Hallo zusammen, von einem Kollegen habe ich ein sehr unglückliches Projekt geerbt. Es wurde bei einer Altanlage die alte Galettenheizungsregelung durch eine PID-Regelung per Siemens SPS ersetzt (Eine Galette ist im Prinzip eine rotierende Metalltrommel, die per Induktion beheizt wird. Die Abkühlung erfolgt rein passiv, also Heizung aus und warten). Das funktioniert soweit aber die Abweichung vom Sollwert beträgt + 1,5 und - 2,5 Grad C, Ziel sind max. +-1 Grad C. Das wurde auch mit dem originalen Regler erreicht, d.h. die Originalhardware konnte das. Die Siemens-SPS (FB58 TCONT_CP)steuert die originalen SSR per PWM an. Es kann damit sehr schnell aufgeheizt aber nur sehr langsam abgekühlt werden. Die Kollegen haben darum schon den Stellgrad auf max. 80% limitiert. Die Galette hat 3 Heizzonen (vorne, mittig, hinten) und die Temperatur jeder Heizzone wird per PT2000 direkt an der drehenden Galette gemessen (Datenübertragung der Messwerte per Infrarot, Energieübertragung für das Messwertsystem induktiv). Die Sollwertabweichung + 1,5 und - 2,5 Grad C werden aktuell mit folgenden Einstellungen erreicht (LMN: max. Stellgröße, Cycle: Regler-Abtastzeit, Break Time: Mindestpausendauer) : Heizzone hinten P 4,9 I 2,0 D 0 LMN 80 Break Time 0,2 Cycle 0,09 Heizzone Mitte P 10,0 I 1,5 D 0 LMN 80 Break Time 0,2 Cycle 0,06 Heizone vorne P 5,0 I 3,0 D 0 LMN 80 Break Time 0,2 Cycle 0,04 Das Aufheizen von Raum- auf Betriebstemperatur (mit evtl. Überschwingern) ist relativ uninteressant, da das Hochfahren der anderen Anlagenteile ca. eine 1/2 Tag dauert. Bis dahin sollte sich die Galettentemperatur schon lange eingeschwungen haben. Ziel ist es, die Reglerparameter zu finden, die zu einem Regelverhalten mit einer max. Abweichung von +- 1 Grad C führen. Zusätzlich Herausforderungen: 1. Die Anlage steht in Ägypten, wir aber sitzen hier in D. 2. Die Anlage ist schon so alt, dass wir auch in unserem Labor keinen ähnliche Aufbau Galette, Spulen, SSR, etc. mehr haben. 3. Es ist kein Remotezugriff auf die Anlage möglich Ich kann also hier in D nichts ausprobieren. Das Positive: Die Anlage hängt an einem Prozessleitsystem, das die Temperaturen 1 * pro Sekunde mitschreibt. Ich kann also dem Kunden z.B. mitteilen, welche Parameter er einstellen soll und mir dann die resultierenden Messwerte des Prozessleitsystems zusenden lassen. Ich weiß, das sind nicht viele Infos aber im Moment ist das alles, was ich an Infos habe. Wie geht man in solch einem Fall systematisch vor? Vielen Dank für eure Hilfe. Jürgen
>steuert die originalen SSR per PWM an.
Bist Du sicher?
Heizung und PWM?
Hallo Sebastian, im Siemens-Handbuch zum Baustein TCONT_CP heißt es: "Die Funktion PULSEGEN wandelt den analogen Stellwert LmnN durch Pulsbreitenmodulation in eine Impulsfolge mit der Periodendauer PER_TM um." Laut Info meiner Kollegen wird die Funktion PULSEGEN verwendet. Daraus habe ich auf Ansteuerung der SSR per PWM geschlossen. Oder habe ich das falsch verstanden?
