Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Genauigkeit Aux-Windung für Feedback-Spannung Flyback


von Toni (Gast)


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Hallo,

ich würde mir gerne einen kleinen Sperrwandler bauen, der mir aus 12 V 
isolierte 12 V bis 60 V macht bei einer Ausgangsleistung von 
allerhöchstens 60 Watt, also 1 A.

Da ich sehr gerne auf einen Optokoppler verzichte und es ja auch ohne 
geht, dachte ich mir, dass ich eigentlich eine Zusatzwicklung zum Messen 
der Ausgangsspannung nehmen könnte.

Als Controller würde ich einen LT1247 von Analog Devices nehmen.

Ich habe bisher nur einen einzigen Trafo selber gewickelt, daher frage 
ich mich, wie genau die Spannungsmessung wohl werden würde, wenn ich mir 
10 Stück davon baue.

Laut Rechnung würde mir bei 100 kHz ein E25/13/7 mit 2.5 uH reichen.
Das wäre beispielsweise mit 6 Wicklungen auf der Primärseite und 30 
Wicklungen auf der Sekundärseite möglich.

Als Zusatzwicklung würde ich dann zum Beispiel 10 Wicklungen nehmen und 
den Feedback-Spannungsteiler halt dementsprechend auf 1/3 anpassen.

Was haltet ihr von der Idee?

Grüße
Toni

von hinz (Gast)


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Das wird umso besser je enger die Feedback und die Sekundärwicklung 
gekoppelt sind. Ziemlich gut wirds wenn du die beiden bifilar wickelst.

von Toni (Gast)


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Das bedeutet doch auch, dass sich die Koppelkapazität zwischen den 
Wicklungen auch massiv erhöht?

Gibt's damit nicht weitere störende Probleme?


Die zweite Alternative übe die ich nachdenke ist einen Trennverstärker 
wie den AMC1311  für den Feedback einzusetzen.

von Dieter (Gast)


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Toni schrieb:
> Die zweite Alternative übe (die) ich nach/zu/denke/n,/ ist einen 
Trennverstärker  ;) ;)

Die Frage bei allem ist, wie genau denn die Ausgangsspannung 
nachgeregelt werden soll. Je nach dem reicht es vollkommen aus die 
Flybackspannung auf der Primärseite auszuwerten. Dann wird gar keine 
weitere Wicklung oder sonstiges benötigt. Es gibt viele Netzteile, die 
das so machen.

von hinz (Gast)


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Toni schrieb:
> Gibt's damit nicht weitere störende Probleme?

Nicht wenn mans richtig macht.



> Die zweite Alternative übe die ich nachdenke ist einen Trennverstärker
> wie den AMC1311  für den Feedback einzusetzen.

Aber ein OK ist zu viel Aufwand....

von Toni (Gast)


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dann werd ichs versuchen mit der Wicklung, versorgt wirds eh über die 12 
Volt.

Mal aus Interesse, würdet ihr beispielsweise bei 200 Volt sowas mit 
Trennverstärker machen, wenn ihr die Spannung eh mit nem ADC messen 
wollt?

von hinz (Gast)


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Toni schrieb:
> die Spannung eh mit nem ADC messen

Für die Regelung? Sieht nach Schnapsidee aus.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Brauchst Du eine sichere galvanische Trennung zwischen Ein- und Ausgang? 
Wenn beide die gleiche (fest verbundene) Masse haben dürfen, brauchst Du 
das alles nicht und kannst den Regler die Ausgangsspannung direkt messen 
lassen.

von Toni (Gast)


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Ich hätte sehr gerne eine komplette Isolierung.
Sonst würde ich einen Boost oder Sepic/Zeta nehmen.

Regeln wird bei mir ein LT1247, abgesehen davon kenne ich Leute die 
einen Flyback mit STM32Mikrocontroller regeln und es läuft super.

