Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Zeitstempel in Audiospur durch Schwankungen der Netzfrequenz (50Hz)


von R+W Charging (Gast)


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Hallo,

ich möchte anhand des 50Hz Brummens nachträglich herausfinden, ob ein 
Video live gesendet wurde oder ob es sich um eine Aufzeichnung gehandelt 
hat, die zu einem früheren Zeitpunkt aufgenommen wurde.

Die Kriminalpolizei soll wohl in der Lage sein, bei Drohanrufen oÄ., die 
ein brauchbares 50Hz Signal enthalten, Zeitpunkt und ggf sogar den Ort 
der Aufnahme zuzuordnen, angeblich reichen ein paar Sekunden Audio aus.
Die Netzfrequenz ist ja bekanntlich nicht konstant, sondern variiert um 
einen kleinen Betrag, wodurch sich mehr oder weniger eindeutige 
Fingerprints ergeben, die man gegen eine Datenbank abgleichen kann.

Die Aufnahme, anhand der ich das ausprobieren möchte, geht ca. 15 
Minuten und es geht nur darum, zu ermitteln, ob sie zu der angegebenen 
Zeit aufgenommen wurde oder nicht (wenn nicht, ist es nicht wichtig zu 
wissen, wann sie tatsächlich aufgenommen wurde, es geht nur um ja oder 
nein).

Das erste Problem ist, dass ich den tatsächliche Netzfrequenzverlauf im 
entsprechenden Zeitraum nicht kenne, habe leider auch keine Datenbank 
gefunden, nur Verläufe vom aktuellen Tag. Aufnahme ist knapp 3 Tage her.
Daher würde ich nach anderen Aufnahmen suchen, die mit großer 
Wahrscheinlichkeit tatsächlich in dem entsprechenden Zeitraum 
angefertigt wurden und dann nach einer Korrelation suchen.

Das zweite Problem ist die verlustbehaftete Kompression (Opus) und die 
Unsicherheit, ob denn tatsächlich genug 50Hz Signal in der Aufnahme 
vorhanden ist. Habe ein bisschen mit dem Audiotool sox herumprobiert und 
es ließ sich auf jeden Fall schonmal ein 50Hz Signal extrahieren.
Ob ich jetzt nur die 50Hz Komponente eines breitbandigen Rauschens oder 
tatsächlich das Netzbrummen herausgefiltert habe, würde ich gerne als 
allererstes überprüfen.

Das dritte Problem ist, dass ich quasi Null Ahnung von DSP habe und mich 
erst in die Materie hineinarbeiten muss.
Einerseits gibt es bestimmt fertige Software/Libraries, die als Input 
die rohen Audiodaten nehmen plus ein paar Parameter und die Abweichung 
von den 50Hz ausspucken, andererseits würde ich trotzdem gerne die 
Mathematik dahinter verstehen - wie kompliziert wäre das, das komplett 
in C zu programmieren, wenn man die Theorie verstanden hat?

Meine Fragen:

-Kennt jemand eine Datenbank, in der zumindest der Frequenzverlauf der 
letzten 3 Tage abrufbar ist?
-Wie (mit welchem Tool) kann ich erstmal möglichst einfach überprüfen, 
ob ein nennenswerter 50Hz Anteil in der Aufnahme vorhanden ist? In dem 
Spektrogram, das SOX erstellt, kann ich es nicht zweifelsfrei erkennen 
und ich bekomme es nicht so eingestellt, dass nur der Bereich um 50Hz 
abgebildet ist. Wenn ich die Filter verwende, kommt zwar ein 50Hz Signal 
raus, aber ich habe keine Ahnung, was diese Filter machen und ob es 
nicht auch einfach nur gefiltertes Rauschen sein könnte.
-Handelt es sich hier einfach um eine FM-Modulation wie beim UKW Radio?
Reicht es aus, die Mathematik der FM-(De)Modulation zu verstehen, um den 
Verlauf der Netzfrequenz aus der Aufnahme berechnen zu können?