Jürgen B. schrieb: > Ich weiß, das sind nicht viele Infos aber im Moment ist das alles, was > ich an Infos habe. Wie geht man in solch einem Fall systematisch vor? Öhm...Sprungantwort ermitteln würde ich sagen. Den P-Wert der mittleren Heizzone finde ich ganz schön heftig, weicht doch deutlich von den anderen beiden Positionen ab. Deutet IMO auf eine schlechte Isolierung hin oder aber dass die Regelparameter schlecht gewählt sind. Ich würde also bei allen drei Heizzonen z.B. den P-Anteil auf 5 Stellen und I und D Anteil auf 0, Break-Time überall gleich (wäre hier 0 sinnvoll?), Cycle was da halt sinnvoll ist und dann einen Aufheizsprung der Anlage abverlangen um aus dem dann entstehenden Verlauf die I- und D-Parameter zu ermitteln. Sebastian S. schrieb: > Bist Du sicher? > Heizung und PWM? Wieso nicht, ist völlig normal. Machen z.B. unsere RTP-Anlage auch so.
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Macht aber bei einer Heizung mMn wenig sinn, da die viel zu träge reagiert. Sinnvoller wäre es wohl eine einfache Ein/Aus Strategie.
Ich stelle meine Regler intuitiv mit Hilfe der Sprungantwort ein. (Sollwertsprung+, Halten, Sollwertsprung-). Solange halten, bis sich Regler eingeschwungen hat. Der Sprung muss so moderat sein, dass der Regler nach erträglicher Zeit einschwingen kann) Prinzipieller Tipp: - P-Anteil höher machen! - Überschwinger mit D-Anteil unterdrücken Da die Abkühlung noch viel lagsamer, als die Erwärmung erfolgt, bedeutet das, dass du Überschwinger vermeiden musst. Denn die gibt es sonst genauso im Betrieb! Deshalb würde ich intuitiv sagen, dass du unbedingt auch einen D-Anteil brauchst damit beim Aufheizen / Abkühlen schon vor Erreichen des Sollwertes gegengesteuert wird. Dadurch wird auch die Phasenverschiebung der Regelstrecke teilweise kompensiert und man kann deshalb den P-Anteil deutlich erhöhen und die Regelung ist trotzdem stabil ohne Überschwinger.
Stephan schrieb: > Macht aber bei einer Heizung mMn wenig sinn, da die viel zu träge > reagiert. Sinnvoller wäre es wohl eine einfache Ein/Aus Strategie. Du glaubst also, du bist schlauer als Ziegler und Co? Natürlich macht das auch bei einer Heizung Sinn. PID ist nichts, was man im "Gefühl" hat, das ist ja das Tolle daran: Das lässt sich berechnen. Und die Sprungantwort hilft dabei enorm.
M. K. schrieb: > Du glaubst also, du bist schlauer als Ziegler und Co? Natürlich macht > das auch bei einer Heizung Sinn. Ich sicher nicht. Aber frage Dich doch mal warum man im E-Herd die Relais hört wenn die Platten an und aus gehen. Vermutlich sind alle Hersteller zu blöd da eine PWM zu nutzen. Oder ist es vielleicht doch Perlen vor die Säue da eine PWM zu nutzen? Nicht alles was technisch möglich ist, ist auch immer sinnvoll.
Stephan schrieb: > Aber frage Dich doch mal warum man im E-Herd die > Relais hört wenn die Platten an und aus gehen. Ganz schlechtes Beispiel, denn alle Induktionsherde z.B. benutzen PWM, wenn auch im Sekundenbereich, um die Platten zu pulsen. Selbst mein kleiner konventioneller E-Herd macht nach dem Einbau der neuen Elektronik PWM mit etwa 2 Sekunden Periodendauer. Relais klacken höchstens noch im Backofen. Ich stimme Alexxx zu, der D Anteil sollte höher gesetzt werden und dementsprechend auch P.
