Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LM5107 Treiber Probleme


von RH (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Zusammen,

zurzeit bastel ich mit dem LM5107 von TI rum und versuche in einer 
Buck-Converter Schaltung zwei MOSFETs mit dem Treiber anzusteuern. Das 
gelingt auch soweit sehr gut. Insofern, dass alles wie erwartet 
funktioniert, inklusive LM5107.
Nun ist es leider allerdings so, dass jetzt mitlerweile der zweite 
LM5107 überrachend den Geist aufgegeben hat. Die Schaltung funktionierte 
genauso so wie sie sollte und blötzlich ist ein Surren aus Richtung der 
Leiterplatte zu hören und die STrombegrenzung des Labornetzteils zur 
Versorgung des Buck-Converters greift ein. Beim ersten Mal habe ich nach 
längerem Ausprobieren den Treiber-IC getauscht und alles funktionierte 
wieder einwandfrei, allerdings habe ich keinen mehr zum Tauschen und 
irgendwo muss es ja klemmen ;)

Der LM5107 wird über ein PWM-Signal eines STM32 mit negierten Channel 
angesteuert. Als Totzeit zwischen Ein und Ausschalten hatte ich ca. 
150ns eingestellt.

Im Anhang ist die Schaltung mit dem Treiber zu sehen. Ich habe keine 
genaue Vorstellung woran es liegen könnte, dass ich mittlerweile den 
zweiten Treiber zerstört habe. Wenn ich mich nicht irgendwo vertan habe, 
habe ich mich ja an die Application Note gehalten.

Gruße RH

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Wenn ich mich nicht irgendwo vertan habe,

Hast du. Vergleiche nochmal, wie HS und HB angeschlossen werden müssen.

von RH (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Hast du. Vergleiche nochmal, wie HS und HB angeschlossen werden müssen.

Ohje Ohje… Das ist natürlich ein dicker unglaublich dämlicher Fehler!

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Ohje Ohje… Das ist natürlich ein dicker unglaublich dämlicher Fehler!

Na ja, kann schon mal passieren. Dann merkt man es sich für das nächste 
Mal ;-)

von RH (Gast)


Lesenswert?

Bevor ich eine neue Platine bestelle. Weißt du zufällig, ob man mit dem 
LM5107 auch nur den Highside-FET ansteuern kann? Sprich, bei geringer 
Last den Lowside-FET öffnen und lediglich wie bei einem üblichen Buck 
den Strom über eine Shottky-Diode aufrechterhalten kann?

Wirklich ärgerlich...

von RH (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Na ja, kann schon mal passieren. Dann merkt man es sich für das nächste
> Mal ;-)

Ja, hoffentlich! ;)

von Ingo L. (corrtexx)


Lesenswert?

RH schrieb:
> hje Ohje… Das ist natürlich ein dicker unglaublich dämlicher Fehler!
Du hast auch HO und LO vertauscht!

von RH (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Hast du. Vergleiche nochmal, wie HS und HB angeschlossen werden müssen.

Ich habe es nochmal kontrolliert und anscheinend habe ich doch nichts 
verkehrt gemacht. (Siehe Anhang)
So müsste es doch eigentlich korrekt sein oder?

von RH (Gast)


Lesenswert?

Ingo L. schrieb:
> Du hast auch HO und LO vertauscht!

Irgendwie hat KiCAD das Schaltsymbol vollkommen durcheinandergewürfelt. 
Ich hab nochmal kontrolliert. Auf der Leiterplatine sind alle Pins 
richtig verbunden (auch HO und LO)

An und für sich funktionierte die Schaltung wie gesagt auch einwandfrei. 
Ansonsten hätte ich den Highside-FET ja auch garnicht ansteuern können.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Irgendwie hat KiCAD das Schaltsymbol vollkommen durcheinandergewürfelt.
> Ich hab nochmal kontrolliert. Auf der Leiterplatine sind alle Pins
> richtig verbunden (auch HO und LO)

dann zeig mal das gesamte Layout. Der Schaltplan ist jedenfalls falsch 
(und das erleichtert die Analyse natürlich nicht).

von RH (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> dann zeig mal das gesamte Layout. Der Schaltplan ist jedenfalls falsch
> (und das erleichtert die Analyse natürlich nicht).

