Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 57 Jahre alter Elko noch zu gebrauchen?


von Jan (Gast)


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Guten Rutsch! :-)

Ich habe einen Röhrentuner von McIntosh Bj 1963, zumindest der Siebelko 
ist so alt.

https://www.radiomuseum.org/r/mcintosh_mr_71.html

Das Gerät läuft ohne Probleme mit sehr gutem Empfang. Wie man sieht 
trägt der große Siebelko deutlich zum Gesamtbild des Gerätes bei, ihn zu 
ersetzen ist fast nicht möglich. (Und auch nicht erwünscht)
Ich frage mich, kann man nach fast 60 Jahren so einem Bauteil noch 
trauen?
Mir ist mal einer in einem Röhrenradio fast explodiert, dieser Becher 
hat so wie ich das sehe auch keine Überdrucköffnung. Im Falle eines 
hohen Leckstroms (= Eigenerwärmung) ist damit sicher nicht zu spaßen.

Was meint ihr? Muss man sich Sorgen machen?

Gruß,
Jan

von Jan (Gast)


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https://www.tubeworld.com/metcaps.htm

Der Hersteller ist Mallory, Serie "FP". Fraglich was unter dem Pertinax 
ist.

von minifloat (Gast)


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Jan schrieb:
> Ich frage mich, kann man nach fast 60 Jahren so einem Bauteil noch
> trauen?
> Mir ist mal einer in einem Röhrenradio fast explodiert,

Frage selbst beantwortet?

Jan schrieb:
> Wie man sieht trägt der große Siebelko deutlich zum Gesamtbild des
> Gerätes bei, ihn zu ersetzen ist fast nicht möglich. (Und auch nicht
> erwünscht)

a) Ersetze das Innenleben des alten Elkos durch moderne Elkos
b) lege den alten Elko elektrisch tot und bestücke im Chassis moderne 
kleinere Elkos

mfg mf

von Jan (Gast)


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>Frage selbst beantwortet?

Nein (-;

Das war ein Sonderfall, das Gerät wurde jahrelang nicht betrieben (Alter 
Stecker vor Schuko Zeit) und dann vom Vorbesitzer "hart" eingeschaltet 
mit einem gebastelten Adapter. Der Elko war außerdem gut 10 Jahre älter, 
denke die Zusammensetzung des Elektrolyts hat sich sicher geändert in 
der Zeit.

Ich möchte vermeiden das Gerät zu verbasteln, soetwas ist der letzte 
Ausweg.

von Harald W. (wilhelms)


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Jan schrieb:

> Das Gerät läuft ohne Probleme mit sehr gutem Empfang. Wie man sieht
> trägt der große Siebelko deutlich zum Gesamtbild des Gerätes bei, ihn zu
> ersetzen ist fast nicht möglich. (Und auch nicht erwünscht)

Man könnte natürlich die Innereien des Bechers entfernen
und dort einen neuen Elko einbauen.

> Ich frage mich, kann man nach fast 60 Jahren so einem Bauteil noch
> trauen?
> Mir ist mal einer in einem Röhrenradio fast explodiert,

Normalerweise sollte man bei älteren Geräten die Spannung
nur langsam erhöhen, damit sich die Elkos neu formieren
können. Wenn dann dein Elko noch etwa die gleiche Kapazi-
tät hat, spricht nichts dagegen, ihn auch weiterhin zu
nutzen.

von pegel (Gast)


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Wenn der Andere durch zu hohe Temperatur explodiert ist, miss doch die 
Temperatur des Verdächtigen.

Wenn alles im Rahmen liegt lass ihn weiterhin seinen Dienst tun.

von minifloat (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Innereien des Bechers entfernen

Dito.

Jan schrieb:
> Ich möchte vermeiden das Gerät zu verbasteln

Wenn fachmännisch, sachkundig, ästhetisch gut  und sorgfältig 
ausgeführt, würde ich beide von mir angeführte Methoden als 
werterhaltende Maßnahmen ansehen. Dokumentation dessen, was getan wurde, 
gehört dazu!