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Matthias S. schrieb: > Ganz schlechtes Beispiel, denn alle Induktionsherde z.B. benutzen PWM, Sehr komisch. Das sind Spulen.... Da machen die rückständigen Ing. bei AEG in meinem Ceranfeld klick klack. :-)
Ein I-Anteil bei so einem langsamen Prozess erscheint mir sinnlos. Der akkumuliert immer weiter und führt zu Überschwingern. Stichwort "rollup".
Man kann einen PID-Regler von Hand einstellen wenn man etwas Übung damit hat. Dann schaut man auf die Sprungantwort und weiß welchen der 3 Parameter man erhöhen oder senken muss damit es besser wird. Um das zu trainieren ist es hilfreich sich ein Tool zu basteln das so eine ähnliche Regelstrecke simuliert und dann 3 Schieberegler und die Sprungantwort in Echtzeit plotten so daß man sehr schnell eine Intuition dafür bekommt wie sich P, I und D auswirken, dann mal ne Stunde oder so damit rumspielen und man bekommt ein Gefühl dafür. Irgendwann wirfst Du nur noch einen Blick auf die Sprungantwort und sagst sofort: "Einen Hauch weniger D und ein bisschen mehr I und die Kurve wird so aussehen", "P ist viel zu hoch", etc. und es wird besser werden, so lange bis es passt.
Hallo Ich arbeite auch mit so Rollenheizungen und derselben Ansteuerung. Unsere PWM schaltet ca. im 10s zyklus mit Auflösung 0.1s. Viel schneller macht keinen Sinn da die SSR nur im Nulldurchgang schalten. So erhalte ich gute Startwerte: Tv(D-Anteil) und Tn(I-Anteil) erstmal auf 0 setzen. Dann Kp von 0 aus hochdrehen bis die aktuelle Temperatur um den Sollwert herum schwingt. Dann Kp auf 2/3 reduzieren und Tn vom Maximum (kleiner I-Anteil) ausgehend reduzieren bis Soll = Istwert. Das funktioniert gut solange das System genug Zeit hat um sich einzupendeln. Mit dem Tv (D-Anteil) kann man das Überschwingen beim Aufheizen dann noch reduzieren.
StefG schrieb: > So erhalte ich gute Startwerte: >... Du beschreibst im Prinzip Ziegler-Nichols, nur schwammiger :) Soll keine Kritik sein, erlaubt ist natürlich was funktioniert, nur für nachfolgende Leser die ein Schlagwort zum googlen brauchen können.
StefG schrieb: > Tn vom Maximum (kleiner I-Anteil) > ausgehend reduzieren bis Soll = Istwert. Das ist immer sofort der Fall sobald Ki>0. Die Kunst ist es ihn so weit aufzudrehen bis es gerade genug ist und nicht zu viel. Ebenso die anderen 2.
In so einem Fall bist du eine arme "Sau", aber mit der Aussicht auf einen Ägypten Urlaub. Ich würde mir die originale Regelung besorgen, und versuchen, die nachzubauen. Wenn man an die Software nicht herankommt, dann kannst du ein gemessenes Temperaturprofil "simulieren", und schauen was der Original-Regler macht. Ich könnte mir vorstellen, dass da einige Tricks eingebaut sind, die über einen simplen PID Regler hinausgehen.
Vielen Dank für eure Tipps! Das klingt ja machbar :-) Ziegler-Nichols ist mir theoretisch bekannt, praktisch habe ich das noch nicht gemacht. Zum Thema Geschwindigkeit der Heizung: Das Ganze reagiert überaus schnell, es ist eine Induktions- und keine Widerstandsheizung, dadurch ist die Reaktion eher wie bei einer Lampenheizung (RTP) aber ohne Wasserkühlung. Im Unterschied zum Induktionsherd wird die Temperatur nicht in der Heizung sondern direkt am Galettenmantel, also sozusagen am Topf auf dem Herd, gemessen. Die originale Regelung ist nur beim Kunden vorhanden, wir haben hier im Werk nur noch ein paar wenige Ersatzteile dafür. Das Problem der originalen Regelung: Die Software scheint damals für uns extra angepasst worden zu sein (haben wir auch z. B. bei alten Umrichtern), einige Parameter bzw. Parameterwerte werden auch in der Originalbeschreibung nicht erwähnt. Und von den alten Kollegen, die den Regler noch kennen, ist keiner mehr hier. Zum Thema Sprungantwort: Wie mache ich das mit den 3 Heizzonen (vorne, Mitte, hinten) einer Galette? Alle 3 gleichzeitig mit einem Sprung beaufschlagen?