Leider komme ich gerade nicht mehr an den Rechner mit dem Layout. 
Deswegen hier nur die Ansichten aus den JLC-PCB GerberViewer...

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Leider komme ich gerade nicht mehr an den Rechner mit dem Layout.
> Deswegen hier nur die Ansichten aus den JLC-PCB GerberViewer...

Die Steuerkreise für die beiden FET sehen nicht sehr schön aus (weil du 
das Gimmick aus Diode und Gatewiderstand eingebaut hast). Da HI und LI 
bei dir getrennte Signale sind: kannst du die Überschneidung nicht durch 
entsprechendes Timing dieser beiden Signale verhindern?

Ich komme im Moment nicht dazu, aber vielleicht zeichne ich dir heute 
abend mal die beiden Steuerkreise (samt deren unerwünschter parasitärer 
Induktivität) in deine Bilder ein. Oder du kannst es ja gerne vorab mal 
selbst probieren.

Ob das allein schon der Grund für deine zerstörten Bausteine ist, kann 
ich im Augenblick noch nicht sagen - aber an deiner Stelle würde ich das 
im Layout zu verbessern versuchen.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

OK, ich nehme folgendes ein Stück weit zurück:

Achim S. schrieb:
> Die Steuerkreise für die beiden FET sehen nicht sehr schön aus

Ich hab mich durch die langen Leitungen vom Gatetreiber zu deinen 
Testpunkten irritieren lassen. Aber darüber fließt der Gatestrom ja gar 
nicht - die Steuerkreise zwischen Gatetreiber und FET sind vielleicht 
nicht perfekt, aber auch nicht gar so schlimm, dass ich deswegen eine 
Zerstörung des Treiberbausteins erwarten würde.

Was mir jetzt am schlechtesten gefällt ist die Stabilisierung deiner 
Versorgung für den Treiber (das Netz aus C20, C3 und U1). Die 
Masseverbindung von C20 und C3 zu U1 ist viel zu lang und läuft zum Teil 
über die Stromschleife, die in deinem Lastkreis umkommutiert wird. 
Vergleich das mal mit der Anbindung des Stützkondensators im 
Layoutvorschlag im Datenblatt des Treibers.

Und miss mal im Aufbau nach, wie die Versorgungsspannung deines Treibers 
tatsächlich aussieht und wie die Eingänge HI und LI deines Treibers real 
aussehen - und zwar alles relativ zum VSS-Anschluss des Treibers.

Evtl. wackelt dein VSS am Treiber um mehr als 300mV (ohne dass HI und LI 
entsprechend mitwackeln). Dann verletzt du die max ratings für die HI 
und LI Eingänge, und das könnte nach einiger Zeit zu einem Latchup 
führen, der den Treiber zerstört.

von RH (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> RH schrieb:
> Da HI und LI bei dir getrennte Signale sind: kannst du die Überschneidung nicht 
durch entsprechendes Timing dieser beiden Signale verhindern?

Ja, genau die deadtime des PWM und seinem negierten Signal beträgt ca. 
150ns. Also wird LI erst 150ns HIGH nachdem HI los wurde.

Wie würdest du denn das Layout im besten Fall angehen? Meinst du es wäre 
gut, Masseleitungen der einzelnen Schaltregler separat zu führen und nur 
an einzelnen Punkten zusammenzuführen. Sprich auf der oberen 
Platinenseite keine füllende Massefläche verwenden, sondern alle 
Masseverbindungen einzelnen ziehen oder durch Vias an die Rückseite 
setzen. Vielleicht verhindert man so am besten irgendwelche 
Schleifenüberschneidungen?

Hatten gerade Weihnachtsfeier, daher erst die späte Antwort ;)

von Achim S. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

ich fürchte, du musst die ganze Sache noch mal eine Nummer 
grundsätzlicher angehegen. Das heißt zuerst: durch Messungen rausfinden, 
warum der Treiber tatsächlich stirbt. Und das heißt als nächstes, dein 
Gesamtsystem bezüglich Verteilung der Versorgungen (und der Masse) 
analysieren und verstehen, auf welchen Masseleitungen welche Ströme 
fließen. Und dabei tatsächlich in Stromschleifen denken (weil Strom 
immer im Kreis fließt) und die jeweiligen Impedanzen der Schleifen 
überlegen (weil für Gleichstrom nur der ohmsche Widerstand entscheidend 
ist, bei deinem Schaltregler in den Kreisen mit großem di/dt aber die 
parasitären Induktivitäten entscheidend werden, die im wesentlichen 
durch die Flächen der Stromschleifen gegeben sind).

