Forum: Fahrzeugelektronik Lötstellen am Motorrad - Flussmittel mit Zinkchlrorid, Bremsenreiniger


von Jona W. (jona_w)


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Hallo zusammen,

ich habe mich hier registriert, da ich eine Frage zum Thema Flussmittel 
beim Löten habe:
Ich habe einige Steckerverbindungen an meinem Motorrad mangels 
Crimpzange verlötet, damit sich die Stecker nicht ablösen. Dazu habe ich 
aus Unwissenheit Lötfett verwendet, das enthält Zinkchlorid, nach ISO 
9454-1 3.1.1. Damit gehen die Lötverbindungen wunderbar, nur habe ich 
erst im Nachhinein gelesen, dass die Lötstellen mit Wasser gereingt 
weerden sollten. Ich habe hier in der Werkstatt keinen Wasseranschluss, 
und habe die fertigen Lötstellen mit Bremsenreiniger abgespült, sodass 
das fettige Lötfett weg war.
Jetzt löte ich ohne das Lötfett, aber die vorher verlöteten Stecker sind 
schon verbaut. Korrodieren die mir jetzt weg? Oder taugt der 
Bremsenreiniger sogar zur Reinigung der Lötstellen?

Gruß und Danke,
Jona

von Udo S. (urschmitt)


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Das Flussmittel kriecht (Kapillareffekt) zwischen die Kupferlitzen. 
Wenn, dann findet die Korrosion im Kabel statt und zwar dort wo es 
isoliert ist.

Du hast jetzt zwei Probleme:

1. Beim Löten zieht sich das Lötzinn auch in die Litze rein, also wird 
das Kabel einige mm starr. Das kann dazu führen dass es bei Vibrationen 
irgendwann an der Übergangsstelle oder auch der Lötstelle bricht.

2. Durch das ungeeignete Flussmittel kann die Litze weiter innen im 
Kabel korrodieren.

Lösungsmöglichkeiten:

a) Weit genug abzwicken und sauber mit einer Crimpzange arbeiten.
b) Abwarten bis es ein Problem gibt. Vieleicht gibt es das nie.

Meine Meinung

von Jona W. (jona_w)


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Hallo Udo,

danke für deine Antwort.
Dass Lötstellen grundsätzlich nicht optimal an Fahrzeugen sind, da das 
Kabel spröde wird und brechen kann, ist mir bewusst.

Es waren nur vielleicht ein Dutzend Lötstellen, dann werde ich einfach 
mal abwarten, ob es zu Problemen kommt.

Gruß,
Jona

von Michael Gugelhupf (Gast)


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Jona W. schrieb:
> das enthält Zinkchlorid, nach ISO 9454-1 3.1.1.

3.1.1 ist eigentlich Ammoniumchlorid. Im Prinzip ist es egal, das ist 
auch sehr aggressiv. In beiden Fällen entsteht wohl Salzsäure bei der 
Anwendung.

> mit Bremsenreiniger abgespült, sodass
> das fettige Lötfett weg war.
> Jetzt löte ich ohne das Lötfett, aber die vorher verlöteten Stecker sind
> schon verbaut. Korrodieren die mir jetzt weg?

Neben dem was in die Litze gekrochen ist können auch die beim Löten 
entstandenen Dämpfe korrodieren wirken. Wenn z.B. Schrauben in der 
Umgebung der Lötaktivitäten demnächst Rost ansetzen kennst du den Grund 
(Oberfläche wurde durch die Dämpfe angegriffen).

> Oder taugt der
> Bremsenreiniger sogar zur Reinigung der Lötstellen?

Bremsenreiniger taugt dafür gar nichts.

Es gibt keine einheitliche Formel was in Bremsenreinigern drin ist. 
Jeder Hersteller kocht ein bisschen sein eigenes Süppchen. Gesund sind 
sie alle nicht und je nach Mixtur greifen sie Kunststoff und Gummi mehr 
oder weniger stark an.

Daher habe mal ein Auge auf die eingesprühten Stecker, Kabel und Muffen 
ob die spröde werden.

Ach ja, Lötfett nicht im Haushaltsmüll oder Abwasser entsorgen. Lötfett 
ist richtig giftig.

von Manfred (Gast)


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Jona W. schrieb:
> mangels Crimpzange verlötet,

Besorge Dir so ein Billigding wie im Bild. Mit etwas Übung und Gefühl 
bekomme ich damit unisolierte Schuhe gut genug gecrimpt. Finger weg von 
den isolierten Schuhen mit Kunststoffhülse, das wird mit dieser Zange 
niemals zuverlässig!

Die Erfahrung im Schlechtwetterbetrieb (Winter) sagt, blanke 
Messingschuhe und verzinnte Kontakte niemals zu mischen.