Schau dir auf YouTube den "Mr. Carlson's Lab" an, ich finde der macht 
das ganz schön. Leider sind die Videos langatmig und halten viele 
redundante Szenen. Amerikanische Dokus halt ;)

mfg mf

von User (Gast)


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Du kannst die Kapazität messen und wenn die OK ist, würde ich den 
einfach weiterhin drin lassen.

von jemand anderes (Gast)


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Wenn der Elko nicht warm wird und annähernd die richtige Kapazität hat 
kann der drin bleiben. Zur Beruhigung kannst du noch eine Sicherung für 
den Anodenstrom davorsetzen.

von michael_ (Gast)


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Freu dich über den schönen Tuner!
Damals waren die Elyt keine Ausfallkandidaten.

Aus Spaß mal die Kapazität messen.

von Antoni Stolenkov (Gast)


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minifloat schrieb:
> Jan schrieb:
>> Ich möchte vermeiden das Gerät zu verbasteln
>
> Wenn fachmännisch, sachkundig, ästhetisch gut  und sorgfältig
> ausgeführt, würde ich beide von mir angeführte Methoden als
> werterhaltende Maßnahmen ansehen.

In so einem Fall greife ich zur Monitor-Prothese die den ESR und die 
Umgebungsbedingungen protokolliert.

von Max U. (Gast)


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Jan schrieb:
> Was meint ihr? Muss man sich Sorgen machen?

Unbedingt- denn wer nicht zuckt ist schon tot-
Frohes Neues!

von Schukostecker (Gast)


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Jan schrieb:
> https://www.tubeworld.com/metcaps.htm
>
> Der Hersteller ist Mallory, Serie "FP". Fraglich was unter dem Pertinax
> ist.

Die Tubeworld -Kondensatoren sehen wie eingelagerte Ware aus.

Falls dein Kondensator ersetzt werden muss und du gleiche Neuware 
suchst, die auf den alten Mallory-Maschinen nach den Originalplaenen 
produziert wurde:

https://www.tubesandmore.com/products/capacitors?filters=Termination%20Style%3DSolder%20Lugs/Tabs

"CE Manufacturing USA Made Multi Section Can Capacitor. Reproduced To 
Exact Mallory Specs Using Original Mallory Machinery"

von Frank W. (frank_w)


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Das Zauberwort heißt formieren.

Weiteres unter https://www.dampfradioforum.de

Gruß Frank

von Werner H. (werner45)


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Der Vorteil der "alten" Elkos mit großer Bauform ist mehr möglicher 
Platz für den Elektrolyten (Natriumboratlösung). Dessen Zusammensetzung 
ändert sich wegen des großen Volumens im Betrieb auch nicht merklich, 
außer die Gummidichtung wird undicht und der Elko trocknet langsam aus.
Bei Überlast (AC oder falsche Polung) verkocht das Wasser ab etwa 110°C 
und der Elko platzt durch den Dampfdruck. Das ist eine ziemliche 
Sauerei, weil der Zellstoff-Separator im Gerät verteilt ist und dort 
antrocknet. Da die Elektrolytreste wasserlöslich sind, kann man auch mit 
Wasser reinigen. Mit nassen Tampon-Tupfern oder in schlimmen Fällen auch 
unter der Brause. Anschließend mit Druckluft ausblasen.

Wenn ein alter Elko seine Kapazität (± 30%) noch hat, kann man die Güte 
relativ einfach über den Reststrom testen. Ich glaube mich an 0,5 - 1 µA 
pro µF zu erinnern. Das ist auch das Ziel beim Formieren. Man legt den 
Elko über einen 1-k-Widerstand und ein (analoges) mA-Meter an eine 
stellbare Gleichspannung (Stelltrafo vor das Gerät oder Stelltrafo + 
Gleichrichter an den C). Der Reststrom fällt ziemlich schnell ab und man 
kann die Spannung weiter hochdrehen. Das wiederholt sich, bis die 
Nennspannung erreicht ist.
So kann man einen Elko auch umformieren, d.h. auf geringere oder höhere 
Nennspannung dressieren. Bei geringerer Spannung steigt die Kapazität, 
bei höherer sinkt sie, weil das Al2O3-Dielektrikum dicker wird. Bei 600 
V ist aber das Ende der Fahnenstange.