Also würde ich an deiner Stelle
1) nachmessen, ob wirklich die GND-Verschiebungen zwischen deinem 
Treiber und der Quelle von HI/LI (deinem µC) größer als 300mV werden, so 
dass ggf. ein Latchup stattfinden kann.

2) tatsächlich das Layout so überarbeiten, dass keine Schleifen 
entstehen, mit möglichst wenig Kopplung zwischen den Kreisen. Ein 
wichtiger Aspekt dabei ist, die Bauteile möglichst nahe zusammen zu 
bringen. In dem Bild oben habe ich mal die Versorgungsschleife deines 
Treibers eingezeichnet und dem Layoutvorschlag im Datenblatt gegenüber 
gestellt. Du siehst die wesentlich größere Schleife in deinem Layout. 
Und unten, wo ich die Schleife dicker gezeichnet habe, überlappt ein 
Teil deiner Schleife mit dem umkommutierten Teil deines Lastkreises (so 
dass induktiver Spannungsabfall an der Stelle zu einer Verschiebung des 
GND-Potentials deines Treibers führt).

3) dein Gesamtkonzept der Versorgungen und der GND-Anbindung zwischen 
den Platinen überdenken und dabei überlegen, welcher Teil des Stroms 
über welche Leitungen fließt (und wo das unerwünscht ist).

Du hast eine 50V-Versorgung, die samt eigener Masse von oben kommt. Von 
rechts kommen 12V (mit ihrer Masse), von links aus den 3,3V des µC die 
Signale HI und LI (samt eigener Masse). Wie werden die verschiedenen 
Spannungen erzeugt (50V, 12V, 5V, 3,3V), wie sind dabei schon ihre 
Massen außerhalb deiner Platine miteinander verbunden. Wenn der Strom 
auf deiner 50V Versorgung zu Spannungsabfall an deren GND-Leitung führt, 
wird dann Laststrom über die GND-Verbindung zu deinem µC fließen oder 
ist das nicht der Fall (weil z.B. die 3,3V und die 50V galvanisch 
voneinander getrennt sind und nur auf der Treiberplatine miteinander 
verbunden)?

von RH (Gast)


Lesenswert?

Leider habe ich momentan keinen weiteren LM5107 und musste mir erstmal 
wieder welche bestellen. Daher kann ich nicht direkt messen, ob wirklich 
ein Absinken des GND stattfindet.

Achim S. schrieb:
> Du hast eine 50V-Versorgung, die samt eigener Masse von oben kommt. Von
> rechts kommen 12V (mit ihrer Masse), von links aus den 3,3V des µC die
> Signale HI und LI (samt eigener Masse). Wie werden die verschiedenen
> Spannungen erzeugt (50V, 12V, 5V, 3,3V), wie sind dabei schon ihre
> Massen außerhalb deiner Platine miteinander verbunden. Wenn der Strom
> auf deiner 50V Versorgung zu Spannungsabfall an deren GND-Leitung führt,
> wird dann Laststrom über die GND-Verbindung zu deinem µC fließen oder
> ist das nicht der Fall (weil z.B. die 3,3V und die 50V galvanisch
> voneinander getrennt sind und nur auf der Treiberplatine miteinander
> verbunden)?

Die 12V und 5V werden auf Platine durch die ICs IC3 und IC4 (beide 
LMR16006)aus der 50V Quelle erzeugt. Die Pins (12V und 5V) an J4 sind 
lediglich zum externen Abgreifen der Spannungen gedacht.
Der uC und die Platine sind nicht galvanisch voneinander getrennt, 
sondern beide Massen über einen GND-Pin an J3 und einem am uC 
miteinander verbunden.

Ich bin ehrlich gesagt etwas überfordert mit der ganzen Masseführung und 
den entstehenden Stromschleifen.

von RH (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Evtl. wackelt dein VSS am Treiber um mehr als 300mV (ohne dass HI und LI
> entsprechend mitwackeln). Dann verletzt du die max ratings für die HI
> und LI Eingänge, und das könnte nach einiger Zeit zu einem Latchup
> führen, der den Treiber zerstört.