Danke schonmal

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Hm - und wie kannst du sicherstellen, dass du die Aufnahme mit exakt der 
selben Geschwindigkeit abspielst, in der sie aufgenommen wurde?
Da hab' ich doch leichte Zweifel am Gesamtproblem...

Gruss
WK

von K. S. (the_yrr)


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R+W Charging schrieb:
> Wie (mit welchem Tool) kann ich erstmal möglichst einfach überprüfen,
Spectrum Lab sollte sich ganz gut eignen

> ob ein nennenswerter 50Hz Anteil in der Aufnahme vorhanden ist?
wird es nicht sein

> Wenn ich die Filter verwende, kommt zwar ein 50Hz Signal
> raus, aber ich habe keine Ahnung, was diese Filter machen und ob es
> nicht auch einfach nur gefiltertes Rauschen sein könnte.
welches Filter, wie steil, und wie stark ist das "Signal" in dB?
Wenn ich Spectrum Lab über mein Mikro laufen lasse sind da -100 bis 
-80dB bei 50Hz, da ist nichtmal wirklich Rauschen.

Da eigentlich alles und jeder ein 50/100HZ Filter hat wirst du dort 
nichts finden. Wenn die Aufnahme von einem 30 Jahre altem Gerät mit 
leicht defekten Elkos kommt und das Mikro auf dem brummenden Trafo lag 
hast du vllt. Glück, sonst vergiss es.

von Videoprofi (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Hm - und wie kannst du sicherstellen, dass du die Aufnahme mit exakt der
> selben Geschwindigkeit abspielst, in der sie aufgenommen wurde?
> Da hab' ich doch leichte Zweifel am Gesamtproblem...

Abspielen muss er sie ja nicht, aber Interpretieren. Damit kommt der 
Jitter aber trotzdem einmal rein. (Beim Abspielen hat man den zweimal).

Und ja, die ganzen Geschichte ist ziemlich aussichtslos, da einerseits 
ein 50Hz-Brummen in guten Aufnahmen überhaupt nicht enthalten ist (und 
auch die Oberwellen nicht, die den eigentlichen Fingerprint abgeben) und 
zweitens gerade Videoaufzeichnungssysteme alles andere sind, als 
Frequenzstabil.

Hinzu kommt, dass das Audio entweder mit geringer Qualtität aufgenommen 
und beigemischt wird oder - wie in deinem Fall - bei einem broad cast 
parallel, verzögert und mehrfach umgearbeitet wird. Es gibt verschiedene 
Aufnahme- und Tonformate, zwischen denen hin- und hergeschaltet wird. 
Dabei kommt es öfters zu Signalbrüchen und -Verschiebungen, d.h. es 
werden gerne mal samples weggeworfen, resampelt und in Musikpausen neu 
synchronisiert. Daher wird man dort durchaus Phasensprünge sehen, die 
nicht Folge von Schnitten sind.

Schnitte hat man aber zudem auch noch, weil der Regisseur gerne mal 
zwischen verschiedenen Kameras hin- und herschaltet. Der Tonmeister am 
Mischpult wird dasselbe tun, weswegen Mikrofonspuren aktiv werden, die 
eine andere Phase haben, obwohl kein Trick angewendet wurde. Die 
Kameraspuren laufen auch auf Festplatten, wo sie in Echtzeit geschnitten 
werden. Wenn der Regisseur umschaltet, hat er immer einige Sekunden 
Reserve. Auch haben Kameras unterschiedliche Verzögerungen. Da kommen 
locker 10-20 ms zustande, wenn er umschaltet.

Tausend Möglichkeiten, warum bei einer Livemischung Sprünge in den 
Phasen auftauchen können.

Oder in kurzen Worten: Vergiss es!

von jemand anderes (Gast)


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Ich habe diese Geschichte ehr anders herum gehört, daß man an der 
Modulation von den 50Hz einen Fingerabdruck von den Bandlaufwerken 
erkennen konnte auf denen etwas aufgezeichnet und wiedergegeben wurde. 
So in der Art bei 8Hz wars das Tascam mit Direktantrieb, bei 1,7Hz der 
Riemen vom Revox, und manchmal sogar einzelne Geräte an spezifischen 
Verhältnissen.

von Christian B. (casandro)


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Videoprofi schrieb:
> zweitens gerade Videoaufzeichnungssysteme alles andere sind, als
> Frequenzstabil.

