Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Auslegung High Current LED Treiber XP-E


von Maximilian K. (imazze)


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Hallo!

Habe als Projekt eine vollgelaufene Taucherlampe bekommen, welche ich 
nun wieder einsatzbereit machen möchte.

Verbaut ist ein 4s3p LiPo Akku was bedeuted, dass ich eine maximale 
Spannung von 4*4.2V = 16.8V bekomme. Als niedrigste Spannung erhalte ich 
ca. 4*3V = 12.0V.

LED sind 4x CREE XP-E in Weiß verbaut. Siehe Datenblatt: 
https://www.cree.com/led-components/media/documents/XLampXPE-25A.pdf
Herausfinden konnte ich schon folgendes:
Forward voltage (@ 350 mA) = 3.05V
Forward voltage (@ 1000 mA) = 3.5V
DC forward current 1000mA

Zusätzlich sind noch zwei Reed Kontakte verbaut um die Lampe in 2 Stufen 
Leuchten zu lassen

Jetzt ist meine Aufgabe die "Treiberplatine" nachzubauen. Meiner Meinung 
nach benötige ich genau 3 Komponenten:
- LED Treiber
- Unterspannungsbegrenzung
- Logik + PWM

PCB design sowie Bestückung stellt kein Problem dar.

Da ich noch nicht hundertprozentig feststellen konnte, ob die LEDs in 
Serie oder parallel verschaltet sind, gehe ich jetzt vom sinnvolleren 
Fall Serie aus. Somit wird ein LED Treiber benötigt der immer den 
gewissen Konstantstrom liefert.

So meine Frage: Welchen maximalen Strom schicke ich nun durch meine 
Reihenschaltung? Wie lange darf ich die LEDs mit 1A belasten? Bräuchte 
ja dann einen Step-Down Converter, richtig?

Zur Unterspannungsbegrenzung einen einfachen IC?

Zur Helligkeitsregelung einfach einen Microcontroller der mir die Reed 
Signale, welche ich wahrscheinlich mittels Komperatorschaltung 
einspeiße, in PWM Signale für den Treiber wandelt?

Habe ich irgendwas vergessen?

von Chris K. (Gast)


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Die LED werden sicherlich in Serie sein. 3.5V - 4 mal in Reihe = 14V. 
Passt zum Akkupack mit der 4s3p Konfiguration.

Wieviel Strom du durch die LEDs permanent schicken kannst, hängt von der 
Kühlung ab. Laut Datenblatt hat die ja DC Forward Current 1A, also kann 
sie das bei passender Kühlung auch auf Dauer ab.

von Maximilian K. (imazze)


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Chris K. schrieb:
> Die LED werden sicherlich in Serie sein. 3.5V - 4 mal in Reihe =
> 14V.
> Passt zum Akkupack mit der 4s3p Konfiguration.

Nicht ganz oder? Hab ja ausgerechnet dass mein Spannungsfenster sich im 
Rahmen von 12V und 16.8V bewegen wird.

> Wieviel Strom du durch die LEDs permanent schicken kannst, hängt von der
> Kühlung ab. Laut Datenblatt hat die ja DC Forward Current 1A, also kann
> sie das bei passender Kühlung auch auf Dauer ab.

Okay. Prinzipiell habe ich ja 150°C maximale Junction Temperatur sowie 
Thermal Resistance von 9°C/W. Mit einer maximalen Leistung von 3.5W 
sowie einer Umgebungstemperatur von 10°C komme ich auf folgende 
Rechnung:

Brauche ich dann überhaupt noch einen Kühlkörper?

von MaWin (Gast)


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Maximilian K. schrieb:
> Wie lange darf ich die LEDs mit 1A belasten

Hängt von der Kühlung ab, eigentlich gar nicht, aber unter Wasser hat 
man ja Wasserkühlung.

Ich würde mir Gedanken um die Zuverlässigkeit machen. Taucher lieben es 
nicht wenn die Lampe aus ist weil der Akku leer wird oder eine LED 
durchbrennt.

