Ich bin durch die Diskussion mit einem anderen DJ auf die Idee gekommen, eine Plattenspieler-Emulation zu entwickeln, die in der Lage ist, ein fertig gemischtes Master / Vinylpremaster so zu modifizieren, dass die Wirkung der Schallplattenpressung und Klangwiedergewinnung virtuell nachgebildet werden kann. Der Hintergedanke dabei ist, dass das Pressen in Verbindung mit dem "Schreibevorgang" ganz bestimmte Artefakte auf die Platte bringt. Aus früheren Untersuchungen und Vergleichen weiß ich um die etwaige Dämpfung und die Trägheit des Systems. Es bildet quasi ein mechanisches Schwingungssystem, welches dem anregenden WAV-file nicht 100% folgt und somit (frequenzabhängige) Phasenverschiebungen Dämpfungen Nachschwingungen produziert. Diese bilden sich in der Schallplatte ab. Die Frage wäre, woher man genaue Infos dazu bekommen könnte? Beim Abspielen passiert nun wieder etwas Ähnliches: Die Rillen übertragen Schwingungen auf die Nadel, welche mit dem Arm ein Trägheitssystem bildet und ebenfalls dämpft und nachschwingt. Das Ganze dann sogar leicht dreidimensional. Die Nadel stößt sich dabei an einem mehr oder weniger schweren Arm ab, der federnd befestigt ist, also seinerseits wieder Wellen auf die Nadel gibt. Grundsätzlich kann ich das modellieren. Habe Ähnliches auch schon bei Getriebeemulationen / Schalldämpfung gemacht. Ich bräuchte da aber mehr Quellen. Wo sind die Vinyl-Experten? Ziel wäre es vor allem, einen Filter zu schreiben, der es gestattet, auf der Basis von Audiofiles den Klang komplett nachzubilden, um z.b: Temposteigerungen beim Scratchen zu emulieren. Den Scratcher-Algo in Echtzeit hätte ich: http://96khz.org/htm/realtimepitch.htm http://96khz.org/htm/realtimeresampler2.htm Gerade durch die Entwicklung des Morphers habe ich gesehen, dass das Scratchen eben doch sehr stark von der Platte selber abhängt, die mechanischen Effekte hörbar wirken und sich folgerichtig im Vergleich zu den virtuellen Plattentellern auf USB/ CD-Basis deutlich abheben. Auf der Basis entsprechend gestalteter Gleichungen müsste es auch möglich sein, ein Grammophon perfekt abzubilden. Bei dem hört man ja ganz extrem, wie sehr die Mechanik arbeitet.
Hallo Jürgen S., Deine Frage kommt mindestens zwei Jahre zu spät. :( Jürgen S. schrieb: > Auf der Basis entsprechend gestalteter Gleichungen müsste es auch > möglich sein, ein Grammophon perfekt abzubilden. Bei dem hört man ja > ganz extrem, wie sehr die Mechanik arbeitet. Ich hatte mich vor Jahren über das Thema der Digitalisierung von Schallplatten und ähnliches mit einem Ingenieur der Deutschen Grammophon in Hannover-Langenhagen unterhalten. Das herkömmliche Abspielen von digitalisierten Platten war klanglich sehr unbefriedigend - bis die Langenhagener einen Grammophon-Emulator konstruiert/programmiert hatten. Wo der verblieben ist, weiß ich leider nicht. Die Nachfolgefirma EDC ist vor zwei Jahren pleite gegangen: https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Relikte-der-Deutschen-Grammophon-am-Hanomaghof-gezeigt https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Nach-Insolvenz-CD-Werk-EDC-versteigert-1463-Teile Nachtrag zur Deutschen Grammophon Ein Freund von mir verfügt über eine große Sammlung an klassischen CD's. Nach einer bestimmten Anzahl von Jahren waren davon viele nicht mehr abspielbar. Ihm fiel auf, dass die Langenhagener Pressungen davon nie betroffen waren! In Gedenken an die Deutsche Grammophon Peter
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Beim Stichwort Langenhagen klingelt es bei mir. Ich glaube, die haben auch immer mal für meine damaligen Kunden gepresst. Was ich zum Thema CD beisteuern kann, ist der Fakt, dass man gerade bei frühen Pressungen nicht das Knowhow hatte, welche Schichten sich langsfristig mit welchem Trägermaterial vertragen. Sobald das Thema raus war (so etwa Anfang der 90er) hatten alle ja fleissig angefangen, ihre Audio-CDs auf Platte zu ziehen und Kopien herzustellen, bzw herstellen zu lassen. Die Digitalisierung der Schallplatten und das Wiedergeben - gerade beim Grammo - ist nochmal eine andere Sache. Was ich eben höre und seinerzeit in einem Projekt auch mal gemessen hatte, ist der Einfluss der Nadel. Die macht am meisten Effekt auf das Material. Davon kommt man dann nicht mehr weg, bzw darüber hinaus. Unsere Schlussfolgerung war damals, "gute Nadeln und gute Plattenspieler" zu verwenden. Aber schon da hatte jeder so seine eigene Theorie, was gut ist. Wie auch immer: Hat man eine digitalisierte Platte, dann hat man den Platteneffekt ja bereits drin. Was fehlt, ist der Wiedergabeeffekte beim Sratchen und DJ-ing, wenn die Platte unnatürlich bewegt wird. Mir geht es insgesamt darum, die Schallplatte komplett zu umgehen, also vom WAV Premaster in den Schallplattenpressungsemulator zu gehen und dann ein Rohmaterial zu haben, das man bearbeiten kann. Die naheliegende Idee wäre ein präparierter DSD-Datenstrom, den man in Echtzeit manipuliert. Dies erspart das dynamische Umrechnen des 192kHz-Datenstroms durch resampling. Das geht zwar, aber Umrechnungsqualität und Echtzeit widersprechen sich da ein wenig. Mein Realtime-RAM-Resampler kann beides, also auch DSD abspielen. Das pitchen geschieht dann in Echtzeit im FPGA mit einem speziellen Filter auf maximaler Frequenz. Ich brauche aber auch den nachfolgenden Effekt der Nadelwirkung, also eine virtuelle Rille aus DSD-Daten auf die das Nadelmodell losgelassen wird.
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