Das stimmt nicht, Du hast heute mindestens die Genauigkeit eines 
einfachen Quarzoszillators wenn Du Heimequipment der letzten 30 Jahre 
hast, und bei Studioaufzeichnungen hast Du in aller Regel sogar eine 
Atomzeitbasis. Die Taktgenerierung beim Fernsehen ist solch ein 
wichtiges Thema, dass man sie wirklich ernst nimmt.

von Videoprofi (Gast)


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jemand anderes schrieb:
> Ich habe diese Geschichte ehr anders herum gehört, daß man an der
> Modulation von den 50Hz einen Fingerabdruck von den Bandlaufwerken
> erkennen konnte
Ja natürlich, weil es kontinuierlich läuft und nur ein einziges Gerät 
ist.

Bei TV-Video-Produktionen sind aber unterschiedliche Mikrofone, 
Mischpulte und Kameras beteiligt, zwischen denen hin und hergeblendet 
wird. Dabei gibt es ständig Phasensprünge.

Beim Bild wird das so gelöst, dass die Bilder am Bildmischpult in Puffer 
laufen und dort passend abgeholt werden. Dabei werden überzählige Bilder 
verworfen oder einzelnde doppelt gesendet. Es wird dabei über die Bilder 
hinweg neu gesampelt. Vor dem Umschalter sind alle Bilder synchron und 
beim Umschalten wird genau zum VSYNCH geswitched. Der Ausgangsvideostrom 
ist somit perfekt, enthält aber Bilder die gedriftet sind, weil jede 
Kamera für sich driftet, wenn auch nur wenig.

von Videoprofi (Gast)


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Christian B. schrieb:
> Das stimmt nicht, Du hast heute mindestens die Genauigkeit eines
> einfachen Quarzoszillators
Jede hat aber ihren eigenen Quarz und ein eigenes Sendetiming, d.h die 
eine sendet gerade den Bildanfang, die andere ist in der Bildmitte. Das 
muss gesynched werden und es passiert durch Bildmischpuffer, die 
mindestens ein komplettes Bild speichern können. Mit dem Mechanismus 
wird z.B. auch die 60Hz / 59,9Hz Problematik erledigt. D.h es wird jedes 
1000ste Bild verworfen oder doppelt gesendet. Das ist nötig, denn einige 
Kameras können keine echten 60Hz senden, sondern laufen auf 1000/1001.

Hinzu kommt, dass auch noch SD-Kameras und HD-Kameras mit 720p im 
Einsatz sind, während einige schon auf HD+ und andere UHD(+) laufen, 
also 3840x2160 oder gar 4096x2048 liefern, was runterskaliert werden 
muss. Jede Kamera hat deshalb eine eigene Latenz von Bildpunkten und 
Bildern, viele werden datenkomprimiert, was erst ausgepackt werden muss. 
Dazu arbeiten manche auf 72Hz-Standard, wenn sie für Filmproduktionen 
konzipiert sind.

Es wird also alles munter zusammengeschnippelt und umgesampelt.


Bei der Audiospur ist es etwas anders, da würde man einen Knacks hören, 
wenn man umschaltet. Deshalb fadet der Prozessor über einige 10ms die 
Spuren, was nicht auffällt, sondern dazu führt, das ein neues Mikrofon 
ohne Knacksen in den Mix hinzutreten kann und der Zuhörer einen 
kontinuierlichen Datenstrom hört. Da es aber ein Mikro von einem anderen 
Ort ist, nimmt es den gleichen Schall früher oder auf und hat eine 
andere Phase. Eine Störung verschiebt sich also in der Phase und hat 
auch noch einen anderen Klang, wegen dem Kammfilter. Genau genommen 
können sich Störungen sogar weglöschen, wenn die Abstände passen. 
Deshalb muss man aufpassen, dass Mikrofone nicht einen ähnlichen Pegel 
haben, wenn sie in derselben Distanz eine Person aufnehmen.