Also vor dem Ende des Akkus deutlich anzeigen (blinken zumindest einer 
der 3 LED). Und jede LED mit ihrem eigenen Treiber, damit zumindest 2 
noch leuchten wenn eine kaputt geht. Am besten auch den Akku in 3 Zellen 
aufteilen, so dass es nicht schlimm ist wenn eine wegkorrodiert.

Simoel: je eine LED an 1 Akkuzelle mit üblichem LiIon Schutz und simplem 
Vorwiderstand, und nur in Serie leden. Dann wird das Licht allmählich 
dunkler wenn der Akku leerer wird, und man hat 3-fache Redundanz

von Unbekannt (Gast)


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Ein Gedanke der mir dabei so kommt:

Du könntest die LEDs auch in zwei Strängen verschalten. Das macht erst 
mal etwas mehr aufwand, da Du somit 2x KSQ benötigst und an den LEDs 
arbeiten musst, es bietet aber auch Vorteile:

Du benötigst keinen Step-Up Wandler, da Du max 7V pro Strang benötigst.

Noch wichtiger ist jedoch, wenn eine LED den magischen Rauch entlässt 
leuchtet es mit halber Leistung weiter und geht nicht komplett aus!

von Maximilian K. (imazze)


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Hallo!

Die PCB der originalen Lampe war so aufgebaut, dass nur ein Treiber für 
4 LEDs verfügbar war.

Unabhängig von der Redundanz möchte ich nahezu ja wieder die gleiche 
Lampe "nachbauen". Zu den Bauteilen auf der Originalplatine kann ich 
nichts sagen, da alle Beschriftungen ab sind.

Gruß
Max

von J. S. (pbr85)


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Maximilian K. schrieb:


> Okay. Prinzipiell habe ich ja 150°C maximale Junction Temperatur sowie
> Thermal Resistance von 9°C/W. Mit einer maximalen Leistung von 3.5W
> sowie einer Umgebungstemperatur von 10°C komme ich auf folgende
> Rechnung:
>
>
>
>
> Brauche ich dann überhaupt noch einen Kühlkörper?

Laut deiner Rechnung wären die LEDs schon alleine durch ihren eigenen 
Wärmeübergangswiderstand überfordert. Was offensichtlich nicht sein 
kann.

Bei 4 LEDs hast du nämlich nur 1/4 des Wärmewiderstandes und damit noch 
5,6 K/W Wärmewiderstand nutzbar um die obige Bedingung von max Delta-T 
noch zu erfüllen.

Ein Wort zu den LEDs: Müssen es XP-E sein? Die sind uralt, kamen 2008 
raus und sind dementsprechend was Wirkungsgrad, Wärmewiderstand und 
Flußspannung angeht schon stark veraltet.

von Karl K. (karl2go)


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Maximilian K. schrieb:
> Zu den Bauteilen auf der Originalplatine kann ich
> nichts sagen, da alle Beschriftungen ab sind.

Kannst ja trotzdem mal ein Foto reinstellen. Vielleicht erkennt man 
anhand der Schaltung wie die betrieben wurden.

von J. S. (pbr85)


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Nachtrag: Die Samsung LH351D kann bis zu 3A ab, wird aber von 
Taschenlampenfreaks auch mit bis zu 5A betrieben. Ähnlich wie die Cree 
XM-L.

Bei 350mA hat die kaltweiße Version bei 85°C Tj nette 184 lm/W. Beim 
Tauchen und gute Kühlung bekommst du diese dann auf 200 lm/W.

: Bearbeitet durch User
von Maximilian K. (imazze)


Angehängte Dateien:

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Hier im Anhang ist die PCB zu finden.
Zu sehen sind zwei größere Spulen, mehrere Widerstände, unter anderem 
ein etwas größerer (1206) sowie Kondensatoren. Auf dem Bild sind 3 QFN 
ICs sowie ein größerer (Logikgatter?) verbaut.

Ich gehe mal davon aus, dass es im Prinzip nur eine KSQ ist, da ich 
keine Parallelitäten erkennen kann. Zudem gibt es ja nur einen LED+ LED- 
Anschluss

Wäre cool wenn irgendjemand von euch was erkennt.

von MaWin (Gast)


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Maximilian K. schrieb:
> Wäre cool wenn irgendjemand von euch was erkennt

Na ja, vefmutlich 1 Spannungsregler (SOT89 neben AKU+), ein OpAmp 
(FZT6), 2 MOSFETs (bei AKU- und LED-), ein TL494 (SO16), ein 
Strommessshunt (R050), bleibt noch A00B und ein R50.
Also nur 1 Buck-Regler.

von Maximilian K. (imazze)


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Vielen Dank für deine Analyse!