Den ADC würde ich nur zur Datenerfassung nehmen, falls ichs mal brauche 
für dahintergehängte Schaltungen, wie einen kleinen Antrieb.

von Dieter (Gast)


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+/-5% oder +/-2% genau?

von Toni (Gast)


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Hallo

bei 60 Volt hätte ich schon gerne was zwischen 59,5 V und 60,5 V, also 
etwa +/- 1 Prozent.

Mit einem Boost hab ich das schon hingekriegt, daher wärs schön das 
jetzt auch zu haben.


Ich betreibe den Flyback zwischen 100 kHz und 200 kHz.

Denkt ihr, dass es genauer werden könnte, wenn ich einen Trennverstärker 
für das Feedback anstatt einer Wicklung nehme?
Die Grenzfrequenz liegt bei vielen Typen bei >= 300 kHz.

Grüße
Toni

von hinz (Gast)


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Toni schrieb:
> etwa +/- 1 Prozent.

Das wird selbst mit Optokoppler nicht einfach.


> Trennverstärker

Der ist nicht besser, nur teurer.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Doch, mit Optokoppler und TL431A schafft man das spielend, ist ja nur 
eine Ausgangsspannung und kein hoher Strom. Mit Feedbackwicklung wird's 
aber wirklich schwierig, denke so +-2V wären realistisch.

Alternativ wenns richtig genau sein soll: Mit dem Wandler 3V drüber und 
den Rest mit einem Linearregler machen.

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Doch, mit Optokoppler und TL431A schafft man das spielend, ist ja nur
> eine Ausgangsspannung und kein hoher Strom.

Ratzfatz ist die Phasenreserve dahin...

Mit PID siehts gleich viel besser aus.

von M. K. (Gast)


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Toni schrieb:
> bei 60 Volt hätte ich schon gerne was zwischen 59,5 V und 60,5 V, also
> etwa +/- 1 Prozent.

Deine Hilfswicklungsgeschichte funktioniert ganz gut für Spannungen die 
nicht sehr genau sein müssen. Z.B. weil dahinter weitere Spannungsregler 
kommen.

Im Allgemeinen macht man das so:
https://www.onsemi.com/pub/Collateral/TND381-D.PDF

Flyback Wandler sind ziemlich gutmütig, wenn man mit der Frequenz nicht 
zu hoch geht. Bleib mal für den Anfang deutlich unter 100Khz.
Je schneller Du den machst umso mehr Probleme werden Dir die parasitären 
Effekte machen.

Hast Du bei Deiner Kernberechnung auch den Luftspalt berücksichtigt?
Der Kern selbst, kann die Energie nicht speichern.
Das geschieht im Feld des Luftspaltes.
Je größer der Luftspalt, umso mehr Wicklungen, um auf die Induktivität 
zu kommen.

Würth hat die WE-Flex Übertrager im Angebot, aus denen Du recht flexibel 
Deinen Trafo kombinieren kannst.

Toni schrieb:
> abgesehen davon kenne ich Leute die
> einen Flyback mit STM32Mikrocontroller regeln und es läuft super.
Ja, für konstante Bedingungen geht das ganz passabel.
Aber welchen Sinn macht es eine MCU einzusetzen, Hilfsspannungen dafür 
zu generieren und den ganzen Leistungskram dazuzubauen, wenn es ICs für 
kleinstes Geld gibt, die extra dafür entworfen wurden?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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M. K. schrieb:
> Je größer der Luftspalt, umso mehr Wicklungen, um auf die Induktivität
> zu kommen.

Weil ich es jetzt schon das zweite Mal in diesem Thread falsch lesen 
mußte: das sind Windungen. Wicklung nennt man die Gesamtheit aller 
Windungen, die mit einem Stück Draht gemacht wurden.


Also nicht :

> Das wäre beispielsweise mit 6 Wicklungen auf der Primärseite und 30
> Wicklungen auf der Sekundärseite möglich.

sondern:

Das wäre beispielsweise mit 6 Windungen in der Primärwicklung und 30
Windungen in der Sekundärwicklung möglich.

von ths (Gast)


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Es ist auch möglich, die Primärseite möglichst primitiv zu gestalten und 
auf eine Spule und einen Schalter zu reduzieren und sekundär einfach 
einen Step-Down-Wandler zu verwenden.