Bei den neuen kleinen oder SMD-Elkos ist das nach-oben-dressieren aber 
NICHT möglich, weil keinerlei Platz für die nötige Elektrolytreserve 
vorhanden ist und ein weiteres Schichtwachstum verhindert wird. Das geht 
nur mit großen Bauformen, wie sie früher üblich waren.

Neujahrsgruß - Werner

von ghd (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Das ist auch das Ziel beim Formieren. Man legt den
> Elko über einen 1-k-Widerstand und ein (analoges) mA-Meter an eine
> stellbare Gleichspannung (Stelltrafo vor das Gerät oder Stelltrafo +
> Gleichrichter an den C). Der Reststrom fällt ziemlich schnell ab und man
> kann die Spannung weiter hochdrehen. Das wiederholt sich, bis die
> Nennspannung erreicht ist.

Etwas einfacher, indem gleich Nennspannung angelegt, der Widerstand
aber ggfs. größer gewählt wird - solange der Stromwert so gering ist,
ist die treibende Spannung (auch beim "leckenden" Elko, der an einer
niederohmigen Spannungsquelle gleicher Höhe sterben würde) belanglos.

So erspart man sich evtl. Stzelltrafo wie auch das danebensitzen -
wenn auch der Zeitraum bis zur Fertigstellung des Formiervorgangs auf
diese Weise ein bißchen höher ausfallen kann, stört das die wenigsten.

Ein gutes neues Jahr zurück an Dich, und auch allen anderen hier...

von ghd (Gast)


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(Statt CV + R gleich eine passende Stromquelle mit Messung der genauen 
Klemmenspannung sowie Abschaltung bei Erreichen des gewünschten Werts
ist natürlich luxuriöser, und geht maximal schnell.)

von ghd (Gast)


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ghd schrieb:
> ist die treibende Spannung (auch beim "leckenden" Elko, der an einer
> niederohmigen Spannungsquelle gleicher Höhe sterben würde) belanglos.

Genauer: Sie liegt dabei auch gar nicht am Elko an, wie sollte sie?

von michael_ (Gast)


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Frank W. schrieb:
> Das Zauberwort heißt formieren.

Was soll das noch bringen?
Das Radio läuft doch schon stundenlang!

Antoni Stolenkov schrieb:
> In so einem Fall greife ich zur Monitor-Prothese die den ESR und die
> Umgebungsbedingungen protokolliert.

ESR? Das gab es damals noch nicht.
Ist bei dieser Anwendung unwichtig.
Welchen Wert willst du da annehmen? Man braucht dazu einen neuen 
Vergleichstyp.

Eher würde ich mir da Sorgen um weitere Bauelemente machen.
Wie die großen Papier-C auf der Unterseite.

Jan schrieb:
> https://www.radiomuseum.org/r/mcintosh_mr_71.html

Einfach lassen, wie es ist.
Die paar Betriebsstunden wird es durchhalten.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Never change a running system!
Hab letztens paketweise solche Elkos aus einem Nachlass entsorgt. Die 
waren kapazitätsmäßig alle noch bestens. Aber sind aufgrund ihrer 
anderen Werte in den heutigen Schaltungen kaum noch zu gebrauchen.
Die alten Elkos in ihren riesigen Bechern gehen selten kaputt. Behalte 
Deinen Empfänger so wie er ist. Wenn dann irgendwann mal ein Brummen 
auftritt, dann kannste den immer noch tauschen.

von ghd (Gast)


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Rainer D. schrieb:
> paketweise solche Elkos aus einem Nachlass entsorgt

Du wirst vermutlich etwas verwundert sein: Ich verbaue solche
großvolumigen NOS Elkos sogar noch teilweise. In ebenjenen (wie
von @michael_ angedeutet) ESR-unkritischen Anwendungen (dabei
ohne Forderung nach gering(st)er Baugröße). Zwar oft auch nur
für mich selbst, aber seit hier im Forum mehrfach Aussagen zur
Qualität und Haltbarkeit zu finden sind, benutzte ich einige
davon schon dazu, um befreundete "Auftraggeber" zu überzeugen.

