Hallo liebes Forum, ich hoffe sehr dass ich hier auf Leute treffe, die tief genug in der Marterie stecken, um meine Fragen zu beantworten. Das Internet hat es bislang nicht geschafft. Folgendes Szenario: Mein Rechner mit einem ASRock H87 Pro4 Motherboard, welcher mit einem Intel Xeon E3-1230v3 gesockelt ist, macht mir seit vorgestern Probleme. Das System ist ca. 6 Jahre alt und wurde immer gepflegt (gute Durchlüftung, einmal im Jahr Kühlkörper gereinigt usw.). System wurde nicht übertaktet oder sonstiges. Lief alles stabil bis ich Vorgesternmittag in den Ruhezustand geschalten habe und 20 min später wieder an machen wollte. Nachdem die Tastatur nur noch zweimal blinkte, ging nichts mehr an. Lüfter tourten hoch, jedoch keine SSD/HDD Zugriffe.. Power-LED hat nur geblinkt. Alles aus geschalten. BIOS Battery raus, gewartet. Alles zusammen gebaut, getestet. Nichts. Die Power-LED leuchtet beim Einschalten für 2s, die Lüfter drin ziehen an und direkt danach stirbt das System ab. 3s Ruhepause und dann wiederholt sich das ganze bis ich den Stecker ziehe. Da mein Netzteil mit 500 W etwa 100 W zu schwach für mein Gesamtsystem mit platten, Lüftern, GraKa usw. war (es aber seit 6 Jahren keine Probleme gab, da quasi nie auf Volllast gelaufen), war der Fall für mich klar und ich habe ein neues 850 W Netzteil gekauft und heute eingebaut. Der Fehler besteht aber noch immer. Und natürlich: ich habe alles vom MB entfernt, was nicht dran muss. Aktuell sind hier nur noch die CPU und einer von 4 RAM Riegeln drauf. Die RAM Riegel habe ich durchprobiert für den Fall dass hier ein defekt vorliegt. Spannungen vom ATX-Netzteil sind alle da und korrekt (auch unter Last). Als Elektrotechniker hat das alles mein Interesse geweckt und ich habe angefangen das MB zu vermessen. ESD wurde natürlich beachtet. Man kann deutlich sehen, dass das MB das NT mittels PS_ON Signal startet (PS_ON auf GND). 175ms danach kommt vom NT das PowerGood am MB an... weitere 250ms später, schaltet das MB das PS_ON wieder ab und die Runde beginnt von vorn. Nach meinem Verständnis, sollte mit dem PowerGood auch der Bootvorgang eingeleitet werden. Dies Bedarf dem BIOS, was ich mir als nächstes angeschaut habe. Hierzu habe ich den BIOS-Chip (gesockelt auf dem MB) entfernt, und den Sticker entfernt. Unter dem Mikroskop konnte ich den Typ ablesen: Winbond W25Q64FV. Mit dem Pinout aus dem Datenblatt konnte ich dann mittels Oszi das CLK Signal auf dem Motherboard proben und siehe da: es gibt keins. Das CLK Signal wird hoch gezogen wenn das Netzteil anläuft, und fällt dann wieder ab. Kein Taktsignal zu sehen. Außerdem Interessant: wenn das MB noch aus ist (also noch nicht auf den Powerknopf gedrückt wurde), dann habe ich 3,3V Versorgung am BIOS-Chip, diese stammen aus einem LM1117 der direkt daneben aus der 5V StandBy-Spannung runterregelt. Sobald ich das MB anschalte, wird die Spannung für den BIOS-Chip scheinbar nicht mehr aus der StandBy-Spannung erzeugt, denn dann bricht sie im Takt des Netzteiles ein. Nun zur eigentlichen Frage: Weiß jemand von euch was hier los ist? Wie bootet so ein Rechner genau? Wird das PowerGood-Signal vom NT schon durch das BIOS gehandelt oder läuft das separat? Das das MB noch kein CLK zum BIOS-IC sendet spricht entweder für ein kaputtes MB oder dafür, dass schon vor dem laden des Bios ein Problem auftritt. Was kümmert sich dann um die Überwachung des PowerGood? Ich bin offen und dankbar für jeglichen Input. Sollte ich was vergessen haben: fragt gern einfach nach! Vielen Dank schonmal für's lesen! Viele Grüße Tony
Spontane Vermutung, gerade wegen des 6 Jahre alten Mainboards: Elkos auf dem Board hinüber, am besten mal genau angucken.