Da der Flyback-Wandler mächtig viele Oberwellen produzieren kann, muss 
man sekundär i. d. R. heftig filtern. Damit ist der Zusammenhang 
zwischen der tatsächlichen DC-Spannung und der induktiven Rückkopplung 
ohnehin schwierig.

Und nochwas: Eine nicht beschaltete Sekundärspule ist mächtig 
gefährlich.

von Toni (Gast)


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Als IC nehme ich auf jedenfall einen LT1247 oder LT1246 her.
Mit denen habe ich auch meinen Boost gebaut.
Alternativ wären noch die pingleichen und ähnlichen UC und UCC Teile von 
Texas Instruments.


Zur Berechnung hab ich die Formeln von Schmidt-Walter genommen und es 
mit seiner Webseite nachher abgeglichen.

Der Luftspalt ist aber vermutlich nicht korrekt mitberücksichtigt.
Da rechne ich sicherheitshalber noch einmal nach.


Ich habe bisher schlechte Erfahrungen mit Optokoppler gemacht, daher 
würde ich sehr gerne, wenn es möglich ist, darauf verzichten.


Also werde ich in Zukunft Windungen sagen, bei uns passen die Leute da 
nie so genau drauf auf, danke für den Hinweiß :)


Die Flex-Übertrager von Würth hab ich mir schon angeschaut.
Theoretisch käme der Typ 749196540 auf den ersten Blick in Frage.

Wie ist das denn mit den Wicklungen?

Die schreiben da bei n 1:1:1:1:1:1 hin.
Ich bin gerade etwas überfordert damit, wie muss ich das auffassen?


Schöne Grüße
Toni

von Toni (Gast)


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In meinem Fall müsste ich also bei dem Typen 749196540 und einem 
gewünschten Verhältnis von 1:5 und n 1:1:1:1:1:1 einmal die eine Windung 
so lassen und die anderen 5 Windungen miteinander verbinden?

Das beeinflusst doch auch die Streuinduktivitäten und Koppelkapazitäten 
ganz schön?

von M. K. (Gast)


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Axel S. schrieb:
> das sind Windungen

Ja.
Aber ich denke wir haben alle verstanden was gemeint ist.
Trotzdem hast Du natürlich recht.

ths schrieb:
> Eine nicht beschaltete Sekundärspule ist mächtig
> gefährlich.
Definiere 'mächtig gefährlich'
Die Spitzenspannung wird spätestens durch den Durchbruch des 
Schalttransistors begrenzt.

ths schrieb:
> Es ist auch möglich, die Primärseite möglichst primitiv zu gestalten und
> auf eine Spule und einen Schalter zu reduzieren und sekundär einfach
> einen Step-Down-Wandler zu verwenden.
Beim Vorwärtswandler okay, weil in zu out im wesentlichen über das 
Wicklungsverhältniss festgelegt ist.
Beim Flyback niemals, da der ohne Rückkopplung auf max Last ausgelegt 
werden muss und bei geringer Last die Sek Spannung in ungeahnte Höhen 
treibt.

Aber worüber reden wir hier eigentlich noch?
Das millionen Schaltnetzteile mit Optokoppler Rückkopplung gebaut 
wurden, obwohl das viel einfacher / eleganter geht?
Der TO soll es einfach so machen, wie alle anderen und nicht anfangen 
Cents einzusparen.

von ths (Gast)


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Auf keinen Fall Schippe zu einer Schaufel sagen :-)

von mark space (Gast)


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Die Genauigkeit dieser Lösung mit Hilfswicklung ist reichlich 
fragwürdig. Kann man hinbekommen, wenn sekundär konstanter Laststrom 
fließt - anderfalls: Keine Chance.

von Dieter (Gast)


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Toni schrieb:
> bisher schlechte Erfahrungen mit Optokoppler gemacht

Glaube oft in den Schaltungen werden die OK zu nahe an den Grenzen 
betrieben. Besser wäre es, wenn die Spannung des Flybacks von der 
primären Wicklung als grobe Regelung und der Optokoppler für das genaue 
Regeln verwendet würde.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Quark mit Soße.

von M. K. (Gast)


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Dieter schrieb:
> Besser wäre es, wenn die Spannung des Flybacks von der
> primären Wicklung als grobe Regelung und der Optokoppler für das genaue
> Regeln verwendet würde.