Dazu allerdings dürften viele weder Lust noch Zeit haben - ich
aber habe sie. (Ich werfe also niemandem vor, dies nicht zu tun.)
Obwohl ich kein "Grüner" bin, ist das eine gewisse Befriedigung,
Müll vermieden zu haben. Von mir aus lacht wer drüber, mir egal.

von Jan (Gast)


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Frohes neues alle zusammen!!! =)

Das formieren von Elkos kenne ich, in diesem Fall wurde das Gerät vom 
Vorbesitzer aber Jahrelang und (laut eigener Aussage) öfter betrieben. 
Unter dem Chassis hat er ein paar Cs getauscht (leider, diese schwarzen 
die man in meinem Link oben unter dem Chassis sehen kann waren sicher 
Folien) aber das ist so gut gemacht das es nicht auffallen würde wüsste 
man es nicht. Ist mir nur ins Auge gefallen weil die Folienkondensatoren 
von F&T waren.

In gewisser weiße ist der Tuner also leider verbastelt.

Das Gerät lief bei mir maximal 1h am Stück, dabei blieb der Elko 
komplett kalt. Im Röhrenradio merkte man nichts vom drohenden Ende, es 
fiel auf weil plötzlich die Anodenspannung gesunken ist und nach 5 
Sekunden ausfiel. Am Elko habe ich mir die Finger verbrannt, er war 
niederohmig kurzgeschlossen.

>Falls dein Kondensator ersetzt werden muss und du gleiche Neuware
>suchst, die auf den alten Mallory-Maschinen nach den Originalplaenen
>produziert wurde:

Das ist cool, danke! Bin geneigt mir einen in den Schrank zu legen.
Wenn die dort so gefertigt werden wie Original bei Mallory kann sich 
eine Anfrag durchaus lohnen ob das Original unter dem Pertinax eine 
Überdrucköffnung hat.

Der Schaltplan für den Tuner ist vorhanden, den gibt es aus diversen 
Quellen im Netz. Es ist eine Klassische RC Siebkette mit 
Spannungsangaben, ich hatte mir die Mühe gemacht die Ströme 
zurückzurechnen und mit dem Scope zu prüfen ob der Ripple an den 
einzelnen Elkos ungefähr Original sein könnte. (ich weiß, Messtoleranz 
jenseits von gut und böse) In dem Elko stecken 4 Sektionen, ich bin 
sicher wenn er trocken ist betrifft das alle davon. Und das sieht gut 
aus.

von michael_ (Gast)


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Jan schrieb:
> Es ist eine Klassische RC Siebkette mit
> Spannungsangaben, ich hatte mir die Mühe gemacht die Ströme
> zurückzurechnen und mit dem Scope zu prüfen ob der Ripple an den
> einzelnen Elkos ungefähr Original sein könnte.

Die Spannungen mußt du aber möglichst mit einem klassischen 
Analog-Meßgerät messen.
Der Eingangswiderstand ist in den Schaltplänen vermerkt.

Oft 20000Ohm/V.

von Rainer D. (rainer4x4)


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ghd schrieb:
> Rainer D. schrieb:
>> paketweise solche Elkos aus einem Nachlass entsorgt
>
> Du wirst vermutlich etwas verwundert sein: Ich verbaue solche
> großvolumigen NOS Elkos sogar noch teilweise
> ...................
> Obwohl ich kein "Grüner" bin, ist das eine gewisse Befriedigung,
> Müll vermieden zu haben. Von mir aus lacht wer drüber, mir egal.
Ich lache da nicht drüber, ich bin auch ein alter Sack der ungerne 
funktionierendes Material wegwirft. Natürlich weiss ich auch wo sowas 
nix zu suchen hat. In diesem Fall war es einfach viel zu viel.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo zusammen, hallo Jan.