Ich will nicht bestreiten, dass es möglich ist, ein bestimmtes 
Störprofil zu erkennen, wenn Mikros lange genug offen sind und es auch 
aus verschiedenen Mikrospuren herauszusuchen. Das ist sogar recht 
einfach möglich.

Ich sage nur, dass das Vorhandensein von solchen Brüchen und Sprüngen 
kein Indiz dafür ist, ob etwas live war, oder nicht oder etwas anderes 
fremdes reingeschnitten wurde. Im Gegenteil: Die TV-Produzenten lassen 
gerne ein gleichmäßiges Hintergrundgeräusch aus Naturklängen laufen, das 
zuletzt in den broad cast stream hinzugemischt wird, damit es sich 
gleichmäßig anhört. Beim Fernsehgarten werden Hintergrundmikros 
hinzugemischt, welche Zuschauergemurmel bringen, oft aus einer Schleife, 
damit ein gleichmäßiger Sendepegel herrscht und beim ungeschickten 
Umschneiden nicht etwa mal gar kein Mikro offen ist und kurz Totenstille 
im Kanal herrscht.

Man kriegt also tonmäßig gfs. einen super sauberen Audiokanal, indem 
wahrscheinlich auch irgendwo saubere 50Hz rumlungern, die man 
detektieren könnte. Dann würde eine Analysesoftware herausbekommen, dass 
es live ist, obwohl jeder weiß, dass der Fernsehgarten eine riesige 
fake-Animation ist und einmal im Quartal 12 Sendungen aufeinmal mit 
Zombies aus den 90ern aufgezeichnet werden. Beweis: Erst letztens waren 
wieder die Amigos zu sehen, welche schon vor über 10 Jahren abgekratzt 
sind.

von R+W Charging (Gast)


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Danke schonmal für die Antworten, ich setze mich jetzt mal an die 
Audiospur und schaue erstmal, wieviel Netzbrummen da überhaupt drin ist.
Es handelt sich um einen 15 minütigen Monolog ohne relevanten Inhalt und 
ohne Schnitte mit einer einzigen Kamera und einem Mikrofon. Equipment 
ist vermutlich eher semi-professionell bzw. etwas hochwertigere 
Hobbyqualität.
Übertragen wurde die Sendung nur auf Youtube, nicht im Fernsehen.

Wen es interessiert:
https://www.youtube.com/watch?v=SikDnNngwQw
Der Moderator hat in der Vergangenheit über mehrere Jahre einen 
Fernsehsender betrieben, bis er uA. wegen Betrug und 
Insolvenzverschleppung verurteilt wurde. Er sendet je regelmäßig eine 
Live Sendung, in der Zuschauer auch anrufen können, an diesem Tag jedoch 
gab es nur diesen Monolog, der aber seiner Aussage nach live gewesen 
sei.

Ich wollte das als Anlass nehmen, das mal auszuprobieren, ob das 
wirklich möglich ist, die Zeit der Aufnahme herauszubekommen.
Wenn aber wirklich alles weggefiltert ist, wäre es kein Beinbruch, dann 
würde ich selber was mit brauchbarem 50Hz Signal aufnehmen, weil es mich 
doch irgendwie fasziniert, die Mathematik dahinter zu verstehen und ich 
bisher so gut wie keine Erfahrung in der Richtung gesammelt habe.

von Georg A. (georga)


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Videoprofi schrieb:
> Der Ausgangsvideostrom
> ist somit perfekt, enthält aber Bilder die gedriftet sind, weil jede
> Kamera für sich driftet, wenn auch nur wenig.