Schick, zwei konkurrierende Regelungen.
Unsinnig alleine reicht wohl nicht.
Möglichst schädlich sollte es wohl auch noch sein.

OC Rückkopplungen mit Shunt Regler funktionieren in Millionen Geräten.
Eine LED und ein Transistor in einem Gehäuse.
Welch Wahnwitz!
So ein überaus komplexes Gebilde ist ja kaum beherschbar ...

von Dieter (Gast)


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M. K. schrieb:
> Schick, zwei konkurrierende Regelungen.
> Unsinnig alleine reicht wohl nicht.

Es gibt Faelle, da wird das wirklich so realisiert. Ursache ist, dass 
wenn der OK zwischen zB. 44-45V von Led aus bis maximale Leuchtkraft 
reagiert, außerhalb des Bereiches keine Information über die 
Ausgangsspannung vorhanden ist.

von M. K. (Gast)


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Dieter schrieb:
> 44-45V von Led aus bis maximale Leuchtkraft

Der OK altert, deswegen nimmt man ja den shunt Regler dazu.
Alleine ist der OK denkbar ungeeignet analoge Werte zuverlässig 
wiederholbar zu übertragen.

Was Du beschreibst habe ich in der Realität noch nie zu Gesicht 
bekommen.
Über die Hilfswicklung die Nullstromerkennung für den quasiresonanten 
Betrieb, für extrem simple geschichten auch nur die Spg Regelung über 
die Hilfswicklung, aber grob über Hilfswicklung und fein über OK?

Hast Du da den Schaltplan eines real existierenden Gerätes, das ich mich 
eines besseren belehren lassen kann?

von Dieter (Gast)


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Einen Schaltplan habe ich nicht dazu. Gelesen hatte ich das irgendwo als 
regeltechnisches Problem. Der PID-Regler hat sonst einen zu übervollen 
Integrator und schwingt sonst realtiv lange voll über den Regelbereich 
hinaus.

von M. K. (Gast)


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Dieter schrieb:
> Gelesen hatte ich das irgendwo als
> regeltechnisches Problem.

Da der OK nur die Regelabweichung überträgt, fehlt mir gerade die 
Vorstellungskraft was diese zwei Konkurrierenden Regelungen bringen 
sollen, ausser viel Ärger.

Vielleicht so ein Beitrag wie die 'Powertrain' Geschichte, bei der an 
einem ganz bestimmten Zeitpunkt die Prim Wicklung recht exakt darüber 
Auskunft geben sollte, wie hoch die Sek Spannung ist.
War mal irgendwann im Glyn Newsletter.

Muster angefragt, nie eine Antwort bekommen, die Firma verschwand.
Jahre her, nie wieder was davon gehört.

Alle paar Monate wieder, wird dann die nächste Sau durchs Dorf 
getrieben.

von Dieter (Gast)


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M. K. schrieb:
> Da der OK nur die Regelabweichung überträgt, fehlt mir gerade die
> Vorstellungskraft was diese zwei Konkurrierenden Regelungen bringen
> sollen, ausser viel Ärger.

Dieter schrieb:
> Der PID-Regler hat sonst einen zu übervollen
> Integrator und schwingt sonst realtiv lange voll über den Regelbereich
> hinaus.

Die ergänzende (nicht konkurrierende) Regelung soll gerade einen Ärger 
vermeiden. Diese ist zusätzlich noch eine Redundanz für den Fall dass 
der OK ausfällt und verhindert so eine deutlich zu hohe 
Ausgangsspannung.

M. K. schrieb:
> einem ganz bestimmten Zeitpunkt die Prim Wicklung recht exakt darüber
> Auskunft geben sollte, wie hoch die Sek Spannung ist.

