Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Drucksensor für Druckunterschied


von Van E. (njikisil)


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Hallo ich bin neu
Ich habe Interesse an einem Projekt, den ich gerne durchführen möchte.
Ich soll einen Druckunterschied  mit einem Mikrosystemdrucksensor 
messen. Die Schaltung soll mit einer 9-V-Batteriequelle, einen 
Drucksensor, anderer elektronischer Komponenten, einem LCD-Display zum 
Ablesen der Druckdifferenz und einem EIN / AUS-Schalter zur Steuerung 
der Stromversorgung ausgestattet. Der gesamte Aufbau ist auf eine 
Leiterplatte gelötet. Die Änderung des angewendeten Drucks wird von 
einem Drucksensor erfasst und auf dem LCD-Display angezeigt.

Der Blockdiagramm habe ich hochgeladen. Der Gauge Drucksensor und einen 
Luftpumpe habe ich schon bestellt. Ich weiß aber nicht von wo ich 
anfangen sollte.
MfG
Van Essa

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das ist eine reine Widerstandsbrücke, dazu braucht man noch einen 
Differenzverstärker, oft als Instrumentenverstärker bezeichnet.
Diese Drucksensoren sind ziemlich temperaturabhängig, deshalb muss man 
für empfindliche Messungen auch noch eine Temperaturkompensation 
vorsehen, hier im Datenblatt als Konstantstromquelle.

Reichelt hat 126 Drucksensoren im Programm, mit sehr unterschiedlichen 
Empfindlichkeiten von wenigen mm Wassersäule bis zu 1000 kPascal, andere 
Typen werden nach "pounds per square inch" angegeben.

der empfindlichste von Freescale hat 0-3,9kPa:
https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/B400/MPXV5004G.pdf für 
<400mm Wassersäule, es gibt auch noch empfindlichere von Honeywell

Der Differenzsensor hier von Omron hat "-50 to 50 kPa", ist also 
irgendwo im mittleren Bereich.

Differenzverstärker kann man selbst aus Operationsverstärkern 
zusammenbauen oder eine kompletten in einem IC kaufen, z.B Reichelt INA 
118/126/128

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Man kann auch den Differenzverstärker im ADC Eingang einiger 
Mikrocontroller benutzen oder sich einen aus 2 konventionellen ADC 
Kanälen berechnen.

von Tester (Gast)


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Nur der Neugier halber häng ich mich hier an. Druck ist ja 
Gewicht/Fläche.

Ich las den de:WP Artikel - gauge stand dort für den Atmosphärendruck -

Mal was anderes - welcher Art sind die in den Digitalbriefwaagen 
verbaute - die sind ja auch sehr genau und das wort Waage kommt leider 
im de:WP-Artikel gar nicht vor - fehlt da nicht was, hat Gewicht nichts 
mit dem Druck zu tun oder ich einen Denkfehler?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Waagen baut man vermutlich eher mit Dehnungsmesstreifen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dehnungsmessstreifen

Die Luftdrucksensoren sind im Prinzip auch Dehnungsmessungen in Silizium
https://de.wikipedia.org/wiki/Silizium-Drucksensor

es gibt noch andere Verfahren, aber im Datenblatt steht "MEMS" also 
microelectromechanical systems
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrosystem_(Technik)
https://de.wikipedia.org/wiki/Drucksensor

von Tester (Gast)


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Meine Frage hat sich erledigt: bei den Digitalwaagen sinds wohl DMS und 
die passende Literatur hab ich auch schon gefunden.

von Tester (Gast)


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DB1UQ danke für die Links, hat sich überkreuzt

73!
DL8WH

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Gauge_(Technik)

ich wusste nicht, dass das als "geitsch" ausgesprochen wird, hat 
jedenfalls mehrere Bedeutungen, Maß oder Messlehre.

Die Drucksensoren von Freescale sind einfacher zu handhaben, da sind 
Verstärker und Kompensation schon eingebaut. Da kommt direkt eine 
einzige Spannung heraus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freescale_Semiconductor seit 2015 zu NXP 
(früher ein Teil von Philips in Holland) gehörig.

von Tester (Gast)


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[Ich gebe den Thread zurück an Van Essa alias Aure L]

von Crazy Harry (crazy_h)


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Braucht man für eine Differenzdruckmessung nicht einen Sensor mit 2 
Schlauchanschlüssen? Zumindest wenn der eine Druck nicht der Luftdruck 
ist?

von Wolfgang (Gast)


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Tester schrieb:
> Nur der Neugier halber häng ich mich hier an. Druck ist ja
> Gewicht/Fläche.