Wie du beschreibst, hast du ja dieses Teil schon einige Male länger 
laufen lassen...?? Und es tut es zu deiner Zufriedenheit.
Lass ihn laufen, und solange der Elko nicht wesentlich warm wird, ist 
die Welt doch okay. Bevor dir das Teil um die Ohren fliegt, muss es doch 
erstmal ordentlich heiss werden.

73
Wilhelm

von korax (Gast)


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Jan schrieb:
> Mir ist mal einer [...] fast explodiert

Was meinst du damit?
Ein bisschen anexplodiert? Abgepufft? Hat gehustet?
Oder den Finger gehoben: "Ich explodiere gleich"?

von Harald W. (wilhelms)


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korax schrieb:

> Oder den Finger gehoben: "Ich explodiere gleich"?

Ja, in Filmen sieht man dann immer so eine LED-Anzeige,
die im Sekundentakt hinunterzählt. :-)

von korax (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ja, in Filmen sieht man dann immer so eine LED-Anzeige,
> die im Sekundentakt hinunterzählt. :-)

Die sind unzuverlässig. Bleiben immer im ungünstigsten Moment stehen..

von Werner H. (werner45)


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LOL !

von Jan (Gast)


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>Der Eingangswiderstand ist in den Schaltplänen vermerkt.

Die Siebkette ist niederohmig, es fließen relativ hohe Ströme. 70mA 
durch den ersten Widerstand des RC Glieds. Messfehler sollte minimal 
sein zumal in den 60ern meistens mit Röhrenvoltmetern gemessen wurde.

>Lass ihn laufen, und solange der Elko nicht wesentlich warm wird, ist
>die Welt doch okay. Bevor dir das Teil um die Ohren fliegt, muss es doch
>erstmal ordentlich heiss werden.

So werde ich es machen, die Temperatur mit dem Finger mal beobachten. 
Sollte dabei alles OK sein bleibt er drin und ich bin Happy das das 
Chassis Original aussieht.

>Ein bisschen anexplodiert? Abgepufft? Hat gehustet?
>Oder den Finger gehoben: "Ich explodiere gleich"?

Das Gerät war im Betrieb, wurde plötzlich leiser und das magische Auge 
dunkel. Sofort ausgesteckt und die Rückwand abgenommen. Es war ein 
Kleingerät (Küchenradio) bei welchem man den Elko für den Ausbau des 
Chassis berühren muss, er ist eine sichere Greiffläche um das Chassis 
herauszuziehen. Dabei hatte ich mir die Finger verbrannt, die Ursache 
war also schnell gefunden, am Multimeter zeigte sich ein Innenwiderstand 
<1Ohm. Mir war damals nicht klar das Elkos deren Kapazität noch i.O. ist 
auf diese Art sterben können, dachte das seih ähnlich wie bei alten MPs. 
Zur Sicherheit hatte ich den Gleichrichter geprüft, der war OK. Mit 
einem neuen Elko läuft das Gerät heute noch problemlos.

Wenns doof läuft:

http://www.magischesauge.de/problemkondensatoren/Elkos/Elko_Explosion.jpg

von Jan (Gast)


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>Schau dir auf YouTube den "Mr. Carlson's Lab" an, ich finde der macht
>das ganz schön. Leider sind die Videos langatmig und halten viele
>redundante Szenen. Amerikanische Dokus halt ;)

Danke für den Tipp übrigens, da schaue ich mich gerade durch. Die 
Arbeiten sind größtenteils wirklich sehr schön, normalerweise haben die 
Amis kein Problem so Geräte komplett zu verbasteln.

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

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Hi,
damit das Einschalten, das für Röhren stets maximalen Stress bedeutet,
(Anodenspannung ohne Heizung dran, dadurch wegen Leerlauf bis zum 
Scheitelwert angestiegene Anodenspannung) sollte man auch ganz nebenbei 
über geeignete Maßnahmen zur Schonung nachdenken.
Die meisten Geräte haben zumindest schon eine Einschaltstrombegrenzung 
etc. eingebaut.
Müsste mir das Schaltbild des Verstärkers deswegen 'mal näher ansehen.

Die Elkos:
Wie die alten von innen aussehen -> Bild.
Der hatte noch ca. 32 µF.
Es gab so ähnliche aber mit 450V und Schraub.
Drinnen so ein bräunliches Vlies und riecht etwa wie Ammoniak.