Verstehe ich das so richtig, dass Vss am Treiber beispielsweise um mehr 
als 300mV ansteigt, ohne dass LI oder HI mit ansteigen. Ist 
beispielsweise LI gerade LOW also auf GND Potential, würde das am 
Eingang die min. LI-Spannung von -0,3V überschreiten?

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Verstehe ich das so richtig, dass Vss am Treiber beispielsweise um mehr
> als 300mV ansteigt, ohne dass LI oder HI mit ansteigen. Ist
> beispielsweise LI gerade LOW also auf GND Potential, würde das am
> Eingang die min. LI-Spannung von -0,3V überschreiten?

das ist zumindest eine Hypothese, wie es dazu kommen kann, dass der 
Treiber zerstört wird. Denn viele "übliche" andere Probleme führen zu 
kaputten FETs. Aber bei dir ist der

RH schrieb:
> Der uC und die Platine sind nicht galvanisch voneinander getrennt,
> sondern beide Massen über einen GND-Pin an J3 und einem am uC
> miteinander verbunden.

Sind die Massen der beiden Platinen nur an dem Pin von J3 miteinander 
verbunden? Dann kann kein GND-Strom des Last-Kreises über diese 
Verbindung fließen. Oder gibt es noch eine weitere externe Verbindung 
der GNDs von µC und Treiber? Dann könnte Strom des Lastkreises über den 
Pin von J3 fließen (und die GND-Potentiale zwischen beiden Platinen 
verschieben).

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Ups, zu früh auf "Beitrag veröffentlichen" gedrückt. Aus

Achim S. schrieb:
> Denn viele "übliche" andere Probleme führen zu
> kaputten FETs. Aber bei dir ist der

sollte noch werden: ... bei dir ist der Treiber aubgeraucht, aber die 
FETs sind noch in Ordnung. Außerdem kam der Überstrom in der Versorgung 
des Treibers, aber nicht im Lastkreis. Das passt jeweils zu einem 
Latchup im Treiber.

von RH (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Sind die Massen der beiden Platinen nur an dem Pin von J3 miteinander
> verbunden? Dann kann kein GND-Strom des Last-Kreises über diese
> Verbindung fließen. Oder gibt es noch eine weitere externe Verbindung
> der GNDs von µC und Treiber? Dann könnte Strom des Lastkreises über den
> Pin von J3 fließen (und die GND-Potentiale zwischen beiden Platinen
> verschieben).

Nein, die Massen sind nur über einen Punkt miteinander Verbunden.

So ganz verstanden habe ich noch nicht wie der über die Masse fließende 
Strom das Vss-Potential des Treibers anhebt. Eine Grundsätzliche Frage 
als Hobbyelektroniker: Wenn ich also beispielsweise 3 A am Ausgang 
abzwacke, wie sieht dann der Stromfluss aus? Muss ich eine Schleife 
zwischen Minus-Pol der Eingangsspannug und Minus-Pol der 
Ausgangsspannung beachten oder Wie sieht der Stromkreis der Last aus?

Im Anhang habe ich mal im Layout eingezeichnet, wie ich mir die 
Theoretischen Laststromkreise vorstelle.

Iout sei in dem Fall der Strom durch die Last. Gefühlt ist das aber 
nicht richtig. Ich komme nur nicht darauf wie eingangs und Augangsmasse 
zusammenhängen...

von Achim S. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

RH schrieb:
> So ganz verstanden habe ich noch nicht wie der über die Masse fließende
> Strom das Vss-Potential des Treibers anhebt.

Die Masseleitung hat einen ohmschen Widerstand (d.h. der Momentanwert 
von i(t) führt zu einem Spannungsabfall). Und die Masseleitung hat eine 
Induktivität (d.h. der Momentanwert von di/dt führt zu einem 
Spannungsabfall).

Auch wenn du jetzt kein Treiber-IC mehr zur Verfügung hast: miss es 
wirklich mal mit dem Oszi nach und schau dir die Verschiebungen des 
Potentials an unterschiedlichen GND-Punkten im Betrieb an.

RH schrieb:
> Im Anhang habe ich mal im Layout eingezeichnet, wie ich mir die
> Theoretischen Laststromkreise vorstelle.