Bei normalen Studioproduktionen sind alle Kameras über das 
PGM-SDI-Signal von der Regie gesynced, da gibts keine Drift. Musste 
früher zu analogen Zeiten erst recht sein, da es da keine Framebuffer 
gab.

von Andre (Gast)


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R+W Charging schrieb:
> vermutlich eher semi-professionell

Also auch kein Studio mit bester Stromversorgung und Taktquelle?
Da muss nur in der Umgebung eine kräftige Solaranlage, Umrichter oder 
BHKW stehen, damit es dir das 50Hz Spektrum so weit zerdrückt dass du 
nichts mehr damit anfangen kannst.
Ohne Referenz aus der Sendezeit halte ich das für unmöglich.
Mach das doch anders: Bau dir einen Referenz Quelle, z.B. Mikrofon neben 
altem Netztrafo und speise die in deinen PC. Dann kannst du eine Sendung 
einschalten und prüfen ob die aktuelle "Signatur" deiner Stromleitung da 
irgendwie zu finden ist. Plane aber schon ausreichend RAM ein um die 
Signale mehrere Sekunden gegeneinander verschieben zu können.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es gibt die akustische Maschinenüberwachung, da kann man angeblich ein 
defektes Zahnrad in einem Getriebe finden.
Stichwort "Cepstrum", es gibt einen alten Artikel dazu in der 
Bruel&Kjaer Hauszeitschrift.

https://www.bksv.com/media/doc/13-150.pdf
es gab noch ein paar Artikel aus der Zeit.

: Bearbeitet durch User
von Detlef _. (detlef_a)


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R+W Charging schrieb:
> Das erste Problem ist, dass ich den tatsächliche Netzfrequenzverlauf im
> entsprechenden Zeitraum nicht kenne, habe leider auch keine Datenbank
> gefunden, nur Verläufe vom aktuellen Tag. Aufnahme ist knapp 3 Tage her.
> Daher würde ich nach anderen Aufnahmen suchen, die mit großer
> Wahrscheinlichkeit tatsächlich in dem entsprechenden Zeitraum
> angefertigt wurden und dann nach einer Korrelation suchen.

Ich schneide seit 2017 die Netztfrequenz Welle für Welle mit.  Ich 
stelle gerne Daten zur Verfügung. Anbei ein Beispiel.

Cheers
Detlef

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Heißt der Vergleich dann Kreuzkorrelation? Kann man das automatisieren?

Mich erinnert es an den Baumringkalender der Archäologen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das sind nur Daten für eine Stunde, 180000Zeilen. Auf zwei Jahre 
hochgerechnet also über 3 Milliarden Zeilen wenn ich recht gerechnet 
habe.

Kann man eine Aussage machen über das Spektrum der Schwankungen, das 
muss ja eine obere Grenzfrequenz haben und vielleicht eine typische 
Schwankungsbreite, was Statistiker so mit big data anstellen.

Könnte in der Viertelstunde die der hier aus seinem Backsteinkasten 
schaut schon ausreichend Material für einen "Fingerabdruck" stecken?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der Backsteinrahmen erinnert mich an eine Westernkomödie von 1969 mit 
James Garner
https://de.wikipedia.org/wiki/Auch_ein_Sheriff_braucht_mal_Hilfe
als Sheriff, der einen Ganoven in ein noch nicht fertiges Gefängnis 
einsperrt - die Gitterstäbe fehlen noch. Zum Glück ist der Trottel nicht 
besonders helle und auch seine Brüder verstehen nicht warum er trotzdem 
drin bleibt.

von Detlef _. (detlef_a)


Angehängte Dateien:

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Christoph db1uq K. schrieb:
> Das sind nur Daten für eine Stunde, 180000Zeilen. Auf zwei Jahre
> hochgerechnet also über 3 Milliarden Zeilen wenn ich recht gerechnet
> habe.
>

Ja, ist ein Haufen Holz, aber 1:7 komprimierbar. 3TB Platte für 99E 
machts möglich.

> Kann man eine Aussage machen über das Spektrum der Schwankungen, das
> muss ja eine obere Grenzfrequenz haben und vielleicht eine typische
> Schwankungsbreite, was Statistiker so mit big data anstellen.