Elkokur wurde oben beschrieben von @werner45

ciao
gustav

von michael_ (Gast)


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Jan schrieb:
>>Der Eingangswiderstand ist in den Schaltplänen vermerkt.
>
> Die Siebkette ist niederohmig, es fließen relativ hohe Ströme. 70mA
> durch den ersten Widerstand des RC Glieds. Messfehler sollte minimal
> sein zumal in den 60ern meistens mit Röhrenvoltmetern gemessen wurde.

Aha, du warst dabei?
Röhrenvoltmeter waren guten Werkstätten und Laboren vorbehalten.
Teuer, groß und schwer.
Was steht denn auf deinem Schaltplan?
Ist das Gerät eigentlich an 230V angepasst?

Jan schrieb:
> Das Gerät war im Betrieb, wurde plötzlich leiser und das magische Auge
> dunkel. Sofort ausgesteckt und die Rückwand abgenommen. Es war ein
> Kleingerät (Küchenradio) bei welchem man den Elko für den Ausbau des
> Chassis berühren muss, er ist eine sichere Greiffläche um das Chassis
> herauszuziehen. Dabei hatte ich mir die Finger verbrannt, die Ursache
> war also schnell gefunden, am Multimeter zeigte sich ein Innenwiderstand
> <1Ohm. Mir war damals nicht klar das Elkos deren Kapazität noch i.O. ist
> auf diese Art sterben können,

Muß man denn so ein Gerät innerhalb einer Minute auseinandernehmen 
wollen?
Schon die Prüfung, ob noch Anodenspannung drauf ist, dauert länger.

Nicht verallgemeinern.
Solche Elyt verenden meist still und leise. Es geht ihnen die Kapazität 
aus.
Explodieren tun sie gern, wenn man ihnen Wechselspannung aufdrückt.
Für deinen Fall gibt es auch ein anderes Scenario, wo der Elyt nichts 
davorkann.

von Manfred (Gast)


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michael_ schrieb:
> Röhrenvoltmeter waren guten Werkstätten und Laboren vorbehalten.

Vielleicht in der Ostzone. Röhrenvoltmeter waren Standard jeder 
Fernsehwerkstatt.

> Teuer, groß und schwer.

Ich konnte so ein Gerät als Lehrling problemlos an einer Hand heben.

von Jan (Gast)


Angehängte Dateien:

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> Aha, du warst dabei?
> Röhrenvoltmeter waren guten Werkstätten und Laboren vorbehalten.
> Teuer, groß und schwer.
> Was steht denn auf deinem Schaltplan?

Siehe Anhang.

In den 50ern vielleicht, in den 60ern nicht. Ich habe eines von Heatkit, 
das Teil kommt mit so wenigen Bauteilen aus, das kann nicht teuer 
gewesen sein. McIntosh war damals eine große Firma, wenn die sich solche 
Messgeräte nicht leisten können wer dann?

> Muß man denn so ein Gerät innerhalb einer Minute auseinandernehmen
> wollen?
> Schon die Prüfung, ob noch Anodenspannung drauf ist, dauert länger.

Ich glaube du hast mich falsch verstanden. Wenn das Magische Auge 
langsam dunkel wird ist es ziemlich wahrscheinlich das der Fehler 
irgendwas mit der Anodenspannung zu tun haben muss.

von Jan (Gast)


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> Ist das Gerät eigentlich an 230V angepasst?

Das Gerät hat an der Rückseite einen umschalter, lustigerweise 234V.
Im Schaltplan gibt es die Vermerkung 105-125V, von 230V ist da nicht die 
rede. Meiner wird für den Export gedacht sein, die Deemphasis stimmt 
auch für Europa.

von michael_ (Gast)


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Jan schrieb:
> In den 50ern vielleicht, in den 60ern nicht. Ich habe eines von Heatkit,
> das Teil kommt mit so wenigen Bauteilen aus, das kann nicht teuer
> gewesen sein.

Waren trotzdem teuer.