Stephan schrieb: > Ich sicher nicht. Aber frage Dich doch mal warum man im E-Herd die > Relais hört wenn die Platten an und aus gehen. Vermutlich sind alle > Hersteller zu blöd da eine PWM zu nutzen. Nö, zu klug. Wie genau braucht man denn die Temperatur beim Kochen? Also mir ist das völlig schnuppe ob der Backofen jetzt 180 oder zwischen 170 und 190 Grad pendelt. Bei den Hochtemperaturprozessen, mit denen ich beruflich in der Halbleiterfertigung zu tun hab, würde es mich schon stören, wenn die rund 1000 Grad nur auf +/- 1 Grad genau eingeregelt würden, da bin ich froh, dass ich nen PID-Regler hab und nicht nur einen Zweipunkt-Regler wie er typisch im Herd eingesetzt wird bzw. wurde, mein Herd ist weit über 20 Jahre alt, ka wie da der aktuelle Stand der Technik ist. Nick M. schrieb: > Ein I-Anteil bei so einem langsamen Prozess erscheint mir sinnlos. Wenn er zu groß gewählt wird ist er das auf jeden Fall ;) Jürgen B. schrieb: > Zum Thema Sprungantwort: Wie mache ich das mit den 3 Heizzonen (vorne, > Mitte, hinten) einer Galette? Alle 3 gleichzeitig mit einem Sprung > beaufschlagen? Japp, alle drei gleichzeitig.
M. K. schrieb: >> Ein I-Anteil bei so einem langsamen Prozess erscheint mir sinnlos. > > Wenn er zu groß gewählt wird ist er das auf jeden Fall ;) Haha! ;-) Nachdem aber offensichtlich wurde, dass die Aufheizung doch nicht so langsam ist, muss ich mich korrigieren: Sei mit dem I-Anteil vorsichtig und versuch es erst mal ohne. Ja, ich hab schon mitbekommen, dass das ganz weit weg ist. Darum würde ich mich kümmern die Reaktionszeit der teilnehmenden Personen zu verkürzen. Telefonkonferenz während Produktionsstillstand etc.
Nick M. schrieb: > Sei mit dem I-Anteil vorsichtig > und versuch es erst mal ohne. Es ist eine Heizung, da wird er nicht ohne I auskommen, oder wie stellst Du Dir das vor? Immer 30% mehr einstellen damits ungefähr hinkommt?
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Bernd K. schrieb: > Es ist eine Heizung, da wird er nicht ohne I auskommen, oder wie stellst > Du Dir das vor? Immer 30% mehr einstellen damits ungefähr hinkommt? Wenn ich mir die Regelung meines Härteofens so anschaue ... Ich stell 800 °C ein, er heizt auf und schaltet bei etwa 700 °C schon die Heizung ab. Und wenn ich mir dann überleg, was in den 15 Minuten mit dem I-Anteil passiert ist (besser wäre) ... würde er bei 800 °C immer noch heizen. Ich hab's weiter oben schon (falsch) geschrieben: windup. Und wenn das der Regler nicht begrenzen kann (scheinbar nicht), dann wird sie freudig schwingen.
Nick M. schrieb: > Darum würde > ich mich kümmern die Reaktionszeit der teilnehmenden Personen zu > verkürzen. Ich würde als erstes mal versuchen das halbwegs in einer Simulation nachzubilden, und zwar so daß das bisher gemessene damit einigermaßen in Einklang zu bringen ist, dann kann er zuhause einen halben Tag auf eine Millisekunde zusammenschrumpfen und mal ein paar Einstellverfahren ausprobieren oder von Hand an den Reglern drehen und dabei die Verformung der Kurve live beobachten ohne Gesichtslähmung zu bekommen oder beim Warten auf den nächsten Telefonanruf versehentlich zu verhungern.