> aus Unwissenheit Lötfett verwendet

Du kannst nur abwarten, mangels Lötfett habe ich damit keine Erfahrung. 
Was ich leider erlebt habe, sind ab Hersteller schlechte Werkstoffe: Die 
Kupferlitzen an der MZ waren nach ein paar Jahren vergammelt, ohne dass 
man dran gefingert hat. Bei den Japanern habe ich das nie erlebt.

von minifloat (Gast)


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Manfred schrieb:
> Besorge Dir so ein Billigding wie im Bild.

Für nen 10er mehr gibt es Billigdinger mit Federbelastung und 
Ratschen-Mechanik.

mfg mf

von Thomas U. (charley10)


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Manfred schrieb:

>
> Du kannst nur abwarten, mangels Lötfett habe ich damit keine Erfahrung.
> Was ich leider erlebt habe, sind ab Hersteller schlechte Werkstoffe: Die
> Kupferlitzen an der MZ waren nach ein paar Jahren vergammelt, ohne dass
> man dran gefingert hat. Bei den Japanern habe ich das nie erlebt.

Bei der MZ waren die Steckschuhe aber auch ohne Knickschutz gecrimpt und 
manchmal recht 'fliegend' verlegt. Die dadurch entstehenden Vibrationen 
haben dann unmittelbar am Stecker das Problem gebracht. Eine 'richtige' 
Crimpzange für isolierte Stecker oder Schrumpfschlauch als Knickschutz 
bei den unisolierten hilft Wunder!

von Jona W. (jona_w)


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Hallo zusammen,

danke für die Ratschläge!

Solch eine billige Crimpzange habe ich im Einsatz, jedoch vertraue ich 
der Crimpung nicht, sodass ich den Stecker nach dem Crimpen mit etwas 
Lötzinn sichere.
Schrumpfschlauch dient dann dem Knickschutz.

Ich werde die Stecker mal beobachten, vielleicht passiert ja auch gar 
nichts.
Ammoniumchlorid oder Zinkchlorid ist egal, klar, es entsteht halt HCl, 
zusammen mit Wasser gibts Salzsäure.

Danke und Gruß,
Jona

von Manfred (Gast)


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Thomas U. schrieb:
>> Die Kupferlitzen an der MZ waren nach ein paar Jahren vergammelt,
>> ohne dass man dran gefingert hat.

> Bei der MZ waren die Steckschuhe aber auch ohne Knickschutz gecrimpt und
> manchmal recht 'fliegend' verlegt.

Das ist bei unisolierten Schuhen mit Crimpung der Regelfall und durchaus 
funktionsgerecht. Auch im Japaner finden sich jede Menge frei hängender 
Kabel mit gecrimpten Steckverbindern, und auch dort ohne Probleme.

MZ hatte ja diese Leitungsverbinderblöcke, z.B. im Scheinwerfer, eine 
sehr schöne Lösung, da baumelt wenig frei in der Gegend.

Wenn ich mit der Elektrik Ärger hatte, waren das Bereiche, die 
mangelhaft gegen Wasser geschützt sind, die ETZ250-SW habe ich 130.000 
km / 13 Winter gefahren.

> Die dadurch entstehenden Vibrationen
> haben dann unmittelbar am Stecker das Problem gebracht.

Das deckt sich nicht mit meinen Beobachtungen.

Wenn Dir irgendwo ein alter Kabelbaum in die Finger kommt: Schneide die 
Litze an beliebiger Stelle durch und finde angegammelte Kupferadern - 
ein reines Werkstoffproblem.

> Eine 'richtige' Crimpzange für isolierte Stecker  oder Schrumpfschlauch
> als Knickschutz bei den unisolierten hilft Wunder!

Für Anbauten und Reparaturen und Reparaturen habe ich Schrumpfschlauch 
verwendet, passend für die Flachstecker 3:1 mit Innenkleber.

Der isolierte Kram war nicht mein Freund.

Jona W. schrieb:
> Solch eine billige Crimpzange habe ich im Einsatz, jedoch vertraue ich
> der Crimpung nicht, sodass ich den Stecker nach dem Crimpen mit etwas
> Lötzinn sichere.

Rein nach Augenmaß habe ich der vertraut, eben nach Augenmaß gecrimpt.

von Jona (Gast)


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Hallo,

ja, oxidierte Litzen an alten Kabelbäumen hab ich auch schon gehabt.

Gruß,
Jona

von Jona W. (jona_w)


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Jona schrieb:
> Hallo,
>
> ja, oxidierte Litzen an alten Kabelbäumen hab ich auch schon gehabt.
>
> Gruß,
> Jona

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von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

>> Bei der MZ waren die Steckschuhe aber auch ohne Knickschutz gecrimpt und
>> manchmal recht 'fliegend' verlegt.
>
> Das ist bei unisolierten Schuhen mit Crimpung der Regelfall und durchaus
> funktionsgerecht.

Normalerweise müssen unisolierte Schuhe zweimal gecrimpt werden.
Einmal auf der Litze und einmal auf der Isolierung. Dann sollte
man zumindest in Autos keine Probleme haben. Mit Moppeds habe
ich keine Erfahrung.

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