Wir müssen bedenken, dass die Lampe in drei Stufen via Reed dimmbar ist: 
off, 50% und 100% Leistung. Ist dann wohl ohne MC Analog ausgeführt, 
oder?

Als Aufschrift kann ich 1.4A erkennen. Das würde aber eben nicht zu 
unserer Reihenschaltung der LEDs passen, oder werden die Lampen wohl 
völlig overcurrent betrieben?

Der Shuntwiderstand müsste 50mOhm sein. Folglich bei 350mA dann ein 
Spannungsabfall von 0.0175V sowie bei 1.4A dann 0.07V. Prinzipiell recht 
wenig oder?

von Maximilian K. (imazze)


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Was haltet ihr von der Idee die Platine auf dem Bügeleisen abzulöten, 
alles zu säubern und dann wieder zusammenzubauen?

von Karl K. (karl2go)


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Maximilian K. schrieb:
> Was haltet ihr von der Idee die Platine auf dem Bügeleisen abzulöten,
> alles zu säubern und dann wieder zusammenzubauen?

Nix. Da sind schon einige Leiterbahnen wegkorrodiert, und ohne 
Schaltplan findest Du keinen Fehler. Dass die Platine nach zusammenlöten 
sofort wieder funktioniert ist sehr unwahrscheinlich.

Lieber mal die ICs mit Wattestäbchen und Spiritus säubern und schauen, 
ob noch ein Aufdruck zu sehen ist. Normalerweise gehen die nicht so 
leicht ab. Es sei denn, der Hersteller hat sie abgeschliffen.

von Maximilian K. (imazze)


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Hallo,
habe versucht die ICs sauber zu machen... leider kein Erfolg!

Da ich nun so langsam mit dem Platinen Layout starten möchte bräuchte 
ich nun einen Schaltplan.

Gibt es noch weitere Anregungen?

von Maximilian K. (imazze)


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Hallo!

Um das Thema nochmal hervorzuholen... hat keiner irgendwelche Tipps für 
ich wie ich an die Auslegung des Treibers gehen kann?

Hier mal zwei KSQ die von der Leistung passen würden:
- 
https://www.led-genial.de/Konstantstromquelle-fuer-LEDs-8-32V-IN-0-30V-OUT-700-1000mA
- 
https://www.ledtreiber.de/shop/Led-Slave-V4-Dimmer-•-200-1000mA-•-6V~30V-p164890385

Leider gibt es keine Konkreten Schaltpläne o.ä. dazu. Muss ja meine 
Platine selbst aufbauen.

Gruß
Max

von MaWin (Gast)


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Maximilian K. schrieb:
> hat keiner irgendwelche Tipps für
> ich wie ich an die Auslegung des Treibers gehen kann?

So simpel wie möglich, denn dich überfordert schon das Grundprinzip.

Da du 4 LEDs und 4 LiIon Zellen in Reihe hast, reichen die 12V deiner 
gewünschten Entladeschlusspannung (man könnte auch auf 10V runter gehen) 
nicht um die 4 LED in Reihe mit Nennstrom zu betreiben. Zudem halte ich 
4 LED in Reihe die man zudem am Grenzwert betreibt für ein Ausfallrisiko 
welches gerade beim Tauchen nicht auftreten sollte. Du brauchst also 
entweder einen step up oder step down Treiber. Einfacher ist ein step 
down, noch einfacher ein Linearregler oder Vorwiderstand aber da steigen 
natürlich die Verluste.
Mit step down könnte man je 2 LED in Reihe betreiben und hätte somit 
2-fache Redundanz. Bleibt die Frage, wie man zur Neige gehende Akkus 
anzeigt.
Will man keinen Schaltregler, würde ich 1 LED pro Zelle mit je einem 
Linearregler betreiben. Da ergibt sich das Dunkler-werden bei sinkender 
Betriebsspannung von selbst und erreicht hohe Redundanz.
Bleibt noch die Helligkeitsregelung, mit der man ja Strom sparen kann 
und die Akkuzeit verlängert. Ein Poti wird es wohl wegen 
Dichtigkeitsanforderungen nicht sein, ein linearer oder stufiger 
Hallsensor ginge.