Nick M. schrieb: > Und wenn ich mir dann überleg, was in den 15 Minuten mit > dem I-Anteil passiert ist (besser wäre) ... würde er bei 800 Nein, nicht wenn er richtig eingestellt ist. Und darum gehts ja hier: das richtige Einstellen.
Bernd K. schrieb: > Nein, nicht wenn er richtig eingestellt ist. Sicher. Der I-Anteil wird erst dann wieder (langsam) abgebaut, wenn der Sollwert überschritten ist. Das macht ihn bei ohnehin trägen Systemen extrem hinterlistig. Dafür ist bei Öfen ein hoher P-Anteil kein Problem, weil die Regelstrecke selbst keinen differenzierenden Anteil mitbringt. Nett ist es, wenn Störgrößenaufschaltung (PD) möglich ist.
Walter T. schrieb: > Der I-Anteil wird erst dann wieder (langsam) abgebaut, wenn der > Sollwert überschritten ist. Das ist immer so, nicht nur bei Systemen die für menschliche Verhältnisse träge sind. Das Ziel (bei Strecken ohne I-Verhalten wie einem Ofen) ist eben, dass beim Erreichen des Sollwertes der bis dahin aufintegrierte I-Anteil grade reicht um diesen zu halten, da der P-Anteil ja auf 0 fällt. Nicht mehr. Der I-Anteil wird dann erstmal nicht mehr abgebaut, soll er auch nicht.
Walter T. schrieb: > Bernd K. schrieb: >> Nein, nicht wenn er richtig eingestellt ist. > > Sicher. Der I-Anteil wird erst dann wieder (langsam) abgebaut, wenn der > Sollwert überschritten ist. Das macht ihn bei ohnehin trägen Systemen > extrem hinterlistig. Deshalb ist man ja gut beraten den Regler nicht Pi-mal-Daumen einzustellen sondern mit den bekannten Einstellverfahren, z.B. nach Ziegler-Nichols ;)
Walter T. schrieb: > Das macht ihn bei ohnehin trägen Systemen > extrem hinterlistig. Langsam ist relativ! Und in einer Simulation verliert die Zeit ihren Schrecken und ihre zersetzende Wirkung auf die menschliche Wahrnehmung und Arbeitsmoral gänzlich und man kann das System um den Faktor 1000000 beschleunigen dabei beobachten daß alle Gesetzmäßigkeiten der Regelungstechnik dort weiterhin exakt bis aufs i-Tüpfelchen genauso funktionieren wie bei "langsamen" Systemen. Und selbstverständlich auch der I-Anteil.
Walter T. schrieb: > Der I-Anteil wird erst dann wieder (langsam) abgebaut, wenn der > Sollwert überschritten ist. Er soll nie ganz abgebaut werden weil der Ofen ja ständig Energie verliert, der I-Anteil soll da permanent dagegen halten. Und das einmalige Überschwingen und dann langsame annähern des I-Anteils von oben, ich nenn es mal die I-Schulter kann man kompensieren mit dem richtigen D-Anteil. Der drückt die Schulter wieder runter. Den D-Wert kann man so weit erhöhen bis kurz vor dem Peak ne weitere Beule rauskommt, ich nenn sie mal die D-Beule. Du drehst D nur so weit auf bis die D-Beule gerade noch nicht merklich in Erscheinung tritt und dann stellst Du I so ein daß die Schulter wieder horizontal wird. Evtl. abwechselnd mit D und I spielen bis die Schulter fast perfekt aussieht, so als ob er am Sollwert im Vorbeiflug einfach wie in Leim kleben bleibt, ohne Überschwinger. Und dann zur Sicherheit mal sehen ob sich mit etwas mehr P immer noch ein gutes I und D finden lassen und kein P-Schwingen auftritt, wenn Du das optimal passende P dazu gefunden hast wird das maximal knackig und schön. Mit der Zeit bekommst Du Übung, Du wirst die Kurven wiedererkennen wenn Du sie siehst und sofort intuitiv sagen: "Der könnte noch ein gutes bisschen mehr D vertragen", "Hier ist der I-Anteil zu hoch", "Das sieht verdächtig nach zuviel P aus", ...