Hallo, die habe ich alle schon angeschaut. Sind welche ohne Venthole,... daher auch schwer einzuschätzen. Sind aber weder ausgelaufen noch aufgebläht. Mittlerweile habe ich folgendes gefunden: Der Chip der für die PowerGood und die PS_ON Signale verantwortlich ist, ist der Nuvoton NCT6776D, dieser steuert alles... Auf Seite 56 dieses Datenblatts (https://media.digikey.com/pdf/Data%20Sheets/Nuvoton%20PDFs/NCT6776F,D.pdf) ist die Logik zu finden, welche auf das PSON Signal angewandt wird,... Einen Schritt näher,.. aber ich weis immernoch nicht, ob das Motherboard überhaupt defekt ist. Was kann es noch sein? Verhält sich der PC so wenn die CPU oder der BIOS Chip defekt ist? Grüße
Prüf mit einer anderen CPU, ohne Speicher und Graka müsste das Board mindestens piepsen. Mit einem anderen Netzteil hast Du ja schon getestet. Falls das Board dann bei seinem Spielchen bleibt, würde ich es als defekt einstufen.
Da ich keine Ersatz CPU habe und gebrauchte auch an die 100€ gehen wollte ich das Problem gern anders lösen.. Ich bin mittlerweile einen großen Schritt weiter. Ich habe das Blockschaltbild für PSON Logik Stück für Stück analysiert und habe das Problem gefunden. Am Nuvoton Chip pin 64 liegt das Steuersignal für den S3 Sleep State. Da der Pin als Eingang Funktioniert, wird hier auf eventuelle Sleep Anfragen vom System reagiert. In diesem Fall wird das Power Supply genau 32ms nach dem S3 Signal abgeschalten. Ich kann diese 32ms exakt mit dem Oszi messen,... Das ist also definitiv der Grund, warum der PC nicht startet. Noch vor dem POST wird das MB in den Sleep geschickt. Das verstehe ich absolut nicht, da ja alle Speicher entfernt sind, und nach CMOS Reset und Stunden ohne Strom keine Sleep Befehle mehr unterwegs sein sollten. Nichts desto trotz habe ich die Leiterbahnen auf dem MB verfolgt und konnte feststellen, dass dieses Signal im wesentlichen genutzt wird, um die Spannungsversorgungen zu schalten. Nach dem ich so ca 10 Leiterzüge nachverfolgt habe, gibt es nur noch eine die nicht als "Senke" für's Signal wirkt. Und die führt zum Chipsatz. In diesem Fall ein DH82H87 S R175. Jetzt frage ich mich nur noch, wie es sein kann, dass der Chipsatz den Sleep einleitet,... Woher kommt das? Grüße
Dein Forscherdrang in allen Ehren... aber kauf Dir einen neuen Computer! Zeit ist auch Geld. Den Chipsatz austauschen möchtest Du nicht, das ist so ein Board nicht wert und Du wirst auch nur schwierig Ersatz bekommen.