Den wichtigsten Teil davon (den Schaltregler mit seinen schnellen 
Stromänderungen) hast du dabei weggelassen. Deswegen siehst du in deinen 
Schleifen auch nicht den Zusammenhang zwischen "Eingangsmasse" und 
"Ausgangsmasse".

Ich habe im Anhang mal diese Schleifen ergänzt. In Rot für die Zeit der 
PWM-Periode, in der der HS-FET Q1 leitet. In Blau für die Zeit, in der 
der LS-FET Q2 leitet.

Da wo rot und blau direkt nebeneinander liegen, passt es. Da, wo rot und 
blau weit voneinander entfernt liegen, hast du eine parasitäre 
Induktivität, in der der Stromfluss sich bei jedem PWM-Zyklus deines 
Buck stark ändert (ein sehr großes di/dt auftritt, dass zu einer 
unerwünschten induktiven Spannung in diesem Kreis führt). Deswegen 
sollte diese Differenzfläche zwischen Rot und Blau möglichst klein 
gehalten werden.

Die schwarze Schleife zeigt nochmal die Stromschleife der Versorgung für 
deinen Treiber. Sie liegt voll in der "Differenzschleife" von rot und 
blau, also sieht auch sie einen Teil des induktiven Spannungssprungs 
beim Umkommutieren zwischen rot und blau.

Die Schleifen für eine Steuersignale HI und LI (z.B. HI von J3 zum 
Treiber, auf GND zurück nach J3) haben ebenfalls Anteil an der 
Kommutierungsschleife, also wird auch dort ein Teil des induktiven 
Spannungssprungs wirksam werden. (und wenn es mehr als 300mV werden 
sollte, kann das für deinen Treiber gefährlich werden. Aber auch das 
sollte konkret nachgemessen werden.)

Es ist übrigens auch möglich, dass die Schaltflanken von HI und LI zu 
einem Überschwingen führen, das dem LM5107 zu groß wird (das hängt vor 
allem der Leitungslänge vor J3 und von der Flankensteilheit der Signale 
ab - Nachmessen schafft Klarheit).

Neben der Induktivität der Stromschleifen können auch andere parasitäre 
Eigenschaften eine Rolle spielen. Dein Kondensator C4 sieht beim 
Umkommutieren einen Stromsprung von +In auf -In. Diesen Stromsprung von 
2*In multipliziert mit dem ESR des C4 wirst als Ripple-Anteil auf der 
Stabilität von Vin (+50V) sehen. Auch hier lohnt es sich mal, die Sache 
nachzumessen.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Auch wenn du jetzt kein Treiber-IC mehr zur Verfügung hast: miss es
> wirklich mal mit dem Oszi nach und schau dir die Verschiebungen des
> Potentials an unterschiedlichen GND-Punkten im Betrieb an.

ok, falls das missverständlich war - gemeint ist: auch wenn du jetzt 
kein Treiber-IC mehr hast, miss es später wirklich mal nach...

von RH (Gast)


Lesenswert?

Ok, so langsam kommt Licht ins Dunkle!

Achim S. schrieb:
> Den wichtigsten Teil davon (den Schaltregler mit seinen schnellen
> Stromänderungen) hast du dabei weggelassen. Deswegen siehst du in deinen
> Schleifen auch nicht den Zusammenhang zwischen "Eingangsmasse" und
> "Ausgangsmasse".

Ja genau, ich frage mich nämlich allgemein wie der Strom der Last 
fließt, damit ich beim neuen Design das auch mit beachte.

Achim S. schrieb:
> Es ist übrigens auch möglich, dass die Schaltflanken von HI und LI zu
> einem Überschwingen führen, das dem LM5107 zu groß wird (das hängt vor
> allem der Leitungslänge vor J3 und von der Flankensteilheit der Signale
> ab - Nachmessen schafft Klarheit).

Achim S. schrieb:
> Neben der Induktivität der Stromschleifen können auch andere parasitäre
> Eigenschaften eine Rolle spielen. Dein Kondensator C4 sieht beim
> Umkommutieren einen Stromsprung von +In auf -In. Diesen Stromsprung von
> 2*In multipliziert mit dem ESR des C4 wirst als Ripple-Anteil auf der
> Stabilität von Vin (+50V) sehen. Auch hier lohnt es sich mal, die Sache
> nachzumessen.

Das würde ich bei Gelegenheit auch mal Nachmessen. Wird wohl allerdings 
ohne Weiteres leider erst nach Weihanchten möglich sein.

