Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Galvanische Trennung TI vs. ADI vs. SiLabs


von Dominik (Gast)


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Wer hat schon praktische Erfahrung mit den unterschiedlichen Herstellern 
und ihren Methoden für galvanische Trennung?
Welcher der Hersteller hat die IM PRAKTISCHEN EINSATZ beste Technologie, 
die am wenigsten Probleme verursacht?
Als Randbedingungen habe ich relativ geringe Datenraten (115kBd UART / 
RS485) und der Preis ist auch unwichtig, aber es muss halt sowohl sehr 
zuverlässig funktionieren als auch EMV-mäßig ruhig sein.
Hat jemand Tipps aus der Praxis zu den Komponenten?

von Clemens L. (c_l)


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Zuverlässig sind sie alle.

AD sagt in AN-1109:
> Data transitions at the input of iCoupler digital isolators are
> encoded as narrow pulses that are used to send information
> across the isolation barrier. These 1 ns pulses have peak
> currents of up to 70 mA and may cause radiated emissions and
> conducted noise if not considered during printed circuit board
> (PCB) layout and construction. This application note identifies
> the radiation mechanisms and offers specific guidance on
> addressing them through high frequency PCB design
> techniques.

TI und SiLabs benutzen auch Hochfrequenz-Signale.

NVE sagt:
> IsoLoop Isolators have the lowest EMC footprint of any isolation
> technology. IsoLoop Isolators’ Wheatstone bridge configuration
> and differential magnetic field signaling ensure excellent EMC
> performance against all relevant standards.
> Additionally, on the IL510 and IL515, the internal clock can be
> disabled for even better EMC performance.

Bei den IL61x-Isolatoren ist der Eingang eine passive Spule, sie haben 
also überhaupt keinen internen Takt (und sind robuster).

von Xerxes (Gast)


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Hi.
Wir haben bis jetzt den ISO7221 und den ADUM 1201 verwendet.
Bei funktionieren einwandfrei.

Der ADUM 1201 ist allerdings auf dem EMV-Flachbettscanner deutlich als 
Störer zu erkennen. Durch ein gutes Layout ist das aber in den Griff zu 
bekommen. Die Baugruppe hat bis jetzt alle EMV-Tests bestanden.

von No Y. (noy)


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Was ist denn ein EMV-Flachbettscanner???

von Nick M. (Gast)


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Ich verwende den LTM2881 für RS485.
Nicht gerade billig, aber wenig Aussenbeschaltung und Null 
Entwicklungsaufwand. EMV-Test sofort bestanden, kein Ausfall bis jetzt 
bei über einem Jahr Einsatz rund um die Uhr und > 100 Stück.

Bei mir allerdings nur mit 9600 Baud.

von Xerxes (Gast)


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No Y. schrieb:
> Was ist denn ein EMV-Flachbettscanner???

https://www.datatec.de/YIC-Technologies-EM8000

Ein wirklich sehr hilfreiches Messgerät !

von Nick M. (Gast)


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Xerxes schrieb:
> Ein wirklich sehr hilfreiches Messgerät !

Toll! Was würde denn sowas grob kosten?

"Wer frägt kann es sich nicht leisten"

von No Y. (noy)


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Toll, hab cih direkt meinem Entwicklungsleiter als Wunschliste 
geschickt...

Ich glaub nämlich nciht das die seit Jahren angedachte eigene EMV Kammer 
in den nächsten 1-2 Jahren was wird :-D (platztechnisch)

von Xerxes (Gast)


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Nick M. schrieb:
> Xerxes schrieb:
>> Ein wirklich sehr hilfreiches Messgerät !
>
> Toll! Was würde denn sowas grob kosten?
>
> "Wer frägt kann es sich nicht leisten"

Wir haben 2014 ca. 13.000 € dafür bezahlt. Hinzu kommt noch ein 
passender Spektrumanalyser, wenn nicht schon vorhanden.

Das lohnte sich für uns aber auf jeden Fall da wir damit die eine oder 
andere Runde in der EMV-Halle eingespart haben.

Die Suche nach Störungen auf der LP wird damit zum  Kinderspiel.
(bin nicht gesponsort, nur begeistert.  )

von Xerxes (Gast)


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No Y. schrieb:
> Toll, hab cih direkt meinem Entwicklungsleiter als Wunschliste
> geschickt...
>
> Ich glaub nämlich nciht das die seit Jahren angedachte eigene EMV Kammer
> in den nächsten 1-2 Jahren was wird :-D (platztechnisch)

Hi.
Die von mir gewünschte GTEM-Zelle stieß bei meinem Chef ebenfalls nicht 
auf Begeisterung. Beim Flachbettscanner ließ er sich dann aber 
überzeugen.

von Xerxes (Gast)


Angehängte Dateien:

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No Y. schrieb:
> Toll, hab cih direkt meinem Entwicklungsleiter als Wunschliste
> geschickt...

Hi.
Anbei zwei Bilder die ich spontan auf dem Rechner gefunden habe.
Wir hatten Abstrahlungsprobleme von einem Schaltnetzteil.
Rauf auf's Brett und die folgenden Bilder sind dabei entstanden. Man 
sieht sehr schön wo sich die Störströme austoben.
Damit habe ich dann den Layoutfehler schnell finden können und für das 
bestehende Layout konnte ich durch eine Umbestückung deutliche 
Verbesserungen erreichen. (Eine Leiterbahn war ungünstig geroutet)

von No Y. (noy)


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Hab eben die + version endeckt.. :-D

Ist bei dem Preis der kleine Kasten auch mit dabei? Haben leider nur 
einen "alten" Analog Hameg Spektrum Analyzer.