 McIntosh war damals eine große Firma, wenn die sich solche
> Messgeräte nicht leisten können wer dann?

Es geht um den kleinen Radioladen an der Ecke, der das auch reparieren 
sollte.
Bei den 11 MOhm kannst du ja ein mod. MM nehmen.

Jan schrieb:
> Ich glaube du hast mich falsch verstanden.

Man muß doch nicht in einem Affenzahn das Ding öffnen und reparieren.
Dass man sich irgendwo die Finger verbrennt, an Röhren oder 
Widerständen.
Hattest du keine 5Min Zeit?

von oszi40 (Gast)


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Jan schrieb:
> Das Gerät hat an der Rückseite einen Umschalter, lustigerweise 234V.

Da hast Du Glück gehabt. Viele alte Kisten sind nur für 220V~ was dann 
bei den Elkos etwas knapp werden könnte bei 230V +10%.

Übrigens Elkos melden sich selten, bevor sie explodieren. Einen Kollegen 
haben wir deswegen mit einem Treffer zum Arzt gebracht. Seit dieser Zeit 
testete er Schaltnetzteile hinter Plexiglas.

von Jan (Gast)


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> Es geht um den kleinen Radioladen an der Ecke, der das auch reparieren
> sollte.
> Bei den 11 MOhm kannst du ja ein mod. MM nehmen.

Reine Mutmaßung, ich kann mir vorstellen das McIntosh wollte das man das 
Gerät nur bei Ihren Servicepartnern reparieren lässt. So mach(t)en das 
viel Firmen.

> Man muß doch nicht in einem Affenzahn das Ding öffnen und reparieren.
> Dass man sich irgendwo die Finger verbrennt, an Röhren oder
> Widerständen.
> Hattest du keine 5Min Zeit?

Was macht das für einen Unterschied? Ich weiß welche Teile warm werden 
können und welche nicht und die fasse ich halt nicht an. Ein Elko gehört 
da eigentlich nicht dazu.

> Da hast Du Glück gehabt. Viele alte Kisten sind nur für 220V~ was dann
> bei den Elkos etwas knapp werden könnte bei 230V +10%.

Im Notfall hätte ich das per Spartrafo gelöst, an einem Nachmittag 
gebastelt. Der Elko hat Reserve, am ersten sind im Betrieb 146V zu 
messen laut Schaltplan. Es ist ein 200V Typ.

>Übrigens Elkos melden sich selten, bevor sie explodieren. Einen Kollegen >haben 
wir deswegen mit einem Treffer zum Arzt gebracht. Seit dieser Zeit
>testete er Schaltnetzteile hinter Plexiglas.

Ich nehme an das war eher ein kleinerer Elko, die großen haben doch 
immer Überdruckvorrichtungen? Ohne Erwährumng keine Explosion.
Ich werde jetzt versuchen herauszufinden ob der alte Elko noch OK ist 
indem ich ihn auf Leckstrom teste. Falls der i.O. ist lasse ich ihn 
drin.

von oszi40 (Gast)


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Jan schrieb:
> Der Elko hat Reserve, am ersten sind im Betrieb 146V zu
> messen laut Schaltplan. Es ist ein 200V Typ.

Hat das Gerät Halbleitergleichrichter oder ein Röhre dafür? Bei 
Halbleitern ist die Anodenspannung im Einschaltmoment OHNE Last und die 
Spannung dementsprechend höher! x*1,4

von Karl B. (gustav)


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oszi40 schrieb:
> Hat das Gerät Halbleitergleichrichter oder ein Röhre dafür? Bei
> Halbleitern ist die Anodenspannung im Einschaltmoment OHNE Last und die
> Spannung dementsprechend höher! x*1,4

Hi,
um zum Thema zurückzukommen.
Welcher Elko sieht Dir suspekt aus?
Gerät MR-71
hat "nur" 147 V Anodenspannung
nur die 95 Volt Heizspannung ? Kopfschüttel
oder ist da ein Druckfehler.

