer Wechselspannung, die> man (um 90 Grad versetzt)
versetzt gegen was? Und was misst man dann? Kannst Du das genauer
ausführen? Schaltbild?
Ich habe ein Induktivitätsmessgerät, damit könnte ich die Induktivität
jeder Teilwicklung messen:
1
PaarU/VL/µH
2
1,21.032151
3
2,31.004150
4
3,40.986156
5
4,50.973155
6
5,60.968157
7
6,70.951158
8
7,80.943159
9
8,90.933159
10
9,100.925159
11
10,110.886167
12
11,120.886170
13
12,131.033151
14
13,141.020153
15
14,150.996156
16
15,160.982157
17
16,170.973157
18
17,180.969157
19
18,190.955156
20
19,200.941159
21
20,210.933159
22
21,220.906169
23
22,10.894171
>auf die Lamellen des Kollektors legt.> Zusätzlich kann man noch die Isolation der Wicklungen gegenüber dem> Blechpaket messen.
Gemessen: ist einwandfrei ("unendlich")
hh
Dieter B. schrieb:> Ich glaube aber schon, wenn man, wie im Anhang, den prozentualen> Unterschied der einzelnen Werte zum Durchschnitt aller Messwerte> vergleicht.
Das ist interessant! Ich habe daraufhin gleich nochmal alle Widerstände
gemessen, um Messfehler auszuschliessen. Das sieht in der Tat
systematisch aus. Nur weiss ich noch nicht so recht, was ich davon
halten soll, bzw. wie ich das interpretieren muss.
> Zu starkes Kollektorfeuer?
Dem Video nach geht das doch noch.
Meine 30 Jahre alte Bohrmaschine feuert seit jeher
ähnlich stark.
Wenn's mein Sauger wäre, würde ich den weiter nutzen, bis er denn
wirklich abbrennt.
Die Achse richten kann ich leider nicht.
Drehbank um den Kollektor abzudrehen habe ich auch keine :-(
Ich habe mich jetzt für die pragmatische Lösung entschieden:
ich habe elektronisch die Leistung auf ca. 800W begrenzt:
Widerstand 220k in Reihe mit dem Poti der Anschnittsteuerung und 1.5MOhm
parallel zu Poti und R, damit der untere Anschlag wieder stimmt (sonst
läuft der Motor bei minimaler Leistung nicht mehr an).
Damit hält sich das Feuer nun etwas zurück. Ich probiere es einfach mal.
Und wenn es so nicht geht, dann muss halt ein neuer her.
Ich danke allen, die mit mir repariert haben und mir ihre Tipps gegeben
haben!!
Helmut
P.S.: Das nächste Teil, unsere Mikrowelle, liegt schon auf meiner
Werkbank. Anderer Thread.
Helmut H. schrieb:> Das nächste Teil, unsere Mikrowelle
Reparieren in aller Ehren, aber pass bitte bei der Mikrowelle auf.
Die Hochspannung ist kräftig genug um dich in einer Sekunde zum Friedhof
zu schicken.
Und die Mikrowellenstrahlung sieht, riecht und fühlt man nicht, aber
ganz schnell kann man sich irreversible Schäden damit zuziehen.
Danke für's besorgt sein!
Es ist die Starttaste der Folientastatur, die nicht mehr geht, also weit
weg von HV. Ich bin vorsichtig. Habe die Elektronik schon ausgebaut und
das restliche Gerät mit Magnetron und HV-Kondensator ganz weit weg
gelegt :-)
Neuer Thread in anderem Forum, weil das hier wohl nicht recht passt:
https://forum.electronicwerkstatt.de/phpBB/viewtopic.php?topic=153468&forum=61&0
hh
P.S.: Das bin ich *nicht*:
https://youtu.be/fEy3W695LMg