Das wird auch so von Chips für Schaltnetzteile gemacht. Die Firma hatte 
das Pech, dass dies ganz simpel bei den Chips der großen Anbieter (auch 
chinesische Hersteller) ergänzt werden konnte.

https://www.analog.com/en/technical-articles/no-opto-flyback-dc-dc-converters-snubber-protection-circuits.html#

Bei den Chips ist der Einfluss der Snubber-Beschaltung dargestellt. Es 
gibt unter den Chips welche, da wird nach den Details der Input am 
Feedback-Pin geschaltet in der Art, dass sogar das Zeitfenster der 
Überschwinger ausgeblendet wird.

von M. K. (Gast)


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Dieter schrieb:
> Die ergänzende (nicht konkurrierende) Regelung soll gerade einen Ärger
> vermeiden. Diese ist zusätzlich noch eine Redundanz für den Fall dass
> der OK ausfällt und verhindert so eine deutlich zu hohe
> Ausgangsspannung.

Das Problem bei konkurrienden Regelungen ist aber immer, das eine 
deutlich langsamer sein muss als die andere.
Nach welchen Kriterien entscheidet man, welcher Feedback gerade Mist 
liefert und ignoriert werden muss?

Als reine OV Abschaltung kann ich mir das noch vorstellen, als 
verlässliche Regelgröße nicht.
Ich habe es wie gesagt noch nicht in der freien Wildbahn gesehen, was 
aber nicht bedeutet das es nicht gemacht wird.

Dieter schrieb:
> 
https://www.analog.com/en/technical-articles/no-opto-flyback-dc-dc-converters-snubber-protection-circuits.html#
Okay, das ist interessant.

von Dieter (Gast)


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M. K. schrieb:
> Das Problem bei konkurrienden Regelungen ist aber immer, das eine
> deutlich langsamer sein muss als die andere.

Vermute das sind "Korridore" in Kennlinienfeldreglern mit ortsvariabler 
Gewichtung der Sensordaten salopp umschrieben ausgedrückt.

Da sind sicher auch ein paar Regeln für den Fall widersprüchlicher 
Sensordaten hinterlegt. Bei Versorgung von kritischer 
Chemieverfahrenstechnik würde ich sowas als Anwendungsfall vermuten.

von M. K. (Gast)


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Dieter schrieb:
> Vermute das sind "Korridore" in Kennlinienfeldreglern mit ortsvariabler
> Gewichtung der Sensordaten salopp umschrieben ausgedrückt.

:-))
Das hört sich wie das verklausulierte Manager Sprech an, wenn man einen 
eigentlich völlig simplen Sachzusammenhang wie 'wir heilen Krebs' 
aussehen lassen will.

Nein, ich meine das genauso simpel wie es sich anhört.
Zwei gegeneinander arbeitende Regler, die annähernd gleich schnell sind, 
bringen nur das System zum schwingen.

> Da sind sicher auch ein paar Regeln für den Fall widersprüchlicher
> Sensordaten hinterlegt.
Oha, von einer einfachen und robusten OK Rückkopplung zu einem 
regelbasierten Regelkreis mit zwei konkurierenden Regelgrößen. Nicht 
schlecht eskaliert für ein schnödes Netzteil.

> Bei Versorgung von kritischer
> Chemieverfahrenstechnik würde ich sowas als Anwendungsfall vermuten.
Das einzige was zuverlässig kritische Infrastruktur absichert ist 
Redundanz.
Nicht im Regelkreis, sondern das komplette Netzteil.

von Dieter (Gast)


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Für solche Fälle gibt es das Prinzip der "Nested Differential Feedback 
Loops". Trifft hier sogar zu, da der Flyback der interne Loop ist und 
die der OK (die Spannung wird über dem Glättungselko abgegriffen) der 
äußere Loop ist.

Redundanz ist wieder eine andere Liga und setzt andere Schwerpunkte. Der 
Aufwand ist auch entsprechend hoch bestehend aus meist Zweitgerät und 
Ausfallerkennung mit automatischer Umschalteung.