Ben B. schrieb: > Dein Forscherdrang in allen Ehren... aber kauf Dir einen neuen > Computer! evtl. nur neues MB, gibts ab 50 Ocken
Ich habe längst ein neues MB bestellt. Hier geht es mittlerweile eher um die Frage wie so etwas passieren kann und woran es liegt. Gibt es irgendwo Informationen wie so ein Chip Satz funktioniert? Quasi wie dieser seine Signale erzeugt? Grüße
Du kannst bei Intel anfragen. Aber das sind Dinge, mit denen sich normalerweise nur die Boardhersteller beschäftigen, wenn sie ihr BIOS dafür schreiben. Normalerweise initialisiert eine Art Mikrocontroller (kann im Chipsatz integriert sein) nach dem Anlegen des PG-Signals die Spannungsversorgung der CPU und ggf. weiterer Systemkomponenten, schaltet diese ein, die CPU wird freigegeben, die daraufhin ihren Reset-Vektor anspringt (sollte eine Adresse im Flash-ROM sein). Dadurch wird das BIOS gestartet, das dann alle weiteren Systemkomponenten (Speicher+Controller, Chipsatz, LAN/Sound/Grafik etc). initialisiert. Was davon nun schiefgeht... da gibt es soooooo viele Möglichkeiten. Werden die Spannungsregler für die CPU-Kern-Spannung und Speicher eingeschaltet? Wird die Spannungsversorgung für den Chipsatz eingeschaltet? Möglicherweise tritt da schon irgend ein Fehler auf. Nimm die CPU mal aus dem Sockel und setze sie neu ein wenn Du das noch nicht getan hast.
Hast du die Sache mit dem Versorgungseinbruch mal verfolgt? Da könnte ein fauler Elko schuld sein.
Tony schrieb: > Jetzt frage ich mich nur noch, wie es sein kann, dass der Chipsatz den > Sleep einleitet,... Woher kommt das? Das erste was bei einem MB mit Intel CPU startet, sobald Standby-Spannung anliegt, ist die Intel Management Engine mit eigenem Betriebssystem. Völlig unabhängig von der Hauptstromversorgung. Die sitzt im Chipsatz und steuert den weiteren Ablauf. https://en.wikipedia.org/wiki/Intel_Management_Engine
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Bearbeitet durch User
Tony schrieb: > Gibt es irgendwo Informationen wie so ein Chip Satz funktioniert? Quasi > wie dieser seine Signale erzeugt? Warum schaust du nicht einfach mal bei Intel vorbei? https://www.intel.com/content/dam/www/public/us/en/documents/datasheets/8-series-chipset-pch-datasheet.pdf
Vielleicht hängt das mit Deinem Ruhezustand zusammen, also alles OK! Ausprobieren: CMOS-Reset! - Netzstecker vom Computer ziehen das ist wichtig. - Die CMOS-Batterie entfernen - ca. 15 Minuten warten - eine neue 3V Batterie vom Lebendmittel Discount holen (etwa 2 Stück 3 Euro) oder die alte nachmessen, sollte so 3 Volt sein. - bei abgehängtem Stromkabel evtl. den Reset Jumper für CMOS auf dem Motherboard kurz umsetzen.
Mein Rechner, von 2012, hat neulich auch den Geist aufgegeben. Erst kam er nicht mehr aus dem Sleepmodus, anschließend kam es immer häufiger zu Abstürzen. Zuerst hatte ich die HDD in betracht gezogen, welche aber in Ordnung ist. Nach dem aufschrauben die Batterie gemessen, die war fast komplett leer gesaugt. Bei dem hinein friemeln der Ersatzbatterie ist mir der tatsächliche Fehler aufgefallen: Die PC Lüfterhalterung war gebrochen. Also ein Thermisches, bzw sogar ein Kontaktproblem an der CPU. Das könnte man eventuell bei der doch sehr ähnlichen Fehlerbeschreibung in Betracht ziehen. MB ist ein Asrock P4i45E mit einem AMD Phenom Black Edition.
Für einen E-Techniker hast Du mir zuwenig Ahnung. Überhaupt ist hier etwas faul. Das macht aber nix. Es könnte sein, dass Du beim Zurücksetzen des CMOS die Schottky-Diode für die 3Volt Batterie durchgebruzelt hast, weil das Netzkabel noch dran war. In diesem Fall funktioniert der Bootvorgang meistens doch noch, wenn man ein paar Minuten nach dem Einschalten einen Hardware Reset durchführt. Geschickte Leute schaffen das mit einem Schraubendreher, falls am Gerät kein Reset Schalter dran ist.
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