Ich hab gerade mal eine alte Pentax SF7 Filmkamera von 1988 zerlegt. (Ich brauche da ein Teil von) Entwickelt wurde die Kamera also wahrscheinlich so ab 86 oder 85. Ich bin sehr erstaunt was da an Elektronik und Mechanik drin ist und ganz besonders wie das alles zusammengefummelt wurde. Ich haette nicht die geringsten Probleme damit meinen Automotor komplett zu zerlegen und wieder zusammenzubauen, aber ob ich die Kamera wieder zusammenbekommen wuerde, da hab ich doch so meine Zweifel! Daher wuerde mich mal interessieren ob sowas schon mit 3D-CAD entwickelt wurde oder noch mit Papier und Bleistift? Da sind Dutzende von Mechanikteilen drin die alle gestanzt, gebogen und gepresst wurden und dann ohne Luft dazwischen zusammengefummelt werden. Ein Kunstwerk wo ueber jedes Kubikmillimeter Volumen nachgedacht wurde! Weiss jemand ab wann diese Systeme in der Industrie aufkamen? Olaf
https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_CAD_software Vor den 1980 dürfte es hauptsächlich Strich-Grafiken gewesen sein.
Extrem großen Respekt habe ich vor den Ingenieuren, die in den 50er Jahren (wohl ausschließlich am Reißbrett) solche Rechenmaschinen konstruiert haben: https://www.youtube.com/watch?v=3mtuz5_erdY Es ist praktisch unmöglich, die Funktionsweise einer solchen Maschine nur durch Zusehen nachzuvollziehen, weil die komplexe Mechanik so dicht gepackt ist, dass der größte Teil davon trotz des geöffneten Gehäuses gar nicht sichtbar ist. Vermutlich haben die Ingenieure aus dieser Zeit wegen des Fehlens computergestützter Konstruktionswerkzeuge aus der Not heraus ein unglaublich gutes räumliches Vorstellungsvermögen entwickelt, wie es heute kaum noch jemand hat.
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Olaf schrieb: > Ich hab gerade mal eine alte Pentax SF7 Filmkamera von 1988 zerlegt. > (Ich brauche da ein Teil von) Entwickelt wurde die Kamera also > wahrscheinlich so ab 86 oder 85. > > Weiss jemand ab wann diese Systeme in der Industrie aufkamen? Meine "Kunstwerke" wurden in HP ME10 auf HP-UX erstellt. Davon konnten wir dann auch 3D machen und animieren. Das war an SGI Stationen. Ob die an DEC-VAX hingen oder HP-UX hingen, weiss ich nicht mehr. Das war so Mitte-80er. Damals(R) hatte man Workstations oder Terminals deren Hardware-Software als Einheit entwickelt wurde. SGI war atemberaubend. Was Pentax wann zur Verfügung hatte, weiss ich nicht. Bedenke das viel "Evolution" ist. Der Verschluss einer Kamera kann z.B. auch eine Weiterentwicklung eines alten Designs sein.
Yalu X. schrieb: > Extrem großen Respekt habe ich vor den Ingenieuren, die in den 50er > Jahren (wohl ausschließlich am Reißbrett) Ja, verdientermassen! Bei meinem Praxissemester bei BMW war ich auch in der Giesserei. Und dort auch für 15 Minuten in der Konstruktionsabteilung. Der Chef hat einen Planschrank aufgemacht und einen Zeichnungssatz für einen 6-Zylinder Reihenmotor-Zylinderkopf rausgezogen. Alles per Hand konstruiert. Auch die Wasserkanäle die möglichst eng um den Einlass und Auslass-Kanal rumgreifen müssen. Und natürlich der ganze Kladderadatsch für Nockenwelle, Schmierung, Ventiltrieb, Zündkerzen, Einlasskanäle, Auslasskanäle. Und nebenbei auch noch ohne Lunker gießbar. Komplett ohne CAD. Auch die Kerne die tunlichst nicht brechen dürfen wenn sie aufschwimmen. Der Chef mit gedämpfter Stimme: "Bitte lassen sie meine Leute in Ruhe. Die brauchen höchste Konzentration. Sie können sich gerne in der Gießerei aufhalten."