Hier ist es eigentlich ein ganz simple Abgreifen von einer bereits 
vorhanden Spannung, ohne nennenswerten Aufwand.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich kenne das eigentlich nur so - falls beide Regelungen vorhanden sind 
(Hilfswicklung und Optokoppler), daß der Optokoppler die 
Hilfswicklungs-Regelung im Normalfall komplett übersteuert. Sollte 
irgendwas in der Regelschleife versagen (beispielsweise Unterbrechung 
des LED-Stromes für den Optokoppler) verhindert die zweite Regelung über 
die Hilfswicklung, daß die Spannung am Ausgang mit Vollgas gen Himmel 
fährt und schlimmstenfalls alles zerballert, was dort angeschlossen ist.

Es gibt aber auch Regler-ICs, die den Wandler abschalten wenn sie für 
eine bestimmte (kurze) Zeit kein gültiges Feedback-Signal bekommen.

von Blumpf (Gast)


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Ich habe schon mehrere solche Wandler gebaut.
Das funktioniert, ist aber nicht sehr gut.

Erstens ist die Spannung oft stark lastabhängig, weil eine Hilfswicklung 
den Spannungsabfall am Gleichrichters auf der Sekundärseite und der 
Sekundärwicklung nicht ausgleichen kann.

Ein weiteres Problem ist, dass im Leerlauf die Ausgangsspannung stark 
ansteigen kann. Das Problem kennt man auch von kommerziellen 
DCDC-Wandlern.

Trotzdem reicht das für viele Anwendungen, ich nehme es z.B. für POE, 
oder 24V für Industrie.

Eine Optokoppler-Schaltung klassisch mit TL431 ist um Häuser genauer, 
weil die die Spannung auf der Sekundärseite misst.

Es tut schon, erwarte dir aber keine Wunder. Speziell  bei kleinen 
Trafos nicht.

von M. K. (Gast)


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OVP über die Hilfswicklung, das kenne ich auch.

Dieter schrieb:
> Hier ist es eigentlich ein ganz simple Abgreifen von einer bereits
> vorhanden Spannung, ohne nennenswerten Aufwand.
So simpel ist das nicht, deswegen sieht man das in freier Wildbahn ja 
auch nie.
Bisher reden wir immer noch über theoretische Konstrukte, aber ein 
reales Beispiel scheint niemand von uns bei einem Netzteil je gesehen zu 
haben.

Selbst die OVP über die Hilfswicklung ist heikel.
Lege ich die zu eng aus, geht das NT ständig in Störung, weil die 
Kopplung zwischen Hilfs- und Sekundärwicklung eher lose ist, da da auch 
ganz unterschiedliche Lastfälle vorliegen.

Lege ich die OVP entspannt aus, ist auf Sek bereits alles Tod bis das 
Teil anspricht. 20% Luft sind bei 5V eben schon 6V und das überlebt auf 
Logigseite nix.

Was Ben anspricht, sind Vorstufen, bei denen ich mit großen Schwankungen 
leben kann, z.B. PFC.
Wenn die OVP anspricht, geht das Ding in Hickup Mode.
Das hat aber mit der Spannungsausregelung nix zu tun.

Oh, Blumpf war schneller...

von Blumpf (Gast)


Angehängte Dateien:

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Anbei ein Beispiel für einen Wandler mit 15W Nennleistung und 48V 
Nennspannung, um das Problem zu illustrieren.

Bild:
blau=Spannung, orange=Leistung, x=mA, y=V oder W

Das sind gemessene Werte.

Man sieht beide Probleme:
Weiche Kennlinie zwischen 100 und 300mA, und das Ansteigen der Spannung 
im Leerlauf.
Bis 15W funktioniert das schon ganz gut, nur halt nicht toll.

von Dieter (Gast)


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Gesehen habe ich die Nutzung des Signals bei einem LED Netzteil. Der 
Strom wird geregelt ueber Messung am Shunt des Schaltmosfet.