Würde die Möglichkeit bestehen dir meinen Entwurf vom Layout 
zuzuschicken, damit ich nicht wieder ein Layout in vermassel (ist 
mitlerweile der 4. Anlauf).

Achim S. schrieb:
> Es ist übrigens auch möglich, dass die Schaltflanken von HI und LI zu
> einem Überschwingen führen, das dem LM5107 zu groß wird (das hängt vor
> allem der Leitungslänge vor J3 und von der Flankensteilheit der Signale
> ab - Nachmessen schafft Klarheit).

Die PWM Signale werden momentan noch über Female-to-Male Kabel von einem 
STM32 Nucelo board abgegriffen. Beim Messen am Oszi als die Schaltung 
noch funktionierte sahen LI und HI stehts normal aus und haben nicht 
geschwungen.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Würde die Möglichkeit bestehen dir meinen Entwurf vom Layout
> zuzuschicken

Na ja, ich bin hier ebenfalls nur als Gast unterwegs und kann keine PN 
verschicken oder empfangen. Und einfach meine Mailadresse in Foren 
veröffentlichen liegt mir auch nicht so richtig. Der übliche Weg wäre, 
den Neuentwurf im Forum zur Begutachtung einzustellen. Dann gibt es ggf. 
Feedback von mehreren Leuten (und wenn ich nicht grade im 
Weihnachtsurlaub bin gerne auch von mir).

Dabei solltest du aber möglichst solche Fehler wie zu Beginn vermeiden 
(Pins im Schaltplan falsch verdrahtet, im Layout aber richtig). Wenn man 
sich erst durch "falsche Fehler" wühlen muss dämpft das die 
Begeisterung, die "richtigen Fehler" zu finden.

RH schrieb:
> ist
> mitlerweile der 4. Anlauf

Was war denn mit Version 1-2? Hatten die eindeutige Fehler oder führten 
Sie zu ähnlichen Konstellationen wie die aktuelle Variante (erst geht's, 
dann ist es überraschend kaputt)? Denk daran: wir führen hier im 
Wesentlichen Diskussionen, was der Fehler sein könnte. Was der Fehler 
tatsächlich ist, kann nur durch Messungen herausgefunden/bestätigt 
werden. Vielleicht liegt das eigentliche Problem deiner Schaltung ja 
noch an einer Stelle, die bisher noch gar nicht betrachtet wurde 
(vielleicht spinnt z.B. sporadisch dein DCDC für die 12V-Versorgung und 
brät den Treiber).

Harte Fehler in der Schaltung findet man ggf. durch Draufschauen auf den 
Schalplan. Aber wenn die Schaltung manchmal funktioniert und nur 
zwischendurch überraschend der Treiber abraucht, braucht es 
aussagekräftige  Messungen, die die Fehlerhypothesen entweder bestätigen 
oder widerlegen. Ohne eine solche Basis das nächste Design anzugehen 
bleibt ein Glücksspiel.

RH schrieb:
> Beim Messen am Oszi als die Schaltung
> noch funktionierte sahen LI und HI stehts normal aus und haben nicht
> geschwungen.

Nur zur Klärung: ich meinte kein grundsätzliches Schwingen der Signale 
sondern ein kurzes Überschwingen direkt nach der Schaltflanke. Das 
siehst du in den Messungen ggf. nur, wenn du mit entsprechend hoher 
Zeitauflösung auf die Schaltflanke schaust.

von RH (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Na ja, ich bin hier ebenfalls nur als Gast unterwegs und kann keine PN
> verschicken oder empfangen. Und einfach meine Mailadresse in Foren
> veröffentlichen liegt mir auch nicht so richtig. Der übliche Weg wäre,
> den Neuentwurf im Forum zur Begutachtung einzustellen. Dann gibt es ggf.
> Feedback von mehreren Leuten (und wenn ich nicht grade im
> Weihnachtsurlaub bin gerne auch von mir).
>
> Dabei solltest du aber möglichst solche Fehler wie zu Beginn vermeiden
> (Pins im Schaltplan falsch verdrahtet, im Layout aber richtig). Wenn man
> sich erst durch "falsche Fehler" wühlen muss dämpft das die
> Begeisterung, die "richtigen Fehler" zu finden.