Und nen PMM 9010/30P...

von Bauform B. (bauformb)


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Warum eigentlich sind Optokoppler total aus der Mode? Die kosten auch 
nur einen Widerstand und das Abblock-C?

von Xerxes (Gast)


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No Y. schrieb:
> Hab eben die + version endeckt.. :-D
>
> Ist bei dem Preis der kleine Kasten auch mit dabei? Haben leider nur
> einen "alten" Analog Hameg Spektrum Analyzer.
>
> Und nen PMM 9010/30P...

Der kleine Kasten ist das Interface zwischen Analyzer / Computer und 
Scanner. Ist dabei.

Für alles weitere mal den Hersteller kontaktieren und einen Vertreter 
kommen lassen. Wir haben uns das Gerät vor Ort vorführen lassen bevor 
wir uns entschieden haben.

von Pandur S. (jetztnicht)


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> Warum eigentlich sind Optokoppler total aus der Mode?

Optokoppler ziehen viel zuviel Strom und degraden ueber die Jahre. 
Waehrend ein ADuM das eben nicht tut.

Mein bevorzugter UART Trenner, zB zwischen Controller und FTDI 
USB-to-Serial ist ein ADuM1301 :

2+1 channel @ 1MBit, delay 65ns, 3-5V 1.3 & 1.0mA, 2500Vpeak, SO16W, 
3.28$@25

von Nick M. (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Warum eigentlich sind Optokoppler total aus der Mode? Die kosten auch
> nur einen Widerstand und das Abblock-C?

Weil z.B. der LTM2881 (RS485) den Bus freigeben kann (das ist bei 
2-Draht kriegsentscheidend) und auch die Versorgungsspannung für die 
isolierte Seite (den Bus) zur Verfügung stellt. Und ganz nebenbei für 
die richtigen Pegel sorgt und die auch richtig auswertet.

von Peter D. (peda)


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Bauform B. schrieb:
> Warum eigentlich sind Optokoppler total aus der Mode? Die kosten auch
> nur einen Widerstand und das Abblock-C?

Optokoppler im MHz-Bereich sind richtig teuer und brauchen viel Strom.
Schnelle Optokoppler werden auch gerne mal abgekündigt.
Nur im schnarchlahmen Bereich <1kHz lohnen sich noch Optokoppler.

von Peter D. (peda)


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Mit den ADUMs hatte ich bisher keine Probleme.
Als ich mal bei Lieferproblemen die pinkompatiblen von TI eingelötet 
hatte, gab es massive Probleme. Der Eingang war manchmal high aber der 
Ausgang low bzw. umgekehrt. Ein ganzes Los von 10 Platinen war 
betroffen. Die Platinen wurden auf dem Tisch von einem Labornetzteil 
versorgt, d.h. keine Störquellen in der Nähe.
Nach dem Auslöten und Einsetzen der ADUMs war wieder alles o.k.

Ich setze auch die CAN-Trenner ADM3052 ein.

von Dominik (Gast)


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Danke für die vielen Infos :-)
Der Flachbettscanner ist leider nicht ganz meine Preisklasse,
Was ist mit den SiLabs Bausteinen? Die haben eine sehr große Auswahl, 
auch an speziellerem Zeug, und das zu interessanten Preisen. Leider habe 
ich die bisher kaum beachtet und auch nciht wirklich wo im Einsatz 
gesehen.

von Nun. (Gast)


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Dave vom Eevblog setzt nen Isolator von Silabs ein. In seinem USB DC/DC 
Wandler... er hat zur aktuellen Version aber noch nichts genaues gesagt.
Wenn es aber schlecht funktionieren würde, hätte er sich vielleicht 
schon in nem Video drüber aufgeregt...

https://www.youtube.com/watch?v=SFrUINyYcEA

(nein, man muss seine langen Videos nicht ganz anschauen, durch skippen 
reicht)

von Oeletronika (Gast)


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Hallo,
> Dominik schrieb:
> Welcher der Hersteller hat die IM PRAKTISCHEN EINSATZ beste Technologie,
> die am wenigsten Probleme verursacht?
Ich meine, die Probleme entstehen eher durch schlechte Konzepte und 
fehlende oder unzureichende Schutzbeschaltungen.

> Als Randbedingungen habe ich relativ geringe Datenraten (115kBd UART /
> RS485)
Auf alle Fälle sind dann bandbreitenbegrenzte Treiber sinnvoll.

> und der Preis ist auch unwichtig, aber es muss halt sowohl sehr
> zuverlässig funktionieren als auch EMV-mäßig ruhig sein.
> Hat jemand Tipps aus der Praxis zu den Komponenten?

In Industriemessgeräten habe ich zehntausendfach galv. getrennte RS485 
im Einsatz (meist 57,6kbaud  also schön langsam, dann ist das ganze 
Thema der Busterminierung sehr unkritisch).

Früher Optokoppler und Maximtreiber (z.B. MAX483), aber seit es die 
RS485-Treiber mit galv. Trennung preiswert gibt, nur noch solche.
Jahrelang z.B. ADM42483.
In letzter Zeit eher ISO3082, ist billiger aber auch pinkompatibel zu 
ADM2481.
Gruß Oeletronika

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