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Hier, kleines Spielzeug: https://github.com/prof7bit/pid-trainer https://www.youtube.com/watch?v=xH1h3BZFKPw&feature=youtu.be (Es ist die Sprungantwort, nicht die Impulsantwort, das ist da noch falsch beschrifet)
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Bernd K. schrieb: > Langsam ist relativ! Und in einer Simulation verliert die Zeit ihren > Schrecken und ihre zersetzende Wirkung auf die menschliche Wahrnehmung > und Arbeitsmoral gänzlich ...... Wo könnte man ein allg. zugängliches Simulationsprogramm herunterladen? Ich würde gern mal mein Heizkörperprogramm (Thermostatventil mit umgebautem el. Thermostatkopf "schnell" optimieren.
wolle g. schrieb: > Bernd K. schrieb: >> Langsam ist relativ! Und in einer Simulation verliert die Zeit ihren >> Schrecken und ihre zersetzende Wirkung auf die menschliche Wahrnehmung >> und Arbeitsmoral gänzlich ...... > > Wo könnte man ein allg. zugängliches Simulationsprogramm herunterladen? > Ich würde gern mal mein Heizkörperprogramm (Thermostatventil mit > umgebautem el. Thermostatkopf "schnell" optimieren. Ich würds wahrscheinlich einfach mit Python machen, aber vielleicht ist das auch nur für mich der Hammer der zu so einem Nagel passt, andere mögen aufgrund unterschiedlicher Vorbelastung oder Neigung vielleicht andere Tools bevorzugen.
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Noch ein Ansatz in eine ganz andere Richtung: wie hoch ist die Messung aufgelöst und wie stabil sind die letzten Bits? Wenn so eine Galette beispielsweise auf 500 °C aufgeheizt wird und der Sensor einen Messbereich von 20 °C bis 532 °C aufweist; dann würde eine Auflösung von einem Kelvin neun echten Bits entsprechen. Ist der Messbereich nicht so genau auf das Betriebstemperaturfenster zugeschnitten, natürlich entsprechend mehr. Was kann denn so eine SPS? Und ist der Sensor so beschaltet, dass man die Auflösung sinnvoll nutzen kann?
wolle g. schrieb: > Wo könnte man ein allg. zugängliches Simulationsprogramm herunterladen? > Ich würde gern mal mein Heizkörperprogramm (Thermostatventil mit > umgebautem el. Thermostatkopf "schnell" optimieren. SciLab (www.scilab.org) ist hier eine Idee, das ist eine Art Matlab und Xcos ist Simulink-ähnlich und damit kann man prima solche Simulationen machen.
Poste doch mal eine Messreihe dann können die Profis da mal drüberblicken.