Kann man, kann ich aber nicht. Das ist ja auch kein gaussverteilter 
stochastischer Prozess, Mittelwert und Varianz sind zeitvariabel. Von 
Jan. 2018 bis März 2018 haben z.B. die Kroaten den Serben den Strom 
nicht bezahlt, daraufhin war die Frequenz monatelang zu niedrig, da hat 
das Netz
16891 Wellen verloren, 338 Sekunden, plot anbei.

Cheers
Detlef

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Danke Detlef

Noch eine Story zu den 50 Hz im Videosignal:
Zu analogen TV-Zeiten gab es ein Frequenznormal von DK2DB, das benutzte 
den Bildsynchronimpuls, des ZDF, wenn ich noch recht weiß. Die hatten 
den an ein Atomfrequenznormal angebunden.
Die Kommerzkanäle hatten weniger genaue Referenzen, bei einem konnte er 
sogar das Umschalten von einer Bandmaschine zur anderen feststellen.

von Ralph B. (rberres)


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jemand anderes schrieb:
> bei 1,7Hz der
> Riemen vom Revox,

kannst du mir mal die Typenbezeichnung des Revox Tonbandgerätes nennen?

Ich kenne nur Revox und Studergeräte, welche einen Kapstanmotor direkt 
unter der Kapstanwelle besitzen. Die Drehzahl der Motoren sind auch 
nicht von der Netzfrequenz abhängig, sondern haben eine PLL, bzw FLL.

Ralph Berres

von Philip S. (psiefke)


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Videoprofi schrieb:

> Bei TV-Video-Produktionen sind aber unterschiedliche Mikrofone,
> Mischpulte und Kameras beteiligt, zwischen denen hin und hergeblendet
> wird. Dabei gibt es ständig Phasensprünge.
>
> Beim Bild wird das so gelöst, dass die Bilder am Bildmischpult in Puffer
> laufen und dort passend abgeholt werden. Dabei werden überzählige Bilder
> verworfen oder einzelnde doppelt gesendet. Es wird dabei über die Bilder
> hinweg neu gesampelt. Vor dem Umschalter sind alle Bilder synchron und
> beim Umschalten wird genau zum VSYNCH geswitched. Der Ausgangsvideostrom
> ist somit perfekt, enthält aber Bilder die gedriftet sind, weil jede
> Kamera für sich driftet, wenn auch nur wenig.

Das ist allerdings nur im semiprofessionellen Umfeld so. Framestore ist 
immer eine Krücke. Mittlerweile "leider" eine sehr preiswerte Krücke, so 
dass semipro Material, wie z.B. von Blackmagic design ausreichend viele 
Framestores mitbringen. Geil ist das aber nicht.

Im echten Broadcastbetrieb synchronisiert man die Kameras nach wie vor 
sogar über ein analoges Videosignal/Genlock. Bei PAL ist das der 
Blackburst, bei HD oft TriLevel Sync oder auch noch ein PAL Blackburst. 
Dieser Studiotakt wird zentral erzeugt, im ganzen Haus Verteilt und die 
Phasenverschiebungen durch Kabelkilometer werden ausgeglichen. Hierzu 
kann man bei jedem Genlockfähigen Gerät die Phase des Gerätes im 
Verhältnis zum Genlock fein einstellen. Oft wird der Mastertakt von 
einem GPS Signal abgeleitet.

Hier werden die Kameras nicht nur auf den Frame genau synchronisiert 
sondern auf die Zeile genau. Viel mehr als zwei Zeilen 
Phasenverschiebung zwischen zwei Kameras sind inakzeptabel.

Am Messplatz kann man dann wunderbar nachmessen, ob alle Geräte synchron 
laufen. Der Mischer "frisst" nur synchrone Signale.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Philip S. schrieb:
> Viel mehr als zwei Zeilen
> Phasenverschiebung zwischen zwei Kameras sind inakzeptabel.

Es gibt Fälle wie beim Stereobetrieb, da sind nicht einmal 2 Pixel 
akzeptabel, allerdings nur, wenn man sie in einander mischen möchte.