Dann werde ich das auf diesem Wege versuchen und auf viel Feedback 
hoffen. Natürlich sind solche Fehler wie zu Beginn ärgerlich.

Achim S. schrieb:
> Was war denn mit Version 1-2?

Version 1 hatte den LM5104 als Treiber und funktionierte soweit 
zuverlässig. Allerdings war die gewählte Speicherdrossel nicht optimal 
und die Stromschleifen nicht optimal gelegt. Daher Version 2 mit 
vermeintlich besseren Schleifen und vernünftigen Spule.
Da eigentlich der Wunsch bestand bei niedrigen Strömen den Lowside-FET 
offen zu lassen und nur den Highside-FET zu schalten, und um so bei 
kleinen Strömen die Schaltverluste zu verringern, wollte ich den LM5107 
verbauen. Leider habe ich erst letztens gelesenen, dass dieser (im 
Nachhinein vollkommen sinnvollerweise) nur Schalten kann, wenn HS 
zwischenzeitlich auf GND gezogen wird, damit das Bootstrapping 
funktioniert.
Version 2 entspricht im Prinzip Version 3, da dort die Pins auch wie 
oben (in diesem beitrag) im Layout vertauscht waren und somit die 
MOSFETs natürlich nicht angesteuert werden konnten. Zu meiner 
Verteidigung muss ich sagen, dass die Schuld dafür tatsächlich bei KiCAD 
war, da der Footprint auch nach entdecken des Fehlers 100% richtig im 
Schaltplan angeschlossen war aber im Layoutprogramm die Pins vollkommen 
anders nummeriert waren (weshalb auch immer?).
Waren dann halt 15€ für Platinen+Versand für die Katz.

von RH (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Nur zur Klärung: ich meinte kein grundsätzliches Schwingen der Signale
> sondern ein kurzes Überschwingen direkt nach der Schaltflanke. Das
> siehst du in den Messungen ggf. nur, wenn du mit entsprechend hoher
> Zeitauflösung auf die Schaltflanke schaust.

Ich hab das ganze mal genauer angeschaut und in der Tat schwingt das PWM 
Signal vom STM32 recht tief bei fallender Flanke!

Im Anhang ist eine Messung mit einem 10:1 Tastkopf. Im Oszi habe ich 
einen 1:1 Tastkopf konfiguriert um in der Auflösung hinzukommen. Ein div 
entspricht also 100mV! Man sieht, dass das Signal teilweise auf bis 
unter -0,3V absinkt.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Ich hab das ganze mal genauer angeschaut und in der Tat schwingt das PWM
> Signal vom STM32 recht tief bei fallender Flanke!

Die Messung wurde am Ende der Leitung (beim LM5107) gemacht und relativ 
zu dessen Vss-Anschluss? (Also Tastkopfspitze direkt am HI-Eingang und 
GND-Klemme des TK direkt am VSS-Pin des Treibers?). Dann sieh in deinem 
nächsten Design sicherheitshalber einen kleinen Dämpfungswiderstand vor. 
Korrekterweise sollte der am Anfang der Leitung sitzen (also beim 
µController).

RH schrieb:
> Da eigentlich der Wunsch bestand bei niedrigen Strömen den Lowside-FET
> offen zu lassen und nur den Highside-FET zu schalten, und um so bei
> kleinen Strömen die Schaltverluste zu verringern, wollte ich den LM5107
> verbauen. Leider habe ich erst letztens gelesenen, dass dieser (im
> Nachhinein vollkommen sinnvollerweise) nur Schalten kann, wenn HS
> zwischenzeitlich auf GND gezogen wird, damit das Bootstrapping
> funktioniert.

Ist richtig. Aber du kannst ja auch den C_boost großzügiger auslegen und 
- wenn diese Betriebsbedingung vorliegt - die PWM-Frequenz runtersetzen 
(kommt ja aus einem µC). Dann werden die Schaltverluste auch recht 
gering.

RH schrieb:
> da der Footprint auch nach entdecken des Fehlers 100% richtig im
> Schaltplan angeschlossen war aber im Layoutprogramm die Pins vollkommen
> anders nummeriert waren (weshalb auch immer?).