Nein, Kraft pro Fläche.
https://de.wikipedia.org/wiki/Druck_(Physik)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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>einen Sensor mit 2 Schlauchanschlüssen...

es gibt drei Versionen, im oben erwähnten Datenblatt sind alle drei 
Bauformen gezeigt:
https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/B400/MPXV5004G.pdf
mit Null, einem oder zwei Anschlußstutzen.

Null heißt, der Luftdruck wird gegen Vakuum gemessen, ein Loch im Sensor 
verbindet eine Seite der Membrane mit der Außenluft, das Vakuum ist im 
Sensorinneren auf der anderen Membranseite.

Ein Anschluß heißt, die gegenüberliegende Membranseite ist auch wieder 
durch ein Loch auf der Unterseite mit dem äußeren Luftdruck verbunden.

Und zwei Anschlüsse können schließlich die Druckdifferenz zwischen 
beliebigen geschlossenen Räumen messen.

von Van E. (njikisil)


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ooohh ich hatte nicht gewusst, dass es so schnell ging. Vielen Dank für 
alle ihre Antworte.

Der Drückmessbereich fürs Projekt maximal 1 Bar sein. Ich hatte den 
Sensor von reichelt gesehen. Damit kann man nut bis 39mBar den Druck 
messen. Deshalb habe ich den Sensor von OMRON bevorzugt und schon 
bestellt.
Ich brauche also dafür eine Konstantstromquelle für die 
Temperaturkompensation zu realisieren?

LG
Van Essa

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Reichelt hat noch mehr Freescale-Drucksensoren, das hier war nur der 
empfindlichste aus der Reihe. Da praktische ist, dass 
Temperaturkompensation und Instrumentenverstärker schon integriert sind, 
da kommt direkt eine linear vom Druck abhängige Spannung heraus. Der 
Omron-Sensor enthält praktisch nur die Widerstandsbrücke links im Bild.

http://www.bitsavers.org/components/motorola/_dataBooks/1995_Motorola_Sensor_Device_Data.pdf
damals hieß Freescale noch Motorola

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Drucksensoren von Freescale/NXP sind auf den NXP-Seiten nicht mehr 
vorhanden, das könnte bedeuten, das sie nicht mehr hergestellt werden 
oder wieder an eine andere Firma verkauft sind. Vielleicht auch nur ein 
Versehen.

immerhin gibt es dort noch eine Sensor-Übersicht, Seiten 2-3 zu 
Drucksensoren:
https://www.nxp.com/docs/en/product-selector-guide/SENSSELECT.pdf

Honeywell hat üblicherweise etwas "professionellere" Preise, hier 
jedenfalls deren Übersicht:
https://sensing.honeywell.com/de-de/sensors/board-mount-pressure-sensors

In dem alten Motorola Datenbuch sind eine Menge Applikationen zum Thema, 
auf Seite 346 steht eine Umrechnungstabelle für die Druckeinheiten, 
metrisch, inch und Wassersäule/Quecksilbersäule.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe vor etwa 30 Jahren mal einen barometrischen Höhenanzeiger mit 
einem Drucksensor von Philips gebaut. Der enthielt nur die 
Widerstandsbrücke und einen Transistor zur Temperaturmessung und 
-kompensation.

Im "Tietze-Schenk" sind hier die Abbildung der Innenschaltung (oben 
Mitte, Typ KP100A) und Vorschläge für eine genauere Kompensation:
https://books.google.de/books/content?id=CLQvCwAAQBAJ&hl=de&pg=PA1084&img=1&zoom=3&ots=WGYv7Fu3hG&sig=ACfU3U3vLkQoP6qVMqFeJJFbtDdFVthngA&w=1280

Die Spannung am Emitter hatte ich als Temperaturmesswert benutzt und 
damit die Abhängigkeit wegkompensiert. Schließlich ließ sich so eine 
Höhenänderung von 10 cm noch nachweisen, natürlich mit großer 
Temperaturdrift.

Den Höhenmesser habe ich in der Bundesbahn mal mitgenommen, Ein- und 
Ausfahrt in einem Tunnel ergaben einen virtuellen Höhensprung von etwa 
10..20m, durch die Druckänderung.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Jetzt aber mal die einfachste Schaltung: keine Temperaturkompensation 
und ein gewöhnlicher Operationsverstärker als Differenzverstärker 
geschaltet:
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210153.htm

Da sind nur der OP und vier Widerstände. R1 und R3 sollten deutlich 
größer sein als die vier Widerstände des Drucksensors, damit sie die 
Messbrücke nicht verfälschen. Das Datenblatt von Omron sagt "Bridge 
resistance 20 ± 2 kΩ", also vielleicht 100kOhm oder 220kOhm für R1 und 
R3.
Das Verhältnis zu R2 (= R4) bestimmt die Spannungsverstärkung wie weiter 
unten steht. Wenn die beiden 1MOhm oder 2,2MOhm haben, wäre das 10-fache 
Verstärkung.

