Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik LowPower/DeepSleep: MSP430 vs ESP8266


von Sven Scholz (Gast)


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Hallo Gemeinde,

bei der Arbeit mit dem MSP430 ist mir aufgefallen, dass ein 
DeepSleep/LowPower dort sehr viel besser gelöst ist, als beim ESP8266.

Beim ESP8266 gestaltet es sich meiner Erfahrung nach so, dass nach dem 
Erwachen aus
1
ESP.deepSleep(1000):

der Mikrocontroller komplett gereseted und neu-initialisiert wird.
Hiernach landet man wieder in der setup()-Routine.
Alle Variable-Inhalte vor dem deepSleep()-Aufruf sind damit verloren.

Ein MSP430 verhält sich deutlich anders.

Ein Erwachen aus
1
_BIS_SR(LPM3_bits + GIE); // Enter LPM3
führt hier NICHT zu einem Reset und der nachfolgende Code wird "einfach" 
weiterverarbeitet. Variable-Inhalte bleiben somit im Speicher und man 
kann mit ihnen weiterarbeiten.

Meiner bescheidenen Meinung nach ist die ESP-Lösung im Grunde gar kein 
richtiger Tiefschlaf.
Für Batterieanwendungen im Grunde dann auch nicht verwendbar, da dies ja 
doch sehr viele Nachteile beinhaltet (Hochlaufzeit im ms-Bereich, 
Verlust des Gedächtnisses, etc.)
Im Internet finden sich Bootup-Zeiten von 200ms für den ESP8266. Da 
kommen im direkten Vergleich zum MSP430 doch ein viel höherer 
Energieverbrauch zustande...

Könnt ihr das (grob) bestätigen oder liege ich da falsch?
Danke!

von Johannes F. (doppelgrau)


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Nimm dann doch den Light-Sleep, statt des Deep-Sleeps, braucht aber 
natürlich mehr Strom, wenn man den RAM & Co "am leben lässt".

https://www.espressif.com/sites/default/files/9b-esp8266-low_power_solutions_en_0.pdf

von Michael U. (amiga)


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Hallo,

das DeepSleep beim ESP8266 und teilweise auch beim ESP32 sicher nicht 
optimal gelöst sind, steht außer Frage.
Aber ist der Vergleich nicht etwas einseitig? Was macht ein MSP430 mit 
WLAN? ;)
Schon die Reaktionszeit des Routers beim reconnect kann da höher als die 
Bootzeit des ESP sein.

Gruß aus Berlin
Michael

von Olaf (Gast)


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> Könnt ihr das (grob) bestätigen oder liege ich da falsch?

Klar. Der 8266 ist ein schnell zusammengeschusterte Controller wo es dem 
Hersteller vor allem auf Wlan ankam. Das der mit Controllern die 
speziell fuer die Industrie auf geringe Leistungsaufnahme, wie die 
veralteten MSPs oder die moderneren Geckos oder ganz neuen SOTBs, nicht 
mithalten kann steht da vollkommen ausser Frage.
Allerdings wird wohl auch kaum einer der mit Microwatt rechnet einen 
Gedanken an WLAN verschwenden. .-) Du vergleichst da einfach zwei Welten 
die nichts miteinander zutun haben.

Olaf

von J. W. (dilbert)


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@Olaf,

generell stimme ich Dir zu - außer bei "die veralteten MSPs".

Die Architektur selbst gibt's zwar schon länger, aber TI bringt immer 
wieder neue Mikrocontroller mit durchaus interessanten Eigenschaften, 
z.B. kapazitiven GPIOs oder FRAM, heraus.

von Stefan F. (Gast)


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Sven Scholz schrieb:
> bei der Arbeit mit dem MSP430 ist mir aufgefallen, dass ein
> DeepSleep/LowPower dort sehr viel besser gelöst ist

Ach was. Du hast Recht, das ist beim ESP8266 sehr ungeschickt gelöst, 
außerdem nimmt er selbst im Deep-Sleep noch relativ viel Strom auf, 
verglichen mit seiner Konkurrenz.

Du hast nichts falsch gemacht, das Ding ist einfach bescheiden.

von Sven Scholz (Gast)


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Olaf schrieb:
> veralteten MSPs oder die moderneren Geckos oder ganz neuen SOTBs, nicht

Die ganz neuen MCUs von Renesas mit SOTB-Technologie sind noch nicht 
käuflich oder?
Bzw. als Privatanwender kommt man da (noch) nicht dran?
Und wenn, dann sind die Teile vermutlich extrem teuer (inkl. der 
Toolchain, Compiler, Programmieradapter, etc.)?

Danke und viele Grüße

von Sven Scholz (Gast)


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Michael U. schrieb:
> das DeepSleep beim ESP8266 und teilweise auch beim ESP32 sicher nicht
> optimal gelöst sind, steht außer Frage.

Der ESP32 wird nicht mehr über einen RESET aus dem Tiefschlaf geholt 
oder?
Sprich, es findet zwischen den Aufwachphasen nicht immer ein kompletter 
Boot mit Initialisierung des Chips statt?
Oder landet man auch hier IMMER wieder in der setup()-Routine?

von Olaf (Gast)


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> Die ganz neuen MCUs von Renesas mit SOTB-Technologie sind noch nicht
> käuflich oder?

Die FAEs turnen bereits durch die Firmen und bemustern dich. Ich hab 
jetzt nicht gekuckt, aber ich wuerde denken das du dann auch 
Einzelstuecke bei Digikey bekommst.

> Und wenn, dann sind die Teile vermutlich extrem teuer (inkl. der
> Toolchain, Compiler, Programmieradapter, etc.)?

Das sind ARMs. Du kannst also den ganz normalen gcc verwenden. Renesas 
verwendet selber fuer ihr Demoboard eine beschraenkte Version von IAR 
die du einfach so runterladen kannst.

Sie haben ausserdem ein Demokit:
https://www.renesas.com/us/en/products/software-tools/boards-and-kits/eval-kits/evaluation-kit-re01-1500kb.html

Ich vermute mal wenn man das bezahlen muss wird das nicht ganz billig 
sein weil das eher gross und mit Spielmaterial kommt. Als Firma bekommst 
du es umsonst.

Olaf

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