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge. Als erstes werde ich mich an der Methode von Ziegler und Nichols (Dauerschwingung) versuchen. Mal sehen, ob das klappt. Entweder lässt sich der Kunde dazu breitschlagen, dass er den Versuch selbst macht oder ich fahre in einigen Wochen hin. blub schrieb: > Poste doch mal eine Messreihe dann können die Profis da mal > drüberblicken. Leider habe ich noch keine Messreihe, da die Kollegen bei ihren Kundenbesuchen keine aufgenommen haben und die Maschine im Moment noch mit dem alten Regler läuft. Messfehler schrieb: > Und ist der Sensor so beschaltet, dass man die Auflösung sinnvoll nutzen > kann? Ja. Das Signal des Temperatursensors wird auf 4..20mA umgesetzt und aus der Galettendrehung per Infrarot nach außen übertragen. Bei anderen Anlagenteilen läuft das genauso, also Umsetzung des Temperatursignals auf 4..20mA, dann SPS mit Software-PID-Regler und Ausgabe des Stellwertes entweder digital (PWM) oder analog. Was mir noch nicht ganz klar ist: Wie mache ich einen Sprung um eine Sprungantwort aufzunehmen? Meine Idee war, im Handbetrieb den Stellwert von z.B. 60% auf 65% zu erhöhen. Das geht bei diesem Regler aber nicht (genauer es geht nur über das Siemens SPS Programmiersystem), da kein Handbetrieb programmiert worden ist. Kann ich das auch mit z.B. P = 5, I = 0, D = 0 und Sollwertsprung von z.B. 100 Grad C auf 110 Grad C machen?
Leicht OT: Kannst Du Dir die Regelungstechnik als Beratungsleistung nicht einkaufen? Das ist zwar nicht billig, aber ich weiß nicht, was euch der Tag an Verzögerung kostet, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Topic: Ziegler-Nichols kannst Du am geschlossenen Regelkreis machen. Dafür brauchst Du auch einen Sollwert-Sprung. Parameter-Identifikation am geschlossenen Regelkreis geht auch, aber ist etwas schwieriger. D und I-Anteil auf Null setzen ist richtig, wenn das System ungefährlich ist. Ob P=5 geeignet ist, kannst Du nur vor Ort entscheiden. Entscheidend ist ja die Gesamt-Kreisverstärkung inkl. Stellglied.
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Walter T. schrieb: > Kannst Du Dir die Regelungstechnik als Beratungsleistung > nicht einkaufen? Ich mag hier gar nicht berichten, was für dieses Projekt mit welchem Ergebnis schon alles extern eingekauft worden ist ... Um es kurz zu machen: Das Wissen soll wieder ins Haus geholt werden. Walter T. schrieb: > D und > I-Anteil auf Null setzen ist richtig, wenn das System ungefährlich ist. > Ob P=5 geeignet ist, kannst Du nur vor Ort entscheiden. Prima, habe ich verstanden. Dann besteht ja Hoffnung, eine der beiden Möglichkeiten sollte zum Ziel führen. :-)
Eventuell könnte dir das hier weiter helfen: Hier kannst du deine Regelstrecke modellieren und anhand der gemessenen Kurven die Parameter schätzen lassen: http://www.aaabbb.de/ControlTheory/ControlPathParameters.php Und hier kannst du die Parameter für den PID-Regler bestimmen lassen: http://www.aaabbb.de/ControlTheory/ControlLoopTuningIteration.php oder http://www.aaabbb.de/ControlTheory/ControlLoopTuningStepResponse.php Die Seiten benötigen allerdings Javascript und einen modernen Browser.
... schrieb: > Hier kannst du deine Regelstrecke modellieren und anhand der gemessenen > Kurven die Parameter schätzen lassen: Das ist für mich der 2. Schritt da die Voraussetzung ist, dass das Verhalten der Regelstrecke bekannt ist. Das ist aber bislang leider nicht der Fall. Darum als 1. Idee die Methode nach Ziegler-Nichols, Erhöhung von P bis zur Dauerschwingung. Dafür müssen meinem Verständnis nach die Parameter der Regelstrecke nicht bekannt sein. Und als 2. Idee die Messung der Sprungantwort der Regelstrecke. Danach kann dann die Regelstrecke modelliert /simuliert und darüber die PID-Parameter bestimmt werden. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Hast du richtig verstanden. IMO einfacher ist es, wenn du den Regelkreis öffnen kannst und das Streckenverhalten ermitteln kannst (2. Einstellregel nach Ziegler-Nichols) da ja nicht bekannt ist, ob deine Heizung überhaupt schwingen kann. ;)
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