> Was Pentax wann zur Verfügung hatte, weiss ich nicht. Bedenke das viel > "Evolution" ist. Der Verschluss einer Kamera kann z.B. auch eine > Weiterentwicklung eines alten Designs sein. Ja, das hab ich mir auch schon gedacht. Teile wie z.B der Verschluss oder Transport werden sie in verschiedenen Kameras verwendet haben. Trotzdem, falls sie keine 3D-Software hatten finde ich das eine bemerkenswerte Leistung weil jeder kleine Fehler in der Entwicklung gleich Auswirkung auf das gesamte System hat und jede Aenderung gleich Anpassungen an Spritzgussformen oder Stanzen und Biegemaschienen braucht. Aber vielleicht haben sie vorher auch alles einmal von Hand aus Messing gefraest und hinterher die Flexplatinen drum rum gefaltet. Da sieht man mal wie einfach wir es heute haben wenn wir alles in der Software automatisch auf Ueberschneidung kontrollieren lassen koennen und es trotzdem gelegentlich zu einen Problem kommt. :-D Bei Sony hab ich da auch schon mal was schoenes in einem Diskman gesehen. Die hatten zwei Platinen die ueber zwei Steckverbinder mit den Bauteilseiten nach innen zusammengesteckt wurden und die Bauteile so angeordnet das sie ueberrall ineinander gepasst haben. Im Prinzip sind das alles Kunstwerke... Olaf
Sebastian L. schrieb: > Olaf schrieb: >> Ich hab gerade mal eine alte Pentax SF7 Filmkamera von 1988 zerlegt. >> (Ich brauche da ein Teil von) Entwickelt wurde die Kamera also >> wahrscheinlich so ab 86 oder 85. >> >> Weiss jemand ab wann diese Systeme in der Industrie aufkamen? > ... > Damals(R) hatte man Workstations oder Terminals deren Hardware-Software > als Einheit entwickelt wurde. SGI war atemberaubend. Ich habe vor kurzem 2 SGI O2 aus dem Müll gerettet. Irgendwas sagte mir, daß diese merkwürdigen blauen Eier etwas besonderes sind und nicht zerhackt werden sollten. :) Die Fanseiten und erzielbaren Ebay-Preise geben meiner Entscheidung recht. Auch wenn 128MB Speicher (wurde wohl leider nur die kleinste Ausbaustufe gekauft) heute jedes Scheibenwischer-Intervallrelais in seinem Mikrocontroller hat, neben 4 GB Flash. :) Kennt noch jemand die IBM "Exhibit" Ausstellung in den 80ern und weiß wann die genau war? Tourte durch Deutschland, man baute einen Pavillion in den Innenstädten auf und da gabs meiner Erinnerung nach auch CAD-Arbeitsplätze. In 720-Pixel-Herkules-Mono-Grün, aber ich glaube mit zweitem buntem (und unbezahlbaren) Grafikmonitor nebendran. Auch die erste Kasse mit Barcodeleser wurde vorgestellt und eine ganze Menge anderer Zukunftskram, der heute längst Schnee von gestern ist.
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Nick M. schrieb: > Der Chef mit gedämpfter Stimme: "Bitte lassen sie meine Leute in Ruhe. > Die brauchen höchste Konzentration. Sie können sich gerne in der > Gießerei aufhalten." Die sind vermutlich auch noch nicht für irgendwelche Bullshit-Bingo Meetings von Ihrer Arbeit weggezerrt worden.
Olaf schrieb: > Ich hab gerade mal eine alte Pentax SF7 Filmkamera von 1988 zerlegt. > Ich bin sehr erstaunt was da an Elektronik und Mechanik drin ist und > ganz besonders wie das alles zusammengefummelt wurde. Wir haben vor einiger Zeit den 4-Zylinder Boxer aus einer 1000er GoldWing (Motorrad) Bj. 78 komplett zerlegt und wieder aufgebaut. Uns erging es ähnlich. Wie zeichnet man so ein Motorgehäuse mit seinen vielen Rundungen am Reißbrett und wie überführt man eine solche Zeichnung in eine Gussform? Und wie viele Versuche benötigt man, bis man zwei Hälften hat, die zusammen passen? Und wie viele Versuche braucht es, bis die ganzen Innereien reinpassen, dass alles fluchtet und sich auch alles dreht?
Motorzerleger schrieb: > Und wie viele Versuche braucht > es, bis die ganzen Innereien reinpassen, dass alles fluchtet und sich > auch alles dreht? Einen. Aber dazu braucht man unbedingt: 0 Scrum-meetings. 0 PO. 0 Millenials 0 BWLer 0 Dampfplauderer 0 Kickerturniere jeden Donnerstag 0 Kurse für betreutes Denken
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