Die Flybackspannung wird verwendet um bei  LED mit zu niedriger oder zu 
hoher Betriebsspannung abzuschalten. Als Nebeneffekt fuehren 
Ueberschwinger durch ESR Alterungsverluste der Elkos auch zur 
Abschaltung.
In der Anwendung also nicht als Regelung sondern als Abschaltkriterium. 
Da muss es nicht besonders genau sein.

von M. K. (Gast)


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Dieter schrieb:
> Gesehen habe ich die Nutzung des Signals bei einem LED Netzteil.
Da sind wir auf einer Linie.
Die Hilfswicklung dient dann nur dazu Open / Short an den Leds zu 
erkennen um das Netzteil zu schützen.

Im OK Fehlerfall brennen die LEDs trotzdem weg.
Nur das dann nicht unbegrenzt Leistung in Sek gepumpt wird, bis auch der 
Rest in den ewigen Jagdgründen verschwindet.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn am Ausgang eines Netzteils besonders schützenswerte Teile sind bzw. 
man sich gegen einen Amoklauf des Netzteils schützen will, kann man 
immer noch eine Schmelzsicherung und dahinter die gute alte Crowbar 
verbauen. Dann brennt im Extremfall die Sicherung durch bevor die 
angeschlossene Schaltung Schaden nimmt.

von Blumpf (Gast)


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M. K. schrieb:
> Die Hilfswicklung dient dann nur dazu Open / Short an den Leds zu
> erkennen um das Netzteil zu schützen.

Man kann schon über die Hilfswicklung regeln, das ist sogar gängig.
Es ist nur halt mit einigen eklatanten Nachteilen verbunden.
Das als zweiten Faktor für die Sicherheit zu nutzen, und ansonsten über 
den OK zu regeln, ist aber sinnvoll.

Man kann auch ohne Hilfswicklung und ohne Optokoppler regeln, und das 
funktinoiert sogar recht gut:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/LT8300.pdf
Dieser Regler benutzt die reflektierte Ausgangsspannung. Analog lässt 
sich das allerdings gut vergolden.

von Georg (Gast)


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Es gibt einige solche primärgeregelten ICs und alle die ich bisher mit 
LTSpice und TINA-TI simuliert habe neigen dazu die Ausgangsspannung bei 
kleiner Last ganz schön nach oben gehen zu lassen

von Blumpf (Gast)


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Georg schrieb:
> Es gibt einige solche primärgeregelten ICs und alle die ich bisher
> mit
> LTSpice und TINA-TI simuliert habe neigen dazu die Ausgangsspannung bei
> kleiner Last ganz schön nach oben gehen zu lassen

Das hat einen guten Grund.
Solche IC verlassen sich zur Regelung auf die reflektierte 
Ausgangsspannung. Das heißt: Er muss schalten, um am Ausgang zu messen.
Das heißt beim Flyback aber, dass zwangsläufig Energie in den Ausgang 
geht. Wird die nicht abgenommen, steigt die Spannung.

Daraus ergibt sich eine Minimallast.

Das steht so auch im Datenblatt, und muss bei der Auslegung 
berücksichtigt werden.

Gleiches gilt auch für Regler mit Hilfswicklung. Das ganze ist übrigens 
der Grund, warum viele isolierte DCDC eine Minimallast benötigen.

Das Konzept mit Optokoppler und TL431 kommt dagegen ohne aus.

Wenn man einen Regler baut, der auch bei µA keine Spannungsanstieg hat, 
braucht man ein solches Konzept, oder man fügt eine Grundlast ein.

von Dieter (Gast)


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Das eigentliche Problem ist, dass die Spannung in der Entladephase 
gemessen werden muss. Damit es nicht zu ungenau wird, mus die Zeitspanne 
der Überschwinger ausgetastet werden. Wenn der Ausgang gering belastet 
ist, dh kommt in den Bereich des lückenden Betriebes, dann fällt ein 
Teil der Messzeit in die Lücke und es werden zu niedrige Spannungen 
gemessen und die Ausgangsspannung wird zu hoch.

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