Die zulässige Betriebsspannung des Sensors ergibt sich indirekt aus den 
Gesamtwiderstand der Brücke (20 kOhm) und dem maximal zulässigen Strom
"100 μADC (130 μADC absolute max.)"
Ohmsches Gesetz U=I*R ergibt 0,00013×20000= 2,6V max. und 2V typ. also 
ist ein direkter Betrieb aus einer 9V-Batterie nicht möglich.

Ein Vorwiderstand der die Spannung reduziert muss also (9-2)V / 100µA 
=70 kOhm haben, der nächste Normwert sind 68kOhm. Die Differenzspannung 
ist laut Datenblatt je nach Ausführung maximal 31 oder 43 mV.

Das kann ein normaler Operationsverstärker noch gut verarbeiten, Fehler 
durch die Offsetspannung sind maximal um 1 mV, ein besserer Typ wie z.B. 
OP07 hat ein paar Mikrovolt.

: Bearbeitet durch User
von Van Essa (Gast)


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Kann man dann einen Spannungsregler benutzen, um die 2,6V auf 9V zu 
erhöhen?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der Vorwiderstand wirkt auch als eine Art Konstantstromquelle, es ist 
die einfachste Lösung.

Welcher der beiden Sensortypen ist es, der unidirektionale ..-02 mit 
0...37kPa oder der bidirektionale ..-03 mit -50...+50kPa?

Für den bidirektionalen ist die Schaltung etwas komplizierter, weil der 
Operationsverstärker eine doppelte Betriebsspannung braucht, ersatzweise 
könnte man die 9V als virtuelle +/- 4,5V aufteilen. Dazu muss nur der 
Widerstand R4 auf halbe Batteriespannung geführt werden statt nach 
Minus. Die anschließende Spannungsmessung wird dann auch auf diesen 
künstlichen Nullpunkt bezogen, dann liefert sie positive und negative 
Werte.

von Theor (Gast)


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@ Aure

Du schreibst "Druckunterschied" und "Druckdifferenz"

Der verlinkte Sensor ist aber doch ein Absolutdrucksensor!

von Van Essa (Gast)


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Es steht aber Gauge. Ist das nicht für Gauge Sensor damit gemeint ?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das Datenblatt beschreibt zwei Typen, daher auch meine Frage, welcher 
der beiden es ist.
0 to 37 kPa (2SMPP-02)
-50 to 50 kPa (2SMPP-03)

Hier gibt es zwei etwas ausführlichere "User Manuals" des Herstellers

Auf Seite 3 steht jeweils ganz unscheinbar "Air inlet hole" an der 
Sensorseite, das ist der "Anschluss" für den Atmosphärendruck.

Beides sind Differenzsensoren, aber der 02 kann nur Überdruck gegen die 
Umgebung der andere Über- und Unterdruck.

Sensor -03:
https://omronfs.omron.com/en_US/ecb/products/pdf/en_a283_e1_01.pdf

Sensor -02:
https://omronfs.omron.com/en_US/ecb/products/pdf/en_a282_e1_01.pdf

von Van Essa (Gast)


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Ich werde den Typ 03

von Veit D. (devil-elec)


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Christoph db1uq K. schrieb:

> ich wusste nicht, dass das als "geitsch"
> ausgesprochen wird,

"gätsch" wäre korrekt, dass ä eher etwas ziehen, nicht so kurz wie get 
sprechen

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich hätte eher die französische Aussprache mit "oh" vermutet.

Die Schaltung aus dem User Manual ist nicht schlecht, wie schon 
beschrieben die klassische Schaltung, mit geregelter Konstantstromquelle 
und Instrumentenverstärker. Ich habe noch eine OP zur Erzeugung eines 
virtuellen Nullpunkts bei +4,5V eingezeichnet und die Verstärkung kann 
man sicher noch etwas vergrößern durch Vergrößerung der beiden 
Widerstände rechts. Ich habe mal 100 k eingezeichnet für 10fache 
Verstärkung.

Das Messinstrument muss auch an der virtuellen Masse angeschlossen sein, 
dann liefert es positive und negative Anzeigen. Ich hätte ein 
Zeigerinstrument mit Ruheposition in Mittelstellung genommen, das zeigt 
das dynamische Verhalten besser als schnell veränderliche Zahlen.
https://www.reichelt.de/drehspul-messwerk-50-a-60x46-mm-pm-2-50-a-p14742.html?&trstct=pol_0
So etwas, noch ein Vorwiderstand davor, dass bei 50µA um die 4V 
abfallen.

: Bearbeitet durch User
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