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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R+W Charging schrieb:
> Die Kriminalpolizei soll wohl in der Lage sein, bei Drohanrufen oÄ., die
> ein brauchbares 50Hz Signal enthalten,
PSTN ist fast tot.
VoIP mit DECT hat gar keinen Netzkontakt.
Mobiltelefone haben kein Netzbrummen.
unter 300 Hz wird da eh nix übertragen ausser Rauschen.

Die technische Abteilung einer Ermittlungsbehörde die das beweissicher 
kann, will ich sehen.

Wieso meinst du das da ein Netzbrummen im Videomaterial ist?
Kameras versorgt man gerne mit Batterien.

> Ob ich jetzt nur die 50Hz Komponente eines breitbandigen Rauschens oder
> tatsächlich das Netzbrummen herausgefiltert habe, würde ich gerne als
> allererstes überprüfen.
Dann man los.
Wenn du so weit bist: Ist es ein rosa oder weisses Rauschen das du da in 
deiner Aufnahme hast?

> Das dritte Problem ist, dass ich quasi Null Ahnung von DSP habe und mich
> erst in die Materie hineinarbeiten muss.
Dann man los.

> Meine Fragen:
> -Kennt jemand eine Datenbank, in der zumindest der Frequenzverlauf der
> letzten 3 Tage abrufbar ist?
Energinet.dk stellt seine Daten vom UCTE frei zugänglich. Die Auflösung 
von 1/100 Hz wird dir aber nicht reichen.



> -Wie (mit welchem Tool) kann ich erstmal möglichst einfach überprüfen,
> ob ein nennenswerter 50Hz Anteil in der Aufnahme vorhanden ist?
s.o.

> -Handelt es sich hier einfach um eine FM-Modulation wie beim UKW Radio?
s.o.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Philip S. schrieb:
> Das ist allerdings nur im semiprofessionellen Umfeld so.
Leider läuft viel von solchen "Semiprofi" im echten Leben.

> Framestore ist immer eine Krücke.
> Mittlerweile "leider" eine sehr preiswerte Krücke,
Und viele Produzenten verstehen noch nichtmal das es eine Krücke ist.

> Im echten Broadcastbetrieb synchronisiert man die Kameras nach wie vor
Der Sittenverfall bei Produktionen geht immer weiter.
HSE24 macht "echten Broadcastbetrieb" und die verdienen damit Geld - 
also sind sie professionell. Deren Kameras laufen nicht synchron.

> Oft wird der Mastertakt von einem GPS Signal abgeleitet.
klar, kennst du was genaueres?

> Hier werden die Kameras nicht nur auf den Frame genau synchronisiert
> sondern auf die Zeile genau. Viel mehr als zwei Zeilen
> Phasenverschiebung zwischen zwei Kameras sind inakzeptabel.
Solche Qualitätsansprüche findest du leider selten.
Ich wäre ja schon froh wenn framegenau synchronisiert würde. Aber auch 
das schaffen viele kommerzielle Produktionen nicht.
Solch Billiggezappel muss ich mir nicht ansehen und schalte ab.

Die Olympiade in Tokio soll in 7680 × 4320 60fps produziert werden.
Um jede Zeile zu syncen darf dein Zeitfehler 3,85 ns nicht 
überschreiten.
GPS hat einen mittleren Fehler von 10 ns.

> Am Messplatz kann man dann wunderbar nachmessen, ob alle Geräte synchron
> laufen. Der Mischer "frisst" nur synchrone Signale.

Sony und Panasonic werden wohl eine Lösung gefunden haben. Olympische 
Spiele sind seit langem eine Leistungsschau der Rundfunktechnik.
1936 : Berlin, erste live-TV
1972 : München live und in Farbe via Sattelit
2012 : London - 3D  - war eine Sackgasse

Ob 8k 60fps die Olympiade sehenswerter machen werden weiss ich nicht.

von Michel (Gast)


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Sebastian L. schrieb:
> Ob 8k 60fps die Olympiade sehenswerter machen werden weiss ich nicht.

Wenn sie wie zuletzt bei der LA WM wieder Kameras in die Startblöcke 
einbauen, dann kann man bei den Läufern die Nasenhaare zählen :-)

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