Ich bin kein KiCad-Spezialist. Aber das Problem muss wohl irgendwie da 
auftauchen, wo das Mapping von Schaltplansymbol auf Footprint 
vorgenommen wird. Und KiCad ist zumindest vom Prinzip her sicher in der 
Lage, das richtig durchzuführen. Also vielleicht vorsichtshaler noch mal 
anschauen, wie die Pins im Schaltplansymbol und wie im Footprint 
durchnummeriet sind.

von RH (Gast)


Lesenswert?

Achim S. schrieb:
> Die Messung wurde am Ende der Leitung (beim LM5107) gemacht und relativ
> zu dessen Vss-Anschluss? (Also Tastkopfspitze direkt am HI-Eingang und
> GND-Klemme des TK direkt am VSS-Pin des Treibers?). Dann sieh in deinem
> nächsten Design sicherheitshalber einen kleinen Dämpfungswiderstand vor.
> Korrekterweise sollte der am Anfang der Leitung sitzen (also beim
> µController).

Werde ich machen!

Achim S. schrieb:
> Ist richtig. Aber du kannst ja auch den C_boost großzügiger auslegen und
> - wenn diese Betriebsbedingung vorliegt - die PWM-Frequenz runtersetzen
> (kommt ja aus einem µC). Dann werden die Schaltverluste auch recht
> gering.

Das wäre in der Tat ein Option. Aber da ich ja bei dem LM5107 und dem 
LM5104 nicht den Highside-FET einzeln ansteuern kann ergibt sich das ja 
eh...

Achim S. schrieb:
> Ich bin kein KiCad-Spezialist. Aber das Problem muss wohl irgendwie da
> auftauchen, wo das Mapping von Schaltplansymbol auf Footprint
> vorgenommen wird. Und KiCad ist zumindest vom Prinzip her sicher in der
> Lage, das richtig durchzuführen. Also vielleicht vorsichtshaler noch mal
> anschauen, wie die Pins im Schaltplansymbol und wie im Footprint
> durchnummeriet sind.

Ich hatte einen Footprint des LM5107 von Snapeda.com verwendet. Was 
genau schief gelaufen ist weiß ich leider auch nicht. Ärgerlich war es 
so oder so aber naja... immer lieber zweimal korrigieren lerne ich daras 
:-)

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> einen kleinen Dämpfungswiderstand vor.
Die HardCore Variante wäre Widerstand, Schottky (to Ground), Widerstand. 
HB schwankt theoretisch zwischen plus 51V bis minus 1V. In einer 
Beispielschaltung waren noch zusätzliche Teile (D,R,C) im 
Bootstrappingzweig. Insbesondere wenn man einen weiten Bereich des 
Taktverhältnisses nutzen möchte, sollten diese nicht weggelassen werden.

von RH (Gast)


Lesenswert?

Dieter schrieb:
> Die HardCore Variante wäre Widerstand, Schottky (to Ground), Widerstand.
> HB schwankt theoretisch zwischen plus 51V bis minus 1V. In einer
> Beispielschaltung waren noch zusätzliche Teile (D,R,C) im
> Bootstrappingzweig. Insbesondere wenn man einen weiten Bereich des
> Taktverhältnisses nutzen möchte, sollten diese nicht weggelassen werden.

Wäre so natürlich auch eine Option! Bin etwas überrascht, dass das PWM 
Signal vom uC so stark schwingt...

Wie kommst du auf die Werte von 51V bis -1V?
Weißt du zufällig noch wo diese Beispielbeschallung zu finden ist?

Gruß RH

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Wie kommst du auf die Werte von 51V bis -1V?
Q1 offen, sagen ma mal 0.3V Spannungsabflall Drain to Source. HB dann 
49.7V. Q1 zu und Q2 noch nicht offen. Spannungsabfall an der Bodydiode 
von Q2 von 1V. HB dann "-1" V. Q2 offen.  sagen ma mal 0.3V 
Spannungsabflall Drain to Source. HB dann -0.3V.  Q2 zu lange offen. Q1 
zu. Flyback ueber Bodydiode Q1. HB dann +51V.

 Weißt du zufällig noch wo  diese Beispielbeschallung zu finden ist?
Das Datenblatt des Herstellers. Nicht die Kurzfassung.

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

RH schrieb:
> Bin etwas überrascht, dass das PWM Signal vom uC so stark schwingt...

der uC erzeugt einfach nur eine steile Flanke - das Überschwingen kommt 
dann daher, wie du diese steile Flanke über die lange Leitung 
überträgst.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.