Welches Schaltbild benutzt Du?

ciao
gustav

von Jan (Gast)


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>Bei Halbleitern ist die Anodenspannung im >Einschaltmoment OHNE Last und die 
Spannung >dementsprechend höher! x*1,4

Sind Selendioden. Es gibt keinen festen Faktor wie viel höher die 
Anodenspannung im Leerlauf ist, das kommt drauf an wie „hart“ der Trafo 
ist. Die Wurzel 2 kommen bei Selendioden auch so ungefähr hin. Da die 
Anodenspannungen stimmen muss man die auch nicht tauschen.

Der große Elko hat übrigens einen sanften Anlauf, der erste Siebelko ist 
unter dem Chassis und vom Vorbesitzer erneuert wie ich gerade im 
Schaltbild bemerkt habe. Der große Becher ist über 220Ohn verbunden. 
Sehr gut.

von Jan (Gast)


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> Gerät MR-71
> hat "nur" 147 V Anodenspannung
> nur die 95 Volt Heizspannung ? Kopfschüttel

Die Heizspannung ist hochgelegt. Das hat man gemacht weil die 
Spannungsdifferenz zwischen Heizung und Kathode nicht unendlich hoch 
sein kann, je nach Röhre sind nur ein paar Duzend Volt erlaubt. Die 6,3V 
Wicklung hat eine Mittenanzapfung gegen Brummeinstreuung. So hat man 
sich wohl den "Entbrummer" sparen können. DC Heizung war wohl 1963 noch 
nicht machbar.

von Jan (Gast)


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von michael_ (Gast)


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Was hast du denn da für ein exotisches Teil?
Die erste "Röhre" ist ja ein Nuvistor 6DS4!

von Karl B. (gustav)


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Hi,
sehe gerade im Schaltbild, dessen Link ja jetzt von @Jan hochgeladen 
wurde,
kein Endverstärker drin, dann wieso...

Jan schrieb:
> Ich frage mich, kann man nach fast 60 Jahren so einem Bauteil noch
> trauen?

Wollte sagen:
Die Geräte o h n e Endstufen sind da nicht so kritisch. Sogar bei meinem 
TK17-Tonband brauchte ich so gut wie nie die Röhren zu tauschen.
Im Gegensatz dazu war die ECLL800-er Bestückung schon störanfälliger.

Der Elko:
Einfach testen. Wie oben beschrieben.

ciao
gustav

von Jan (Gast)


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> Die erste "Röhre" ist ja ein Nuvistor 6DS4!

Das war, neben der Optik, auch der Grund warum ich genau diesen Tuner 
wollte. Laut McIntosh soll das das Eingangsrauschen nahe ans 
theoretische Limit bringen. Kenne mich mit Rundfunktechnik zu wenig aus 
um dazu was zu sagen, ich kann nur sagen das er sehr Trennscharf ist und 
mit Zimmerantenne (!) Flöhe husten hört.

Bis auf eine Röhre im Stereo Decoder (die ist von Sylvania) sind die 
Röhren noch Original. Das MA war kaum verbraucht, bei ein paar Röhren 
habe ich die AP geprüft und für gut befunden. Das Gerät lief insgesamt 
denke ich nur ein paar 100h, wenn überhaupt. Interessant ist, das MA war 
mit "McIntosh" aber "Made in Germany" gestempelt.

von Rainer V. (a_zip)


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michael_ schrieb:
> ist ja ein Nuvistor 6DS4

...und wenn sie sonst was wäre...wenn der Elko Werte im Toleranzbereich 
zeigt, dann kann er auch drin bleiben! Um meine Ohren geflogen sind 
immer nur falsch gepolte Elkos (Verdrahtungsfehler). Ein alter Elko 
trocknet entweder aus, weil er zu warm wurde oder altert über die 
Jahrzehnte - prinzipiell aus gleichem Grund! Also kann man ihn drin 
lassen, bis er stirbt. Er wird sicher nicht explodieren oder so was :-)
Gruß Rainer

von Jan (Gast)


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> Also kann man ihn drin
> lassen, bis er stirbt. Er wird sicher nicht explodieren oder so was :-)

Gut, er bleibt drin! Denke wenn der Tuner im Betrieb ist wird er auch 
noch etliche Jahre halten.

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