Forum: Fahrzeugelektronik Spannungsabfall beim Anlassen messen


von Florian (flo-b)


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Hi,

habe mir einen billigen Batterietester gekauft: KONNWEI KW600
(https://www.amazon.com/KONNWEI-KW600-Battery-Load-Tester/dp/B07QYS4KRM)

Der zeigt u.A. live einen Kurvenverlauf der Spannung. Das hat mir zu dem 
Preis besonders gefallen.

Also direkt an eine neue, starke Batterie (95Ah/850A) im Auto angehängt 
und den Motor gestartet.
Ergebnis: MIN zeigt ~9.8V.

Kam mir etwas wenig vor und ich habe mit einem Fluke 175 Multimeter mit 
der MINMAX Funktion gemessen.
Ergebnis: MIN zeigt ~10.9V.

Hatte dann auch beide Messgeräte gleichzeitig angeschlossen.

Jetzt die Frage: Ist dieser Chinamist wirklich so sehr Mist? Mehr als 
ein Volt Unterschied? Und ich dachte, die Chinesen holen auf...

Oder (unwahrscheinlich) misst das Fluke Ding nicht schnell genug? Ich 
habe nichts zur sample rate gefunden.

Übersehe ich etwas?

Danke :)

von MaWin (Gast)


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Es ist davon auszugehen, dass das Fluke zu langsam misst und daher den 
min Moment verpasst hat.
Schliesslich muss es kein Speicheroszilloskop nachbilden.
Für 50 Ocken hätte ich aber wenigstens ein OBD2 Analysegerät erwartet, 
nicht so ein Akkukinderspielzeug.

von Florian (flo-b)


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Hm das wäre echt enttäuschend beim Fluke. Für die MINMAX Funktion wäre 
eine schnelle Abtastrate doch sinnvoll.

Warum steht im Datenblatt eigentlich nichts zur Abtastrate? Ist es nicht 
üblich, auf so etwas Wert zu legen?
Ich fand sowas wie display: 4 updates/sec und bar graph: 40 updates/sec.
Wenn jedoch der bar graph 40 Updates macht, kann man doch von einer 
mindestens so hohen sample rate ausgehen? Und die sollte dann doch 
reichen.

OBD2 ist bei meinem Auto leider kompliziert (Mercedes W210 von 1996).

von Michael Gugelhupf (Gast)


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Florian B. schrieb:
> Jetzt die Frage: Ist dieser Chinamist wirklich so sehr Mist? Mehr als
> ein Volt Unterschied? Und ich dachte, die Chinesen holen auf...

Ich würde das als in Ordnung ansehen. Zuerst mal reden wir hier von 
KFZ-Elektrik. Das ist alles etwas gröber. Die Firma 
https://www.konnwei.com scheint es auch schon etwas länger zu geben und 
es sieht danach aus, als ob sie Erfahrung auf dem Gebiet haben.

Dann wenn man nach dem Gerät googelt findet man, dass es etwa 10 
Messverfahren zur Messung einer Autobatterie beherrscht. Man müsste 
eigentlich (für den Anwender unmöglich) in jeden der 10 Standards rein 
sehen um zu verstehen wie genau was gemessen wird. Zum Beispiel welche 
Messgenauigkeiten die Standards fordern, ob ein Messverfahren 
Korrekturfaktoren vorgibt, wie Laständerungen erfolgen (müssen), usw.

Da man das nicht kann würde ich mit dem Ergebnis leben und mir merken 
dass, wenn man nach Methode XYZ misst, das Ergebnis etwas niedrig 
ausfallen kann.

von Bert K. (Gast)


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Florian B. schrieb:
> Jetzt die Frage: Ist dieser Chinamist wirklich so sehr Mist? Mehr als
> ein Volt Unterschied? Und ich dachte, die Chinesen holen auf...

Wieso sollten die Chinesen aufholen wollen? Wie man sieht, wird das 
Kinderspielzeug doch gerne von den Langnasen gekauft. Hauptsache nettes 
Display und lustige Kurven. Und natürlich billig. Denn billig ist das 
Mantra der Neuzeit.

Michael Gugelhupf schrieb:
> Ich würde das als in Ordnung ansehen.

Genau. Ein Volt rauf oder runter macht nichts.

> Die Firma
> https://www.konnwei.com scheint es auch schon etwas länger zu geben und
> es sieht danach aus, als ob sie Erfahrung auf dem Gebiet haben.

Na hoffentlich ist das bei deinem Arzt auch so.

von Florian (flo-b)


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Bert K. schrieb:
> Genau. Ein Volt rauf oder runter macht nichts.

Bei einem Batterietester sehrwohl, das sind in dem Fall ca. 8% 
Ungenauigkeit, ziemlich erheblich bei der Entscheidung, ob die Batterie 
es noch macht oder nicht.

von Guest (Gast)


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Florian B. schrieb:
> Bert K. schrieb:
> Genau. Ein Volt rauf oder runter macht nichts.
>
> Bei einem Batterietester sehrwohl, das sind in dem Fall ca. 8%
> Ungenauigkeit, ziemlich erheblich bei der Entscheidung, ob die Batterie
> es noch macht oder nicht.

Ich denke das war Ironie :D

von Florian (flo-b)


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Damit hatte ich schon immer Probleme :D

von Rainer D. (rainer4x4)


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Eine Spannung von 10V und drunter ist im Moment des Anlasserstartes nix 
ungewöhnliches. In dem Moment sind Ströme bis 1kA nix 
aussergewöhnliches.
Der Anlasser spurt in den Zahnkranz des Schwungrades ein und muss die 
gesamten Massen des Motors erstmal in Bewegung setzen.
Beim Dieselmotor werden zusätzlich die Glühkerzen dazu geschaltet.
Typische Werte beim 2,5L Diesel sind etwa 350A Anlasserstrom und etwa 
100A für 4 kalte Glühkerzen. Wobei der Glühkerzenstrom relativ schnell 
absinkt.

Mit einem Multimeter, auch wenn Fluke dran steht, sind solche 
Spannungsspitzen/-einbrüche nicht hinreichend genau zu messen. Sowas 
macht man in der Autowerkstatt mit dem Oszilloskop.

von Oliver S. (oliverso)


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Florian B. schrieb:
> Oder (unwahrscheinlich) misst das Fluke Ding nicht schnell genug? Ich
> habe nichts zur sample rate gefunden.
1
For DC functions, accuracy is the specified accuracy of themeasurement function ± 12 counts for changes longer than 275 ms in duration

Auch wenn da keine direkte sample-rate steht, eine Größenordnung könnte 
man daraus schon ableiten.

Ich sach mal, beide Geräte messen Mist, aber das Fluke in dem Fall den 
größeren.

Oliver

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