von Karl K. (karl2go)


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Maximilian K. schrieb:
> 
https://www.ledtreiber.de/shop/Led-Slave-V4-Dimmer-•-200-1000mA-•-6V~30V-p164890385

Boah, was ist das denn für ein Scheissshop, wo man erst zig 
3rd-party-pages bei NoScript freigeben soll und dann doch nix angezeigt 
wird.

Maximilian K. schrieb:
> 
https://www.led-genial.de/Konstantstromquelle-fuer-LEDs-8-32V-IN-0-30V-OUT-700-1000mA

Davon 2 Stück, an jedem 2 LED in Reihe, über den PWM-Eingang die 
Helligkeit regeln.

Die Graetzbrücke am Eingang (D1-D4) ist allerdings überflüssig.

von J. S. (pbr85)


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MaWin schrieb:

> Da du 4 LEDs und 4 LiIon Zellen in Reihe hast, reichen die 12V deiner
> gewünschten Entladeschlusspannung (man könnte auch auf 10V runter gehen)
> nicht um die 4 LED in Reihe mit Nennstrom zu betreiben.

Es muss auch nicht zwangsläufig der Nennstrom bis zum Betriebsende sein. 
Die XP-E ist wie gesagt uralt und hat eine viel zu hohe Flussspannung 
und einen miesen Wirkungsgrad.

Die von mir empfohlene Samsung LH351D hat eine Vorwärtsspannung von 
~2,72V bei 350mA. Bei 1000mA sind es 2,90V. Also könnte man sehr wohl 4 
in Reihe betreiben. Bei anderen modernen HP LEDs ähnlich moderner 
Generation sieht es genauso aus, z.B. der Cree XP-G3. Tatsächlich passen 
diese sogar sehr gut zu der typischen Entladeschlussspannung von 
Lithium-Akkus mit 2,5V.

: Bearbeitet durch User
von Karl K. (karl2go)


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J. S. schrieb:
> Die von mir empfohlene Samsung LH351D hat eine Vorwärtsspannung von
> ~2,72V bei 350mA. Bei 1000mA sind es 2,90V. Also könnte man sehr wohl 4
> in Reihe betreiben.

Was trotzdem eine blöde Idee ist. Entweder man treibt die LED über eine 
lineare KSQ, dann verheizt man bei vollen Akkus 5W oder 30% an der KSQ. 
Oder man nimmt eine Switcher-KSQ, da hat man aber wieder 2-3V Dropout, 
weil die eher selten an die 100% On-Time rankommen.

von J. S. (pbr85)


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Karl K. schrieb:
> J. S. schrieb:
>> Die von mir empfohlene Samsung LH351D hat eine Vorwärtsspannung von
>> ~2,72V bei 350mA. Bei 1000mA sind es 2,90V. Also könnte man sehr wohl 4
>> in Reihe betreiben.
>
> Was trotzdem eine blöde Idee ist. Entweder man treibt die LED über eine
> lineare KSQ, dann verheizt man bei vollen Akkus 5W oder 30% an der KSQ.
> Oder man nimmt eine Switcher-KSQ, da hat man aber wieder 2-3V Dropout,
> weil die eher selten an die 100% On-Time rankommen.

Die 2-3V Dropout werden am Ende des Entladens ein Problem, wenn 
überhaupt. Bis 3,45V pro Zelle könnte man bei 3V Drop runter gehen bei 
350mA, drunter würden die LEDs halt weniger Strom bekommen. Bei 2V Drop 
könnte man die Zellen bis auf 3,2V entladen und hätte noch die die 
350mA.

Man kann halt nicht immer alles haben und ob man bei mehr als 50% 
Spannungsdifferenz mit einer Buck-KSQ auf einen besseren Wirkungsgrad 
kommt, bezweifle ich.

: Bearbeitet durch User
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